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10. Tag

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Es war mitten in der Nacht und ich hatte keine Ahnung, ob schon der neue Tag begann. Mich hatte der unruhige Schlaf von Ben aufgeweckt. Er schien zwar nicht richtig wach zu sein, aber irgendetwas stimmte mit ihm nicht. Es waren einzelne Zuckungen, dann wieder ein hin und her wälzen von einer Seite zur anderen. Seine Lippen bewegten sich zwar, aber ohne ein Wort oder einen Laut von sich zu geben. Ich dachte dass dies wieder einer seiner Alpträume war. Um sicher zu gehen, fühlte ich seine Stirn. Sie war mit Schweißperlen benetzt, aber ich spürte keine erhöhte Temperatur. Wahrscheinlich muss er wieder alte Erinnerungen verarbeiten. Das passierte immer wenn er vorher großen Stress gehabt hatte. Ich hatte ihn schon oft gefragt ob er mir nicht etwas davon aufschreiben möchte. Er konnte es aber nicht. Da ist wohl eine echte Blockade. Nur sein Schlaf löst ein wenig diese undurchdringliche Hülle auf.

„Ben. Hörst du mich? Ich bin bei dir. Du bist hier in Sicherheit, niemand kann dir mehr etwas antun. Sie sind alle längst fort…“ Ich fasste ihn sanft aber bestimmt an den Schultern. Langsam wurde er ruhiger. Morgen früh wird er sich an nichts mehr erinnern können.

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Der neue Tag kam wunderbar sonnig über den Horizont der Hügel hervor. Der Schnee war so ziemlich überall geschmolzen. Zumindest dort wo die wärmenden Sonnenstrahlen hinkamen. Warme Frühlingsluft erfüllte die Natur. Eigentlich ein prima Tag zum Wandern!

Nur leider war erstmal Zwangspause angesagt. Die Wunde an Ben’s Füßen sah richtig hässlich und geschwollen aus. Nachdem ich das verklebte Tuch vorsichtig abgewickelt hatte konnte man das ganze Ausmaß deutlich sehen. Ich ließ die Stelle erstmal offen damit Luft dran kam.

„Nach dem Frühstück schaue ich mich um, wo ich hier in der Nähe Desinfektionsmittel her bekomme.“ versprach ich Ben.

Ich hatte Glück - am anderen Ende vom Wald fand ich einen Bauernhof. Ich beobachtete ihn erst mal eine gute Stunde bevor ich mich näher heran wagte. Durch das Fernglas hatte ich schon einiges an Verwüstung erkennen können, aber als ich im Hof stand, war es noch viel schlimmer! Mit Gewalt musste dieser Hof auf der Suche nach Lebensmitteln geplündert worden sein. Überall Einschusslöcher und geborstene Scheiben. Barrikaden waren errichtet gewesen aus allem Möglichen. Entsprechend sah es dann auch drinnen aus. Im Obergeschoss hatte es sogar gebrannt. Das konnte man aber erst von der Rückseite des Gebäudes aus erkennen. Ich hätte mir die Mühe also sparen können…

So ging ich die Zufahrt hinunter zur Straße, auf der Suche nach Schildern mit Ortsnamen und Kilometerangaben. Nach gut drei Kilometern kam ich an den nächsten Ort. Dieses Mal hatte ich mehr Glück! Erfolgreich konnte ich nachmittags dann zu Ben zurückkehren.

„Schau mal - Desinfektionsmittel für dich. Gerade mal ein Jahr abgelaufen. Haben wir ein Glück.“ rief ich ihm zu.

Gleichmäßig verteilte ich die Tinktur auf die Wunden und offenen Stellen. Danach machte ich eine Kompresse mit einem Verband drum, die ich beide aus einem Erste-Hilfe-Kasten aus einem Auto mitgenommen hatte.

„So - sieht doch ganz nett aus, oder?“ sagte ich aufmunternd.

„Morgen dasselbe noch mal und dann schauen wir ob es mit einem Pflaster und dicken Socken schon wieder geht.“

Ehrlich gesagt ging ich aber eher von einer Woche Krankenpause aus. Oder wir schaffen maximal fünf Kilometer am Tag, was sich echt nicht lohnen würde. Ben stöhnte nur entnervt. Für ihn war das den ganzen Tag nur herumsitzen einfach total ätzend.

Das Überlebensprinzip

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