Читать книгу Torn apart - Zerrissen zwischen zwei Männern - Cedrina Lautenfeld - Страница 5

Urlaub in Mexiko

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Cassandra und René hatten ihren Urlaub in Mexiko mit ihren Kindern und mit Henri gut geplant. Sie flogen in den Sommerferien in dieses Land, dass Cassandra immer noch so sehr liebte und dessen Sprache inzwischen nicht nur sie, sondern auch Isabella und René sprachen.

Isabella, die jetzt 20 Jahre alt war und an der Hamburger Universität BWL studierte, so wie damals ihre Eltern, hatte nebenbei fleißig Spanisch gelernt. Es hatte ihr Freude gemacht diese Sprache zu lernen und sie mit den Kindern und mit Maria, der Ehefrau ihres Onkels Michael, zu sprechen. Daher freute sie sich sehr wieder nach Mexiko zu reisen, um das Land besser kennen zu lernen und um ihre Verwandtschaft zu treffen.

Ihre jüngeren Geschwister Markus, 12 Jahre und Katharina, 10 Jahre, waren noch dabei Spanisch zu lernen. Aber auch sie hatten Spaß an dieser Sprache und wollten sie bald so gut sprechen können wie Englisch. Daher hatten sie auch Spanisch als zweite Fremdsprache an ihrem Gymnasium gewählt.

Henri hatte schon vor Jahren mit Isabella zusammen begonnen Spanisch zu lernen. Es viel ihm zwar schwer sich diese Sprache anzueignen, doch die Energie und Euphorie mit der Isabella damals an diese Sprache heranging, erleichterte ihm das Lernen.

René hatte sich bei all der offensichtlichen Euphorie über die spanische Sprache in seiner Familie, einem Sprachkurs nicht entziehen können. Denn schließlich wollte er nicht der einzige sein, der kein Spanisch sprach. Eifrig hatte er daher in den letzten Monaten vor ihrem Urlaub in Mexiko die Landessprache gelernt.

Cassandra und René wollten zwei Wochen durch Mexiko reisen und sich dabei den nördlichen Bundesstaat Jalisco, seine kulturhistorisch interessante Hauptstadt Guadalajara und den Badeort Puerto Vallarta sowie weitere Teile des Bundesstaates ansehen. Danach war ein Besuch bei Michael und seiner Familie in Puebla geplant. José und seine Familie würden sie dann auch wiedersehen.

Cassandra freute sich auf das Wiedersehen, während René dem Treffen mit gemischten Gefühlen entgegensah. José war immer noch ein ernstzunehmender Konkurrent. Er hatte zwar ihren Konkurrenzkampf gewonnen und Cassandra geheiratet. Doch wusste er, dass José den Kontakt zu Cassandra nie hatte abbrechen lassen. Diese Tatsache warnte ihn. Er wollte daher besonders aufmerksam sein, wenn sich José demnächst wieder in Cassandras Nähe befand.

Als sie nach zwei Wochen Rundreise im Land in Puebla ankamen, um Michael, Cassandras älteren Bruder nach langer Zeit wieder zu sehen, war die Freude auf beiden Seiten sehr groß. Michael umarmte seine jüngere Schwester sehr liebevoll und freute sich sehr sie wieder zu sehen. Er sah, dass es ihr gut ging und sie offensichtlich immer noch sehr glücklich war mit René. Dann begrüßte er seinen deutschen Schwager, den er als seinen Freund betrachtete und mit dem er sich gern unterhielt.

Maria begrüßte ihre deutsche Schwägerin Cassandra sehr herzlich. Die beiden Frauen mochten sich und tauschten schnell auf Spanisch ein paar wichtige Informationen aus. Maria war erstaunt wie gut Cassandras Kinder Spanisch sprachen und unterhielt sich gern mit ihnen. Auch Renés Spanisch konnte sie gut verstehen. Es amüsierte sie ihn plötzlich in ihrer Muttersprache reden zu hören.

Henri wurde ebenfalls wie ein Familienmitglied begrüßt. Er gehörte seit Jahren dazu, auch wenn jeder wusste, dass er eigentlich nicht verwandt war. Seine Bemühungen um die spanische Sprache wurden geschätzt. Jeder achtete darauf langsam und deutlich mit ihm zu sprechen.

Eine freudige, allerdings aber auch vorsichtige und distanzierte Begrüßung erhielt Cassandra durch José, der dennoch nicht widerstehen konnte und ihr eine leise Botschaft ins Ohr flüsterte. Er hatte sich auch auf ein Wiedersehen mit ihr sehr gefreut. José liebte Cassandra immer noch und war sehr eifersüchtig auf René, weil er Cassandra vor vielen Jahren geheiratet hatte und sie seither jede Nacht für sich hatte.

René hatte Spanisch gelernt, um verbal seinem ehemaligen Konkurrenten um Cassandra, Widerstand leisten zu können. Er befürchtete nicht ganz unbegründet, dass José Cassandra immer noch begehrte und nach wie vor bereit war, sich von seiner Ehefrau Antonia scheiden zu lassen, wodurch er rücksichtslos handeln könnte.

René konnte schon gut genug Spanisch, um sich in der Sprache zu verständigen, wenn langsam gesprochen wurde. Doch bei der Begrüßung durch José hatte er nicht die Gelegenheit seine Kenntnisse unter Beweis zu stellen. Diese Möglichkeit wurde ihm erst kurze Zeit später geboten.

José hatte Cassandra in das Arbeitszimmer seines Hauses gebeten und wollte sich mit ihr nun allein unterhalten, fern ab von den Blicken seiner Ehefrau. Im ersten Moment zögerte Cassandra, doch als er verständnisvoll meinte, er würde die Tür offen lassen, folgte sie ihm in sein Arbeitszimmer.

Sie waren allein im Zimmer, als er behutsam ihre Hände nahm und sie sanft streichelte. Ihre Hände waren kalt und zitterten ein wenig. Seine Hände waren warm und wirkten beruhigend auf sie.

Er betrachtete ihr Gesicht. Glücklich lächelnd sagte er. „Du bist immer noch so schön wie damals als ich Dich kennenlernte. Deine blonden, langen Haare, Deine blauen Augen, Deine Lippen.“ Er hielt inne. Sein Herz pochte wie wild vor Aufregung und Freude sie nun endlich wieder zu sehen. Außerdem spürte er wie seine Begierde für sie wieder erwachte. Eine wohlige Hitze durchdrang nach und nach seinen ganzen Körper und ließ ihn spüren wie seine Männlichkeit Volumen entwickelte, so das seine Erregung schnell sichtbar sein würde.

Cassandra lächelte ihn an. Sie genoss es, das er ihre Hände wärmte und gleichzeitig zärtlich streichelte.

Sie hatte ihn ebenfalls gemustert und festgestellt, dass auch er immer noch sehr attraktiv aussah. Sie mochte seine dunklen Haare, seine braunen Augen und sein so charmantes Lächeln. Sie war glücklich ihn wieder zu sehen. Ihr Herz raste vor Freude und ein angenehmes Kribbeln durchfuhr ihren ganzen Körper.

Er löste immer noch eine erotische Spannung in ihr aus, allein durch die sanfte Berührung ihrer Hände und dem zärtlichen Blick, mit dem er sie ansah. Doch sie ließ dieses Gefühl nicht zu und konzentrierte sich auf eine andere Tatsache. Es war wohltuend für sie zu wissen, dass es ihm gut ging, obwohl er nicht glücklich verheiratet war.

„Cassandra, Liebste, Du hast mir all diese Jahre so gefehlt“ gestand er ihr nun und drückte ihre Hände unwillkürlich sehr fest. Sie erschrak, da ihre Hände für einen Moment schmerzten. Dann sah sie ihn ernst an. Ihr war klar, dass sie ihre Worte jetzt mit viel bedacht wählen musste, um seine Zuneigung und Liebe, die ganz offensichtlich immer noch vorhanden waren, nicht zu befeuern.

„Du hast mir auch gefehlt.“ Sie lächelte nun wieder und sprach mit sanfter Stimme. „Es ist wunderbar Dich so gesund und glücklich zu sehen.“ Seine Reaktion auf ihre Worte erstaunte sie. „Glücklich?“, fragte er sie nun mit einem sarkastischen Unterton. „Nein, glücklich bin ich wahrlich nicht.“ Er sah sie ernst an und zog sie sanft an ihren Händen ein Stück näher an sich heran.

„Nun, ich bin Vater von drei tüchtigen Söhnen und einer hübschen Tochter. Ich liebe meine Kinder. Sie sind sehr wichtig für mich. Aber dennoch bin ich nicht glücklich.“ Er schüttelte unwillkürlich seinen Kopf und sah plötzlich sehr traurig aus.

Cassandra hatte ein schlechtes Gewissen, da sie das Wort „glücklich“ in seiner Gegenwart erwähnt hatte, wohlwissend das es ihn traurig machen würde, da er all die Jahre ohne sie hatte sein müssen. Entsprechend schneller vor Besorgnis schlug ihr Herz.

