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Krumme Geschäfte

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Die Tür von Harrys Wohnung stand offen. Ich klopfte gegen das dunkle Holz der Tür und fragte. „Ist jemand da?“ Eine Stimme antwortete mir. „Ja, komm rein.“ Nervös ließ ich die Tür offen stehen und ging in die Wohnung. Instinktiv wollte ich mir einen schnellen Fluchtweg ermöglichen.

Mitten in seiner kleinen Ein-Zimmer-Wohnung stehend, erinnerte ich mich plötzlich, an das was hier vor wenigen Wochen geschehen war und geriet augenblicklich in Panik.

Ich wusste zwar, dass ich die Vergewaltigung durch Harry noch nicht verarbeitet, sondern lediglich verdrängt hatte. Dennoch hoffte ich, damit umgehen zu können.

In der Therapie, an der ich seit seiner Tat teilnahm, hatte ich gelernt, dass ich nicht schuld an seinem Verhalten gewesen war.

Er, Harry, war krank und litt ganz offenbar unter Minderwertigkeitsgefühlen. Deshalb reichte sein Selbstbewusstsein nicht aus, um auf die übliche Art und Weise an eine Freundin zu gelangen.

Zudem war ich die attraktive Freundin eines jungen Mannes, Scott, der mehr Geld und Einfluss hatte als er selber je haben würde und den er genau deshalb beneidete. Um sich auch einmal so zu fühlen wie Scott, hatte er sich meiner bemächtigt.

Ich sollte die geschehene Vergewaltigung daher nicht als von mir verschuldet ansehen, sondern versuchen es als Kompliment aufzufassen. Da ich so attraktiv war, dass er ausgerechnet mich unbedingt wollte.

Diese letztere Erklärung für das Geschehene empfand ich zwar als schrill und nicht wirklich tröstend. Aber dennoch half es mir, mit der Tat umzugehen.

Ich war attraktiv für Männer. Diese Tatsache stärkte zwar mein Selbstbewusstsein, ließ mich aber in Zukunft auch vorsichtiger sein. Schließlich sollte sich so eine Tat für mich nicht wiederholen.

Doch in Gegenwart von Harry und in der Enge seiner Wohnung traf mich das Geschehene wie ein Schlag. Erneut erlebte ich im Schnelldurchlauf seine Tat. Zitternd sah ich zu ihm herüber und reagierte entsprechend heftig, als er nun einen Schritt auf mich zuging.

„Nein, halt. Bleib dort stehen, wo Du bist“, schrie ich ihn fast an. Erstaunt sah er mich an und grinste dann überheblich. „Was ist denn los?“, fragte er übertrieben ruhig und schien völlig zu ignorieren, dass er mir schon einmal zu nahe gekommen war.

„Einmal reicht“, antwortete ich in einem harten Tonfall und machte mich bereit ihm notfalls zwischen die Beine zu treten. Grinsend meinte er nun. „Ach, Du meinst den Sex zwischen uns.“ Ein fieses Lächeln erschien auf seinem Gesicht.

„Schade, dass es Dir nicht gefallen hat, aber...“ Ich ließ ihn nicht ausreden. „Sag mal spinnst Du. Ich werde von Dir vergewaltigt und Du wunderst Dich, dass ich traumatische Erinnerungen daran habe.“

Überrascht schaute er mich an. Ich starrte unaufhörlich in sein Gesicht. Doch er konnte meinem Blick nicht standhalten und sah schließlich zur Seite.

Seine eigentlich weiße Gesichtshaut rötete sich etwas. Doch er ignorierte diese Gefühlsregung seines Körpers und sprach mit emotionsloser Stimme zu mir.

„Du hast mich doch angerufen. Du bist also freiwillig hier“, argumentierte er nach Minuten des Schweigens und schaute mich wieder an. Nickend holte ich den Grund meines erneuten Erscheinens aus meiner Handtasche.

„Hier fang“, sagte ich und warf ihm den kleinen Plastikbeutel zu, der von Scotts Drogen übrig war. „Was ist das?“ fragte er, fing das Päckchen auf und sah mich irritiert an.

„Das ist das Päckchen, das Du Scott vor kurzem verkauft hast. Ich will jetzt, dass Du es zurücknimmst und mir den Gegenwert von 3.000 Dollar gibst.“ Meine Hände hatte ich in meine Hüften gestemmt, um meiner Forderung mehr Nachdruck zu verleihen.

Dennoch ertönte umgehend ein höhnisches Lachen. „Jetzt spinnst Du aber. Warum soll ich den Stoff zukaufen? Woher weiß ich denn, dass im Päckchen immer noch das drin ist, was ich dort hineingefüllt habe?“ Grimmig schaute er mich an.

