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Umzug nach Mexiko

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Der Abschied von ihrer Heimatstadt Hamburg kam dann doch schneller als Cassandra gedacht hatte. Es fiel ihr schwer ihre Eltern und ihre Freunde in Hamburg zurück zu lassen. René erging es nicht anders. Aber sowohl Lissi und Robert als auch Sabine und Jürgen hatten versprochen sie und ihre Enkelkinder in Mexiko zu besuchen. Emilie und Christian wollten ebenfalls nach Mexiko kommen, um sich das Land, die Leute und natürlich den neuen Wohnort von Cassandra und René anzuschauen.

Im Flugzeug schlief Cassandra erschöpft ein. Sie hatte zusammen mit Henri die gesamte Planung ihres Umzuges übernommen und war dementsprechend angespannt und nervös gewesen bis zur letzten Minute. René hatte ihr nicht helfen können, da die Bank ihn bis zum letzten Tag in Hamburg brauchte. Daher hatte er vollstes Verständnis für die Erschöpfung seiner Frau. Er fragte nach einer Decke für sie, die er dann liebevoll über sie ausbreitete und ließ sie dann in Ruhe schlafen.

Cassandra erwachte erst als René ihr einen zärtlichen Kuss gab und sie fragte, ob sie frühstücken wolle. Verschlafen und irritiert sah sie ihn an. Er grinste und küsste sie erneut. „Ja, ich möchte frühstücken“, sagte sie nun zögernd. Dann setzte sie sich auf und klappte das Tischchen vor sich herunter. „Du hast nach dem frühen Abendessen gestern, den ganzen Flug über geschlafen“, erklärte ihr nun René mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Sie sah in ungläubig an. „Ich kann mir jetzt nicht vorstellen in kürze aus dem Flugzeug zusteigen und mexikanischen Boden zu betreten. Ich bin gefühlsmäßig immer noch in Hamburg. Ich, ich habe Angst.“ Sie trank einen Schluck von ihrem Kaffee und sah René ängstlich an. Er nickte besorgt, da er wusste wovor sie Angst hatte. „Wir schaffen das“, sagte er mit Zuversicht und lächelte sie selbstsicher an.

Doch sein Herz schmerzte bei dem Gedanken, dass José ihm Cassandra erneut streitig machen könnte. Er war den ewigen Konkurrenzkampf mit José um Cassandra leid. Dennoch hatte er sich bewusst für diesen Auslandsaufenthalt entschieden. Die Aufgabe reizte ihn zu sehr. Er wollte sich noch einmal beweisen, dass er zum Manager taugte und Führungsaufgaben übernehmen konnte.

Nach der Gepäckausgabe steuerten Cassandra und René mit ihrer Familie direkt auf die Ankunftshalle zu. Erfreut bemerkte Cassandra, dass das Empfangskomitee nur aus ihrem Bruder Michael bestand. „Laß Dich umarmen, kleine Schwester.“ Michael ließ es sich nicht nehmen sie wie immer mit diesem Spruch zu begrüßen, um sie dann liebevoll zu umarmen. „Es ist so schön Dich zu sehen“, bestätigte sie ihm und ließ sich erneut umarmen.

Dann begrüßten sich die Männer. René sah man an, dass er froh war nur von Michael begrüßt und abgeholt zu werden. Henri atmete ebenfalls auf, da er nicht schon am Flughafen das Konkurrenzverhalten von René und José erleben wollte.

„Ich fahre Euch direkt zu Eurem Haus“, sagte Michael und grinste vielsagend. Dann ging er voran zum Kleinbus, den er im Parkhaus am Flughafen der mexikanischen Hauptstadt geparkt hatte und lud gemeinsam mit René das Gepäck ein.

Die Fahrt war lang, da gerade einmal wieder Hauptverkehrszeit war und Stau herrschte. René nutzte die Zeit und sah sich in der Stadt um. Cassandra beobachtete ihn und bemerkte schnell, dass er einen grübelnden Gesichtsausdruck annahm. Sie grinste, da sie wusste, dass er am Überlegen und Planen war, wenn er so aussah. Liebevoll legte sie ihre linke Hand auf seinen rechten Oberschenkel und lächelte zufrieden. Sie wusste, dass dieser Aufenthalt für ihn das Richtige war. Sie hoffte nur, dass auch alle anderen Familienmitglieder davon profitieren würden.