„Wie sollte ich auch glücklich sein? Die Frau, die ich liebe hat vor etlichen Jahren einen anderen geheiratet.“ Die Bitterkeit, die er seither wegen ihrer Eheschließung mit René empfand, kam nun deutlich zum Vorschein. Sein Gesicht zeigte seinen Schmerz. „Nein, Cassandra, glücklich bin ich nur mit Dir. Wenn Du bei mir bist dann lebe ich. Dann fühle ich mich geliebt. Dann bin ich wieder ein richtiger Mann.“

Seine Gefühle für sie überwältigten ihn. Er musste sie jetzt einfach umarmen und stürmisch küssen. Cassandra hatte ihm genau zugehört. Allerdings hatte sie diese Entwicklung zu spät bemerkt und konnte eine Umarmung nicht mehr verhindern.

Nun spürte sie deutlich, wie sehr auch sie ihn immer noch liebte. Seine Umarmung und sein sanftes Streicheln ihres Rückens lösten ein Feuerwerk von Empfindungen in ihrem Körper aus. Sie spürte seine starken Arme, die Wärme seines Körpers und seine harte Männlichkeit in ihrem Schritt und wünschte sich augenblicklich mit ihm zusammen nackt zu sein, um die Intensität seiner Berührungen noch besser auskosten zu können.

Es war falsch von ihr gewesen, zu vermuten, dass ihre Gefühle für ihn nach etlichen Jahren geringer geworden waren. Sie hatte sich eindeutig geirrt. Denn was sie jetzt für ihn empfand, war die gleiche Zuneigung und Liebe, die sie schon immer für ihn fühlte.

Auch ihr Körper bestätigte ihr, dass sie ihn nach wie vor begehrte. Er hatte durch seine Worte und sein Verhalten ihre Sehnsucht nach intimer Zweisamkeit mit ihm wieder entfacht. Sie spürte ungewollt ein Verlangen nach ihm, dass sie nur schwer unterdrücken konnte.

„José, bitte, hör auf“, flehte sie ihn nun an. Doch er ließ sie nicht los. Er hörte in ihrer Stimme, dass ihre Liebe für ihn immer noch vorhanden war. Ihr Körper signalisierte ihm, als er sie noch fester umarmte, dass sie ihn so sehr begehrte wie er sie. Ihre Atmung war schneller geworden und sie stöhnte leise vor Genuss seinen Körper an dem ihrigen zu spüren.

José küsste sie nun noch stürmischer und mit großer Leidenschaft. Er konnte sein Glück kaum fassen, dass er die Frau, die er so sehr liebte und die ihn auch immer noch liebte, nun endlich in seinen Armen hielt und küssen konnte.

Aber Cassandra, die zwar seine Umarmung und seine Küsse sehr genoss, versuchte dennoch ihn wieder los zu werden. Sie drückte ihn sanft von sich weg, da sie wusste, dass ihr Ehemann René in der Nähe war und jeder Zeit in dieses Zimmer treten konnte, da die Tür offen stand. Sie wollte ihm keinen Anlass für einen Streit mit José geben. Doch José konnte ihrem Zauber und seiner Leidenschaft für sie nicht widerstehen und hielt sie weiter innig fest.

Plötzlich hörten sie ein leises Geräusch. Dann stand René in der offenen Zimmertür und schaute beide wütend an. Er hatte geahnt, dass José seine Finger nicht von Cassandra würde fern halten können und war den beiden, sobald es ihm möglich war, gefolgt. Nun stand er, mit seiner vollen Körpergröße drohend, in der Tür.

José war erstaunt, aber auch amüsiert, als René ihn überraschte, wie er Cassandra umarmte und versuchte sie erneut zu küssen. Sie leistete jetzt energischer Widerstand und versuchte immer noch José von sich weg zudrücken.

Dann hörten beide wie René mit kräftiger, aber auch deutlich verärgerter Stimme sagte „Quita tus manos de mi mujer. Es mi esposa.“ René schnaubte grimmig und wiederholte ihm Geiste, die Worte, die er eben auf Spanisch gesagt hatte. „Nimm Deine Hände von meiner Frau. Sie ist meine Ehefrau.“

José grinste ertappt und ließ Cassandra langsam los. Cassandra hatte ihm zwar geschrieben, dass René intensiv Spanisch lernte, doch hatte er nicht vermutet, dass Renés Sprachkenntnisse schon so gut waren.

Cassandra lief zu René, zog ihn von der offenen Tür weg und schaute ihn ängstlich an. Sie wusste nicht genau wie er nun reagieren würde, hatte aber den Ärger in seiner Stimme gehört. Daher wollte sie einen Wutausbruch von ihm vermeiden, weshalb sie José bat. „Dejános solo.“ Er nickte und verließ grinsend den Raum.

Cassandra lächelte René beruhigend an. „Es ist nichts passiert, René. Er hat mich umarmt und einmal geküsst. Das ist alles.“ Wütend sah René sie an. „Das ist alles?“ Fragte er erbost und ganz offensichtlich zweifelnd. Sie nickte, obwohl sie wusste, dass sie log.

„Das ist bereits Zuviel. Du bist seit Jahren meine Ehefrau. Er hat kein Recht Dich zu küssen. Du gehörst zu mir. Wann sieht er das endlich ein?“ René war bitter enttäuscht von Josés Verhalten. Er hatte ehrlich gehofft, dass José die Tatsache, dass er mit Cassandra seit Jahren verheiratet war, endlich respektieren würde.

Sie seufzt beunruhigt. Ihr Herz schlug schnell. Doch dieses Mal nicht aus Erregung, sondern aus Furcht René nicht besänftigen zu können. „Ich weiß, daher versuche ich ihn auch auf Distanz zu halten. Aber …“ Sie sah René ängstlich an. Er drückte sie zärtlich an sich. „Aber Du weißt auch wieviel Charme er hat und dass ich ihm nicht widerstehen kann, wenn er ihn einsetzt.“

René nickte traurig. Dann küsste er sie sanft, um ihr klar zu machen, dass er sie liebte und um diese Problematik wusste. Sie schmiegte sich an ihn und fühlte sich geborgen und sicher bei ihm. Ihr Herz schlug immer noch schnell. Doch es würde sich wieder beruhigen, wenn sie nur lang genug in Renés Nähe war.

Dann dachte sie besorgt. „Das werden zwei harte und schwierige Wochen. René ist bei mir und José auch. Die beiden Männer, die ich liebe. Das war schon immer problematisch. Hoffentlich hilft mir Antonia. Sie liebt ihren Ehemann José. Aber sie weiß auch, wie sehr er mich immer noch liebt und wie wenig Skrupel er bisher hatte, sie mit mir zu betrügen.“ Cassandra seufzte unwillkürlich bei diesen Gedanken. René hörte es und streichelte ihr sanft und beruhigend erst über ihr blondes Haar und dann über ihren Rücken.

Antonia hatte Cassandra freundlich begrüßt als sie in ihrem Haus ankam. Sie hatte die Absicht eine gute Gastgeberin zu sein, wollte aber trotzdem Cassandra und José genau beobachten. Sie kannte ihren Mann und wusste daher, dass José zu unüberlegten Handlungen neigte.

Daher war ihr auch nicht der Zwischenfall im Arbeitszimmer ihres Hauses entgangen. Enttäuscht hatte sie festgestellt, dass José Cassandra immer noch liebte. Nur die Anwesenheit von Cassandras Ehemann René beruhigte sie etwas, da sie bemerkt hatte, dass auch René ein waches Auge auf seine Frau und José hatte.

Isabella war von ihren Cousins und ihrer Cousine freudig begrüßt worden. Auch die Kinder von José, die längst keine Kinder, sondern junge Erwachsene waren, so wie Isabella, begrüßten sie und ihre Geschwister fröhlich und neugierig. Enrique und seinen jüngeren Bruder Raúl kannte Isabella schon aus Kindertagen und erinnerte sich daran, wie gern sie mit ihnen Fußball gespielt hatte.

Jetzt jedoch bemerkte sie, nicht ohne Freude, dass Enrique, der genau wie sie 20 Jahre alt war, sie anders ansah als wie damals. Er sah in ihr nicht mehr das Kind, sondern die junge, wunderschöne Frau, die ihn sofort faszinierte. Er betrachtete ihre blonden, langen Haare, blickte auf ihre helle, leicht gebräunte Haut und sah in ihre blauen Augen. Unwillkürlich schlug sein Herz vor Begeisterung schneller. Enrique war so verzaubert von ihrem Anblick, dass er nicht sprechen konnte.

Sein Bruder Raúl, der erst 18 Jahre alt war und ihn nur zu gut kannte, ahnte dass sich sein älterer Bruder in Isabella verlieben könnte. Diese Möglichkeit amüsierte ihn. Er nutzte die Verwirrung seines Bruders, um seinerseits Isabellas Aufmerksamkeit zu gewinnen. Fröhlich unterhielt er sich nun mit ihr und geleitete sie in den Garten.

Enrique schaute den beiden hinterher. Sie ist so wunderschön wie ihre Mutter. Sie ist ein Engel, dachte er nun und folgte den beiden in den Garten, während er sich überlegte, worüber er sich mit Isabella unterhalten könnte.

Dann plauderte Enrique ebenso fröhlich wie sein Bruder mit Isabella. Nach kurzer Zeit war klar, dass die Brüder sich verbal um ihre Aufmerksamkeit stritten. Es amüsierte Isabella und sie reagierte mit heftigem flirten auf die offensichtliche Zuneigung der beiden jungen Männer. Dabei versuchte sie beiden Brüdern gleichviel Aufmerksamkeit zu geben.

