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Meine erste Wache.

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Im Monat Juli wurde ich erstmals zum Kasernen- Wachtdienst herangezogen. Die Posten haben hauptsächlich, wenn sie nicht schildern, die prisonniers bei den verschiedenen corvées zu bewachen, was keine beneidenswerte Funktion ist. Die Gefangenen tragen mit H. S. = hors service gestempelte Drillichkleider, die zum größten Teil so zerrissen sind, dass man den unteren Menschen sehen kann. Man sieht verwahrloste Gestalten darunter, die einem Furcht und Mitleid einflößen können. Nach dem Appell marschieren in kleinen Gruppen die prisonniers mit Wasserkübeln, Besen und Schaufeln bewaffnet zum Arbeitsplatz. Der Posten hat bei Ausübung dieses Dienstes die Verantwortung über die Arrestanten übernommen, und ist verpflichtet, nach Beendigung der corvée die Leute vollzählig dem Wachhabenden abzugeben. Da die meisten Gefangenen im prison keine Rücksicht auf den Posten nehmen, so kommt es häufig vor, dass einer sich ungesehen von der corvée entfernt.

Wenn der Wachhabende bemerkt, dass beim Zurückmelden ein Mann fehlt, so wird zunächst gar keine weitere Nachforschung angestellt. Es heißt dann einfach: „Der kommt von selbst wieder.“ Der Posten aber wird unverzüglich vom Wachhabenden bestraft und kommt gleich nach Ablösung der Wache auch dorthin wo der Durchgänger sich vorher befunden hat. Da nicht alle prisonniers zum Arbeitsdienst herangezogen werden können, so muss die Mehrzahl unter Aufsicht eines Sergeanten „peloton“ laufen. Mit einem 30 Kilogramm schweren Sandsack auf dem Rücken und ein altes „Gras“-Gewehr ohne Verschluss und aufgepflanztem Bajonett marschieren sie in einem raschen Tempo den Kasernenhof ab. Es ist eine mitleiderregende Szene, wenn die ausgehungerten Gestalten in tiefgebeugter Haltung täglich diesen sechsstündigen Strafmarsch machen. Alle sind erbärmlich gekleidet, fast in Lumpen gehüllt. Ihr Drillich ist schmutzig, sie tragen die Spuren der Nächte auf dem unsauberen Steinboden. Alle 50 Minuten erhalten sie eine Pause, die der Brenndauer einer Zigarette entspricht. Das Kapitel „Legionsstrafen und Räumlichkeiten, in denen sie verbüßt werden“, werde ich später nach den am eigenen Leib gemachten Erfahrungen beleuchten.

Fünf Jahre Fremdenlegionär

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