Nach einiger Zeit fuhren sie durch ein Wohnviertel mit großen Grundstücken hinter hohen Mauern. Bäume standen am Straßenrand und der Bürgersteig war breit genug zum Spazieren gehen. Wenige Autos kamen ihnen entgegen. Es war ganz offensichtlich ein ruhiges Viertel.

Dann bog Michael in eine Einfahrt ein und betätigte eine Fernbedienung, die auf dem Armaturenbrett des Kleinbusses lag. Ein Garagentor öffnete sich und gab den Blick frei in eine geräumige Doppelgarage, in der bis jetzt nur ein Auto stand. Michael parkte den Kleinbus neben dem Auto, während sich das Tor hinter ihnen wieder schloss und ließ alle aussteigen.

René wollte sich um das Gepäck kümmern, doch Michael stoppte ihn. „Das Gepäck ins Haus zu tragen ist die Aufgabe Deines neuen Chauffeurs. Er wird Dich im Haus treffen.“ René sah Michael irritiert an. Michael grinste und erklärte ihm. „Dein Chauffeur freut sich über jede Arbeit, die er für Dich erledigen kann. Er wird dafür bezahlt.“ René nickte.

Doch es irritierte ihn, sich von jemandem bedienen zu lassen. Allerdings wusste er, dass dies keine Bedienung im allgemeinen Sinn war, sondern zum festgelegten Tätigkeitsbereich seines Chauffeurs gehörte. Dieser Mann würde auch andere Dinge für ihn erledigen, wenn es notwendig war, wie zum Beispiel seinen Anzug aus der Reinigung holen oder Briefe zur Post bringen.

Als Cassandra neben René aus der Garage trat, blieb sie überrascht stehen und staunte. Das Haus, das Michael für sie ausgesucht hatte, war groß und stattlich. Es sah nicht aus wie das typische mexikanische Stadthaus, sondern eher wie eine deutsche Villa mit Satteldach. „Wow“, ließ Cassandra sich vernehmen und fragte Michael sofort nach den Eckdaten des Hauses, während sie zwischen ihm und René auf das Haus zuging.

„Der Garten den ihr hier seht ist gut 1.200 qm² groß, das Haus hat 200 qm² Wohnfläche. Ihr habt 8 Räume, drei Bäder und ein wirklich großes Wohnzimmer. Aber wartet bitte einen Moment. Ich werde Euch gleich alles zeigen.“

Dann öffnete Michael die Eingangstür und ließ alle eintreten. Im Haus wechselte er ein paar Worte mit einem kleinen, drahtigen Mann, der daraufhin René und Cassandra höflich grüßte und in Richtung Garage verschwand.

Michael zeigte seiner Schwester und seinem Schwager zuerst das Obergeschoß. Während er dann ein paar Fragen von René beantwortete und Isabella mit ihren Geschwistern über die Verteilung der Zimmer stritt, ging Cassandra mit Henri wieder ins Erdgeschoß. Sie sahen sich die Küche, das Arbeitszimmer, den Wirtschaftsraum mit Waschmaschine und Trockner, das Gästezimmer und dann das sehr große Wohnzimmer an.

Während Henri nun in den Garten schritt, blieb Cassandra im Wohnzimmer. Sie war von der Gestaltung und Aufteilung des Hauses begeistert und wollte nun schon einmal überlegen, wo und wie sie die Möbel aufstellen könnte, die sich im Moment noch in einem Container auf einem Schiff auf dem Weg nach Mexikostadt befanden, als plötzlich José neben ihr stand. Cassandra erschrak, da sie nicht mit seinem plötzlichen Erscheinen gerechnet hatte.

„Was machst Du denn hier? Äh, ich meine, wo kommst Du denn plötzlich her? Ach, Du bringst mich völlig durcheinander.“ Cassandra war hörbar irritiert von seiner Gegenwart. Ihr Herz hatte augenblicklich heftig angefangen zu schlagen und trug zu ihrer Verunsicherung bei.

Ihn amüsierte es. Er nutzte ihre Irritation, um sie in seine Arme zu nehmen und innig zu umarmen. Er war so enorm glücklich sie wieder bei sich zu haben. Dann schaute er in ihr schönes, ihn sofort wieder verzauberndes Gesicht. Ihre blauen Augen strahlten vor Freude ihn wiederzusehen, doch einen Kuss verweigerte sie ihm.