Dennoch erhielt Enrique schnell mehr Lacher von ihr als Raúl. Erst als Antonia, ihre Söhne bat, sich um das Gepäck ihrer Gäste zu kümmern, hatte Isabella die Gelegenheit sich einen Moment von der übermäßigen Aufmerksamkeit der beiden zu erholen.

Beim Abendessen bog sich der große, lange Holztisch im Garten von Michael und Maria nur so vor leckeren Speisen. Maria und Antonia hatten sich alle Mühe gegeben, um ein umfangreiches und vielseitigen Essen zu servieren. Cassandra und auch alle anderen wussten es zu schätzen.

Henri hoffte darauf das eine oder andere Rezept mitnehmen zu können, da er jetzt schon daran dachte später zu Hause in Hamburg mit Cassandra wieder mexikanisch zu kochen.

René setzte sich neben seine Frau, die sich neben Antonia gesetzt hatte, um mit ihr leichter ins Gespräch zu kommen. Dennoch konnte José der Versuchung nicht widerstehen und flirtete heftig über den Tisch hinweg mit Cassandra, obwohl seine Frau neben ihr saß. Entsprechend mahnende Blicke erhielt er dann auch von Antonia.

René blieb ruhig und legte eine seiner Hände auf einen Oberschenkel von Cassandra. Er machte ihr dadurch klar, dass er Josés flirten mit ihr missbilligte. Aber es sollte sie auch daran denken lassen, dass sie zu ihm und nicht zu José gehörte.

Cassandra war bewusst welch ein riskantes Spiel José spielte und das sie ihn dabei unterstützte, wenn sie mit ihm flirtete. Daher lächelte sie nur und versuchte Josés leider allzu offensichtliche Leidenschaft für sie zu dämpfen.

Isabella hatte sich zwischen Carmen und Carlotta gesetzt, um den immer noch allzu heftigen Annäherungsversuchen von Enrique und Raúl zu entgehen. Raúl entmutigte ihr Verhalten und er begnügte sich mit schmachtenden Blicken in ihre Richtung. Enrique jedoch ließ sich nicht so leicht abschütteln. Er flirtete heftig und ließ Isabella keinen Moment aus den Augen.

Carmen, die zwei Jahre älter war als Isabella und Enrique, amüsierte das Verhalten ihres Cousins, da sie ihn gut kannte und von seiner Schwäche für das weibliche Geschlecht wusste.

Carlotta fand die Aufmerksamkeit, die ihr ältester Bruder Isabella schenkte, völlig übertrieben. Sie konnte nicht verstehen, wieso er so ungewöhnlich reagierte. Zwar wusste auch sie, dass er bereits die eine oder andere Freundin gehabt hatte und Mädchen gern mochte, doch mit ihren erst 14 Jahren empfand sie sein Verhalten als lächerlich und albern.

Später beim Schlafen gehen vertraute sich Isabella den beiden Mädchen an. Sie war in diesem Moment sehr froh, dass sie im gleichen Zimmer wie die beiden schlief, da sie das Verhalten von Enrique verunsicherte. Zögernd fragte sie nun. „Ist Enrique immer so lebhaft?“

Carmen sah sie an und grinste, während sie es sich auf ihrem Bett gemütlich machte. „Wie meinst Du das?“ fragte sie neugierig nach. „Na, ja. Ich habe den Eindruck, dass er mir viel Aufmerksamkeit schenkt und…“ Sie sprach nicht weiter, da sie das grinsende Gesicht von Carmen irritierte.

Nun schaltete sich Carlotta in das Gespräch ein. „Ach, mein Bruder übertreibt. Er redet gern viel, wenn ihm ein Mädchen gefällt. Dann ist er immer so albern und macht sich lächerlich, so wie heute Abend.“ Isabella musste unwillkürlich grinsen bei Carlottas letzten Worten. Auch Carmen grinste. Dann aber wurde sie ernst.

„Sei vorsichtig mit Enriques Aufmerksamkeit. Er ist ein netter Kerl, aber auch stürmisch und unbedacht. An der Uni hat er den Ruf eines Partylöwens. Also gib nicht Zuviel auf das was er sagt.“ Sie grinste, als sie die Enttäuschung von Isabella in deren Gesicht sah.

Um diese Enttäuschung zu begrenzen ergänzte sie ihre Erklärung mit den Worten. „Es könnte aber durchaus sein, dass es bei Dir anders ist und er Dich wirklich mag.“ Zuversichtlich sah sie Isabella nun an. Doch ihre Worte halfen Isabella nicht. Sie war irritiert, nickte und legte sich unter ihre Bettdecke.

Die Mädchen redeten noch eine Zeitlang über die verschiedensten Dinge und lachten fröhlich. Doch bei Isabella wollte das Gefühl der Enttäuschung nicht schwinden. Als das Licht bereits lange ausgeschaltet war und sie hörte wie ruhig die anderen beiden schliefen, dachte sie immer noch an die Worte ihrer Cousine.

Carmen hatte gesagt, dass Enrique an der Uni den Ruf eines Partylöwens hatte. Wie sollte sie mit dieser Information umgehen? Sie erinnerte sich daran, dass ihr ihre Mutter einmal erzählt hatte, dass ihr Vater René auch ein Partylöwe gewesen war, bevor er sich in ihre Mutter verliebte. Doch woher sollte sie wissen, ob das bei Enrique auch so sein würde? Sie seufzte und beschloss erst einmal nur geschmeichelt zu sein von der Aufmerksamkeit, die er ihr schenkte. Alles Weitere würde sich dann vielleicht von selbst ergeben.

An den folgenden Tagen bei Ausflügen in die Umgebung von Puebla, kämpften Vater und Sohn um die Aufmerksamkeit ihrer jeweiligen Herzensdame.

José gab sich viel Mühe, um möglichst immer in Cassandras Nähe zu sein. Er flirtete mit ihr und lächelte sie an, wann immer er eine Möglichkeit dazu hatte. Auch die bösen oder genervten Blicke seiner Frau und von René hielten ihn nicht von seinem Treiben ab.

Die Gegenwart von Cassandra und ihr, ihn nicht abwehrendes Verhalten, ermutigten ihn immer wieder in ihre Nähe zu kommen. Zwar konnte er sie nicht umarmen oder küssen, aber eine ihrer Hände streicheln oder einen Arm berühren war möglich und ließ ihn entspannt auf eine Gelegenheit zu mehr Annäherung warten.

Enrique tat es seinem Vater nach und warb unermüdlich um die Aufmerksamkeit von Isabella. Sie fühlte sich bedrängt und flüchtete sich in die Aufmerksamkeit von Raúl, der wesentlich ruhiger agierte als sein Bruder. Dennoch schaffte es Enrique, dass Isabella sein charmantes Lächeln mehrfach erwiderte. Auch entriss sie ihm ihre Hand nicht, als er die Gelegenheit hatte sie zu ergreifen und sie zärtlich zu streicheln.

Der Ausflug nach Cuernavaca an einem schönen, sonnigen Sommertag, sollte zumindest José die Gelegenheit verschaffen Cassandra sehr nah zu kommen.

Sicher und aufmerksam steuerte er den Kleinbus mit seiner Familie über die alte Landstraße, von der aus Cuernavaca immer noch über die Berge in zwei bis drei Stunden erreichbar war. Es gab zwar längst eine schnellere Verbindung, doch José hatte keine Eile.

Er hatte in Abstimmung mit Michael bewusst diese Strecke gewählt, da sie landschaftlich viel schöner war und einen Teil von Mexikos beeindruckender Naturvielfalt zeigte. Zudem hoffte er, dass sich Cassandra an ihren ersten Ausflug nach Cuernavaca erinnern würde und er auf diese Weise wieder tiefer in ihre Gefühlswelt eindringen konnte.

Nach mehr als einer Stunde steuerte er einen Rastplatz mit einem eindrucksvollen Gebirgspanorama an. Der Platz lag in ca. 2000 Meter Höhe und es wehte ein kühler Wind. Cassandra bemerkte den Wind allerdings erst, als sie sich weit vom Kleinbus entfernt hatte. Sie fror und Renés Umarmung reichte nicht aus, um sie zu wärmen.

„Ich hole mir schnell meine Jacke“, sagte sie nun zu ihm und lief los ohne auf eine Reaktion von ihm zu warten.

Er wollte ihr hinter laufen, da er wusste, dass sich José noch beim Kleinbus aufhielt, doch Markus und Katharina lenkten ihren Vater mit neugierigen Fragen über die schöne Landschaft ab.

Cassandra gelangte zurück zum Kleinbus. José sah sie fragend an. „Ich habe meine Jacke vergessen“, sagte sie und stieg noch einmal in den Bus. Vorsichtig kletterte sie über die Sitzbänke und griff nach ihrer Jacke. Doch der Weg zurück aus dem Bus war verstellt.

José sah sie grinsend an und forderte einen Kuss von ihr. Sie lachte und sagte keck. „Nein“ Ihre Reaktion amüsierte ihn. Er kam dichter auf sie zu. „Doch, ich will aber einen Kuss“, wiederholte er seine Forderung.

