Читать книгу Weisheit der Wechseljahre - Christiane Northrup - Страница 14
Verändere dich selbst, verändere die Welt
ОглавлениеIm Verlauf dieser oft sehr anstrengenden Jahre begann ich, einige der Ideen zu verwirklichen, die ich zum Thema Frauengesundheit entwickelt hatte – während ich gleichzeitig stets darauf achtete, darüber zu Hause nicht zu viel zu sprechen, weil ich wusste, dass sie von meinem Mann nicht begrüßt werden würden. Inspiriert von meinen eigenen Erfahrungen wie auch von denjenigen meiner Patientinnen und in der Überzeugung, dass meine Ideen das Leben von Menschen positiv verändern könnten, tat ich mich im Jahre 1985 mit drei anderen Frauen zusammen, um ein Gesundheitszentrum einzurichten, das wir Women to Women nannten. Die Idee eines Gesundheitszentrums, das von Frauen für Frauen geleitet wurde, war damals buchstäblich etwas noch nie Dagewesenes. Unser zentrales Anliegen war es, Frauen zu helfen, die Einheit von Geist, Körper und Seele zu erfahren, sie in die Lage zu versetzen, die Verbindung zwischen ihrer psychischen Gesundheit und ihrem physischen Wohlbefinden zu erkennen. Ich wollte Frauen einen sicheren Ort bieten, wo sie ihre persönliche Geschichte erzählen konnten, sodass sie neue, gesundheitsfördernde Wege entdecken konnten, ihr Leben zu leben.
Ich wusste, dass dies manchmal verlangen würde, den Status quo infrage zu stellen, weil die Ungerechtigkeiten unserer Kultur oft körperlich wie geistig einen schrecklichen Preis von Frauen fordern. Doch als ich diese neue ganzheitliche Form der Medizin praktizierte, die für damalige Verhältnisse geradezu revolutionär war, erkannte ich, dass mir die Tatsache, ein normales, glückliches Familienleben zu führen wie auch einen Ehemann mit konventionellen medizinischen Ansichten zu haben, der in derselben Gemeinde praktizierte, eine Art Schutz bot. Sie ließ mich in einer Zeit, in der meine Ideen bestenfalls als unbewiesen, schlimmstenfalls als gefährlich angesehen wurden, als »ungefährlich« erscheinen.
Meine drei Partnerinnen bei Women to Women und ich erwarben ein altes viktorianisches Haus, das wir in ein Zentrum für unsere neue Gemeinschaftspraxis umwandeln konnten. Wir alle stimmten darin überein, unsere Ehemänner aus unserem neuen Unternehmen herauszuhalten, damit sie nicht unser enthusiastisches, aber nichtsdestoweniger noch zartes Vertrauen in uns als Geschäftsfrauen unterminierten.
In meinem Fall zumindest hieß das natürlich nicht notwendigerweise, dass ich keinen Wert auf die Unterstützung meines Mannes legte. Ich erinnere mich deutlich an einen Tag zu Beginn der Bau- und Renovierungsarbeiten. Zwei Bulldozer standen auf dem Rasen, überall wuselten Arbeiter herum, und das ursprüngliche Gebäude war niedergerissen worden. In diesem Augenblick wurde das ganze Projekt plötzlich real für mich, und ich erkannte, dass meine Kolleginnen und ich nun für alle anfallenden Kosten verantwortlich waren. Das war ein überwältigender Gedanke. Als ich an diesem Abend nach Hause kam, bat ich ganz untypisch für mich meinen Mann um moralische Unterstützung, um meine Befürchtungen zu zerstreuen. »Ich habe Angst«, gestand ich ihm. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das schaffe.« Und er antwortete: »Ich hasse es, wenn du so mutlos bist.« Ich erkannte rasch, dass ich eine Närrin gewesen war, von ihm irgendetwas zu erwarten.
Seine Reaktion auf meinen untypischen und riskanten Moment emotionaler Verletzlichkeit verstärkte lediglich den »Das-schaffe-ich-schon«-Stil, den ich in meiner Kindheit entwickelt hatte, einen Stoizismus, der in einem Haushalt, wo über emotionale Bedürfnisse die Stirn gerunzelt und uns gesagt wurde, wir sollten uns zusammenreißen und uns nichts anmerken lassen, eine schiere Notwendigkeit war. Ein anderer beliebter Ausspruch in meiner Familie war: »Frag nicht nach einer leichteren Aufgabe, frag nach einer schwereren.« Daher zog ich mich wie gewöhnlich an meinem eigenen Zopf aus dem Sumpf, zapfte meine inneren Ressourcen an und gab vor, keine Angst zu haben.
Wie sich bald herausstellte, war Women to Women ein großer Erfolg. Unsere Arbeit stieß bei unseren Patientinnen auf große Resonanz, und unsere Patientinnenkartei wuchs durch Mundpropaganda ständig. Aber so begeistert ich auch von dem, was ich tat, war, konnte ich meinen Mann doch niemals für irgendeine der Ideen über alternative Medizin interessieren, die den Kern meiner neuen klinischen Praxis bildeten. Wir hatten jedoch genügend andere gemeinsame Interessensgebiete, sodass ich nicht auf den Gedanken kam, dass seine Haltung meiner Arbeit gegenüber wirklich eine Rolle spiele. Tatsächlich war ich recht stolz auf mich, weil ich eine liebevolle Beziehung zu einem eingeschriebenen Mitglied der American Medical Association aufrechterhalten konnte.