José grinste. Doch innerlich war er enttäuscht, dass sie ihm einen ersten Kuss verweigerte. Sanft strich er nun über eine Wange von ihr, sah tief in ihre blauen Augen und lenkte sie mit einer Frage ab.

„Nun, wie gefällt Dir das Haus?“ Sie lächelte ihn an und musste gestehen. „Es ist wunderschön und so viel größer als ich dachte.“ Er freute sich über ihre Äußerung, die sie unwillkürlich durch ihr Lächeln bestätigte. Dann küsste er sie, ohne dass sie es verhindern konnte. Er ist frech wie schon immer, dachte sie erregt und hörte ihm weiter zu. Sie hatte seinen Kuss genossen, wollte es aber nicht zugeben.

„Ich habe das Haus zusammen mit Michael ausgesucht. Ich wusste, dass es Dir gefallen würde. Es wurde für einen Deutschen gebaut, der es nun an seine Landsleute vermietet.“ Sie nickte erfreut über diese Information und sah sich noch einmal im Wohnzimmer um.

José beobachtete sie dabei. Sein Herz klopfte wild, so glücklich und erregt war er sie endlich wieder zu sehen. Sie jetzt in seinen Armen zu halten und zu küssen, war mehr als er für den ersten Tag erhofft hatte.

Sie küsste ihn zurück, da sie deutlich spürte, dass ihre gegenseitige Leidenschaft wieder entflammt war und sie sich sehr wohl in seiner Gegenwart fühlte. Dennoch sagte sie jetzt. „José, laß mich bitte los, bevor René uns so sieht.“

Er schüttelte den Kopf und küsste sie erneut, während seine Umarmung innig blieb. So schnell wollte er sie nicht wieder loslassen. „Freust Du Dich denn nicht mich zusehen? Magst Du meine Umarmung und meine Küsse denn nicht mehr?“ Seine Stimme klang sanft, aber auch ein wenig anklagend. Doch sein nachfolgendes Lächeln war so charmant, dass Cassandra ihn nicht belügen konnte.

„Aber ja, ich freue mich sehr Dich wiederzusehen. Ich, … ich möchte nur René nicht verärgern.“ Sie lächelte etwas unsicher und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. José hatte es einmal wieder geschafft. Er war erst wenige Minuten in ihrer Nähe und hatte bereits das von ihr so gefürchtete Gefühlschaos in ihr ausgelöst. Sie seufzte.

Dennoch genoss sie seine Umarmung und seine Küsse. Es fühlte sich so gut und so richtig an von ihm Zärtlichkeit zu bekommen. Trotzdem flehte sie ihn an. „José, bitte laß mich los.“ „Aber wieso denn? Ich liebe Dich. Ich verzehre mich nach Dir. Und ich kann spüren, dass ich Dir nach wie vor nicht gleichgültig bin.“ Dann küsst er sie erneut.

Sie spürte, dass sie nicht den Hauch einer Chance hatte seinem Charme und seiner Zärtlichkeit zu entkommen. Sie seufzte und schmiegte sich für einen Moment an ihn. Er sah seine Worte bestätigt, genoss ihre Zuneigung und war einfach nur glücklich.

Dann hörten sie die Stimmen von René und Michael, die gerade auf dem Weg zu ihnen ins Wohnzimmer waren. Abrupt löste sich José von Cassandra. Vorsichthalber nahm er sogar einen Schritt Abstand von ihr. Er wollte vermeiden, dass René von Anfang an wusste, dass er wieder Cassandras Nähe suchte und fand.

Als sich Sekunden später die Blicke der beiden Konkurrenten trafen, wurden ihre Gesichtszüge sehr ernst. Michael erschrak und stoppte unwillkürlich seinen Redefluss. Um möglichst keine peinliche Situation aufkommen zu lassen, sprach er dann schnell weiter über das Haus und zeigte René den Blick in den großen Garten, aus dem Henri in diesem Moment gerade zurück ins Wohnzimmer kam. Henri sah José und begrüßte ihn. Dann verwickelte er ihn in ein Gespräch, um ihn möglichst lange von René fernzuhalten.

Doch die Mühe, die sich Michael und auch Henri gaben, war vergebens. Für René und José war sofort klar gewesen, dass ihr Konkurrenzkampf weitergehen würde. Cassandra wusste das und sah besorgt von José zu ihrem Mann.

