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ОглавлениеDr. William Jarrett, Chefarzt des Royal Flying Doctor Service in Cameron Downs, nahm sein Glas und sah in die Runde erwartungsvoller Gesichter.
»Also, ich möchte euch nicht länger auf die Folter spannen. Es gibt natürlich einen Grund für unsere kleine Feier heute Abend hier, und der ist für unsere Station in Cameron Downs mehr als erfreulich.« Er machte eine Pause.
Lisa Jarrett, seine Frau, verdrehte die Augen und lächelte ihrer jungen Kollegin Kim Michaels, Schwester beim Royal Flying Doctor Service, zu. »Jetzt macht er es aber wieder spannend.«
Phil McGavin, der Pilot des Ärzteteams, fuhr sich durch sein welliges graues Haar. »Nun red schon, Bill, sonst kommt Carol mit dem Essen und dir hört keiner mehr zu.«
Dr. Jason Lewis und Dr. Tom Morrison nickten zustimmend, doch William Jarrett ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
»Nun, die erfreuliche Nachricht ist die, dass wir, der Ärztedienst hier in Cameron Downs, für eine ordentliche Spende vorgesehen sind.« Er blickte in die Runde, in der gespannte Erwartung herrschte. »Diese Spende könnte dazu beitragen, dass die von uns ersehnte Anschaffung eines nagelneuen Beatmungsgeräts in greifbare Nähe rückt.«
Tom und Jason sahen ihn überrascht an. Noch in der letzten Dienstbesprechung hatte er sich dahingehend geäußert, dass er genauso wie sie glücklich über ein solches Gerät wäre, dass aber die Anschaffungskosten im Moment nicht aufzubringen seien.
»Wieso denn ›könnte‹ und ›vorgesehen‹, weshalb diese Einschränkungen?«, hakte Tom nach.
Bill sah ihn an. »Die Spende ist an eine Bitte geknüpft worden.« »Eine Bitte oder eher eine Bedingung? Wer ist denn der Spender? Kennen wir ihn?«, warf Lisa ein.
Bill seufzte. »Es ist eindeutig als Bitte formuliert worden, aber die Höhe der Spende würde uns zur Erfüllung des geäußerten Wunsches schon irgendwie verpflichten. Hört doch einfach erst einmal zu. Es handelt sich um einen großen deutschen Verlag, der eine Dokumentation über Australien herausbringen möchte. Diese Dokumentation soll auch eine Reportage über das Outback beinhalten, über die Leute, die hier leben und arbeiten. Kurzum, wir sind gebeten worden, uns zwei Wochen um eine Journalistin und einen Fotografen des Verlags zu kümmern, sie gewissermaßen an der Arbeit des Royal Flying Doctor Service teilhaben zu lassen.«
Bill nahm einen Schluck Bier und beobachtete sein Team. Eifriges Gemurmel hatte eingesetzt, und die Begeisterung hielt sich offenbar in Grenzen.
»Wie sieht es denn mit dem Patientenschutz, mit der Privatsphäre unserer Nachbarn aus?« Tom stellte sein Glas auf den Tisch.
»Werden wir dann bei der Versorgung von Notfällen gefilmt?«
Bill hob beschwichtigend die Hände. »Nun beruhigt euch mal wieder. Ich persönlich glaube, dass wir dieser Journalistin und ihrem Kollegen eine Chance geben sollten. Der Verlag hat mir seriösen Journalismus zugesagt. Ein Vorabdruck müsste von uns auch erst genehmigt werden. Außerdem leisten wir hier gute Arbeit, und ich finde, wir brauchen das nicht zu verstecken. Vielleicht trägt dieses Buch ja in Europa dazu bei, uns auch dort noch bekannter zu machen, unsere Arbeit zu zeigen, was eventuell weitere Spenden nach sich ziehen würde. Und ihr wisst, der Flying Doctor Service ist auf Spenden angewiesen.« Er sah wieder zu Tom und Jason. »Spenden dieser Größenordnung sind selten, ganz besonders in Cameron Downs.«
Seine Rede hatte ihre Wirkung nicht verfehlt, auch Tom lenkte ein. »Okay, wenn du meinst. Wir können es ja versuchen.«
Jason nickte ebenfalls. »In Ordnung, Bill. An mir soll’s auch nicht liegen. Für ein neues Beatmungsgerät würde ich sogar den Yeti durch den Busch schleppen. Verrätst du uns denn noch, wer uns besuchen kommt?«
Bill war erleichtert, dass alle wieder wie gewohnt an einem Strang zogen. »Natürlich. Ich kenne aber auch nur die Namen. Die Journalistin heißt Nora Bergmann, und ihr Kollege, der Fotograf, ist mit Martin Sanders angegeben.« Er grinste. »Hoffentlich habe ich sie richtig ausgesprochen. Mit Deutsch kann ich leider nicht dienen. Aber immerhin hat der Verlag mir versichert, dass die beiden gut Englisch können.« Er sah Carol und Sam Winton entgegen, die gemeinsam mit ihrer Tochter Heather das Cameron Hotel führten und nun mit dem Abendessen aus der Küche kamen, das hübsch angerichtet auf großen Tellern lag. »Ah, Carol, das duftet ja köstlich.« Die anderen pflichteten ihm bei.
»Na, dann lassen Sie es sich auch schmecken. Guten Appetit.«