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1. 3. 27 Anton Semjonowitsch Makarenko (1888–1939)

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Obwohl Makarenko in der Ukraine geboren wurde und während des größten Teils seines pädagogischen und schriftstellerischen Wirkens in der Ukraine gelebt hat, lässt er sich besser als sowjetischer bzw. russischer Pädagoge und Dichter bezeichnen: Er sprach und schrieb muttersprachlich russisch und setzte sich auch ausdrücklich vom Ukrainischen ab.

Biografisches

Makarenko ist eines von fünf Kindern einer Facharbeiterfamilie. Wegen der gesicherten Position des Vaters als Anstreicher bei der staatlichen Eisenbahn ist die Familie nicht von der weit verbreiteten ärgsten Armut der Zeit betroffen.

Nach Beendigung der Volksschule und eines einjährigen pädagogischen Lehrerseminars arbeitet Makarenko ab 1905 als Lehrer.

Mit der Unabhängigkeitsbewegung der Ukraine von Russland (1917–1919), der dann folgenden kriegerischen Besetzung durch das inzwischen sowjetische Russland und der anschließenden Eingliederung der Westukraine nach Polen (1922) treten pädagogische Probleme ungeahnten Ausmaßes auf: Die sich formierende sowjetische Gesellschaft hat es in Folge von Revolution und Krieg in diesen Zeiten mit bis zu sieben Millionen verwahrloster, obdachloser, jugendlicher Rechtsbrecher zu tun. In diesem gesellschaftlichen Chaos wird Makarenko 1920 – seit drei Jahren ist er bereits Schulleiter – mit der Aufgabe betraut, eine Arbeitskolonie für minderjährige, kriminell auffällig gewordene Jugendliche zu gründen.

Makarenko kam sicher nicht unfreiwillig, auf jeden Fall aber ohne Vorbild und Konzept zum Auftrag der Heim- bzw. Lagerleitung einer Horde von verwahrlosten Jugendlichen. In Folge des wirtschaftlichen Drucks und eines nur minimalen Etats für den Lebensunterhalt der Lagerinsassen beginnt er mit diesen die Bewirtschaftung des der Kolonie zugewiesenen heruntergekommenen Landwirtschaftsbetriebs und erkennt praktisch im Prozess die erziehlichen Potenzen der „gemeinsamen Aufgabenbewältigung als Medium sozialpädagogischer Tätigkeit“10. Aus Not wird Tugend: Obwohl entstanden aus der einzigartigen Bedrängnis der Situation, des Etats, der Klientel wird für Makarenko die gemeinsame Aufgabenbewältigung die sozialpädagogische Form der Erziehung.

Mennicke (1. 3. 26), Makarenkos zeitgenössischer deutscher Sozialpädagoge, hat darauf aufmerksam gemacht, dass die in früheren Generationen selbstverständliche „Unausweichlichkeit der Beziehungen“ verloren gegangen sei. Unter Unausweichlichkeit der Beziehungen versteht MENNICKE die selbstverständliche und notwendige Mitarbeit der Kinder in Haus und Hof der Eltern (2001, S. 36ff.). Aus dem Verlust dieser Unausweichlichkeit leitet er viele epochale Probleme der Heranwachsenden ab, die teils mit der neuen Normalität des Ausweichen-Könnens, teils aus der hierher rührenden Aufgaben-, Bindungs- und Perspektivlosigkeit erwachsen.

Die pädagogische Grundannahme Makarenkos ist der Mennickes sehr ähnlich, obwohl sie nicht theoretisch, sondern induktiv aus der wirtschaftlichen Notlage der Arbeitskolonie hervorgeht: Konsequenterweise stellt Makarenko die Unausweichlichkeit ihrer Alltagsbeziehungen, speziell die des wirtschaftlichen Überlebens, in den Dienst einer sozialpädagogisch gestalteten Lebenswirklichkeit11.


Theoretisches

Sieht man auf den induktiven Weg, auf dem Makarenko zum Prinzip der gemeinsamen Aufgabenbewältigung kommt, so ist es nachvollziehbar, dass er sich selbst nicht in eine theoretische Tradition stellt, obwohl er seine Verehrung für Rousseau und Pestalozzi bekundet. Insgesamt ist er der Auffassung, dass es eine vollkommen neue sowjetische Pädagogik zu schaffen gilt, so in einem Brief an Gorki vom Februar 1926.

