Читать книгу Dirty Virgin - Chloé Césàr - Страница 7
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VIKTOR
Der heutige Nachmittag hat mich aufgewühlt!
Und das mir, der ich dachte, längst über allem zu stehen, was mit Sex und Frauen zu tun hat.
Vielleicht sollte ich besser gleich die Wahrheit sagen: Noella hat mich aufgewühlt.
Ich werde nicht schlau aus dieser jungen Frau: Einerseits wirkt sie noch so mädchenhaft-verspielt und unschuldig, ja fast naiv.
Andererseits scheint sie genau zu wissen, was sie will. Und sie nimmt es sich, wenn ihr danach ist.
Ich fand es unglaublich erregend, wie sie mich aus unschuldsvollen blauen und riesengroßen Augen dabei beobachtete, wie ich masturbierte. Auf ihren Befehl hin masturbierte, wohlgemerkt.
Sie war tatsächlich neugierig wie ein junges Mädchen, sie fand mich attraktiv, sie war erregt, sie ließ sich in aller Unschuld gehen.
Ich konnte das in ihren Augen und Gesichtszügen lesen, sie spiegelten Lust wider, Begehren, Ekstase, Lebensfreude, all das und noch viel mehr, dessen sie sich selbst noch gar nicht bewusst ist.
Dabei hat sie meinen Schwanz – und mich – die ganze Zeit über nicht einmal berührt!
Ich verstehe sie und auch wieder nicht, so etwas ist mir jedenfalls noch nie zuvor passiert, nicht in meinem langjährigen Nebenjob als Callboy. Aber auch in meinem Privatleben nicht, wenn ich es richtig sehe.
Auch hätte ich nicht gedacht, dass ich so viel Vergnügen dabei empfinden könnte, mich vor einer Frau zu entblößen und auf ihren Befehl hin Hand an mich selbst zu legen.
Es kam schon gelegentlich mal vor, dass eine Klientin auf diese Variante abfuhr. Und auch hinterher nichts anderes sonst wollte. Meistens Frauen, die in einer festen Bindung lebten und Scheu hatten, wirklich fremdzugehen.
Ich hatte – und habe – für solche und andere Fälle meine kleinen schweinischen Fantasiefilmchen parat, die ich quasi auf Knopfdruck im Kopfkino ablaufen lassen kann und die mir verlässlich dabei helfen, das volle Programm bis zum Ende abzuspulen.
Augenkontakt mit der zahlenden Dame suche ich dabei nie! Ganz im Gegenteil.
Ich konzentriere mich voll auf meine innere Bilderwelt, schon damit mir keine Panne während der Performance unterläuft ...
Heute aber war es ganz anders.
Ich konnte den Blick nicht von Noella losreißen, wie sie so im Sand nahe am Wasser dasaß und ihrerseits meinen Schwanz anstarrte, der ihr zu Ehren den starken Max markierte.
Nicht, dass Patricks Lady die schönste Frau wäre, die ich je gesehen habe. Obwohl sie wirklich hübsch und appetitlich anzusehen ist. Aber im Allgemeinen stehe ich eher auf Blondinen mit Marilyn-Monroe-Kurven. Nun ja, jedem das seine.
Noella dagegen ist dunkel und eher zierlich gebaut, mittelgroß und mit zarten schlanken Gliedern gesegnet. Besonders ihre Handgelenke sind sehr schmal, fast zerbrechlich, die Hände wunderbar geformt und einfach schön.
Ungeheuer erotisch, diese Frau, anders kann ich es nicht nennen. Sie hat das gewisse Etwas. Sie erinnert mich an eine Gazelle, ja, dieses Bild trifft es.
Graziös, elegant und anmutig, scheu und zugleich selbstbewusst, stets auf der Hut und doch oder auch gerade deswegen sehr, sehr sinnlich.
Ich glaube nicht, dass ihr insbesondere Letzteres bewusst ist. Vermutlich wird sie erst jenseits der Dreißiger-Grenze überhaupt dahinterkommen, vielleicht sogar noch später.
Dieser Frauentyp neigt zum Spätzünden in Sachen Sex und Erotik. Das ist jedenfalls meine Erfahrung.
Aber wenn sie es dann eines Tages merkt und ihre ungeheure Macht erkennt, wird sie eine äußerst gefährliche Waffe sein.
Ich kann Patrick jetzt durchaus besser verstehen, dass er ausgerechnet diese Frau unbedingt haben will und dass er sich Sorgen macht. Sorgen um das, was passieren kann, wenn ihr bewusst wird, über welche Macht sie verfügt. Und sie beginnen wird, diese Power auch auszuleben.
Dabei dachte ich anfangs noch, mein alter Freund Patrick hätte den Verstand verloren, dass er überhaupt und dann auch noch ausgerechnet mich für diesen Job an seiner eigenen Herzensprinzessin anheuerte.
Er sagte, er müsse sich Gewissheit verschaffen über gewisse Dinge, was Noella und seine Gefühle für sie angehe. Es sei ein kleiner Test, nichts weiter, ich solle mir keine Sorgen machen, die Sache locker und heiter nehmen. Jeder von uns dreien solle und dürfe seinen Spaß dabei haben, aus freien Stücken, keiner würde zu irgendetwas gezwungen.
