Читать книгу Dirty Virgin - Chloé Césàr - Страница 6
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PATRICK
Mann, die Frau kann küssen. Und ihr Geschmack und Geruch dabei bringen mich obendrein um den Verstand.
Ich weiß immer noch nicht, warum das eigentlich so ist. Beim besten Willen nicht.
Ich meine, ich habe im Laufe der letzten rund zehn Jahre dermaßen viele Frauen gehabt, dass ich irgendwann das Zählen aufgegeben habe. Es machte ohnehin keinen Sinn: Immerhin sagt die Quantität auch in diesem Bereich nichts über die Qualität aus. Irgendwie war ich immer auf Suche nach der einen, der »Herzensprinzessin«.
Im Laufe der Zeit beschlich mich dann das nicht gerade erhebende Gefühl, alle Variationen bereits zu kennen. Beim Sex sowieso, aber auch die verschiedenen Geschmacksrichtungen. Irgendwann wiederholt sich doch alles im Leben.
Nicht, dass ich es mir nicht immer noch gewünscht hätte – genau dieses, was mir eben jetzt mit der Herzensprinzessin zustößt!
Nächtelang habe ich davon geträumt, mir die wildesten Fantasiebilder entworfen, diese dann am nächsten Morgen sogar meinem Episoden-Tagebuch anvertraut. Aber so richtig daran geglaubt habe ich doch nicht mehr, wenn ich ehrlich bin.
Jeder Mann hat wohl eine eigene Version seiner Traumfrau im Hinterkopf. Die ihm sogar dann noch über die Schultern schaut, wenn er ganz real und auch durchaus wild mit einer anderen herummacht. Um hinterher schließlich spöttisch zu bemerken: »Na, Sportsfreund! War wohl wieder nicht das Richtige, was? Jedenfalls nicht auf Dauer.«
Woraufhin sie sich leise lächelnd in Nebelschwaden auflöst und nur ihr betörender Duft dich noch wie von Ferne in der Nase kitzelt und du schon verrückt zu werden glaubst. Aus sehnsüchtiger Enttäuschung oder vielmehr enttäuschter Sehnsucht.
Ja, und dann schneite vor einigen Monaten – wie viele sind es jetzt eigentlich genau? – Noella in die Crocodile-Bar und damit in mein Leben.
Ich hab sie gleich erkannt, sie sah der Herzensprinzessin aus meinen feuchten Träumen zum Verwechseln ähnlich.
Einige Zeit später, als ich sie zum ersten Mal schmecken durfte, war ich mir dann sicher: Sie ist es!
Jetzt, wo ihre Zunge mich ganz hinten am Gaumen so lustvoll kitzelt, kommt mir alles wieder in den Sinn. Und ich möchte sie auf der Stelle hier und jetzt einfach gegen die nächste Wand nageln mit meinem Körper, ihr meinen Ständer zwischen die Beine schieben und weiter vorpreschen, bis ihre Muschi ihn aufnimmt mit diesem leisen feuchten Schmatzen, nach dem ich mittlerweile verrückt bin, weil ich es nur mit ihr so intensiv – hörbar und fühlbar – erlebt habe.
Die letzten Wochen der Trennung waren die reinste Hölle!
Das kommt mir erst jetzt so richtig zu Bewusstsein, wo ich ihren Geschmack endlich wieder auf der Zunge spüre.
Kein Wunder, dass ich schon halb durchgedreht war, als endlich ihre E-Mail eintraf mit der Botschaft: Ich komme, das Ticket ist gebucht.
Und dann kam ich auf die abgefahrene Idee mit diesem nicht gerade alltäglichen Überraschungsgeschenk zur Begrüßung ... Ich hab ihr tatsächlich einen Callboy geschickt. Und natürlich Champagner.
Warum?
Tja, irgendwie frage ich mich das auch. Jetzt, wo sie mich mit ihrer Zunge hinten am Gaumenzäpfchen so neckisch kitzelt, was mich so verrückt macht, dass ich beinahe durchdrehe vor unterdrückter Lust – sie schmeckt übrigens im Moment intensiv nach Rosen-Himbeer-Champagner. Also, warum ich es getan habe?
Nun, es ist nicht einfach zu erklären, aber ich werde es trotzdem versuchen.