Trotzdem gibt es Bezugslinien zum präsowjetischen und internationalen Diskurs, die in Makarenkos theoretischem Konzept wiederzufinden sind. Die frühen Jahre seiner Berufslaufbahn fallen in die Zeit einer demokratischen Aufbruchbewegung, noch unter dem zaristischen System, zum Teil auch gegen es. Seit 1915 findet dieser Zeitgeist unter dem Bildungsminister Ignatev auch staatliche Anerkennung. Ignatev stellt die beabsichtigten Innovationen selbst in den internationalen Kontext, speziell zu John Dewey (1. 3. 13). Nach ANWEILER (1978, S. 37) und KOBELT (1996, S. 33) dürfte auch Kerschensteiners (1854–1932) Gedankengut der Arbeitsschule in Ignatevs Pläne eingeflossen sein. Jedenfalls lassen sie sich als Extrakt der zeitgenössischen Diskussion verstehen, an der auch Makarenko in seinen jungen Jahren als Lehrer und von 1914–1916 als Student und 1er-Absolvent des Lehrerinstituts von Poltava beteiligt gewesen sein wird. In Makarenkos Positionen des Arbeitsprinzips, des „Parallelismus von Arbeit und Wissen“ und der „Heranziehung des neuen Menschen in der neuen Gesellschaft“ findet KOBELT (1996, S. 33) einen Niederschlag der epochalen Auseinandersetzung.

Trotz der insofern nachvollziehbaren Einflüsse der internationalen Reformpädagogik sind es Makarenkos eigene Theoreme, die zur Vorlage und Diskussionsgrundlage der von ihm beabsichtigten neuen sowjetischen Pädagogik dienten:

Definitorisch lässt sich die Pädagogik Makarenkos als „Kollektivpädagogik“ ausmachen. Nun haben wir im Deutschen dasselbe Wort, und schon Heinrich Kronen weist 1980 auf die Homonymität der Begriffe bei Karl Mager (1848) und Makarenko hin. Über die Homonymität hinaus gibt es auch inhaltliche Übereinstimmung: Mager (1.3.5) versteht wie Makarenko unter Kollektivpädagogik das Gleiche wie Staatspädagogik.– Anders jedoch als Makarenko steht Mager der Staatspädagogik im höchsten Maße skeptisch und kritisch gegenüber: Er unterstellt, sie vereinnahme und verkürze zugleich die Potenziale des Individuums und seiner freien Vergesellschaftung unter dem Zwang des Staatsapparates. Deshalb könnten nur eine Ergänzung und Verwandlung der Staatspädagogik in Sozialpädagogik zu freier Gesellschaftsfähigkeit und bürgerlicher Verantwortlichkeit führen.

Im Gegensatz hierzu betrachtet Makarenko die Kollektivpädagogik als ultima ratio aller Erziehung. Er nimmt keine kritische Distanz zum historisch soeben entstandenen neuen kommunistischen Arbeiter- und Bauernstaat ein. Dessen Existenz und Notwendigkeit wird nicht hinterfragt. Somit ist auch die Kollektivpädagogik widerspruchslos die Spiegelung der Staatsdoktrin, nach der das Individuelle nur insofern zugelassen ist, als es Werkzeuge und Bausteine für die Vervollkommnung der kommunistischen Gesellschaft und ihres Staates liefert.

Anthropologisch geht Makarenko von einer menschlichen Disposition aus, sich im Rahmen kollektiven Lebens zu einer produktiven und kooperativen Persönlichkeit zu entwickeln bzw. sich zu einer solchen erziehen und umerziehen zu lassen. Ohne dass er je ethologisch argumentiert, setzt er dabei stark auf das Rang- und Hierarchieverhalten der Menschen. Allerdings dienen ihm auf viele Individuen unterschiedlich verteilte Rangverleihungen und Verantwortungsübertragungen zugleich zur Vernetzung von Zuständigkeiten und Abhängigkeiten, wodurch eine einseitige Dominanz einiger weniger im Kollektiv vermieden wird.

