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Kapitel Eins

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Maine USA: Ein Vorort von Greenville

März 2018

Das Haus platze von einer Fülle an Menschen, Menschen, die Sjena gar nicht alle kannte, die sie gar nicht hier haben wollte. Sie hatte eine Menge Hände geschüttelt, in tränenreichen, mitleidigen Augen geschaut und eine Dunstglocke von Trauer hing über ihr, die ihr nahezu die Luft abdrehte. Aber ihr Mann und ihr kleiner 5-jähriger Sohn waren tot und sie musste mit der Tatsache zurechtkommen, plötzlich allein zu sein. Sie flüchtete aus dem Innenraum, schob sich durch die Menschenmassen und floh in ihr Schlafzimmer. Der einzige Raum, der leer stand, aber auch hier bekam sie kaum Luft.

Sam erkannte ihre Flucht und ging ihr nach, fand sie auf ihrem Bett sitzend, mit gesenktem Blick.

«Alles in Ordnung mit dir?»

Sjena schaute erbittert auf. «Noch vor ein paar Tagen war meine Welt in Ordnung, ich hatte ein Leben, eine Familie. Hatte einen Sohn, der es kaum erwarten konnte, bald zu den Großen zu gehören.»

«Ich weiß, dass es …»

«Ach, echt, ich will allein sein. Wenn du etwas für mich machen möchtest, dann sorge dafür, dass all diese Menschen mein Haus verlassen.»

«Natürlich, das kann ich machen.»

Sjena nahm die Decke vom Bett und schob sich darunter. Sie wollte sich am liebsten den ganzen Tag unter dieser Decke verstecken, doch das konnte sie nicht, weil auch ihre Mutter hier war. Also schob sie die Decke wieder von sich und ging aus ihrem Zimmer. Es fühlte sich befreiend an, dass ihr Haus fast menschenleer war.

Sam lächelte, «sie sind alle gegangen, nur noch deine Mutter ist in der Küche.»

«Danke. Du musst jetzt auch los, oder?»

Sjena und Sam arbeiten in der gleichen Werbeagentur. Der einzige Unterschied war, dass Sjena immer als freie Grafikerin gearbeitet hatte, sich so ihre Aufträge aussuchen konnte und Sam als festangestellte Mitarbeiterin mehr das Mädchen für alles bei Leon war.

«Ja, aber wenn du willst, dass ich bleibe.»

«Sei nicht albern, ich weiß, dass du gerade jetzt, wo ich in der Agentur weggebrochen bin, alle Hände voll zu tun hast. Ich drücke dir die Daumen, für den Pitch, du kannst das.»

Sam drückte ihre Freundin. Schaute anschließend in die Augen von Sjena. «Eigentlich sollte ich es sein, die dir Trost und Mut spendet.»

«Nein, alles gut, ich schaffe das schon.»

«Sicher?»

«Ganz sicher.»

Sam nahm ihre Tasche, verabschiedete sich kurz von Belinda Sjenas Mutter und ging dann zu ihrem blauen etwas klapprigen Twingo und fuhr in Richtung Innenstadt.

Sjena ging in die Küche zu ihrer Mutter, sie hatte neu geheiratet, war aber allein zu der Beerdigung gekommen. Belinda schaute auf. «Ich kann verstehen, dass du jetzt allein sein möchtest, dass dir alles zu viel geworden ist. Ich bin auch gleich weg», legte sie mit den Worten ihre Schürze über den Stuhl. «Ralfi hat mir geschrieben, er wartet auf mich, du weißt, wir müssen unseren Zug noch erreichen.»

Sjena nickte«, dein Mann hätte ruhig auch zu uns kommen können», biss sie sich auf die Lippen, weil es ein uns im Grunde nicht mehr gab.

«Ach, er kennt hier doch niemand, da wahrt er lieber Diskretion.»

«Okay, keine Sorge, den Rest schaffe ich auch allein,» schluckte Sjena und atmete tief.

«Wirklich, du würdest es sagen, wenn du mich brauchst, oder?», blickte sie in die Augen von Sjena. Sjena brachte nur ein einstudiertes Lächeln zustande. Nicht einmal das merkte sie und dachte nur, ich habe meine Familie, mein Mann und mein Sohn verloren, natürlich braucht man da auch ungefragt seine Mutter, doch so war sie schon immer, keine wirkliche Hilfe und kein Verlass. Sie standen sich auch zu wenig nahe, um gemeinsam in Trauer Trost zu finden. Ihre Mutter war schon zum 5. Mal verheiratet, was wusste sie von Bindung, Angst und Verlust. Schließlich hatte sie auch den größten Teil ihrer Kindheit in ein Internat verbracht. Weil sie schon immer ein Störfaktor für sie in ihrem Leben war. Ihre Schwiegereltern waren da anders und dennoch waren sie ebenso gleich nach der Beerdigung ins Auto gestiegen, waren nicht mal mit zum Haus gekommen. Sie konnte verstehen, dass sie so schnell wie möglich wieder bei sich zu Hause sein wollten. Dennoch hinterließ es für sie ein Gefühl, dass alle ein Anrecht auf Trauer hatten, außer sie, weil sie ihre Familie allein gelassen hatte, weil sie nicht mit ihnen gestorben war.