„Dann prüf es doch.“ Ich warf einen Blick auf den Tisch, neben dem ich stand. „Du hast hier doch sämtliche Dinge, um die Echtheit des Beutelinhalts zu überprüfen.“

Mit einem Wink auf seinen Tisch, versuchte ich ihn zur Eile zu drängen. Mir war nicht wohl in meiner Haut. Ich versuchte gerade einem Drogendealer Drogen zu verkaufen. So etwas hatte ich noch nie gemacht, weil ich wusste, dass es strafbar war.

„Wieso bringst Du mir das Päckchen überhaupt zurück?“ fragte er scheinheilig und sah mich mit leicht zugekniffenen Augen an. Er wollte besser abschätzen können, wie ich mich fühlte, denn meine Antwort kannte er längst.

„Scott braucht sie nicht mehr. Er ist tot“, antwortete ich mit tonloser Stimme. „Aha“, kam seine Antwort sofort. „Und Du hast jetzt keine bessere Idee als die Cops auf mich zu hetzen, indem Du hier herkommst?“

Entsetzt schüttelte ich meinen Kopf. „Wieso unterstellt er mir das?“, fragte ich mich. Gleichzeitig spürte ich wie mein Mut schwand und ich kurz davor war einzuknicken und alles hinzuwerfen.

Scotts Tod machte mir immer noch zu schaffen. Ich musste mich erst noch daran gewöhnen wieder allein zu sein.

„Nein, ich bin Umwege gefahren und habe mich draußen genau vergewissert, dass mir kein Cop weder in Uniform noch in zivil gefolgt ist.“ Harry nickte. Doch sein Gesicht zeigte immer noch Anspannung und Verärgerung.

„Dieser Scheißkerl. Musste er sich ausgerechnet mit meinem Stoff umbringen“, schimpfte er nun. Ich schluckte heftig und versuchte so gleichmäßig wie möglich zu atmen, um nicht doch noch aus der Rolle zu fallen.

„Außerdem, warum hat er sich eigentlich umgebracht? Hey, dieser Idiot hatte reiche Eltern, einen Spitzenjob in Aussicht und eine scharfe Braut als Verlobte?“ Er schüttelte seinen Kopf und erwartete keine Antwort von mir.

„Ich würde so gern noch einmal Sex mit Dir haben. Denn auf diese Weise hätte ich wenigstens etwas von dem was „ER“ hatte.“ Harry seufzte, griff sich in den Schritt und sah mich schmachten an. Ich erschrak und ging unwillkürlich einen Schritt rückwärts in Richtung Wohnungstür.

Ganz in Gedanken nickte Harry nun und dachte an das was er gern hätte und wohl nie würde erreichen können. Denn ihm fehlte das Geld dazu.

Ich beobachtete ihn, da mir seine Gegenwart unangenehm war. Zudem war ich erbost, denn ich konnte es nicht fassen, dass er mich nur vergewaltigt hatte, weil ich mit Scott verlobt gewesen war.

Neid, purer Neid, war das Motiv für seine Vergewaltigung von mir gewesen“, erkannte ich jetzt und wurde sehr wütend. Doch äußerlich blieb ich ruhig, da ich mein Geld noch nicht hatte.

„Wie kommst Du darauf ich würde Dir den Stoff wieder abkaufen?“ Harry war plötzlich wieder bei der Sache und tastete das Päckchen vorsichtig mit den Händen ab.

Irgendwie hatte ich mit dieser Frage und seinem Widerstand gegen einen Rückkauf gerechnet. Deshalb erklärte ich ihm daher ganz in Ruhe jetzt die Sachlage.

„Deine Fingerabdrücke sind auf dem Päckchen. Scott ist an Deinem Stoff gestorben. Das hat die Obduktion zweifelsfrei bewiesen.“ Ich lächelte, da ich sah wie grimmig sein Gesichtsausdruck wurde. Er ahnte ganz offensichtlich, dass ich ihn in der Hand hatte.

„Also, kaufst Du mir den Stoff nicht ab, dann reicht ein Hinweis von mir und die Cops nehmen Dich fest.“ Er schien nicht ganz überzeugt, weshalb er andeutete, dass er mich in die Sache mithineinziehen wollte.

„Deine Fingerabdrücke sind auch auf dem Päckchen, oder?“ Ich schüttelte meinen Kopf und zeigte ihm meine Finger. Ich hatte Klebestreifen an meinen Fingerspitzen befestigt, weshalb nur seine und Scotts Fingerabdrücke auf dem Päckchen waren.

Er nickte und dachte. „Sie ist nicht nur sexy, sondern auch clever.“ Seine Optionen abwägend bewegte er leicht seinen Kopf hin und her, dabei legte seine Stirn in Falten.

