Читать книгу Dirty Virgin - Chloé Césàr - Страница 8
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NOELLA
Ich kann es nicht fassen: Ich bin wieder hier, an derselben Stelle, wo vor Wochen alles seinen Anfang genommen hat.
Doch dieses Mal sind die Karten neu gemischt und anders verteilt, dieses Mal bin ich am Zug!
Grrrr, ich liebe es, meine Zunge tief in seinen Hals zu schlängeln, ihn dabei zu lecken und zu reizen und zu schmecken.
Gleichzeitig wird mir bewusst, wie sehr ich ihn vermisst habe, meinen schnuckeligen Barkeeper.
Ich kann allerdings immer noch nicht fassen, was er mir da als Begrüßungsgeschenk zum Flughafen geschickt hat.
Einen Callboy – hast du Töne!
Er hat meine erotischen Wunschträume in E-Mail-Form, als schmutzige kleine Beichten schriftlich fixiert, also tatsächlich für bare Münze genommen.
Ich möchte fast wetten, er hat alle meine E-Mails archiviert und vermutlich immer und immer wieder gelesen.
Das habe ich jetzt davon: Weil ich in vor Sehnsucht schlaflosen Nächten schließlich aufgestanden und an den Computer geschlichen bin ... dabei schreibt man sich schon mal gerne die verwegensten und verborgensten Sehnsüchte von der Seele, ist doch klar!
Und eine E-Mail schickt sich ja auch so verdammt schnell und leicht ab, und – schwupps – landet sie auch schon beim Empfänger, auf der anderen Seite des Globus.
Bei einem altmodischen Brief hat man stets die Möglichkeit der Nachbesserung oder Streichung, bis hin zur gänzlichen Vernichtung mit anschließender Neufassung. Erst am anderen Morgen steckt man das beschriebene Blatt Papier in den adressierten Umschlag, trägt ihn anschließend zur Post und schickt ihn erst dann endgültig los.
Erst am anderen Morgen, wenn im hellen Sonnenlicht die Dinge wieder in ihrer angestammten Position erscheinen, die Begierden der Nacht sich beruhigt oder verflüchtigt haben, das Gehirn wieder normal, sprich ohne die Verwirrung stiftende erhöhte Hormonzufuhr funktioniert.
Aber eigentlich stelle ich gerade fest: Es macht verdammt viel Spaß, seine Sehnsüchte zu gestehen und dann auch noch prompt erfüllt zu bekommen.
Viktor ist ein echtes Sahnestück.
Und dass Patrick ihn für mich ausgesucht und angeheuert hat, macht mich erst recht an.
Außerdem dämmert mir soeben noch etwas – ein Verdacht: Ich habe bisher viel zu kopfgesteuert gelebt!
Vor lauter Studium und Abschlussarbeit habe ich es versäumt, mein Leben wirklich zu genießen. Von der kurzen Ferienzeit mit Patrick neulich abgesehen.
Und selbst da war ich noch eindeutig kopfgesteuert. Hat Patrick mir deshalb den schönen Viktor geschickt ?
Als Aufwärmübung sozusagen?
Es hat mir Spaß gemacht, den attraktiven Kerl wie mein willenloses Spielzeug zu behandeln.
Ich die Herrin, er der Sklave, der meinen Befehlen gehorchen muss!
Fast konnte und wollte ich meinen Augen zuerst nicht trauen, als es tatsächlich auch noch funktionierte. Er bekam einen prächtigen Ständer, bevor er sich auch nur einmal angefasst hatte. Und ich verging fast vor Lust, während ich ihn ungeniert beobachtete. Ich konnte spüren, wie meine Säfte flossen und den Sand unter mir benetzten. Da war dieses Ziehen in meinem Becken, das Pochen in meiner Muschi.
Rein sexuelle Gefühle, hocherotisch noch dazu, aber mit Verliebtheit oder gar Liebe hatten sie nichts zu tun, da bin ich sicher.
Es war eine völlig neue Erfahrung für mich.
Ich wusste gar nicht, dass sich diese Seite auch in mir verborgen hält.
Oder eigentlich sind es sogar zwei Seiten: die Lust am Befehlen und die Lust am Beobachten.