Ich hatte Viktor gebeten, mit seinem Handy meins anzuwählen, sobald es losging.
Falls es losging ...
Ein einfacher Druck auf die Kurzwahltaste würde genügen. So könnte ich alles mithören, was passierte.
Falls etwas passierte ...
Innerlich war ich aber bereits heute Morgen beim Aufwachen seltsam zerrissen.
Einerseits wünschte ich mir, sie würde von meinem großherzigen Geschenk keinen Gebrauch machen.
Viktor wäre dann nichts weiter als ihr Chauffeur gewesen, der sie in meinem Auftrag abholte, weil ich arbeiten musste.
Andererseits machte mich der Gedanke daran, wie sie es auf der Fahrt hierher mit ihm trieb – und ich dabei zumindest ein Ohrenzeuge sein könnte –, total heiß.
Ich konnte kaum erwarten, dass es losging, wollte sie stöhnen und schreien hören.
Wollte hören, wie ihre Pussy vor Feuchtigkeit schmatzte, wenn er seinen Schwanz in sie schob, ihn langsam wieder herauszog, dann mit Zunge und Fingern nachhalf, um ihn schließlich erneut in Noella zu versenken.
In Zeitlupentempo – zum Mithören! Ich hatte es ihm genau eingeschärft.
Hatte ihm erzählt, darauf stünde sie besonders – was nicht einmal gelogen war. Wir konnten stundenlang Slow Sex miteinander haben, ohne müde oder gelangweilt zu werden.
Sie behauptete nachher immer, das wäre nur deswegen so, weil wir uns liebten, für einen bloßen One-Night-Stand wäre diese Sexvariante ungeeignet.
Ich stimmte ihr darin auch immer zu und glaube es auch noch heute, nebenbei bemerkt.
Habe ich deshalb Viktor angeheuert und entsprechend instruiert?
Weil ich sie testen wollte?
Weil ich wissen wollte, ob es wirklich stimmte, ob ihre Worte der Wahrheit – ihrer Wahrheit – entsprachen oder bloß im Eifer des Gefechtes so dahingesagt waren?
Wie auch immer, jedenfalls fühlte ich im Voraus einerseits eine wahnsinnige Erregung und andererseits ein fieses Gefühl, das ich eigentlich völlig ablehne und aus meinem Leben ganz verbannen will und werde: Eifersucht!
Während ich jetzt so vertieft darüber nachdenke, dämmert mir allmählich auch die Lösung für das Problem – und damit gleichzeitig der wahre Grund, warum ich Viktor angeheuert habe:
Ich will Noella dazu bringen, vor meinen Augen mit anderen Männern und Frauen zu schlafen. Um sie anschließend selbst zu besteigen.
Wenn ihre Muschi noch nass ist von den Säften der anderen Person, dazu geschwollen und rot wie eine aufgeplatzte überreife Pflaume, dann werde ich mich über sie beugen, ihre Lippen und ihren gesamten Körper mit meinen Küssen bedecken, schließlich ihre Möse lecken, bis sie sich windet und mich anfleht, endlich zu ihr zu kommen.
Dann erst werde ich sie selbst ficken, mich und sie um den Verstand ficken, zuerst langsam, dann immer wilder, bis wir gleichzeitig kommen.
Die Erinnerung an die Lust mit dem oder der Fremden zuvor wird nur noch ein schwaches Echo im Gedächtnis meiner Herzensprinzessin sein. Nicht verstummt, nicht gänzlich verdrängt, jedoch nur noch eine undeutliche Erinnerung, ein Nichts im Vergleich zu meiner liebestollen Glut.
Damit werde ich sie erobern, sie endgültig in Besitz nehmen.
Und gleichzeitig meine eigene dumme Eifersucht in den Untergrund verbannen.
Wenn ich erst durch die grenzenlose Wut, die Eifersucht nun mal hervorruft, und den damit verbundenen Seelenschmerz hindurchgetaucht sein werde, um am anderen Ende unversehrt und mit vor Geilheit pulsierendem Schwanz wieder aufzutauchen, dann habe ich es geschafft.
Dann haben wir es geschafft!
Denn auch Noella steht dieser Lernprozess bevor. Anders geht es nicht.