Cassandra wich zurück. Dabei rutschte sie von einem Polster und lag plötzlich mit dem Rücken auf einer Sitzbank. Noch bevor sie sich wieder aufrichten konnte, beugte sich José grinsend über sie. „Du entkommst mir nicht“, sagte er mit sanfter Stimme, beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie. Sie genoss seinen Kuss, wollte sich danach aber schnell wieder aufrichten. Doch das verhinderte er. Denn nach seinem Kuss hatte er sich auf sie gelegt und genoss es nun ihren Körper unter seinem zu spüren.

Entsetzt sah sie ihn an. Er lächelte charmant und küsste sie erneut. „Was wird das hier?“, fragte sie irritiert, aber auch erregt von der Nähe seines Körpers. Ihr Herz raste plötzlich wie wild. Sie spürte deutlich seine harte Männlichkeit in ihrem Schritt und hatte Mühe ein aufkommendes Verlangen nach ihm zu unterdrücken.

„Ich begehre Dich. Spürst Du das nicht?“ fragte er sie erstaunt. Sie nickte. Sie spürte nur zu gut, wie sehr er sie begehrte und es machte ihr Angst. Er hatte erneut ein Verlangen in ihr geweckt und das obwohl René in unmittelbarer Nähe war. Was wollte José damit erreichen? Er würde sie beide nur in große Schwierigkeiten bringen.

José grinste und küsste sie leidenschaftlich. Cassandra stöhnte lustvoll auf, da ihr Körper Begierde und Lust empfand, die sie erfolglos zu unterdrücken versucht hatte. Sie war viel zu sinnlich, um nicht empfänglich zu sein für Josés ständige Annäherungsversuche.

Er wollte sie verführen, das war ihr nun nur allzu klar. In Panik flehte sie ihn an. „Laß mich gehen.“ Er grinste amüsiert. „Du willst mich doch auch, ich kann es spüren“, sagte er beharrlich und schaute tief in ihre blauen Augen. Er hatte Recht mit seiner Äußerung. Dennoch schüttelte sie ihren Kopf und wiederholte fehlend ihre Bitte.

„José, laß mich gehen.“ Er zögerte und genoss es noch einen Moment länger, ihren attraktiven Körper unter seinem zu spüren. Dann erst stand er auf und verließ den Bus. Sie folgte ihm mit ihrer Jacke in der Hand. „Du bist unmöglich“, schimpfte sie mit ihm, nachdem er den Bus abgeschlossen hatte.

Ihn amüsierte ihr Protest. Grinsend schaute er ihr zu, wie sie sich nun ihre Jacke anzog. Es war die gleiche Art von Strickjacke, die sie auch damals schon getragen hatte. Er grinste erfreut, da diese Tatsache wunderbare Erinnerungen in ihm weckte.

„Wie hoch sind wir hier?“, fragte Cassandra, die sein Grinsen gesehen hatte und ihn auf andere Gedanken bringen wollte. „Ca. 2000 Meter“, antwortete er. Dann legte er einen Arm um sie und erklärte ihr mit weit ausladender Handbewegung des anderen Armes, das beeindruckende Bergpanorama von ihren Augen. Sie hörte ihm aufmerksam und konzentriert zu. Während sie versuchte ihre Erinnerung an ihren ersten Ausflug nach Cuernavaca zu verdrängen. Daher überraschte es sie, als er sie erneut küsste. Sie wehrte sich deshalb auch nicht.

René, der bereits unruhig beim Rastplatz auf sie wartete, bekam genau diesen Kuss mit. Erbost wollte er zu den beiden hinübergehen, doch Michael stoppte ihn, indem er ihn an einem Arm festhielt. Er hatte bereits den besorgten Blick von René und auch den von Antonia bemerkt und sprach nun langsam auf Spanisch mit René, damit auch Antonia seine Worte verstehen konnte.

„Mach Dir keine Sorgen um Cassandra. Sie kann sich verteidigen und wird José abwehren, sollte er zu weit gehen. Du kannst Dich auf Deine Frau verlassen. Sie kennt ihn und weiß wie sie mit ihm umzugehen hat.“ René schaute Michael zweifelnd an. Dann sah er den besorgten Blick von Antonia. Während er noch überlegte, ob er trotz der Erklärung von Michael zu den beiden gehen sollte, kamen ihm Cassandra und José bereits entgegen. Er hielt ihre Hand, doch sie entriss sie ihm, kurz bevor sie vor ihrem Ehemann stand.

Auch Henri hatte mitbekommen, dass José sich erneut sehr um Cassandra bemühte. Er war erstaunt wie unverhohlen José seine Zuneigung zeigte. Es fehlte ihm offenbar an Taktgefühl gegenüber seiner Ehefrau Antonia. Henri seufzte leise. Antonia tat ihm leid. Andererseits konnte er Josés Leidenschaft und Liebe für Cassandra nur allzu gut verstehen.

Fröhlich erzählte Cassandra René nun, was sie eben über die eindrucksvolle Berglandschaft von José erfahren hatte. Doch er hörte in ihrer Stimme, dass sie eine innere Verunsicherung zu überspielen versuchte. Unwillkürlich sah er José grimmig an. Was hat er mit meiner Frau gemacht, fragte sich René nun. Dann nahm er Cassandra liebevolle in seine Arme und stellte ein paar interessierte Fragen zur Natur der Gegend, obwohl ihm etwas ganz anderes durch den Kopf ging.

Kurze Zeit später betrachteten Cassandra und René gemeinsam schweigend das wunderschöne Bergpanorama. Sie hatte sich an ihn geschmiegt und spürte seine Nähe, Wärme und Zuneigung. Sie fühlte sich geboren bei ihm. Aber der Verführungsversuch von José irritierte sie immer noch. Sie liebte René. Er war ein liebevoller, zuverlässiger Mann und er war gut im Bett. Warum also konnte sie nach all den Jahren der Verführung von José immer noch nicht widerstehen? Wieso reagierte ihr Körper so stark auf seine Begierde? Sie liebte José immer noch. Daran gab es keinen Zweifel für sie. Aber sie liebte auch ihren Ehemann René. Wie sollte es jetzt bloß weitergehen? Es war ein Rätsel für sie.

José hatte es nicht gern gesehen, dass Cassandra sich so zärtlich an René schmiegte. Er war eifersüchtig auf René und wollte Cassandra für sich. Dass sie seit Jahren mit René verheiratet war, ignorierte er in seiner Sehnsucht nach ihr. Seine Liebe war stärker, als seine Vernunft und so handelte er immer wieder so wie er fühlte.

In Cuernavaca machten sie alle gemeinsam einen Rundgang durch die Stadt. Da Markus, Katharina und auch Carlotta nicht so sehr an kulturhistorischen Gebäuden und Kunstgegenständen aus alter Zeit interessiert waren, entschieden sich Cassandra, José und Michael für eine kürzere Tour durch die Stadt. Sie begannen mit dem Cuauhnáhuac Museum, das im ehemaligen Palast von Hernán Cortes, dem spanischen Eroberer von Mexiko untergebracht war. In dem Museum befand sich ein Wandgemälde von Diego Rivera, das Cassandra ihrer Familie unbedingt zeigen wollte, da es wichtige Stationen der mexikanischen Geschichte beinhaltete.

Gemeinsam mit José erklärte sie nun wortreich und sehr lebhaft, was auf dem Wandgemälde zu sehen war. José sprach Spanisch und Cassandra übersetzte ins Deutsche, da ihre Familie für die Erklärungen von José noch nicht genug Spanisch sprach.

„Die beiden sind immer noch ein gutes Team“, bemerkte Henri gegenüber René mit einem vielsagenden Schmunzeln im Gesicht. René nickte etwas genervt. Im Gegensatz zu Henri sah er die harmonische Zusammenarbeit von Cassandra und José nicht so gelassen.

Im Gegenteil. René ärgerte sich wie schnell und nachhaltig José es immer wieder schaffte Cassandras Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Josés Interessen überschnitten sich auf so vielen Gebieten mit denen von Cassandra, dass er leichtes Spiel hatte. Wenn er dann zusätzlich seinen Charme einsetzt ist meine Frau verloren, dachte René. Grimmig schüttelte er nun den Kopf und überlegte angestrengt, wie er den Einfluss von José auf Cassandra begrenzen konnte.

Nach dem Besuch im Museum spazierten sie durch ein paar der alten Straßen von Cuernavaca. Es ging vorbei an Häusern aus der Zeit nach der Spanischen Eroberung von Mexiko. Es waren Handelshäuser, aber auch Privathäuser wohlhabender Kaufleute aus dieser Zeit zu sehen. Am Ende einer dieser Straßen sahen sie dann die Casa Maximiliano, die früher einmal die Residenz von Kaiser Maximilian von Mexiko gewesen war. Die Residenz geriet zu klein, weshalb sie nicht den Status eines Schlosses erhielt. Doch selbst für damalige Verhältnisse war die Casa Maximiliano ein prächtiges Gebäude.

Im Innern des Hauses war anhand der ausgestellten Gegenstände und Möbel die damalige Lebensweise der Bewohner noch immer gut nach zu vollziehen. In allen Räumen hingen Gemälde an den Wänden. Eines beeindruckte Carlotta ganz besonders. Daher fragte sie Cassandra nun.

