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Fakt 10: auf die linke Tour

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Der einzigartige Orientierungssinn der Guugu Yimidhirr prägt ihre Sprache über den besonderen Wortschatz hinaus, der völlig ohne die für uns so geläufigen Begriffe wie links, rechts, auf, unter oder neben auskommt: Wissenschaftler haben entdeckt, dass etwa jedes zehnte Wort, das die australischen Ureinwohner der Kap-York-Halbinsel in den Mund nehmen, eine Richtungsangabe ist. Stellen Sie sich vor: In fast jedem Satz taucht ein Wort zur Positionsbestimmung auf. Kaum vorstellbar, oder?

Doch auch in unserer Sprache sind »links« und »rechts« tief verankert – und zwar weit über Richtungsangaben hinaus. Sicher haben Sie schon mal jemanden links liegen lassen? Oder bei »Mensch ärgere Dich nicht« Ihre Mitspieler gelinkt? Klar, das machen Sie doch sicher mit links. Deshalb sind Sie noch lange nicht link, auch wenn Ihr Würfel-Geschick eher linkisch ist. Was meint eigentlich Ihre rechte Hand dazu? Ist das rechtens? Egal, die Hauptsache ist doch, Sie haben Ihr Herz am rechten Fleck.

Fällt Ihnen etwas auf? Genau, »links« ist durch und durch negativ besetzt, aber »rechts« wird positiv gewertet. Die sprachgeschichtlichen Wurzeln dafür reichen mehrere Hunderte, ja gar Tausende Jahre zurück. »Rechts« entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte aus dem indogermanischen »reg«, das sowohl für »geradeaus« und »aufrichten« als auch für das »Gute« und »Vollkommene« verwendet wurde. Diese Bedeutung hat sich bis heute gehalten: »Rechts« ist buchstäblich richtig – und die Wortwurzel steckt außerdem in »Recht«. Parallelen dazu finden sich auch in anderen Sprachen: Im Englischen bedeutet »right« rechts, richtig und Recht, im Französischen heißt es »droit«, »derecha« auf Spanisch und »dreapta« im Rumänischen.

Dagegen hat »links« seinen Ursprung im etwa 1000 Jahre alten, mittelhochdeutschen »linc« (oder auch »lenc«) und bedeutete einst so viel wie »unbeholfen«. Später gesellte sich eine weitere Bedeutung hinzu: Wer jemandem eine Linke dreht, mogelt. Diese Redewendungen haben bis heute überdauert. Wer linkisch ist, gilt als tollpatschig; wer sich linken lässt, wird betrogen.14

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