Enrique war mit seinem Vater zum neuen Haus von Cassandra und René gefahren. Nun suchte er Isabella in den verschiedenen Zimmern. Als er sie in einem der Zimmer im Obergeschoß fand, strahlte er vor Freude und Glück sie wieder zu sehen.

Mit den ehrlich empfundenen Worten „Du bist noch schöner als vor einem Jahr“ begrüßte er sie. Dann stand er zögernd und etwas unsicher im Türrahmen der Zimmertür und sah sie einfach nur an. Sie lächelte geschmeichelt und ging auf ihn zu. „Warst Du dabei, als mein Onkel dieses Haus aussuchte?“, fragte sie ihn, da auch sie unsicher war und nicht recht wusste wie sie auf ihn reagieren sollte.

Enrique schüttelte seinen Kopf. „Nein, Onkel Michael hat mit meinem Vater zusammen gearbeitet. Ich hatte mit der Suche nichts zu tun.“ Isabella hatte ihm aufmerksam zugehört und stand nun nur noch einen Schritt von ihm entfernt. Sein Herz pochte heftig und er wusste nicht was er nun tun sollte. Daher entschloss er sich einfach seinen Gefühlen zu folgen. Weshalb er Isabella nun vorsichtig und sehr zärtlich küsste.

Sie wich seinem Kuss nicht aus, sah ihn aber irritiert an. Er grinste und nutzte ihre Irritation, um sie zu umarmen und erneut zu küssen. Als er ihren Körper in seinen Armen spürte, sprudelte es nur so aus ihm heraus.

„Ich weiß, dass Du mit mir Schluss gemacht hast und einen Freund in Hamburg hattest. Aber das ist mir egal. Ich liebe Dich und ich will Dich zurück.“ Durch sein ehrliches Geständnis erregt, atmete er schneller und wurde unruhig. Dann sah sie erwartungsvoll an.

Sie war überrascht, da sie nicht mit einer erneuten Liebeserklärung von ihm gerechnet hatte. Sie spürte seine feste Umarmung, die ihr nicht unangenehm war und hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn so mies behandelt hatte.

„Enrique“, sagte sie zögernd „ich weiß nicht was ich für Dich empfinde und ich möchte Dich nicht ein zweites Mal enttäuschen.“ Unsicher sah sie ihn nun an. Er lächelte glücklich und küsste sie erneut. Es fühlte sich so wunderbar und so richtig an sie zu küssen.

„Wir lassen es ganz langsam angehen, damit Du Deine Gefühle für mich überprüfen kannst. Solltest Du mich dann doch nicht lieben, dann“ er zögerte die nächsten Worte auszusprechen, da er hoffte, dass sie sich auf jeden Fall in ihn verlieben würde. Sanft und sehr verliebt sah er daher tief in ihre blauen Augen.

„ Solltest Du mich dann leider doch nicht lieben…Tja, dann werde ich wohl ohne Dich leben müssen.“ Er seufzte. Dieser Gedanke war der schlimmste Fall der eintreten könnte. Doch noch war es nicht so weit. Er hatte jetzt eine zweite Chance mit ihr, die er unbedingt nutzen wollte.

Seine letzten Worte hatten so traurig geklungen, dass Isabella sich genötigt sah ihn zu küssen, um ihm zumindest die Hoffnung für eine zukünftige Beziehung mit ihr zu geben. Ermuntert von ihrem Kuss, küsste er sie nun noch einmal und umarmte sie noch inniger. Ihr Verhalten gab ihm die Hoffnung auf eine Liebesbeziehung mit ihr.

Glücklich strahlend und Hand in Hand ging er nun mit ihr die Treppe hinunter ins Erdgeschoß und dann ins Wohnzimmer. Dort unterhielten sich die Erwachsenen gerade über das neue Haus. Als alle anwesenden Isabella und Enrique sahen, stoppte das Gespräch unwillkürlich, da keiner damit gerechnet hatte, beide wie ein Liebespaar Händchenhaltend zu sehen.

Enrique freute sich über diese unerwartete Aufmerksamkeit und fragte dann selbstbewusst seinen Vater. „Papa, kann ich die Autoschlüssel für Deinen Wagen haben? Ich möchte Isabella die Uni zeigen. Sie wird dort mit mir studieren.“ José grinste und reichte seinem Sohn den Schlüssel seines Autos. Die Marke des Wagens war genau zu erkennen. José fuhr ein Auto der gehobenen Fahrzeugklasse seines deutschen Arbeitgebers. Er war sehr stolz auf das Fahrzeug, da es signalisierte, dass er zu den Führungskräften in seiner Firma gehörte.