„Wer ist die Frau in dem schönen Kleid, dort auf dem Gemälde?“ Cassandra grinste und antwortete. „Das ist Kaiserin Carlotta, die Gattin von Kaiser Maximilian.“ „Ha“, lachte daraufhin Carlotta. „ Sie hat meinen Namen.“ Cassandra grinste wieder, schüttelte aber dieses Mal ihren Kopf. „Nein, Du irrst Dich. Sie hat nicht Deinen Namen, sondern Du hast ihren Namen bekommen.“ Erstaunt sah Carlotta Cassandra nun an.

„Woher weißt Du das?“ fragte sie nun neugierig. „Ich war dabei, als Deine Eltern überlegten welchen Namen sie Dir geben sollten.“ Cassandra lächelte traurig, als sie sich an den Streit mit José wegen des Namens seiner Tochter erinnerte. Dann stand unvermittelt Antonia neben ihr.

„Ja, Cassandra hat mich damals unterstützt bei Deiner Namensgebung.“ Irritiert sah Carlotta nun ihre Mutter an. „Wieso brauchtest Du Unterstützung? Papa und Du, ward ihr Euch nicht einig wegen meines Namens?“ fragte nun Carlotta neugierig. Antonia lächelte traurig. „Nein, das waren wir nicht. Dein Vater wollte Dich unbedingt „Cassandra“ nennen.“

Überrascht sah Carlotta nun ihren Vater an, der inzwischen auch zu ihr gekommen war. „Papa, wieso wolltest Du mich unbedingt „Cassandra“ nennen? Carlotta passt doch viel besser zu mir? Ich habe doch auch schwarze Haare. Genauso wie die Frau auf dem Gemälde.“

Ihr Vater grinste und sah dann liebevoll Cassandra an. Doch statt seiner, antwortete nun ihre Mutter Antonia mit betont beherrschter Stimme, da sie die Angelegenheit der Namensgebung ihrer Tochter immer noch verärgerte. „Nun, Dein Vater fand den anderen Namen halt schöner.“ Dann schaute sie grimmig ihren Mann an. Cassandra spürte, die durch dieses Thema angespannte Stimmung zwischen den Eheleuten und ergänzte diplomatisch die Äußerung von Antonia.

„Ich habe dann zusammen mit Deiner Mutter für Carlotta plädiert. Dein Vater weigerte sich zwar anfangs, aber hat sich dann doch umstimmen lassen.“ Selbstischer grinsend sah Cassandra nun zu José. Er nickte und lächelte Cassandra charmant an. Er hatte ihr längst ihre damalige Einmischung verziehen.

Henri hatte der Unterhaltung von weitem zugeschaut. Er hatte nur den Namen „Carlotta“ verstanden und schlussfolgerte aus der Mimik und Gestik der beteiligten Personen, dass es um die damalige schwierige Namensgebung für Josés Tochter gegangen war. Er grinste in Erinnerung daran, wie Cassandra damals mit ihrem Streben nach einer friedlichen Lösung eine Einigung zwischen den Eheleuten erreicht hatte.

Als sie am Abend zurück in Puebla waren, nutzte Cassandra einen ruhigen Moment, um mit ihrem Bruder Michael zu reden. „Hallo großer Bruder“, begrüßte sie ihn und setzte sich neben ihn an den Tisch im Garten. „Was bedrückt Dich kleine Schwester?“, fragte Michael in sanftem Tonfall. Cassandra musste lächeln. Er kannte sie gut und wusste sofort, wenn sie etwas auf dem Herzen hatte.

„Nun, es war ein so schöner Tag. Wir haben die Natur und die Geschichte von Mexiko genossen. Ich bin sehr froh wieder hier zu sein und dennoch bin ich auch traurig.“ Michael nickte und hörte ihr aufmerksam zu.

„Ich bin seit Jahren glücklich mit René verheiratet. Er ist ein wunderbarer Ehemann. Wir haben tolle Kinder. Es fehlt mir an nichts. Doch jetzt bin ich hier und das Chaos bricht aus.“ Verzweifelt sah sie ihren Bruder nun an. Er nickte, da er ahnte worauf sie hinaus wollte.

„Trotz meiner Heirat mit René, bin ich mit José in ständigem E-Mail Kontakt gewesen. Dennoch habe ich nicht geahnt, wie sehr er mich immer noch liebt. Ich habe es lediglich vermutet, weshalb ich sehr lange nicht nach Mexiko gekommen bin. Aber nun bin ich hier und es ist alles wie damals.“ Traurig sah sie ihren Bruder an und seufzte. Ihr Herz schmerzte wegen des Gefühlschaos, das José wieder in ihr ausgelöst hatte.

„Mmm“, machte Michael. Dann nahm er die Hände seiner Schwester, liebevoll in seine Hände. „Du meinst also, dass José in Dir ein Gefühlschaos verursacht hat, so wie damals.“ Sie nickte. „Ja, ich liebe immer noch beide Männer und obwohl ich seit vielen Jahren glücklich mit René verheiratet bin, zieht es mich auch zu José. Ich will aber René auf gar keinen Fall mit José betrügen. Doch es fällt mir immer schwerer Josés Verführungskünsten zu widerstehen. Michael was soll ich denn bloß machen?“

Cassandras Verzweiflung war deutlich in ihrem Gesicht zu sehen. Michael machte sich große Sorgen. René war ein guter Freund von ihm und José war sein Schwager. Er konnte nicht Partei ergreifen. Er musste neutral bleiben und zwischen den anderen beiden Männern vermitteln. Michael nickte.

„Es ist der alte Konflikt. Der Streit der beiden, um Deine Zuneigung und Liebe. Ich weiß nicht wie ich Dir helfen soll, Schwesterchen. Aber Du kannst Dich darauf verlassen, dass ich jeden Streit, den es vielleicht noch geben wird, schlichten werde.“ Er sah sie aufmunternd an und ergänzte seine Äußerung. „Zusätzlich achte ich darauf, dass die beiden sich nicht zu nahe kommen.“

Cassandra lächelte traurig, aber dankbar ihren Bruder an. Sie wusste, dass er ihr helfen würde, wenn immer es möglich war. „Danke, Michael“, sagte sie nun und stand vom Tisch auf. Ihr Bruder schaute ihr hinterher, als sie seinen Garten durch die Tür in der Mauer verließ und in Josés Garten verschwand. Dann schüttelte er den Kopf. Dieser José, konnte er nicht einmal seine Finger von Cassandra lassen? Sie war doch seit Jahren verheiratet. Traurig beschloss Michael mit José zu reden.

Im Garten von José entdeckte Cassandra im Halbdunkel des hinteren Gartenbereiches zwei Gestalten. Als sie genauer hin sah, bemerkte sie, dass es Isabella und Enrique waren. Er hatte sie umarmt und küsste sie zärtlich. Sie schien es zu genießen. Cassandra grinste und ging in Josés Haus.

Kurze Zeit später klopfte Isabella an Cassandras Zimmertür. Cassandra öffnete und ließ sie eintreten. Das Gesicht ihrer Tochter sprach Bände. Daher fragte sie ganz direkt.

„Was möchtest Du denn mit mir besprechen, Isabella?“, während sie sich ein Kleid für das Abendessen aus dem Schrank holte.

„Mama, Enrique hat mich umarmt und geküsst.“ Die Stimme ihrer Tochter klang besorgt, weshalb Cassandra das Kleid, das sie in ihren Händen hielt, schnell zur Seite legte, um sich dann neben ihre Tochter auf das Bett zu setzten. „Und, haben Dir seine Umarmung und sein Kuss gefallen?“, fragte sie nun neugierig, aber auch besorgt.

„Ja, schon“, gab Isabella etwas schüchtern zu. „Na, also. Dann genieße es doch“, antwortete Cassandra amüsiert. Doch sie sah auch, dass ihre Tochter etwas bedrückte und wurde ernst. „Was ist es? Hat er etwas getan was Du nicht wolltest?“

Ihre Tochter erschrak und sagte entsetzt. „Nein, Mama. Er hat noch nichts getan das ich nicht wollte. Aber, aber….“ Sie zögerte. Dann seufzte sie. „Er ist vorsichtig und sehr zärtlich. Aber was mache ich, wenn er mehr als Küsse und eine Umarmung will?“ Ängstlich sah sie nun ihre Mutter an.

„Nun“, sagte Cassandra sachlich, „in dem Fall musst Du genau wissen was Du willst. Möchtest Du nicht mit ihm schlafen, dann solltest Du das klar und deutlich sagen.“ Ernst sah Cassandra ihre Tochter nun an. „Ich halte Enrique für einen vernünftigen, jungen Mann. Ich vermute, dass er ein „Nein“ von Dir akzeptieren wird. Sollte er es dennoch nicht tun, dann weißt Du wie Du reagieren musst, oder?“ Ihre Tochter nickte verunsichert.

Cassandra rückte ein Stück dichter zu ihr und nahm Isabella in den Arm. „Süße, Zuneigung und Liebe zwischen Mann und Frau sind kompliziert. Aber wenn Du weißt was Du willst und was Du nicht willst, dann kommst Du gut auch durch eine schwierige Situation.“ Isabella nickte dankbar, aber auch unsicher. Sie hatte noch kaum Erfahrung mit Männern und wollte keinen Fehler machen. Daher war sie dankbar, dass sie diese Dinge immer wieder mit ihrer Mutter besprechen konnte.

