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WENN GOTT MIT STEINEN WIRFT Zu allen Zeiten beobachteten die Menschen furchterregende Feuerbälle am Firmament und Felsbrocken, die wie aus dem Nichts herabstürzten – sie sahen darin ein Zeichen für den Zorn der Götter. Die Gelehrten stritten darüber, ob tatsächlich außerirdische Materie die Erde treffen kann.

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Das scheinbar Unmögliche geschah am 20. November 1768 gegen vier Uhr nachmittags. Aufgeschreckt von einem unheimlichen Grollen in der Luft, sahen mehrere Menschen im oberösterreichischen Mauerkirchen zum Himmel empor. Die Augenzeugen, die ihre Beobachtungen später unter Eid zu Protokoll gaben, blickten Richtung Westen und verfolgten ein beängstigendes Schauspiel am Firmament: Plötzlich verfinsterte sich der Himmel, es ertönte ein eigentümliches, bedrohliches Brausen, dann ein gewaltiges Krachen, ähnlich Donnerschlägen oder den Schüssen aus einer mächtigen Flinte. Gleich darauf fiel wie aus dem Nichts ein Stein zu Boden und knallte direkt aufs Feld eines Herren namens Georg Bart.

Eine Vermessung des Brockens sowie des Lochs, das er geschlagen hatte, ergab anschließend, wie ein anonymer Chronist penibel über „das Wunder“ festhielt: „Dieser Stein machte, nach obrigkeitlichem Augenschein, eine Grube von 2 ½ Schuh tief in der Erde. Er hält nicht gar einen Schuh in der Länge, ist 6 Zoll breit und wiegt 38 Baierische Pfunde.“ Auch die Beschaffenheit des seltsamen Geschosses wurde sorgfältig geprüft: Der Stein sei „von einer so weichen Materie, dass er mit den Fingern sich zerreiben lässt.“ Im Inneren seien weiße Linien auszumachen, „außenher aber ist er mit einer schwarzen Rinde überzogen.“

In aktuellen Maßeinheiten ausgedrückt, wog der Stein, der auf damals noch bayrischem Hoheitsgebiet niederging, 21,3 Kilo. Er war 30 Zentimeter lang und gut 15 Zentimeter breit. Der Großteil des Objekts erschien hellgrau, durchsetzt mit dunklen Punkten metallischen Ursprungs. Wie wir heute wissen, handelt es sich bei den Materialien um die Minerale Olivin, Feldspat und Augit sowie um Einsprengsel von Eisen. Die schwarze Rinde entstand durch die enorme Hitzeeinwirkung beim Passieren der Atmosphäre. Der Findling von Mauerkirchen im Innviertel ist einer von acht zweifelsfrei identifizierten Meteoriten auf österreichischem Boden. Er ist zugleich der erste dokumentierte Meteoritenfall Österreichs, während sich der jüngste im April 2002 im Tiroler Reutte zutrug (siehe Tabelle S. 16).

Die Gelehrten um die Mitte des 18. Jahrhunderts waren noch relativ ratlos oder hochgradig uneins über die Herkunft des obskuren Fremdkörpers. Ein Skeptiker unter den Augenzeugen hielt es für grundsätzlich unmöglich, dass Steine einfach so herabfallen können. Möge noch angehen, argumentierte der Mann, dass feuerspeiende Berge allerlei Trümmer durch die Luft wirbeln. „Dass aber dergleichen Materie so lang in der Luft beysammen erhalten werden könne, bis daraus ein großer schwerer Stein gestaltet wird, das läuft wider alle Gesetze einer Vernunftlehre.“

Der unbekannte Verfasser der Chronik über den Meteoriten von Mauerkirchen tendierte hingegen zur Ansicht, dass sehr wohl „im Himmel Steine können gezeuget werden“.

Achtung Steinschlag!

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