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3 - Narvik

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Als Brian und Stephan, so hieß mein Dad, fast am Ende der Allee ankamen, sahen sie Kilian auf sich zu kommen. Seine Sachen waren blutverschmiert, er sah erschöpft und müde aus. Stephan war als Erster bei ihm.

„Mein Gott, Junge, was ist passiert? Wo ist Narvik? Komm, setz dich erst einmal.“

Kilian schüttelte den Kopf.

„Nein, wir müssen zurückgehen, er ist verletzt und fiebert. Ich konnte ihn nicht weitertragen und laufen kann er auch nicht.“

Stephan drückte seinen Sohn sanft ins Gras. Brian ließ das Heulen des Wolfes durch den Wald schallen. Kat! Sie rauchten seine Frau.

„Wo ist Narvik?“, fragte Stephan.

„Im ersten Versteck nach der Allee, ich wollte ihn nicht allein zurücklassen, Dad. Aber er konnte nicht mehr weiter.“ Kilian standen Tränen in den Augen. Er hatte Angst um seinen Freund.

Stephan umarmte seinen Sohn. „Kat kommt gleich, es wird alles gut“, versuchte er zu trösten.

Ihm war nicht wohl dabei. Wenn Narvik verletzt war und fieberte, bedeutete das nichts Gutes. Kat hatte fast kein Penicillin mehr. Aber er durfte sich seine Sorge nicht anmerken lassen. Kilian und Narvik waren wie Brüder. Brian hockte sich zu Kilian.

„Pass auf Großer, dein Dad und ich gehen jetzt zu Narvik. Du wartest hier auf Kat. Wenn du ihr alles erzählt hast, gehst du heim. Okay?“

Kilian schüttelte den Kopf.

„Ich muss zurück, er ist mein Freund!“

„Kilian, du kannst ihm jetzt nicht helfen, das kann

nur Kat! Geh du nach Hause und wir kümmern uns um Narvik. Er ist wie ein Sohn für uns. Du hilfst ihm nicht, wenn du vor Schwäche zusammenklappst und wir uns auch noch um dich kümmern müssen.“

Kilian nickte und stand wieder auf.

„Geht“, sagte er, „ich laufe Kat entgegen.“

Stephan klopfte seinem Sohn auf die Schulter.

„Dann bis später.“ Brian und er liefen in Richtung Stadt davon.

Kilian schleppte sich mit schweren Schritten die Allee entlang. Er machte sich Vorwürfe, dass er Narvik nicht zurückgehalten hatte. Gestern Vormittag, als sie Rast machten, kam eine Bache mit sechs Jungen durch den Wald. Narvik sprang auf und ergriff seinen Bogen. Noch im Zielen sagte er: „Ein leckerer Braten zum Mitnehmen.“

Dann ging alles ganz schnell. Ein Frischling quiekte auf und im selben Moment kam eine andere Bache aus dem Gebüsch, direkt auf Narvik zugerannt. Narvik sprang zur Seite, doch die Bache erwischte ihn mit ihren Hauern noch am Bein. In der Zwischenzeit hatte Kilian jetzt auch seinen Bogen gespannt und erlegte die zweite Bache mit einem Pfeil.

Narvik blutete stark. Kilian verband das Bein. Verbandszeug hatten sie immer dabei, wenn sie in die Stadt gingen. Als die Blutung nachließ, gingen sie weiter. Narvik stützte sich auf einen Stock, doch er wurde immer langsamer. Kilian sah, dass er Schmerzen hatte, er stützte Narvik, so gut er konnte. Der Verband war schon blutdurchtränkt. Am Nachmittag schleppte Kilian Narvik mehr, als dieser selbstständig lief. Sie erreichten ein Versteck. Nachdem Kilian den Verband gewechselt hatte, zog er Narvik ins Versteck. Die Wunde sah nicht gut aus. Am Morgen gingen sie weiter, Narvik auf Kilian gestützt. Sie kamen nur langsam voran und mussten immer längere Pausen einlegen. Am Abend erreichten sie das letzte Versteck vor der Allee. Narvik war heiß. Seine Wunde war entzündet. Mit Mühe zog Kilian ihn in den Unterschlupf. Die ganze Nacht kühlte er Narviks Stirn. Er hatte Angst um seinen Freund. Er redete mit ihm.