Auch Enrique suchte Rat. Er redete mit seinem Vater. José amüsierte es, als sein ältester Sohn zu ihm kam und ihm von Isabella erzählte. „Sie ist so wunderschön. Sie verzaubert mich. Ich weiß nicht wie ich es sagen soll, aber sie ist anders als andere Mädchen.“ Unsicher sah Enrique nun seinen Vater an. José grinste.

„Du bist verliebt, mein Sohn“, sagte er nun und lachte leise. „Ach, quatsch“, wehrte Enrique die Vermutung seines Vaters ab. Dann aber fragte er vorsichtig. „Und wenn es so wäre, woran merke ich das?“ Nun sah ihm sein Vater genau ins Gesicht. Enrique wich zurück, denn der Gesichtsausdruck seines Vaters war plötzlich sehr ernst.

„Wenn Du eine Frau liebst, dann merkst Du das daran, dass sie Dir nicht mehr aus dem Kopf geht. Du willst sie immer bei Dir haben. Du kannst keine Minute ohne sie sein. Du willst immer wieder mit ihr schlafen und zwar nur mit ihr. Es gibt für Dich dann keine andere Frau mehr.“ Enrique war erstaunt. Die Worte seines Vaters klangen so eindringlich, so leidenschaftlich. Es klang, als wenn er von einer ganz bestimmten Frau sprach und nicht nur ganz allgemein.

„Du hast gerade von Cassandra gesprochen, oder?“ fragte er nun seinen Vater verunsichert. José sah seinen Sohn überrascht an. Dann nickte er. „Ja, ich liebe Cassandra. Ich habe sie schon immer geliebt und ich werde sie immer lieben.“ Nun seufzte er so tief und traurig, dass es Enrique einen kalten Schauer über den Rücken laufenließ. So offensichtlich gefühlsbetont hatte er seinen Vater noch nie gesehen.

„Aber was ist mit Mutter? Liebst Du sie denn nicht?“ Besorgt sah Enrique seinen Vater an. José schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe Deine Mutter nie geliebt. Ich mag sie. Sie ist eine gute Ehefrau und Mutter. Aber ich liebe sie nicht. Ich liebe nur Cassandra.“ Trotz der Enttäuschung über die Wahrheit der Gefühle zwischen seinen Eltern, fragte Enrique dennoch weiter nach.

„Hat Mutter gewusst, dass Du sie nicht liebst, als ihr geheiratet habt?“ Dieses Mal nickte José. „Ja, sie wusste von Anfang an, dass ich Cassandra liebe. Doch sie hat mich dennoch geheiratet, weil sie mich liebte und sie schwanger war mit Dir.“ Er erhielt einen entsetzen Blick von seinem Sohn. Amüsiert sprach er weiter.

„Ich hätte mich um Antonia auch ohne Hochzeit gekümmert. Doch ich wollte, dass das Kind was sie von mir bekam, auch meinen Namen tragen würde. Daher habe ich sie geheiratet.“ Er seufzte und setze traurig hinzu.

„Cassandra wollte mich nicht heiraten. René hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht und sie war kurze Zeit später schwanger von ihm.“ „Mit Isabella?“, fragte Enrique nun neugierig. „Ja“, bestätigte José. „Isabella ist nur ein halbes Jahr jünger als Du“, präzisierte José seine Angaben. Enrique nickte grinsend.

„Sei also vorsichtig, wenn Du Dich weiter mit Isabella triffst. Sie ist so schön und bezaubernd wie ihre Mutter. Sie könnte Dir auch das Herz brechen, wie ihre Mutter es bei mir getan hat.“ Traurig sah José seinen Sohn nun an. „Ja, Vater, ich werde an Deine Worte denken“, sagte Enrique und ging irritiert, aber auch mit neuem Mut und in Gedanken an Isabella aus dem Raum seines Vaters.

José schüttelte den Kopf. Dann dachte er an Cassandra. Liebste, Deine Schönheit verzaubert mich und die Schönheit Deiner Tochter meinen ältesten Sohn. Wie sich doch alles wiederholt. Hoffentlich hat er mehr Glück als ich.

Für die Zeit nach dem gemeinsamen Abendessen war an diesem Abend eine Tanzveranstaltung geplant. Cassandra warf einen prüfenden Blick in den Spiegel. Ihr Kleid war kurz und luftig. Es würde ihr genügend Freiraum zum Tanzen geben und dennoch nicht zu sexy sein, um José zu unüberlegten Handlungen zu reizen.

René hatte seine Frau beobachtete und ihren kritischen Blick gesehen. Ihre Skepsis amüsierte ihn. Dann kam er mit einem charmanten Lächeln auf sie zu und sagte.

„Du siehst bezaubernd aus. Ich mag dieses Kleid an Dir.“ Seine Umarmung und sein Kuss bestätigten seine Worte. Cassandra freute sich. Sie hatte schon befürchtet, er würde ihr Kleid für zu kurz halten. Doch stattdessen hörte sie ihren Mann nun sagen.

„Dieses Kleid lässt Deine schönen, schlanken Beine zur Geltung kommen.“ Dann strahlte er sie an. Es machte ihn stolz eine solch schöne und attraktive Ehefrau zu haben, die auch noch die Mutter seiner drei Kinder war. Ein weiterer zärtlicher Kuss folgte. Cassandra genoss den Kuss und freute sich über Renés Komplimente. Sie sah ihn glücklich an und freute sich auf die Tanzveranstaltung.

Als José Cassandra nun genauer in ihrem Kleid betrachtete, fühlte er wie René. Doch er sah nicht nur ihre schönen, wohlgeformten Beine, sondern auch ihr Dekolleté, dass er schon beim Abendessen genossen hatte, wann immer er sie anschaute. Ihr Anblick erregte ihn jetzt noch deutlicher als zuvor, da er wusste, dass er in Kürze mit ihr tanzen würde. Es war die Vorfreude darauf, dass er wieder eine Gelegenheit haben würde ihr ganz nah zu sein.

Auf dem Weg zum zentralen Platz von Puebla, wo die Tanzveranstaltung stattfinden sollte, spazierten sie alle, bis auf Henri, paarweise. Cassandra mit René, Antonia mit José und Maria mit Michael. Die Kinder Markus, Katharina und Carlotta mit ihrem älteren Bruder Manuel folgten mit fröhlichem Geplapper. Hinter ihnen gingen Raúl und Carmen und Enrique und Isabella. Raúl hatte gesehen wie Enrique Isabella im Garten umarmt und geküsst hatte. Daher wusste er nun, dass er keine Chance mehr bei Isabella hatte. Enrique hatte ihm einmal mehr ein Mädchen ausgespannt. Traurig unterhielt er sich nun mit seiner Cousine Carmen und ignorierte das frisch verliebte Paar hinter sich.

Doch Raúl irrte sich. Verliebt war nur sein älterer Bruder Enrique. Isabella mochte Enrique zwar sehr, aber verliebt war sie nicht. Seine Umarmung und seine Küsse genoss sie, doch mehr wollte sie nicht von ihm. Noch nicht. Da sie auch die Aufmerksamkeit von Raúl genossen hatte und sich immer noch nicht so richtig festlegen wollte. Sie schwankte in ihren Gefühlen und war sich nicht sicher was sie wirklich empfand.

Auf dem zentralen Platz hatten sich bereits viele der Bewohner von Puebla versammelt. Ein fröhliches Durcheinander von Stimmen war zu hören. Kinder spielten ausgelassen zwischen den Grüppchen von Erwachsenen, die sich gebildet hatten. Während Michael und Maria freie Tische für alle suchten, schaute Cassandra sich zusammen mit René und Henri und ihren Kindern auf dem Platz um.

Der Platz war bunt dekoriert in den Farben der mexikanischen Nationalfahne. Daher hingen nun grüne, weiße und rote Bänder von den Häusern, die den quadratischen Platz einrahmten. Einige Bänder waren miteinander verbunden, spannten sich bis zur Mitte des Platzes, wo eine Bühne für die Musiker aufgebaut war und wurden von dort weiter zur anderen Seite des Platzes gespannt.

Die Straßenbeleuchtung erstrahlte in einem leicht orange farbigen Licht, das nur durch die vereinzelten Bäume gedämpft wurde, die im Abstand von wenigen Metern vor vielen Jahren um den Platz eingepflanzt worden waren.

Gutgelaunt folgten Cassandra und René zusammen mit Markus und Katharina nun José, der ihnen den Weg zu den freien Tischen wies, die Michael und Maria gefunden hatten.

„Was möchtet Ihr trinken?“, fragte José, kaum dass sie sich zu den anderen gesetzt hatten. „Limonade“, riefen die Kinder. Cassandra und René waren sich ebenfalls einig. „Wir trinken Bier“, sagten sie fast aus einem Mund und lächelten einander dann glücklich an.

José quittierte diese Einigkeit und Harmonie der beiden mit einem charmanten Lächeln. Doch innerlich fühlte er Eifersucht. Sie gehört nicht zu Dir, René, dachte er. Cassandra gehört zu mir. Du hast sie mir weggenommen. Dann gab er einem Kellner einen Wink und bestellte die Getränke für alle.