Die ethische Perspektive Makarenkos ist rigoros und einfach: Gut ist, was dem Kollektiv dient,– und umgekehrt: ein guter Kollektivist ist ein guter Mensch. Wörtlich heißt es im ersten Teil des „Pädagogischen Poems“: „Die sowjetische Pädagogik bedarf einer völlig neuen Logik: vom Kollektiv zum Einzelnen. Objekt der sowjetischen Erziehung kann nur das ganze Kollektiv sein. Nur wenn wir das Kollektiv erziehen, können wir damit rechnen, dass wir eine Organisation finden, bei der der Einzelne im höchsten Maße diszipliniert und im höchsten Maße frei ist“ (nach HILLIG 1995, S. 11f.).

Wir könnten hier an Rousseaus Staatsvertragsidee erinnert werden (vgl. MÜLLER in BUCHKREMER ET AL. 2001, S. 168ff.), in der der Einzelne durch Entäußerung seiner wilden Freiheitsimpulse unter dem Schutz des von ihm selbst mit beauftragten Staates Recht und Raum zu neu gestalteter Freiheit gelangt. Aber es bleibt ein Vorbehalt: Rousseau denkt, dass die utopische Freiheitsentäußerung von niemand anderem beeinflusst wird als von den sich entäußernden wild-freien Peers. Makarenko jedoch erwartet die Freiheit des einzelnen weniger utopisch, nämlich durch den langen und nie endenden Weg der Erziehung durch das Kollektiv und dessen immanente, sprich: unausweichlichen Notwendigkeiten.

Der ethischen Auffassung vom „guten“, weil kollektiven Menschen steht bei Makarenko das Bild des „bösen“, weil egoistischen und nicht kollektiven Menschen entgegen. Abstrakt kumuliert für ihn das Böse in verbliebenen Klassengegensätzen der noch unvollkommenen kommunistischen Gesellschaft. Er sieht es personifiziert in den Land- und Produktionsmittel besitzenden Bauern, den Kulaken, und in der russischen Intelligenzia. Aber auch konkrete Individuen können sehr wohl für Makarenko die Verkörperung des Bösen darstellen und werden dann hochgradig von ihm stigmatisiert; dazu ein Beispiel: „Zum ‚Pack’ gehörten fünf: Galatenko, Perepeljatschenko, Jewgenjew, Gustoiwan und noch einer. Sie wurden durch einmütigen Beschluss der Kolonie zum ‚Pack’ gerechnet, nachdem feststand, dass jeder mit einem ins Auge fallenden Laster behaftet war: Galatenko war ein Vielfraß und Faulpelz. Jewgenjew, ein Epileptiker, ein verlogener Schwätzer, Perepeljatschenko ein Schwächling, der ewig heulte und bettelte, Gustoiwan ein schwachsinniger Psychopath, der zur Mutter Gottes betete und vom Kloster träumte. Von einigen Lastern konnte sich das ‚Pack’ mit der Zeit frei machen, doch das geschah nicht so bald“ (MAKARENKO 1971, S. 251).

Wie schon der letzte Satz des Zitates andeutet, war Makarenko von der Umerziehbarkeit auch der bösen Gegner des Gemeinwohls überzeugt. Eines seiner Prinzipien lässt sich mit dem Begriff der „verbrannten Biografie“ kennzeichnen. Er war der Auffassung, dass der Mensch die Chance des Neuanfangs verdient und dass er sie ergreifen kann, wenn er die Fehler, auch Verbrechen der Vergangenheit, definitiv hinter sich lassen darf (vgl. HILLIG 1995). Ähnliche Grundannahmen der Vergebung finden wir vor christlichem Hintergrund bei den an anderer Stelle dargestellten Don Bosco (1.3.7) und Wichern (1.3.4).