„Narvik, du machst mir jetzt nicht schlapp, wir sind bald zuhause. Halte durch!“

Aber mehr als ein Stöhnen bekam er nicht zur Antwort. Als die Sonne aufging, machte er sich auf den Weg, er musste Narvik im Versteck zurücklassen und Hilfe holen. Er wusste, dass es das einzig Richtige war. Jedoch fiel es ihm unendlich schwer, seinen Freund in diesem Zustand

zurückzulassen.

Eine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken, er schaute auf. „Kat, Caro“, entfuhr es ihm.

Jetzt sah er auch Victor. Schnell waren die drei bei ihm. Er erzählte ihnen dasselbe wie zuvor Dad und Brian. Caro erbleichte. „Nein, nicht Narvik“, entrutschte es ihr.

Kat und Victor sahen sich an. Sie wussten, dass Caro mit ihren zehn Jahren schon in Narvik ihren Helden gefunden hatte. Und Narvik verwöhnte Caro, wo er konnte. Victor fasste Caro bei der Schulter und hockte sich vor sie, sodass sie auf Augenhöhe waren.

„Caro, du bringst jetzt deinen Bruder nach Hause und machst einen ordentlichen Menschen aus ihm. Kat und ich gehen zu Narvik. Wir helfen ihm und bringen ihn dann zurück. Okay?“

Caro wollte protestieren. Doch Victor schüttelte nur

den Kopf.

Jetzt war es Kat, die sagte: „Caro, wenn wir zurück sind, bin ich müde und erschöpft. Dann musst du die Pflege von Narvik übernehmen, dazu musst du ausgeruht sein.“

Jetzt nickte Caro. „Komm Brüderchen, gehen wir nach Hause.“

Victor und Kat beeilten sich, zum Versteck zu kommen. Das, was ihnen Kilian erzählt hatte, klang besorgniserregend. Als sie am Versteck ankamen, hatten Stephan und Brian Narvik schon herausgeholt. Er lag auf dem Waldboden, unter dem verletzten Bein lag Stephans T-Shirt. Brian kühlte seine Stirn mit einem feuchten Taschentuch. Kat kniete sich neben Narvik. Sie schnitt sein Hosenbein auf und nahm vorsichtig den Verband ab. Der Keiler hatte ihn am linken Oberschenkel erwischt, die Wunde war etwa zehn Zentimeter lang. Die Ränder waren stark gerötet und fühlten sich heiß an.

Es roch leicht süßlich, gelbliches Sekret trat aus. Zum Glück hatte sich die Wunde nicht geschlossen.

Sie sah die Männer an.

„Ich kann hier nichts weiter für ihn tun, wir müssen so schnell wie möglich nach Hause. Die Wunde hat sich entzündet und es besteht die Gefahr von Wundbrand.“

Während Kat die Wunde neu verband, öffnete Victor seinen Rucksack und zog eine Armeeplane heraus. Darauf legten sie Narvik, der laut stöhnte. Er schrie kurz auf, als sie ihn umlagerten. Sie trugen ihn abwechselnd, sodass sie ohne Pause zu Hause ankamen. Ich sah sie schon von Weitem und beeilte mich, ihnen das Tor aufzumachen. Sie gingen direkt in die kleine Praxis.

Mit dem Ruf des Adlers verständigte ich die anderen.

Caro wollte in die Praxis, doch Dad hielt sie zurück und schickte sie ins Haus.

„Kat sagt, wir brauchen dringend starken Kamillentee und die Kanne muss vorher gründlich mit kochendem Wasser ausspült werden. Schnell, wir haben keine Zeit zu verlieren!“

Caro drehte sich um und rannte los.

Zu seiner Mutter Annegret sagte er: „Versuche Caro von hier fernzuhalten bis Narvik versorgt ist!“

Wissend nickte ihm seine Mutter zu und ging Caro nach.

“Dad, wir brauchen etwas von deinem gebrannten

Kartoffelschnaps.“

John nickte und antwortete: „Es ist auch heißes Wasser im Waschhaus.“

Als er kurze Zeit später mit dem Schnaps wiederkam, war nur noch Brian bei seinem Sohn und fütterte ihn mit einem Keks. Fragend hob John eine Augenbraue.

„Sie sind alle im Waschhaus ihre Hände schrubben.

Betäubungsmittel hat Kat keine mehr. Sie muss die Wunde säubern und das ist im jetzigen Zustand sehr schmerzhaft.

Das ist ein Cannabiskeks, der soll Narvik in einen Rausch versetzen.“

Jetzt kam Susanne mit der Kanne Kamillentee herein. Nach ihr Victor, Brian, Stephan und Kat. Sus reichte Kat die Kanne.