Die Musiker trafen ein und stimmten ihre Instrumente. Mit Vorfreude warf Cassandra einen interessierten Blick auf die Musiker. Es handelte sich dabei um eine traditionelle Mariachi-Band, die heute Abend für sie aufspielen würde. Cassandra liebte diese Musik. José wusste das und wollte ihr Interesse für sich nutzen, da er genauso gern zu dieser Musik tanzte wie sie. René tanzte nicht, weshalb José hier keine Konkurrenz zu fürchten hatte.

Kaum erklang die Musik forderte José Cassandra zum Tanzen auf. Sie lächelte ihn an und stand auf. Allerdings ging sie nicht auf die Tanzfläche ohne ihren Ehemann René noch einmal geküsst zu haben. Sie hoffte, dass er dann nicht eifersüchtig wurde, wenn sie jetzt mit José tanzte. Doch auch ihr Kuss konnte nicht verhindern, dass René sie und José genau beobachtete. Zwar konnte René nicht ständig zu den beiden hinüber schauen, da er sich mit den Personen unterhielt, die gerade nicht tanzten. Aber er versuchte dennoch die beiden im Auge zu behalten.

Henri half ihm dabei, da auch er nicht tanzte. Aber Henri wollte auch die Gelegenheit nutzen und seine Spanischkenntnisse vertiefen im Gespräch mit Cassandras Verwandtschaft.

Als guter Schwager tanzte Michael abwechselnd mit seiner Frau Maria und mit seiner Schwägerin Antonia. Er wollte vermeiden, dass Antonia zu sehr darunter litt, dass José Cassandra Zuviel Aufmerksamkeit schenkte. Dann hatte er die Gelegenheit José zu ermahnen. José nickte schuldbewusst und tanzte das eine oder andere Mal auch mit seiner Frau. Er lächelte sie sogar charmant an und gab ihr für einen Moment das Gefühl, dass sie noch wichtig war für ihn. Doch der Schein trog. José dachte an diesem Abend nur an Cassandra.

Enrique tanzte genauso gern wie seine Eltern. Daher versuchte er am Rande der Tanzfläche mit viel Elan, Isabella die wichtigsten Tanzschritte beizubringen. Sie hatte Spaß dabei, obwohl ihr der Zugang zu den Tanzschritten in Kombination mit der Musik noch fehlte. Deshalb freute sie sich als sich ihre Mutter zu ihr und Enrique gesellte. Cassandra zeigte ihrer Tochter geschickt und mit viel Gefühl, wann sie welche Schritte machen musste. Mutter und Tochter übten und lachten fröhlich. Schließlich hatte Isabella verstanden wie sie tanzen sollte. Enrique nahm sie freudig in Empfang und tanzte weiter mit ihr.

Cassandra betrachtete die beiden vom Rand der Tanzfläche aus und freute sich, dass sie sich offensichtlich gut verstanden. Unvermittelt lief Katharina auf ihre Mutter zu und bat sie ebenfalls um eine kurze Lerneinheit für die passenden Schritte. Freudig brachte Cassandra auch ihrer jüngeren Tochter die entsprechenden Schritte bei.

Danach tanzte Katharina erst mit José und dann mit Raúl, der zwar gern mit ihrer älteren Schwester Isabella getanzt hätte, aber auch Spaß beim Tanzen mit Katharina hatte, die ihrer Schwester und ihrer Mutter sehr ähnlich sah, aber noch nicht deren Zauber besaß.

Am Tisch neben René hatte Cassandra eine Pause gemacht und ihr Bierglas ausgetrunken, bevor José sie unerbittlich wieder zum Tanzen aufforderte. Sie lachte fröhlich und ging mit ihm auf die Tanzfläche zurück. José genoss es sie beim Tanzen im Arm zu halten und bei dem einen oder anderen Tanzschritt ihre nackten Beine zu berühren. In seinen Augen tanzte Cassandra viel besser und harmonischer mit ihm, als seine Frau. Cassandra und er, das war das ideale Paar für ihn.

Auch Cassandra genoss es mit José zu tanzen. Er war ein wirklich guter Tänzer. Er tanzte einfühlsam und mit dem richtigen Gespür für die Kombination von Musik und Bewegung. Unwillkürlich schmiegte sich ihr Körper beim Tanzen an seinen. Das bewirkte nach kurzer Zeit ein Verlangen in ihr nach ihm, dass sie erfolglos bekämpfte. Daher wehrte sie sich auch nicht, als José mit ihr in einer Spielpause der Musiker, zügig in eine halbdunkle Gasse verschwand, die ganz in der Nähe der Tanzfläche lag.

In der Gasse umarmte und küsste er sie sehr stürmisch. Seine Hände wanderten über ihren Körper, während er ihr mehrere leidenschaftliche Küsse gab. Irritiert und erfreut zugleich, genoss Cassandra seine Zärtlichkeit. Ihr Herz raste vor Erregung, die seine Zärtlichkeit ausgelöscht hatte. Ganz offensichtlich spürte er ein starkes Verlangen nach ihr, genauso wie sie nach ihm. Dennoch stoppte sie ihn.

„José hör auf“, sagte sie nun. „Es ist nicht richtig, was wir hier tun.“ Ernst sah sie ihn nun an. Er hielt inne und sah sie aufmerksam an. Sein Herz pochte heftig. Endlich konnte er sie berühren. Eine Hand von ihm wanderte langsam zwischen ihre Beine. Cassandra zuckte erschrocken und kniff ihre Beine zusammen. Doch Josés Hand war bereits da, wo er hin wollte.

Langsam und vorsichtig drang er nun mit seinen Fingern in ihre Weiblichkeit ein. Durch die geschickte Bewegung seiner Finger, stöhnte Cassandra lustvoll auf und bewegte unwillkürlich ihr Becken. José genoss ihre Reaktion. Er grinste zufrieden.

Dann spürte er wie sehr seine Handlungsweise auch seine eigene Lust gesteigert hatte. Seine Männlichkeit war zur vollen Größen angeschwollen und spannte nun den Stoff seiner Hose im Schritt. Seine Begierde war so stark geworden, dass er sich sehr beherrschen musste, um Cassandra nicht gleich hier in der halbdunklen Gasse zu verführen.

„Hör auf, José, bitte“, stöhnte Cassandra lustvoll, als er weitere Bewegungen seiner Finger vornahm. „Wieso?“, fragte er so gelassen wie möglich. „Ich werde nicht mit Dir schlafen“, antwortete sie nun und spürte wie ihr Herz noch schneller raste.

„Aber Dein Körper verlangt nach mir. Ich spüre und höre es doch“, wandte er ein. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Es geht nicht. Ich will nicht“, ihre Stimme zitterte leicht vor Erregung bei diesen Worten. Denn sie wusste genau dass sie log.

„Du lügst. Du willst mit mir schlafen. Ich spüre es doch“, insistierte er. Zum Beweis bewegte er erneut seine Finger in ihre Weiblichkeit und bewirkte damit ein erneutes sinnliches Stöhnen von ihr. Sie holte tief Luft. Dann sagte sie so ernst und ruhig wie möglich. „Es stimmt. Ich begehre Dich. Aber ich will René nicht erneut mit Dir betrügen.“ Flehend sah sie ihn nun an. José zögerte. Schließlich glitten seine Finger behutsam aus ihrer Weiblichkeit. Er unterdrückte ein Stöhnen des Genusses und entfernte seine Hand wieder aus ihrem Schritt.

Sie atmete erleichtert auf und sah ihn dennoch ängstlich an. Er umarmte sie und sah lange schweigend in ihre blauen Augen, die durch das wenige Licht in der Gasse leuchteten. „Ich liebe Dich und ich verzehre mich nach Dir.“ Er seufzte. „Darf ich denn nicht mehr hoffen, Dich zu spüren?“ Ein verzweifelt klingender Seufzer entwich ihm.

„Ich möchte Dir so gern ganz nah sein. Ich muss einfach mit Dir schlafen.“ Traurig sah er sie nun an. Enttäuschung hatte in seiner Stimme mitgeklungen.

Sie sah plötzlich die tiefen Sorgenfalten auf seiner Stirn und seufzte. Sie zögerte mit einer Antwort. „Ich liebe Dich auch. Aber ich bin eine treue Ehefrau. Seit René aus New York zurückgekommen ist, vor vielen Jahren, habe ich ihn nicht mehr betrogen. Unsere Eheschließung damals hat meine Liebe und meine Treue zu ihm besiegelt.“ Sie schaute in seine traurigen braunen Augen und ergänzte ihre Worte. „Ich bin René treu und will, dass es so bleibt. Auch wenn ich großes Verlangen nach Dir spüre.“ Zur Bestätigung ihrer Äußerung küsste sie ihn sehr leidenschaftlich.

José nahm ihren Kuss zum Anlass sie lange und sehr innig zu umarmen. Sie war die einzige Frau, die er liebte. Nun sollte er also endgültig auf sie verzichten. Sollte es denn wirklich keine Hoffnung für seine Liebe zu ihr geben? Nein, noch wollte er das nicht glauben.