Nun ja, er vergaß dabei anscheinend, dass er mich für meine Dienste bereits im Voraus bezahlt hatte!
Klar gibt es beim Geld auch einen Spaßfaktor, kommt auf den Blickwinkel der Betrachtung an, dachte ich mir und nickte zu seinen Worten, als hätte ich begriffen. Was nicht der Fall war, jedenfalls zu jenem Zeitpunkt noch nicht.
Einen Augenblick lang hegte ich sogar den Verdacht, ich wäre derjenige, der eigentlich getestet werden sollte.
Patrick war es nämlich auch, der mir den Job auf der Yolanda verschafft hat.
Vielleicht wollte er über Noella herausfinden, ob er damit richtig gehandelt hatte, als er mich Leandro O. vorschlug. Oder ob ich ihn am Ende gar blamieren würde.
Immerhin ist Leandro 0., wie man hört, ebenso anspruchsvoll wie schwerreich und zugleich dekadent. Mit anderen Worten: Er langweilt sich in seinem privilegierten Leben und sucht ständig neue Herausforderungen. Auch aus diesem Grund wird seinen Segelgästen stets nur das Beste geboten auf der schneeweißen Yacht – in jeder Hinsicht.
Señor O. liebt Superlative, nun ja..
Ich habe den Verdacht, Patrick, der das natürlich weiß, macht sich inzwischen Sorgen, weil er ausgerechnet mich empfohlen hat.
Dazu würde auch passen, dass er mich ermahnt hat, Noella keinesfalls anzumachen, sondern abzuwarten, was von ihrer Seite aus passieren würde. Mein Honorar könnte ich aber in jedem Falle behalten.
Dann schließlich ihre Art, mich anfangs herumzukommandieren, fast schon kaltschnäuzig und eigentlich ganz und gar nicht sexy oder erregend.
Ich war gerade dabei, einen besonders scharfen Pornostreifen in meinem Kopfkino abzurufen, als ich plötzlich ihren sich verschleiernden Blick bemerkte.
Sie bekam Lust, ich konnte es sogar riechen.
Diese winzige Spur von Moschus in der salzigen Meeresluft, genau, wie ich es liebe.
Nur sehr wenige Frauen sondern diesen besonderen Duft ab bei sexueller Erregung, aber wenn, dann heizt mir das mächtig ein, falls ich das Mädchen auch sonst attraktiv finde. Was nicht immer der Fall ist, wie ich betonen möchte. Dann finde ich den Geruch eher abstoßend, aber das nur nebenbei.
Es ist ihnen nicht bewusst, diesen gewissen Frauen, dass und wie sie duften, wenn sie sexuell erregt werden. Ebenso wenig die Tatsache, dass sich kurz darauf auch ihr Äußeres geheimnisvoll verändert.
Die sexuelle Erregung verschönt diese Frauen und Mädchen nämlich nochmals sichtlich, sie wirken gleichzeitig zarter und herausfordernder, wie eine gekonnte Mischung aus Elfe und Kurtisane.
Und genau das passierte vor meinen Augen mit Noella.
Dazu, wie gesagt, dieser unvergleichliche Duft, ich war augenblicklich hingerissen. Ich bin sicher, dass sie keine Spur von Parfüm oder parfümierter Bodylotion am Körper trug. Es handelte sich um ihren ganz eigenen intimsten Duft. Sie war einfach sie selbst. Und noch dazu gerade nach einem neunstündigen Transatlantikflug aus der Maschine geklettert. Ungeduscht und ungedämmt, ein ungeschliffener Rohdiamant.
O ja, ich verstehe Patrick in der Tat immer besser, während ich jetzt in der Erinnerung nochmals alle Details sozusagen aufliste.
Er liegt wohl richtig mit seiner Annahme, er müsse ihr Zeit geben für ihre eigene Entwicklung, für ihr wirkliches Erwachen in puncto Leidenschaft.
Er ist immerhin zehn Jahre älter als sie, hat also zehn Jahre Erfahrungsvorsprung, ein ganzes Lebensjahrzehnt an erotischer Datensammlung mehr.
Er weiß bereits genau, was er will, von einer Frau, im Bett und im Leben.
Sie muss es erst noch herausfinden: was sie will, was sie kann, was in ihr steckt. Und auch, wie viel davon sie zu schenken bereit ist.
Ich glaube, es steckt eine ganze Menge an feuriger Ur-Energie in ihr.
Wenn sie erst einmal die gazellenhafte Scheu abgelegt hat, sich ihrer selbst und ihrer Sinnlichkeit bewusst ist, kann es sein, dass sie auch das geborene Luder in sich entdeckt und anschließend lustvoll auslebt.
Patrick muss ihr diese Zeit geben. Gleichzeitig will er sie nicht verlieren, was ich, wie gesagt, verstehen kann. Als Mann und als Freund.