„Ich habe den Tee schon herunter gekühlt.“

Kat nahm die Kanne. „Danke Sus. Was machen Caro und Kilian?“

„Anne hat ihr erklärt, dass wir für Narvik dringend Verbandsmaterial brauchen. Jetzt schneidet sie Leinentücher in Streifen. Als Kilian frisch gewaschen in der Küche auftauchte, tigerte er durch das Zimmer und schaute immer wieder zum Fenster hinaus. Ann holte Johns Kartoffelschnaps und reichte ihn Kilian. Der setzte sich und kippte ihn in einem Zug hinunter. Ann schenkte Kilian noch zweimal nach. Dann verfrachtete sie ihn auf das Sofa, wo er fast augenblicklich einschlief.“

Jetzt schmunzelten alle. So war Annegret. Der Junge war fix und fertig und wäre ihnen keine Hilfe gewesen. Also hatte sie ihn kurzerhand außer Gefecht gesetzt. Kat nickte zufrieden.

„Kann ich noch etwas helfen?“, fragte Sus.

„Schicke Caro zeitig schlafen, ich wache heute Nacht bei Narvik. Sie kann mich morgen früh ablösen.“

Als Susanne gegangen war, schaute Kat auf ihre Uhr. Diese war in Handarbeit gefertigt und hatte ein mechanisches Uhrwerk. Eine halbe Stunde war vergangen, seit Brian Narvik den Cannabiskeks gegeben hatte. Das sollte reichen. Sie holte tief Luft. Es war ihr Junge, der hier lag, und sie hatte keine Schmerzmittel mehr und nur noch drei Penicillin Tabletten. Als hätte Brian ihre Gedanken erraten, ging er zu ihr und zog sie in seine Arme. „Kat, Narvik ist

jung und kräftig, wir müssen daran glauben, dass er wieder gesund wird.“

Er streichelte ihr Haar.

„Wie können wir dir helfen?“, fragte Victor.

Kat ging zu ihrem Sohn und schaute in seine Pupillen. Sie waren vergrößert, ein Zeichen, dass das Cannabis wirkte. Er lag jetzt auch still. Sie schaute alle der Reihe nach an.

„Das Cannabis wird seine Schmerzen nicht lindern, aber es setzt seine Reaktionsfähigkeit stark herab. Es ist bei ihm vielleicht so etwas wie ein Vollrausch mit Alkohol. Ich weiß es nicht genau, es ist das erste Mal, dass ich Cannabis benutze. Aber Alkohol kann er nicht kriegen, da ich noch drei Penicillin Tabletten habe. Wenn ich die Tabletten halbiere, dauert die Genesung länger, aber ich hoffe, dass sie trotzdem noch ihre Wirkung zeigen. Nach sechs Tagen gebe ich ihm mein selbst hergestelltes Penicillin. Jedoch habe ich, außer bei unserem Hund Bruno, keinerlei Erfahrungen damit.“ Es herrschte betroffenes Schweigen. Jetzt war es so weit: Alle Errungenschaften in der Medizin, die die Menschheit vor dem Krieg erreicht hatte, waren

vorbei. „Brian und Victor, ihr haltet ihn am Oberkörper fest. John, du drückst Kilians Bein nach unten und Stephan zieht die Wunde auseinander, sodass ich sie ausspülen kann. John, den Schnaps!“

Kat goss sich den Schnaps zum Desinfizieren über die Hände und reichte ihn dann Stephan.

„Bei drei ziehst du die Wunde vorsichtig auseinander und die anderen fixieren Narvik.“

Narvik schrie auf, doch seine Stimme hatte einen lallenden Tonfall. Er versuchte sich aufzurichten, aber die Männer hielten ihn unten. Kat arbeitete schnell. Als sie die Wunde mit dem Kamillentee gespült hatte, legte sie noch ein Stück weißes Leinen in die Wunde. Dann ging sie zum Fensterbrett, nahm etwas von ihren Schimmelpilzen und legte diese ebenfalls in ein weißes Leinentuch. Danach legte sie es auf die Wunde und deckte alles mit Leinen ab. Vorsichtig umwickelte sie alles mit einer Binde.

„Fertig!“, schweißgebadet schaute sie auf.

Narvik lag jetzt wieder ganz ruhig. Kat ging zum Schrank und brach eine Tablette in zwei Hälften. Mit einer Flasche Wasser reichte sie sie Brian. Nachdem Narvik diese geschluckt hatte, trugen ihn die Männer in sein Bett. Kat lagerte das Bein hoch, damit die Wunde entlastet wurde. Zurück in der Praxis hatte John für jeden einen Schnaps eingeschenkt.