Weil auch sie die Eifersucht besiegen muss, wollen wir das Abenteuer wagen und es ein lustvolles Leben lang miteinander versuchen.
Außerdem habe ich nämlich, ehrlich gestanden, auch Angst vor der Langweile, dem täglichen Einerlei, dem Alltäglichen. Im Leben, beim Sex und in der Liebe und überhaupt.
Dem gilt es vorzubeugen, neben der Eifersucht.
Auch deshalb habe ich heute Morgen Viktor zum Flughafen nach Miami geschickt, um Noella abzuholen und zu mir nach Key West zu bringen.
Sie hat mir allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht, für dieses Mal.
Obwohl es mich schon amüsiert hat mitzubekommen, wie der arme Viktor sich selbst einen runterholen musste, vor ihren Augen, während ihr Atem sich nicht einmal nennenswert beschleunigte, jedenfalls soweit ich es durchs Handy hören konnte.
Auch von der Fotosession zwischen ihren geöffneten Schenkeln bekam ich akustisch eher weniger mit, obwohl mich allein der Gedanke schon mächtig aufgeilte.
Na ja, das Telefon erfüllt einem naturgemäß nicht alle Sehnsüchte. Immerhin werde ich bald in den Genuss des dabei entstandenen Fotokunstwerks kommen.
Ich tröste mich außerdem damit, dass dies ja erst der Anfang war!
Bin schon sehr gespannt darauf, wie die Herzensprinzessin auf meine Ankündigung reagiert, dass wir übermorgen zusammen in See stechen werden.
Sie, Viktor und ich.
Und natürlich auch noch ein paar andere Leutchen, die ich zum größten Teil noch nicht kenne, aber das erhöht den Reiz der Sache sogar.
Eine kleine Herde schöner, reicher und gelangweilter Frauen und etwa die gleiche Anzahl Männer – vereint für einige unbeschwerte Tage auf einer weißen Luxussegelyacht namens Yolanda.
Nebst dem charismatischen Besitzer der Yacht, Leandro O.
Der Kapitän, einige Offiziere, weitere Besatzungsmitglieder, ein Barkeeper (ich) und ein gebuchter Luxuscallboy (Viktor). Letzterer von Leandro O. eigens angemietet, um die weiblichen Gäste bei Laune zu halten. Er muss nämlich, während die anderen Herren können, wollen, sollen, dürfen – jedem mag nach seiner Lust und Laune geschehen. So lautet Leandros oberstes Prinzip für seine geheiligten Segeltrips.
Die Crew – einschließlich meiner Person und Viktor – und die geladenen Gäste wissen natürlich, auf welches Abenteuer sie sich bei diesem Bootsausflug einlassen.
Die Einzige, die zumindest anfangs ahnungslos sein wird, soll meine Herzensprinzessin sein.
PS
Ich bin mir im Übrigen durchaus der Tatsache bewusst, dass ich mir gelegentlich selbst widerspreche! Und das wird wohl auch in Zukunft so bleiben, weil es zutiefst menschlich ist. Den Widersprüchen in uns selbst können wir nicht entfliehen.
Insbesondere wenn es um die zugleich delikaten und heiklen Themen geht – Eifersucht, Liebe, Sex, Erotik.
Die größten Widersprüche begegnen uns doch immer bei den größten Gefühlen und tiefsten Urtrieben in uns.
Wir sind ihnen oft derart hilflos ausgeliefert, dass wir auf die seltsamsten Einfälle kommen, um dieser Hilflosigkeit zu entgehen.
Wir möchten die Oberhand gewinnen, wollen die Sieger sein in diesem ungleichen Kampf, in dem wir allerdings immer – IMMER – unterliegen müssen.
Warum das so ist?
Nun, dazu habe ich meine eigene Theorie: Wir sind nicht erschaffen worden, um zu begreifen, sondern um zu kapitulieren.
Vor unserer eigenen Natur, unseren Ur-Instinkten.
Wir sollen lernen, uns ihnen hinzugeben, ohne falsche Ängste, ohne Scham und vor allem ohne jede Form von Heuchelei.
Erst dann werden wir auch keinem anderen Menschen mehr Schaden zufügen, weder im Namen der Liebe noch im Namen der Sexualität.
Erst dann werden wir Frieden und Erfüllung zugleich finden.