Ich bin ehrlich gespannt, ob den beiden gelingen wird, woran andere Paare nur allzu oft scheitern.
Nämlich Erotik und Liebe auf Dauer miteinander zu vereinen, das Feuer am Lodern zu halten, ohne dabei in der Glut der Leidenschaft zu verbrennen.
Mein Freund versucht es, das begreife ich nun in diesem Moment, wo ich noch einmal über alles nachdenke. Er kämpft aktiv gegen die Eifersucht an, er strebt sexuelle Freiheit und absolute Freizügigkeit an, für sie und für sich selbst.
Ein hartes Stück Arbeit, Sportsfreund! Und ein gewagtes Experiment zugleich.
Wenn es einen wie uns nämlich erst einmal erwischt hat, falls es überhaupt geschieht, dann haben wir erfahrungsgemäß durchaus ein größeres Problem zu bewältigen.
Ernsthaft, ohne Übertreibung.
Wir sind keine normalen Kerle in einem normalen Job und von normaler Attraktion für Frauen.
Wir beide kennen uns im Nachtleben aus. Wir arbeiten schließlich, wenn andere Leute frei haben und sich amüsieren wollen.
Wir sind im Grunde genommen Entertainer. Er hinter dem Tresen und ich davor, um es mal so auszudrücken.
So haben wir uns kennen und schließlich auch schätzen gelernt. Wir sind uns immer wieder in den verschiedensten Lokalitäten in den verschiedensten Städten begegnet. Immer fanden wir die Zeit, um uns über den Bartresen hinweg auszutauschen, über die neuesten Wendungen in unser beider Leben, unsere Ansichten über dieses und jenes. Bis hin zur großen Weltpolitik. Wir ließen tatsächlich nichts aus. Dabei lernt man einander mit der Zeit wirklich gut kennen.
Wir wissen beide Bescheid, über uns selbst, unsere Qualitäten als Lover und als Frauenverführer, wir kennen aber auch die Fallstricke und Fußangeln, die auf dem Gebiet der Erotik lauern.
Die Damenwelt hat es uns immer leicht gemacht, eigentlich sogar viel zu leicht, wenn ich ehrlich bin.
Wir brauchten nicht zu jagen oder Fallen zu stellen, wir wurden gejagt, und uns wurden Fallen gestellt.
Manchmal war ich davon dermaßen gelangweilt, dass ich tatsächlich eine Zeit lang als Pornodarsteller in einschlägigen Filmstudios gearbeitet habe.
Ich empfand es als anregende Abwechslung und Herausforderung, auf Kommando, vor laufenden Kameras und vor der Studio-Crew eine stattliche Erektion zu bekommen, zu halten und meinen Schaft in Großaufnahme in eine klaffende rasierte Muschi zu versenken.
Die Kollegin, die ich vögelte, war zwar eine Frau, aber vor allem auch Arbeitskollegin.
Ich wusste, sie war nicht einmal scharf auf mich. Okay, sie mochte Sex, war nicht im Geringsten prüde, aber ansonsten machte sie den Job hauptsächlich des Geldes wegen.
Und das wiederum machte mich spitz, weil es mich herausforderte.
Wenn sie nicht nur auf kühl machen, sondern auch tatsächlich kaltschnäuzig sind, dann lohnt sich die Verführung in meinen Augen nämlich erst wirklich.
Ich legte mich daher auch mächtig ins Zeug, damit sie wirklich und wahrhaftig vor laufender Kamera zum Höhepunkt kam und nicht nur so tat als ob.
Nicht, dass das für die Zuschauer später einen großen Unterschied gemacht hätte, aber die waren mir ohnehin völlig egal.
Nein, es machte für mich einen Unterschied, und nur darauf kam es mir an.
Ich legte von Anfang an meinen ganzen erotischen Ehrgeiz in den Sport, meine Filmpartnerinnen zu verführen. Sie sollten möglichst allesamt wirklich keuchen und wirklich schreien, weil sie wirklich kamen.
Ich merkte dabei, wie gerne ich den gewieften Verführer gab und es genoss wie selten etwas anderes beim Sex, wenn ich tatsächlich ans Ziel gelangte. Die Stellung war mir dabei völlig egal. Regie- und Stellungswechsel-Anweisungen überließ ich gerne dem Regisseur.
Und die Kamera lief dabei immer mit ...
Im Privatleben, in meiner »arbeitsfreien« Zeit, hatte ich nicht mehr das geringste Interesse an meinen »Kolleginnen«.
Ebenso wenig habe ich übrigens jemals ein privates Interesse an einer meiner Privatklientinnen entwickelt, die mich für gute Gage einige Stunden oder auch eine ganze Nacht lang buchten.
In meiner Freizeit widmete ich mich voll und ganz der Kunst: erotische Malerei und Fotografie.
Alles, was mir im wahren Leben fehlte, das fand und finde ich in meiner Kunst.
Bin ich ein Erotomane, ein verkappter Exhibitionist vielleicht noch dazu?
Ich weiß es nicht – und ehrlich gesagt, ist es mir auch egal. Ich bin, was ich bin und wie ich bin.