„Nun, ich vermutet, dass die Cops mir mehr glauben werden als Dir, wenn ich behaupte, dass Du diesen Stoff für Scott gekauft hast.“ Er grinste fies. Ich ahnte, dass er sich von mir doch nicht einschüchtern ließ.

„Das ist eine Lüge“, protestierte ich halbherzig. Er lachte amüsiert und entgegnete mir lässig. „ Das ist doch egal, denn das musst Du es erst einmal beweisen.“ Ich schnaufte ihn böse an, wusste aber nicht, wie ich jetzt reagieren sollte.

„Also, willst Du wirklich riskieren, dass Dich die Cops wegen vermeidlichem Drogenhandel festnehmen?“ Sein Grinsen war selbstsicher und frech. Er dachte, „sie ist eine Anfängerin. Wenn sie mich erschrecken will, muss sie mehr aufbieten.

Ich überlegte. „Mit dem Rest Kokain kann ich sowieso nichts anfangen. Wenn ich es die Toilette hinunterspüle, kriege ich auch kein Geld dafür. Also besser ich lasse ganz die Finger davon, bevor die Cops noch erfahren, was ich hier mache.

Grimmig antwortete ich jedoch. „Aber ich brauche das Geld.“ Er grinste wieder. „Nun, um Geld zu verdienen kannst Du ganz andere Sachen machen.“ Mit seinem Blick musterte er jetzt meinen Körper.

„Na ja. Wie wäre es, wenn ich Dir 200 Dollar für eine schnelle Nummer gebe.“ Ich starrte ihn an. „ Der Typ ist irre. Erst vergewaltigt er mich und dann will er aus mir eine Prostituierte machen“, dachte ich augenblicklich und geriet wieder in Panik. „Nein, auf keinen Fall. Außerdem brauche ich viel, viel mehr Geld“, antwortete ich schnell.

Sein Grinsen verschwand. Ich konnte sehen wie sehr er es bedauerte, dass ich seinem Vorschlag nicht zustimmte. „Du bist gierig“, behauptete er mit bösem Unterton. Ich schüttelte meinen Kopf. „Nein, mein Stipendium ist zu Ende. Ich muss Geld verdienen, bis ich einen Job habe.“

Er nickte, ich drehte mich in Richtung Tür und machte ein paar Schritte von ihm weg. Denn er schien meine Beweggründe nicht verstanden zu haben. „Na ja. Ich hätte da vielleicht einen Job für Dich.“ Er steckte seine rechte Hand in eine Hosentasche seiner Jeans und holte einen mehrfach gefalteten Zettel hervor.

Ich stoppte meine Schritte, drehte mich wieder zu ihm um und fragte irritiert: “Wie meinst Du dass?“ Grinsend musterte er mich. „Ich habe gehört, dass Du Scotts Corvette geklaut hast.“ Sein Grinsen breitete sich über sein ganzes Gesicht aus.

„Hat mich überrascht. Aber auch auf eine Idee gebracht.“ Er räusperte sich. „Also, wenn Du Diebstahlsicherungen an teuren Autos knacken kannst, dann hätte ich da einen Auftrag für Dich.“

Im Flur seiner kleinen Wohnung stehend, überlegte ich einen Moment. Dann überwog die Notwendigkeit Geld zu verdienen meine Vorsicht. „Um was für ein Auto handelt es sich?“ Sein Grinsen wurde noch intensiver. „Um einen Cadillac der Spitzenklasse. 5.000 Dollar wären für Dich drin.“ Wieder musterte er mich.

5.000 Dollar“, dachte ich, „damit könnte ich mich zumindest kurze Zeit über Wasser halten“ und willigte mit einem Nicken ein, ohne weiter nachzudenken.

„Gut, hier sind die Daten die Du brauchst“, er reichte mir das gefaltete Stück Papier. Mir war unwohl, weil er mir dabei für einen Moment sehr nah kam. „Scheiße“, dachte ich, „erst bringt mich dieser Mistkerl in diese Lage und dann versucht er auch noch Kapital daraus zu schlagen.“ Doch ich sagte nichts, da ich das Geld wirklich dringend brauchte.

„Wie kann ich Dich erreichen?“ fragte er nun und wollte meine Nummer in sein Phone eintippen. „Ich melde mich bei Dir, wenn ich den Wagen habe. Wir treffen uns dann bei der Übergabe.“ Er nickte und grinste amüsiert. Ich schien ihn plötzlich doch überrascht zu haben.

Schnellen Schrittes verließ ich seine Wohnung. Auf der Straße wurde ich nicht langsamer bis ich Viviennes Wagen erreicht hatte, da ich so schnell wie möglich, seine Gegend verlassen wollte.

Susan - Falsche Freunde

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