„Auf dass Narvik gesund wird.“

John erhob sein Glas. Jetzt kamen auch die anderen Frauen,

da Caro schlief. Auch sie bekamen einen Schnaps von John.

Danach ergriff Ann das Kommando.

„Anne, du gehst Joyse ablösen. John, du hältst bei Kilian Wache. Sus, du machst Essen für unseren Rettungstrupp. Ich mache hier sauber und die Rettungsmannschaft macht sich wieder ansehnlich. Im Kessel ist heißes Wasser.“

Als alle sauber und satt waren, kamen Kat und Brian wieder zu Narvik.

“Er schläft“, sagte John.

Kat nickte und legte ihre Hand auf seine Stirn. Diese war heiß, er hatte Fieber. Brian bedankte sich bei John, doch dieser wehrte ab.

„Für Selbstverständlichkeiten brauchst du dich nicht zu bedanken. Lasst mich wissen, wenn ihr noch etwas braucht.“ Damit verließ er die zwei. Kat holte kaltes Wasser vom Brunnen und legte Narvik kalte Umschläge auf die Stirn. Brian saß neben ihr, und als er sah, wie ihr immer wieder die Augen zufielen, hob er sie auf seine Arme und trug sie zum Sofa. Sie wollte aufstehen, doch er drückte sie zurück in die Kissen. „Schlaf, ich übernehme Kilian.“

Kat war zu erschöpft und emotional zu ausgelaugt, als dass sie protestieren konnte. Sie verfiel in einen unruhigen Schlaf. Bereits nach drei Stunden war sie wieder wach, dennoch fühlte sie sich jetzt ausgeruht und schickte deshalb Brian ins Bett. Dieser ließ sich auch nicht bitten, auch er war erschöpft. Es war ein langer Tag gewesen.

Kilian fieberte immer noch, er war unruhig und stammelte Wortfetzen, die Kat nicht verstand. Kat machte sich Gedanken, ob sie alles richtig gemacht hatte. Aber sie hatte gar keine andere Wahl gehabt. Sie wechselte die Umschläge und betete das erste Mal in ihrem Leben zu Gott. Er möge ihr ihren Jungen lassen. Im Morgengrauen hatte Kat das Gefühl, dass Narvik nicht mehr so heiß war. Sein Schlaf war auch ruhiger. Sie wusste aber aus Erfahrung, dass er nicht über den Berg war. Das bedurfte mehr Zeit.

Jetzt klopfte es leise an die Tür und Caro kam herein. Bevor Kat etwas sagen konnte, sprach Caro schon.

„Ich konnte nicht mehr schlafen“, war alles, was sie sagte.

Kat nickte und sah auf die Uhr, es war fünf.

„Ich gehe schlafen. Wenn Narvik wach wird, wecke mich. Wenn nicht, kannst du mich um zehn Uhr wecken.

Du brauchst nichts weiter zu tun, außer zu versuchen, ihm ab und zu etwas zu trinken zu geben. In der Schnabeltasse ist

Kamillentee.“

Mit einem letzten Blick auf Narvik ging sie.

Caro setzte sich und fasste nach Narviks Hand. Zärtlich streichelte sie diese. Narvik war doch ihr Held und jetzt lag er hier so leblos da. Tränen kullerten ihr über die Wange und tropften auf seine Hand.

„Caro!“, flüsterte es neben ihr.

„Narvik!“

Schnell wischte sie sich die Tränen weg.

Er wollte sich aufsetzen, doch er verzog nur schmerzverzerrt sein Gesicht und stöhnte auf.

Caro nahm die Tasse und setzte sie an seine Lippen. Mühsam trank er. Dann streichelte sie ihm wie einem kleinen Kind über den Kopf und flüsterte dabei: „Ich bin jetzt bei dir, du musst gesund werden, für mich, und wenn ich erwachsen bin und du mich magst, heirate ich dich.“

Sie küsste ihn auf die Stirn. Ein Lächeln umspielte seinen Mund, während er wieder einschlief.

Als Narvik das nächste Mal erwachte, blinzelte er

vorsichtig. Es war helllichter Tag und das Hämmern in seinem Bein hatte nachgelassen.

Er fühlte sich, als wenn er die halbe Nacht durchgezecht hätte. Jetzt sah er auch Caro auf einem Stuhl neben seinem Bett sitzen. Sie war eingeschlafen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Hatte er es nur geträumt oder hatte ihm Caro wirklich letzte Nacht so etwas wie einen Heiratsantrag gemacht? Sie war erst zehn Jahre, er bereits neunzehn und trotzdem liebte er sie jetzt schon. Er konnte warten und in der Zwischenzeit wollte er sie beschützen.