Die Tür ging zu und sie stand allein in dem großen Haus und die plötzliche Stille schien sie zu erdrücken. Um sich abzulenken, ging sie in ihre Küche und schaute sich das halb aufgeräumte Chaos an. Ihre Mutter hatte alle Töpfe und Schalen mit Frischhaltefolie abgepackt, als ob sie noch etwas davon essen würde. Sie packte alles zusammen und warf es augenblicklich in den Müll, krempelte anschließend die Ärmel hoch und fing an zu putzen. Alles bloß kein Stillstand, dachte sie, denn dann würde sie das Vakuum der Stille ersticken. Ihr Telefon ging kurz, doch sie ging nicht heran, wartete, bis der Anrufbeantworter anschlug und die Stimme ihrer Mutter erklang. «Sorry Schatz, dass ich dich störe, aber ich habe meinen blauen Schal bei dir liegen lassen, kannst du ihn mir bei Gelegenheit schicken. Danke.»

Sjena schüttelte mit dem Kopf, sie machte sich mehr Gedanken, um ihren blauen Schal, als um ihre Tochter, löschte sie die Nachricht. Blieb in der Mitte ihres Wohnzimmers wie erstarrt stehen und wollte augenblicklich zusammensinken. Sie schloss kurz die Augen und das Einzige, was sie vernahm, war ihr Atem und ihr Herzschlag. Sie löste sich aus ihrer Erstarrung und ging nach oben, zog sich aus und stellte sich unter die Dusche und konnte hier endlich in sich zusammensinken. Die Hände über sich verschränkt, saß sie in ihrer Dusche und ließ das Wasser auf sich herab rauschen, was sie allmählich beruhigte und ihrer Seele guttat. Wollte im Grunde nie wieder aufstehen, einfach so verweilen. Doch das ging nicht, sie musste sich aus eigener Kraft aufraffen, aufstehen und das Wasser zudrehen. Schob ihren Körper in ihrem Bademantel und schlürfte zu ihrem Bett. Sie schob die Überdecke bei Seite und die Kissen purzelten nach unten. Unbeeindruckt davon schob sie sich noch halb nass in die Kissen, deckte sich zu und starrte an die Decke. Dachte an den Tag, der ihr Leben verändert hatte. Eigentlich hatten sie vor, ein Wochenende bei seinen Eltern zu verbringen. Diese lebten in Kanada, hatten ein Haus am Lake Matinenda. Auch wenn es erst März war, war es da zu jeder Jahreszeit wunderschön. Vor allem abgeschieden mitten von unberührter Natur.

Ihr Mann war Produktdesigner und hatte seine eigene Agentur und eigentlich war er es immer, der oft Termine nicht einhalten konnte und zu spät kam. Doch auch sie wurde ab und zu von ihrer Arbeit vereinnahmt und zahlte prompt mit ihrer Familie dafür. Sie hatte sie allein losgeschickt, wollte später nachkommen, doch ein Später gab es nicht. Drehte sie sich in die Kissen und Tränen liefen ihr vom Gesicht. Das letzte Wort, das sie mit ihrem Mann gewechselte hatte, war ein Fluchen, sie hätten niemals im Streit auseinandergehen dürfen.