Erziehungspraxis, Lebensalltag und Feiertage, Sport und Spiel

Makarenkos Erziehungsstil ist gekennzeichnet von Großmut und Härte gleichermaßen. Von dem Grundsatz der verbrannten Biografie war schon die Rede: Jeder Kollektivist wurde unabhängig von seinem biografischen, meist kriminellen Hintergrund ohne Berücksichtigung einer „Altlast“ als gleichwertiges Mitglied des Kollektivs akzeptiert. Kam es jedoch innerhalb des Kollektivs zu Verfehlungen, dann zeigte Makarenko eine heftige Bestrafungstendenz, einschließlich einiger körperlicher Übergriffe, die er offen im „Poem“ erwähnt. Ja, er legitimiert seine Zornausbrüche als notwendige und wirksame „Explosionen“ zwecks Charakterwandlung betroffener Zöglinge. In den Kontext einer heftigen Sanktionierungstendenz gehören auch öffentliche Bloßstellung von Verletzern des kollektiven Gemeinwohls und ein Gerichtswesen, bei dem die Kommunarden über delinquente Peers zu urteilen hatten (Im Gegensatz zu diesen Praktiken sahen wir bei Don Bosco (1.3.7), dass er grundsätzlich öffentliche Bestrafung und Demütigung seiner Zöglinge ablehnt.)

Was den Alltag des Kollektivs betraf, so sorgte Makarenko dafür, hier Bosco und auch Flanagan gleich, dass es in der Kolonie immer abwechslungsreich und spannend zuging: Die Feste des Jahres von Aussaat und Ernte, die Staatsfeiertage der Sowjetunion, die Gedenktage der Kolonie waren durchorganisiert mit militärischen und pfadfinderischen Ritualen (vgl. KRIVONOS in HILLIG 1988, S. 58).

Heutige und zeitgenössische Kritik

Einige Verbiegungen in Richtung der stalinistischen Staatsdoktrin durch konformistische Veränderungen in der Abfolge verschiedener Auflagen seiner Werke sind unverkennbar. Trotzdem wäre es falsch, Makarenko als feige anzusehen: Lebenslang vertrat er unbeirrt auch gegen mächtige Andere seine Grundauffassungen.

Werfen wir einen Blick auf Tendenzen im Werk Makarenkos, so finden wir diese deutlich in seiner bejahenden Stellungnahme zu pädagogischen Prinzipien von Autorität, Unterordnung, Bestrafung und Primat des Kollektiven. Zustimmend fällt auch seine Stellungnahme aus gegenüber den Wertmaßstäben des herrschenden Systems seiner Zeit, speziell des Stalinismus. Karl KOBELT (1996) stellt sogar seine Makarenko Monografie unter den Titel: „Anton Makarenko – Ein stalinistischer Pädagoge“. KOBELT lässt dabei offen, ob sich der Stalinismus nicht schon Jahre vor Stalin über Denkmodelle und Auffassungen anbahnte, die auf viele Zeitgenossen, unter anderen dann auch auf Makarenko zurückzuführen wären (S. 272). Allerdings spricht Kobelt Makarenko ausdrücklich und vollständig von einer Ideenbeteiligung am stalinistischen Terror und der mit ihm verbundenen physischen Vernichtung zahlloser Menschen frei.

Werfen wir nun einen Blick auf die zeitgenössische Rezeption Makarenkos: Seine Grundauffassungen blieben bereits nicht unwidersprochen:

Im Einzelnen lassen sie sich kennzeichnen

 als pädagogischen Primat des kollektiven vor dem individuellen Wachstum,

 als Notwendigkeit respektvollen Forderns (und nicht abwartenden Bereitstellens von Entwicklungsmilieus (1. 3. 35 und 1. 3. 36),

 als Vorrang pädagogischer Führung vor dem Gewährenlassen.

Da zur Gruppe des gegnerischen Lagers auch Nadeschda Konstantinowna Krupskaja (1869–1939), ZK-Mitglied und Ehefrau Lenins, gehörte, bedurfte es für Makarenko sicher eines gewissen Mutes, seine eigene Position zu behaupten.

Makarenko, zu seinen Lebzeiten streitbar und selber nicht unbestritten, wurde nach seinem frühen Herztod mit 51 Jahren zu einer Ikone der sowjetischen Pädagogik und – wohl zu Recht – zu einem Klassiker der internationalen Erziehungswissenschaft; dies vor allem durch Initiative und Mitwirkung seiner Frau Galina Stachievna Sal’ko. (Hier ist auch auf das Verdienst der Marburger Forschungsstelle für Vergleichende Erziehungswissenschaft für die deutsche Rezeption hinzuweisen.)

Während posthum Archiv und Denkmal für den pädagogischen und poetischen Genius errichtet wurden, wurde – in Auseinandersetzung mit seiner Position und Praxis innerhalb der Sowjetunion der pädagogische Diskurs fortgesetzt. Als Praktiker und Autor gleichen Formates wie Makarenko hebt sich Wassili Suchomlinski aus dem Kreis der Diskutanten heraus (1. 3. 29).