Er versuchte sich zu bewegen. Ein Schmerz durchfuhr sein Bein und ließ ihn aufstöhnen. Caro fuhr hoch.

„Narvik, du bist ja wach. Wie geht es dir? Hast du Schmerzen?“

Er versuchte zu lächeln und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Caro beugte sich zu ihm und gab ihm etwas Tee zu trinken. „Besser?“

Er nickte. “Ich hole jetzt deine Mom“, sagte sie und war schon zur Tür hinaus.

Etwas später kam sie mit seiner Mutter wieder. Kat war nicht seine leibliche Mutter, aber er liebte sie und Brian wie richtige Eltern. Kat legte ihre Hand auf seine Stirn, sie fühlte sich noch warm an.

„Na mein Junge, da hast du uns ja einen schönen Schrecken eingejagt! Wie fühlst du dich?“

„Ich habe Schmerzen im Bein, aber es hämmert nicht mehr so. Außerdem fühle ich mich schlapp, wie zerschlagen.“

Kat nickte.

Es klopfte und Ann steckte den Kopf zur Tür herein.

“Hat unser Patient Hunger?“

Kat antwortete für Narvik: „Was hast du denn anzubieten?“

Annegret kam mit einem Tablett herein. Der Duft von frischer Hühnerbrühe mit einer leichten Knoblauchnote erfüllte den Raum. Dazu gab es frisches Maisbrot. Kat lief das Wasser im Mund zusammen. Sie half Narvik sich aufzurichten und stopfte ihm Kissen hinter den Rücken. Caro half ihm, die Brühe zu trinken, und fütterte ihn zwischendurch mit Maisbrot. Jetzt steckte auch Brian seinen Kopf herein. „Hm, was riecht hier denn so lecker?“

„Du und Kat könnt mit frühstücken kommen, während Caro Narvik beim Essen hilft.“

Das ließen sich die beiden nicht zweimal sagen. Als sie zurück waren, schlief Narvik schon wieder.

„Wenn er das nächste Mal aufwacht, müssen wir den Verband wechseln. Das ist noch sehr schmerzhaft. Ich habe in die Wunde ein Leinentuch gelegt, damit diese sich nicht schließt, bevor die Entzündung abgeklungen ist. Der Eiter muss erst raus. Wenn sich die Wunde zu zeitig schließt und der Eiter sich verkapselt, kann es lebensbedrohlich für Narvik werden. Die Verletzung muss von innen heraus heilen“, erklärte Kat Caro.

Beim Verbandswechsel durfte Caro mit dabei sein. Narvik hatte zuvor wieder einen Cannabiskeks bekommen. Jetzt bedurfte es nur noch Brian, um ihn ruhig zu stellen. Kat war mit der Wunde zufrieden. Die Schwellung war leicht zurückgegangen und auch der süßliche Geruch war verschwunden. Das Leinenstück, das verhinderte, dass die Wunde sich schloss, war hellgelb gefärbt. Sie erneuerte es und deckte es wieder mit einem frisch getränkten Schimmelpilztuch ab. Die Prozedur wiederholte sie mehrere Tage. Erst am fünften Tag ließ sie den Leinensteifen und das Tuch mit den Schimmelpilzen weg. Dafür legte sie jetzt einen Honigverband an. Jetzt war auch das Penicillin aufgebraucht. Kat erntete schon zwei Jahre Schimmelpilze, die sie trocknete und zu Pulver zerrieb. Von diesem Pulver gab sie jetzt Narvik, in der Hoffnung, dass es ausreichte und Narviks Wunde sich nicht erneut entzündete. Er hatte strenge Bettruhe und wurde immer unruhiger, je weiter die Heilung fortschritt. Aber Kat wollte kein Risiko eingehen, dass sich die Wunde wieder öffnete.

Wenn er ungeduldig wurde und aufstehen wollte, musste Caro kommen. Bei ihr war er lammfromm. Außerdem gab ihm Brian Bücher über Architektur und Aufgaben zum Berechnen von Häusern.

Wenn er wieder gesund war, sollte er mit Kilian zusammen ein neues Haus bauen. Nach drei Wochen erlaubte Kat ihm mit Krücken, die sein Vater ihm gebaut hatte, aufzustehen. Er sollte sein Bein erst allmählich belasten. Es war alles gut gegangen.

Joyse

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