Und dann die Fähigkeit, zwischen Sex/Erotik einerseits und Liebe andererseits klar zu unterscheiden. Jedenfalls bilde ich mir das gerne ein.
Immerhin war da auch dieser minutenlange schwebende Zustand, in dem ich so etwas wie Ekstase zu spüren glaubte. Allerdings bin ich mir in dem Punkt nicht mehr sicher, wer weiß schon ganz genau, wie EKSTASE sich wirklich anfühlt?
Ich habe jedenfalls noch kein Buch, keinen Roman gefunden, der diesen Zustand wirklich nachvollziehbar und aussagekräftig genug zu beschreiben wusste.
Vielleicht habe ich mir heute Nachmittag das auch nur eingebildet und mein Gehirn hat ein Wort dazu gesucht und schließlich im abgespeicherten Archiv auch gefunden. Ekstase.
Sehr interessant jedenfalls.
Ich habe übrigens bemerkt, wie sehr Viktor unser kleines Spielchen von Befehl und Gehorsam plötzlich ebenfalls angemacht hat.
Er wurde richtig heiß. Ich gefiel ihm, meine Art, ihn zu behandeln, heizte ihm mächtig ein. Und das wiederum gefiel mir, außerordentlich sogar.
Ich habe dabei wieder einmal festgestellt: Ich liebe es, gut aussehende Männer verrückt zu machen!
Dabei will ich mit ihnen nicht einmal unbedingt wirklich zur Sache schreiten, wie ja auch in Viktors Fall.
Insbesondere, wenn da jemand wie Patrick im Hintergrund auf mich wartet.
Ich genieße es ganz einfach, dieses ungeheure Machtgefühl, das mich überkommt, wenn ich die aufkeimende Gier und die Lust in den Augen der Männer sehe.
Und gleichzeitig weiß, ich habe sie damit in der Hand, ihre Gier und ihre Lust gelten und gehören mir, mir ganz allein.
Selbst heute Nachmittag am Meer gab ich mich damit zufrieden, obwohl der Tisch sozusagen gedeckt war.
Ich habe mir Appetit geholt, mächtig sogar, aber nicht gegessen.
Dabei hat Viktor neben einem wunderbaren Körper auch noch ein wahres Prachtstück von einem Schwanz vorzuweisen.
Und auch sonst reichlichst Vorzüge.
Der Mann ist intelligent, sympathisch und locker, dazu gut gebaut und top gepflegt, weiß sich zu benehmen und riecht auch noch gut.
Unwiderstehlich eigentlich.
Trotzdem habe ich mich beherrscht, ich habe ihn noch nicht einmal angefasst, was ich jetzt eigentlich schon gar nicht mehr fassen kann.
Warum habe ich nicht wenigstens kurz mal hingelangt? Immerhin hatte Patrick den vollen Preis bezahlt, die kleine Kostprobe stand mir also durchaus zu.
Mal gefühlt, geschmeckt, geleckt ... Viktor war deswegen auch offensichtlich ziemlich irritiert, was mich wiederum gefreut hat. Vielleicht habe ich es gerade deshalb nicht gemacht?
Es gibt ja immer mehrere Motive für gewisse Entscheidungen in unwiederbringlichen Situationen.
Dafür kam sein frecher Kuss, als er mir hinterher die Wagentür aufhielt, umso überraschender.
Ich muss gestehen, ich war hocherfreut, dass er sich dazu hat hinreißen lassen, es war ein prickelnder erotischer Moment. Man hat ihm angemerkt, dass es nicht geplant gewesen war, es passierte ihm einfach.
Ich passierte ihm einfach. Als hätten wir uns irgendwo »normal«, vielleicht auf einer Party, kennen gelernt.
Wäre ich nicht so sehr darauf gepolt gewesen, in Kürze Patrick, meinem Sunnyboy von Gottes Gnaden, endlich wieder gegenüberzustehen, ich hätte in diesem Augenblick tatsächlich schwach werden können.
Immerhin ist der Job eines Callboys ziemlich klar umrissen, im Grunde habe ich ihn an der vollen Ausübung seines Berufs gehindert, den armen Kerl.
Ob man die »nicht erbrachte volle Leistung« auch nachträglich noch einfordern kann?