Aktualität

Es ist das Verdienst Eberhard MANNSCHATZ’ (2003), das Grundprinzip von Makarenkos pädagogischem Konzept, die „Gemeinsame Aufgabenbewältigung“ in den Kontext der modernen sozialpädagogischen Lebensweltorientierung eingebracht zu haben. Wie wir bleibt er am Ende seiner Überlegungen ein wenig unschlüssig, wie Makarenkos Überzeugungen über die sozialpädagogische Wirksamkeit von gleichzeitiger unausweichlich ernsthafter wirtschaftlicher Produktivität und (Schul-) Bildung in die gesellschaftliche Wirklichkeit übertragen werden können. Sein Blick auf die Entstehung von Kinderkollektiven in der Dritten Welt, in denen sich zur Arbeit gezwungene Kinder unter Mitwirkung kirchlicher und sonstiger humanitärer Helfer zu selbstverantworteten Genossenschaften mit Selbstvertretungsanspruch zusammenschließen, ist ein wichtiger, wenn auch für die westliche Welt (noch) nicht übertragbarer Fingerzeig.

Trotzdem sei auch ein Hinweis für unsere eigene Gesellschaft angebracht: Aktuell (Januar 2008), wird in Deutschland das Problem der Jugendgewalt zwischen Ratlosigkeit und Fanatismus diskutiert. Unseres Erachtens wäre die Einrichtung selbstverantworteter Wirtschaftsbetriebe mit Unausweichlichkeitscharakter nach Makarenkos Modell geeignet, einen Ausweg aus der gesellschaftlichen Krise der Jugendgewalt zu bieten.

 Mit einer „verbrannten Biografie“ muss dabei jedem Mitglied ein Neuanfang offen stehen.

 Die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit aus dem gemeinsamen Betrieb werden nach gemeinsamer Entscheidung verbraucht, investiert und verteilt.

 Das Gemeinwesen wird unter geteilter Verantwortung und Verwaltung aller Mitglieder geführt.

 Ein erlebnisreicher, spannender Alltag (Sport, Theater, Musik, Tanz) fängt die Interessen der Jugendlichen auf und erübrigt präventiv zerstörerische Versuchungen von Crime und Drogen.

Aber, wie ist die Unausweichlichkeit der Beziehungen herzustellen für ein solches Großarrangement von jungen Menschen? Hier müssen dringend Politik, Gesellschaft und die science community in den notwendigen Diskurs eintreten.

Quellenlage

Da Makarenko selbst ein begnadeter Erzähler war, sei an dieser Stelle auf seine zahlreichen Publikationen verwiesen, von denen vor allem der weltweit rezipierte Bestseller „Ein pädagogisches Poem“ 1934–1936 sowie ein zweiter Erziehungsroman „Flaggen auf den Türmen“ 1938 für echte Spannung sorgen. Dabei ist zu beachten, dass trotz großer Authentizität des Autors die geschilderten Personen und Geschehnisse – auch die des in Ich-Form auftretenden Makarenkos selbst – vieles der dichterischen Freiheit des Autors verdanken und nicht als tagebuchartige Mitschriften der Wirklichkeit verstanden werden dürfen.

Wer die Quellenlage kritisch wahrnehmen will, der sei auf die zahlreichen Publikationen des Marburger Makarenko Referats, gegründet 1968 von Leonhard Froese, hingewiesen. Die textkritischen Auseinandersetzungen mit Makarenkos Gesamtwerk und die Aufdeckung zahlreicher Nicht-Übereinstimmigen zwischen verschiedenen Auflagen derselben Werke machen einen zum Teil auch von Makarenko selbst zu verantwortenden Opportunismus gegenüber dem Zeitgeist deutlich, der speziell der politischen, sprich stalinistischen Unterdrückung gezollt wurde (vgl. HILLIG 1988, KOBELT 1996).

Trotz somit nachweisbarer, nicht unerheblicher Verbiegungen ist Makarenko unzweifelhaft ein hervorragender Sozialpädagoge. Sein Lebenswerk als Praxis und Poem verdient nachhaltige Beachtung.

Handbuch Sozialpädagogik

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