„Aber sei rechtzeitig zurück“ ermahnte er seinen Sohn, bevor er ihn gehenließ. „Klar, Vater. Wir sind pünktlich zurück“, antwortete Enrique und zwinkerte seinem Vater vielsagend zu. José grinste und war stolz auf seinen Sohn.

„Rechtzeitig zurück? Wofür?“, fragte nun René neugierig und etwas irritiert. Er fühlte sich ganz offensichtlich in seinem neuen Haus noch nicht ganz wohl. José grinste ihn schelmisch an, während Michael ihm nun antwortete. „Wir haben für Euch eine kleine Willkommens-Party organisiert. Es kommen Familienmitglieder und ein paar Freunde von José und mir. Maria und Antonia kümmern sich um das Essen und bringen auch noch ein paar Stühle mit.“

Überrascht sah René nun Michael an. „Eine Party?“, fragte er erstaunt. Cassandra war sofort klar, dass ihr Mann nicht begeistert war von dem Gedanken heute Abend noch Gastgeber spielen zu müssen. Er hatte ihr vorhin auf dem Weg zum Haus schon zugeflüstert, dass er sich auf einen ruhigen ersten Abend mit ihr freue. Doch nun war klar, dass mit Ruhe nicht zu rechnen war. Im Gegenteil.

Kurz nach dieser Ankündigung trafen auch schon Maria und Antonia ein. Sie brachten Carmen und Carlotta mit. Raúl und sein jüngerer Bruder Manuel erschienen ebenfalls im Haus und stellten Tische und Stühle auf. Im Handumdrehen sah das Wohnzimmer sehr gastlich aus und war bereit für viele Gäste.

Doch bevor die Party beginnen würde, blieb noch ein Moment Zeit für eine herzliche Begrüßung von Cassandra durch Maria, die sich sichtlich freute ihre deutsche Schwägerin wieder zu treffen. Während die beiden Frauen fröhlich Neuigkeiten austauschten, wurden sie skeptisch von Antonia beäugt. Sie verstand zwar, wieso Maria Cassandra so gern mochte, dennoch teilte sie verständlicher Weise die große Freude ihrer Schwägerin nicht.

Antonia sah in Cassandra sofort wieder die Konkurrentin, um die Liebe von José. Zwar hatte Cassandra immer wieder demonstrativ Antonias Rechte als Ehefrau verteidigt, dennoch hatte sie José zum Ehebruch ermuntert. Davon war Antonia überzeugt. Entsprechend kühl und distanziert fiel die Begrüßung der beiden Frauen aus.

Cassandra vermied jegliche Konfrontation mit Antonia. Stattdessen übernahm sie an diesem Abend so schnell wie möglich ihre Aufgaben als Gastgeberin und begrüßte an der Seite von René alle ankommenden Gäste sehr freundlich. Michael half den beiden, in dem er jeden Gast mit Namen begrüßte und die Gastgeber vorstellte.

José stand nicht weit von Cassandra entfernt und schaute interessiert zu wie charmant und bezaubernd sie alle Gäste begrüßte. Ein breites, zufriedenes Grinsen lag auf seinem Gesicht. Er hoffte auf einen amüsanten Abend und weitere Aufmerksamkeit durch Cassandra, die er nicht aus den Augen ließ.

Das Wohnzimmer füllte sich mit Personen, die fröhlich durcheinander redeten und vom leckeren Büffet probierten. Cassandra und René gingen gemeinsam durch die Reihen ihrer Gäste und sprachen mal mit dem einen mal mit dem anderen. Dann blieb René bei einer Gruppe stehen, die ihn nach beruflichen Dingen fragte, während Cassandra sich weiter auch um das kulinarische Wohl ihrer Gäste kümmerte.

Maria hatte in der Küche noch ein paar Schüsseln und fertig dekorierte Teller hingestellt, die Cassandra nun zusammen mit ihrer Schwägerin ins Wohnzimmer trug. Dabei fühlte Cassandra sich beobachtet. Als sie zur Seite schaute, sah sie den skeptischen Blick von Martha. Josés Mutter mochte Cassandra nicht besonders, da sie sich in die Ehe von José und Antonia immer wieder einmischte.