Ihr Verschwinden war von den anderen Familienmitgliedern bemerkt worden. René war bereits sehr nervös und suchte mit den Augen immer wieder die Tanzfläche und alle Tische ab. Aber er konnte Cassandra und José nirgends entdecken.

Als beide dann schließlich mit einem fröhlichen Lächeln wieder an den Tischen der Familie eintrafen, schaffte es José mit einer faustdicken Lüge den Verdacht, dass er mit Cassandra auf Abwegen gewesen war, zu zerstreuen. Auch seine Ehefrau Antonia schien seine Lüge zu glauben. Zumindest tat sie so, als wenn er sie überzeugt hätte.

Stunden später als Cassandra sich im gemeinsamen Schlafzimmer von ihr und René auszog, um nackt zu ihm ins Bett zu kommen, fragte er doch noch einmal nach. „Was ist wirklich zwischen Dir und José vorgefallen, vorhin beim Tanzen?“ René lächelte seine Frau charmant an und wartete geduldig auf eine Antwort.

Cassandra hatte schon geahnt, dass er Josés Lüge nicht glaubte. Dennoch hatte sie nicht die Absicht ihm die Wahrheit zu erzählen. Es würde ihn nur unnötig wütend machen.

„Wie José schon sagte. Wir haben Freunde von ihm aus seiner Universitätszeit getroffen, die er lange nicht gesehen hatte. Wir haben uns mit seinen Freunden unterhalten und sind dann zu Euch zurückgekehrt.“ Sie lächelte ihren Mann nun ebenso charmant an, wie er sie zuvor angelächelt hatte. Doch sie dachte auch daran, dass José sie dazu zwang ihren Ehemann zu belügen. Diese Tatsache nahm sie ihm übel.

René nickte. Doch er war nicht gänzlich überzeugt von ihrer Antwort. Dennoch fragte er nicht weiter nach, denn Cassandra hatte sich nun nackt, wie sie die Natur geschaffen hatte, neben ihn gelegt und streichelte sanft seine männliche Brust und seinen immer noch eindrucksvollen Waschbrettbauch.

Ihm gefiel ihre Zärtlichkeit. Lächelnd sagte er daher nun. „Du bist meine Frau und ich liebe Dich.“ Nun wusste Cassandra, dass auch er nicht weiter über den Zwischenfall beim Tanzen sprechen wollte. Zudem spürte sie, dass René nun seine zärtlichen Hände über ihren Körper wandern ließ. Sie genoss seine Zärtlichkeit und lächelte in Vorfreude auf das was danach folgen würde. René und sie würden lustvoll miteinander schlafen.

Am nächsten Tag machten alle einen Ausflug nach Mexiko-Stadt. José der gern wieder seine Ortskenntnisse unter Beweis stellte, fuhr zügig von Puebla mit dem Kleinbus zur nächst gelegenen Metro Endhaltestelle der Hauptstadt. Er parkte den Kleinbus dort und ließ allen genug Zeit eine Fahrkarte für die Metro zu kaufen. Dann ging es gemeinsam hinunter zu den Zügen.

Cassandras Familie fuhr zu Hause in Hamburg zwar regelmäßig mit U- und S-Bahnen, dennoch war für sie das weitverzweigte Metro-System der mexikanischen Hauptstadt etwas verwirrend. Trotzdem aber kamen sie nach kurzer Zeit zusammen mit Cassandra und José an ihrem Ziel, der Station Zocalo, an. Dort wollten sie ihren Stadtrundgang beginnen.

Mit großer Begeisterung zeigten Cassandra und José allen anderen die mexikanische Hauptstadt. Der Zocalo war nicht nur eine Metro-Station, sondern der große zentrale Platz der Metropole, in dessen Mitte am 16. September, dem mexikanischen Nationalfeiertag, immer eine Landesflagge gehisst wurde. Der Platz war dann voller Menschen, die alle gemeinsam ihr Land feierten.

Rund um den Zocalo, der riesig und viereckig mehrere hundert Meter lang und groß, in der gleisenden Sonne des schönen Sommertages vor ihnen lag, erstreckten sich alte Gebäude aus der Zeit nach der spanischen Eroberung des Landes. Der Kolonialstil der Häuser, versetzte den Betrachter gedanklich ein paar Jahrhunderte zurück. Der dunkle Vulkanstein, aus dem die Gebäude und auch die Kathedrale an einem Ende des Platzes erbauten worden waren, setzte sich deutlich vom Blau des sommerlichen Himmels ab. Ein Kontrast, der das Auge des Betrachters auf die Bauweise der Häuser lenkte, die teilweise sehr kunstvoll verziert waren.

Zuerst gingen sie zum Präsidentenpalast, der den Zocalo an der Ostseite einrahmte und im Eingangsbereich ein großes Wandgemälde von Diego Rivera aufwies. Einem der bekanntesten mexikanischen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Cassandra und José erinnerten alle an das Wandgemälde vom gleichen Künstler, das sie bereits im Museum in Cuernavaca gesehen hatten. Ein allgemeines „Aha“ folgte und ließ Cassandra und José grinsen. Wieder im freien spürten sie besonders deutlich das warme Sommerwetter in der Hauptstadt, als ihnen ein warmer Wind entgegen wehte.

Eine weitere Sehenswürdigkeit, dieses Mal an der Nordseite des Zocalo, war der Platz der drei Kulturen, der in gleisender Sonne lag. Dennoch nahmen sie sich Zeit und betrachten alle Teile genau. Die Ausgrabungen von Monumenten aus der Zeit der Azteken, sowie eine Kirche aus der Zeit der spanischen Eroberung und die neuen Gebäude des 20. Jahrhunderts. Danach war ihnen so warm, dass sie sich sehr gern in die Kühle der großen Kathedrale flüchteten, die nur wenige Meter neben dem Platz der drei Kulturen errichtet worden war.

Die Kathedrale beeindruckte durch ihre Größe, ihre Bauweise und ihre Ausgestaltung, die allerdings nur unter erschwerten Bedingungen zu betrachten war, da das Gotteshaus, seit Jahren immer wieder durch weitere Stahlgerüstträger abgestützt werden musste. Die Bauherren hatten ihre Kirche auf ehemals morastigem Boden erbaut, was sich nun nach Jahrhunderten rechte. Das Bauwerk war zu schwer für den Boden und sackte teilweise ab.

Zurück auf dem Zocalo zückten alle erst einmal ihre Sonnenbrillen, bevor die Besichtigungstour durch die Stadt nun weitergehen konnte. Die Dunkelheit in der Kathedrale, die trotz Kerzen und ein wenig elektrischem Licht, nur wenig beleuchtet war, hatte dafür gesorgt, dass sich die Augen aller Besucher nun vom hellen Tageslicht geblendet fühlten. Auch die angenehme Ruhe in der Kathedrale wurde ihnen erst jetzt bewusst, als sie wieder in den lauten Trubel der Großstadt zurück traten.

Sie spazierten in westlicher Richtung durch die Stadt. Im Schatten der alten Innenstadtgebäude, die Banken, Handelshäuser oder Geschäfte beherbergten, näherten sie sich dem Palacio des Bellas Artes. Sie kamen immer wieder an größeren und kleineren Straßen vorbei, die für Markus und Katharina zusätzliche Fotomotive boten.

René und Henri erneuerten ihre Erinnerungen an die mexikanische Hauptstadt. Für Markus und Katharina war alles neu gewesen, daher machten sie viele Fotos mit ihren digitalen Kameras und auch ein kurzes Video, um die Atmosphäre der Stadt einzufangen.

Isabella erinnerte sich an das eine oder andere Gebäude nur vage, da es zu lange her war, als sie das erste Mal in dieser Stadt gewesen war. Doch als sie zum Palacio de Bellas Artes kamen, leuchteten ihre Augen auf. An dieses Gebäude konnte sie sich erinnern und erzählte es fröhlich nicht nur ihren Eltern, sondern auch Enrique, der sich sichtlich freute, dass Isabella sich in der riesigen Stadt wohl fühlte.

Zum Abschluss ihrer Besichtigungstour gingen alle zum Torre Latino Americana und fuhren mit dem Fahrstuhl zur Aussichtsplattform. Der Panoramablick, der sich ihnen nun bot, beeindruckte auch Carmen und Carlotta, die zwar schon mehrfach in der Stadt, aber noch nie auf dem Turm gewesen waren. Raúl grinste und freute sich über die Begeisterung seiner jüngeren Schwester Carlotta. Dann aber schaute er zu Isabella hinüber und bemerkte traurig, dass sie in enger Umarmung durch Enrique, die Stadt von oben betrachtete.

Auch sein Vater José beobachtete mit Traurigkeit Cassandra, die von René umarmt wurde und zum wiederholten Male den eindrucksvollen Panoramablick über die Stadt genoss. Eben noch, so dachte er, hatte er ihre volle Aufmerksamkeit gehabt und war ihr sehr nah gewesen beim Erklären der Sehenswürdigkeiten der Stadt. Jetzt jedoch ließ sie sich von ihrem Ehemann umarmen und nahm keine Notiz mehr von ihm. José schmerzte diese Tatsache und er versuchte sich durch den weiten Blick über die Stadt abzulenken.

Torn apart - Zerrissen zwischen zwei Männern

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