Читать книгу Das Kim-Protokoll - Christian Röder - Страница 10

13.09.2014

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„Ich will Ihnen etwas zeigen, Kim.“

„Park, mein Name ist Park. Bitte nennen Sie mich Herr Park!“

„Natürlich, Kim. Ich respektiere, dass Sie nicht zu sich stehen. Im Grunde ist das ja eine Phase, die jeder mal hat, oder? Wie auch immer. Hinter meinem Rücken verbirgt sich Wahrheit. Und Sie wissen mittlerweile, oder Sie können es sich zumindest denken, wie kritisch ich gegenüber den Medien bin. Denn wenn die Medien grundsätzlich auf Täuschung aus sind, dann muss das meiste von dem, was sie berichten, falsch sein. Logisch, nicht wahr?“

Kim sah mich ausdruckslos an. Klar, dachte ich. Gerade ihm als Diktator erzähle ich damit ja wirklich nichts Neues. Es war sinnlos und gar nicht notwendig, so geheimniskrämerisch zu sein. Irgendwie hatte ich aber gerade Spaß daran.

„Nun, das wissen Sie ja besser als ich. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich altklug erscheine. Jedenfalls befindet sich hinter meinem Rücken eine der wenigen Ausnahmen. Aber sehen Sie einfach selbst!“

Ich streckte Kim meine leeren Hände entgegen.

„Was Sie hier sehen, ist nichts. Es ist exakt das, was seit einigen Tagen über Sie berichtet wird: Nichts. Die Presse schweigt. Weil es tatsächlich nichts zu berichten gibt. Das ist ungewöhnlich, denn Sie hätten längst schon wieder in der Öffentlichkeit erscheinen müssen. Im Vergleich zu den vorigen Monaten, meine ich. Aber ich bin sicher, dass schon bald wieder über Sie berichtet wird: Wenn nicht mehr ignoriert werden kann, dass Sie verschwunden sind. Was hatten Sie denn vor, Kim? Ich nehme an, Sie wollten einfach spontan ein bisschen Kurz-Urlaub in Ihrer Zweitheimat machen, richtig? Oder wollten Sie etwa durchbrennen? Wird Ihr Leibwächter jetzt exekutiert? Meine kleine Aktion scheint Ihre Leute ja mächtig durcheinanderzubringen!“

„Ich will nach Hause“, stammelte Kim.

Er war überfordert. Vielleicht sollte ich ihn in Ruhe lassen, wenigstens für ein paar Stunden. Ich wollte keinesfalls wirken, als würde ich es genießen, dass er sich schämte.

„Sie werden nach Hause kommen, Kim! Deswegen sind Sie ja hier: um nach Hause zu kommen! In ein richtiges Zuhause, nicht in ein künstliches, pseudo-kommunistisches Brutalo-Disneyland. Sie werden frei sein – vorausgesetzt, Sie akzeptieren Ihre Lage. Radikale Akzeptanz!“

Kim sackte zusammen, soweit das noch möglich war, denn er saß sowieso schon immer recht schlaff auf oder vor dem Bett, und starrte in das Nichts, das sich zwischen uns auftat.

„Schade“, sagte ich in die Stille hinein. „Schade, dass Sie nicht den Mut haben, sich zu stellen. Sie könnten so viel Wertvolles erzählen und bewirken. Na gut, ich lasse Sie jetzt allein.“

Als ich noch mal zu ihm sah, bevor ich den Bunker verließ, flackerte etwas über Kims Gesicht, als hätten ihm meine Worte zu denken gegeben. Vielleicht hatte ich mir das aber auch nur eingebildet.

Das Kim-Protokoll

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