Martha war nur zu deutlich klar, dass José wohl nie seine Finger von Cassandra lassen würde. Daher war es für sie unverständlich, dass René ein derartiges Risiko einging und seine Ehefrau seinem Konkurrenten derart dicht vor die Nase hielt. Renés beruflichen Ehrgeiz konnte Martha nicht verstehen. Sie hielt ihn für arglos, wenn er meinte José von Cassandra verhalten zu können.

Cassandra hatte mehrfach versucht Marthas Sympathie zu gewinnen. Dennoch war auch ihr klar, dass sie von Martha als Eindringling in die Ehe von José und Antonia angesehen wurde. Entsprechend vorsichtig und diplomatisch ging Cassandra mit Martha um.

Da sie wusste, welches Gericht, das Maria zubereitet hatte, das bevorzugte von Martha war, versuchte sie mit einer Portion davon , Martha milde zu stimmen. Martha durchschaute sofort diesen Versuch einer Einschmeichelung, nahm aber dennoch mit einem Lächeln den angebotenen Teller entgegen. Cassandra setzte sich neben sie und brachte das Gespräch geschickt auf ihre Kinder, von denen sie gern erzählte. Martha gewann den von Cassandra erwünschten Eindruck, dass sie wirklich eine liebevolle und fürsorgliche Mutter war.

Dann erklang plötzlich Musik. Drei Musiker waren erschienen und spielten typisch mexikanische Mariachi-Musik. Cassandra lächelte Martha vergnügt an, als José sie überraschend zum Tanzen holte. Zusammen mit ihr wirbelte José schwungvoll über den Boden und tanzte zu mehreren schnellen Liedern mit ihr. Die umstehenden Personen applaudierten und weitere Paare nutzten die Musik zum Tanzen.

Antonia hatte mit ernster Miene und großer Missbilligung gesehen, dass und wie José mit Cassandra tanzte. Sie fühlte sich gekränkt und gedemütigt von ihm, da Freunde von ihm und ihr anwesend waren, die nun mitbekamen, dass es in ihrer Ehe Probleme gab, da er nicht mit seiner Ehefrau, sondern einer ganz anderen Frau tanzte.

Martha hatte ihren ältesten Sohn und Cassandra auch ganz genau beobachtet. José sah Cassandra immer noch mit diesem Feuer aus Leidenschaft und Liebe an. Es war ein Blick, den sie bei ihm nie sah, wenn Antonia in seiner Nähe war. Martha seufzte. Sie ahnte, dass Cassandra es trotz gegenteiliger Beteuerungen schaffen würde, die Ehe von José und Antonia zu einem abrupten Ende zu bringen.

José tanzte, von René unbemerkt, mit Cassandra in den nun im Halbdunkel liegenden Garten. Außer Sichtweite aller Gäste stoppte José, um Cassandra innig zu umarmen und leidenschaftlich zu küssen. Sie seufzte und genoss ohne Widerstand zu zeigen seine Zärtlichkeit. Nach ein paar weiteren Küssen, fragte er.

„Was wollte meine Mutter von Dir?“ dann sah er mit neugierigem Blick in ihr schönes Gesicht. Cassandra lächelte ihn glücklich an. „Nun, das übliche. Sie sieht mich als eine Gefahr für Deine Ehe an und will, dass ich mich von Dir fernhalte“, antwortete sie wahrheitsgemäß. José lachte leise amüsiert auf. Dann küsste er Cassandra erneut. Sie schmiegte sich an ihn, da sie über glücklich war, ihn wieder in ihrer Nähe zu haben.

„Nun“, fragte er jetzt provokant. „Wirst Du Dich an ihre Anweisung halten und Dich von mir fernhalten?“ Cassandra grinste und schüttelte leicht ihren Kopf. „Nein, niemals. Ich bin glücklich in Deiner Nähe. Warum also sollte ich nicht Zeit mit Dir verbringen?“ Ein kokettes Lächeln huschte nun über ihr Gesicht, da sie genau wusste was Martha wirklich gemeint hatte und dass José sich nicht mit ein bißchen Zeit zufrieden geben würde. Sie wusste genau, dass er wesentlich mehr von ihr wollte. Doch dieser Moment war nicht der richtige, um ihm klar zu machen, dass sie René treu bleiben wollte. Egal was er versuchen würde.

Torn apart - Zerrissen zwischen zwei Männern

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