Doch sie fand es ungerecht, dass sie für sein Zuspätkommen immer Verständnis haben musste, sie dagegen sich ständig zu rechtfertigen hatte. Doch schon als das Geschäftsessen vorbei war und sie allein nach Hause fuhr, um ihre Sachen zu holen, beschlich sie ein ungutes Gefühl, sie konnte Ben nicht erreichen und auf dem Highway ging es plötzlich nur noch schleppend voran. Bevor sie eine ganze Nacht auf der Autobahn verbringen würde, nahm sie die nächste Ausfahrt zurück nach Hause, hörte im Radio, dass es eine Massenkarambolage gegeben hatte, dass ein Lkw, der Fässer geladen hatte, diese verloren und so eine Katastrophe ausgelöst hatte. Immer wieder versuchte sie, Ben zu erreichen, bis ihr Handy klingelte und das Krankenhaus am Telefon war. Sie saß noch im Auto, als sie diese Nachricht erreichte. Augenblicklich drehte sie sich um und fuhr wie in Trance in Richtung Clinic, war noch voller Hoffnung, dass nicht alles vorbei war und dann, stand sie ohne Vorwarnung vor zwei abgedeckte Körper, die sie zur Identifizierung freigeben sollte. Mommy hab dich lieb, klang es noch in ihren Ohren und im nächsten Augenblick war alles vorbei. Sie schob sich aus der Decke, stand auf und ging zum Fenster, machte es auf, nahm ein Hieb kalte Luft, ging in ihr Badezimmer, schob sich auf ihre Toilette und zog sich anschließend ihren Bademantel aus, um in ihren flauschigen Schlafanzug zu steigen. Stoffe konnten manchmal was warm umschmeichelnd, tröstendes haben. Sie schaute zu ihrem leeren Bett und ein Schauer umspannte sie. Ging in ihren Nachtschrank und holte den Riegel Beruhigungstabletten heraus, für den Notfall, dass sie nicht zur Ruhe kommen, hatte der Arzt im Krankenhaus gesagt. Sie drückte sich zwei heraus, weil es eh nur ein Naturpräparat war und keinen wirklichen Schaden anrichten konnte, vielleicht aber für etwas Ruhe in ihren Geist sorgen würde. Nahm anschließend ihre Bettdecke und lief nach unten, schob die Tür zum Garten auf und lief in die kalte, klare Nacht nach draußen und setzte sich auf die Hollywoodschaukel, schob die Decke über sich und bewegte sich darauf monoton. Qui Qua, Qui Qua war das einzige Geräusch, was die Schaukel machte. Eigentlich wollte Ben die Schaukel ölen, weil die Nachbarn sich schon einmal über das laute Geräusch beschwert hatten, doch darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen. Irgendwann schob sie sich ganz auf die Schaukel und schlief ein, wachte erst auf, als es hell wurde und sie von einem steifen Nacken zusammenzuckte. Innerlich zerstört und äußerlich fast erfroren, ging sie in ihr Badezimmer zurück. Schaute in den Spiegel. Ihre Haare lagen wie ein unwirsches Gestrüpp um ihren Kopf, eigentlich hatte sie wunderschönes glänzendes, brünettes Haar, was einen kleinen Schimmer von Rotanteilen hatte. Es war ihre Naturfarbe, leichte Wellen zeigten sich, wenn sie es glatt föhnte, nur wenn sie in den Regen kam, neigte es dazu, stumpf zu werden und zu kräuseln. So wenig Interesse, wie sie ihm gestern geschenkt hatte, konnte es sich nur rächen. Da half nicht mal eine Bürste. Sie schaute zur Badewanne. Vielleicht war es gut, ihren eiskalten, durchfrorenen Körper da einzutauchen. Im Grunde war es eine schlechte Idee gewesen, sich bei dieser Jahreszeit draußen auf der Hollywoodschaukel aufzuhalten und einzuschlafen. Wenn sie Pech hatte, hatte sie sich jetzt noch eine fiese Erkältung geholt.

Sie öffnete den Wasserhahn und schaute dem Plätschern zu, gab Schaum hinein und etwas von dem duftenden Bade-Öl. Anschließend tauchte sie ihren Körper ins Wasser und fand es gut, mitten im Schaum zu verschwinden. Tauchte anschließend ab und fragte sich, was würde passieren, wenn sie einfach die Luft anhielt und nicht mehr auftauchte. Das hielt sie einen Moment aus und zog es durch, bis sie schnappend wieder auftauchte. Eine Badeleiche war kein schöner Anblick, das sollte sie sich ersparen. Also wischte sie den Schaum von sich und zog den Stöpsel. Schob sich aus der Wanne hoch, trocknete sich ab, föhnte sich das Haar und zog sich an. Schaute anschließend auf ihr Smartphone. Keine Nachrichten, die Welt vermisste sie nicht, dachte sie und ging nach unten in ihre Küche. Als Erstes sah sie den blauen Schal ihrer Mutter, er hing noch über dem Küchenstuhl. Sie nahm ihn in der Hand, sah den Zettel Kaschmir 100 Prozent. Ein Geschenk von Ralfi, hatte sie es in den Ohren. Nahm den Schal und brachte ihn augenblicklich nach draußen und stopfte ihn in die Mülltonne. Glaubte ihre Mutter wirklich, sie hatte Nerven für ihren dummen Schal? Stimmt, normalerweise würde sie ihn pflichtschuldig zusammenrollen, ein kleines Päckchen im Keller suchen gehen, ihn einpacken und sofort zur Post bringen. Doch das war die Person, bevor sie ihre Familie verloren hatte, jetzt war alles aus dem Gleichgewicht geraten und nichts war mehr, so wie es einmal war. Sie machte sich einen Kaffee und setzte sich mit ihrem Becher auf die Fensterbank, schaute rüber zu der Schaukel, die sich im Wind bewegte und verlor sich in einem Tagtraum. Toby, ihr kleiner Sohn tobte in der Sonne umher, lachte und kreischte. Ben schubste ihn auf der Schaukel an. Toby konnte es nicht hoch genug gehen. Ben blickte sie mit seinen unverschämt schönen Augen an und lächelte. Alles war gut, sie wurde geliebt. Bis sie aus ihrem Traum herausgerissen wurde, weil es an der Tür klingelte. Sie stand auf, ging zur Tür und sah ihre beste Freundin Sam, eigentlich Samira aber keiner nannte sie mit ihren vollen Namen. Sie hatte ein Päckchen von ihren Lieblingsthailänder in der Hand. Essen, an Essen hatte sie bisher nicht gedacht.

«Ich bin mir sicher, dass du heute noch nichts gegessen hast.»

Sjena lächelte, «stimmt …»

«Ach und dein Briefkasten hier, bettelt wohl auch um Erlösung.»

Sjena schüttelte mit dem Kopf und machte ihn auf und eine Menge Briefe kamen ihr entgegen. Alles Beileidsbekundungen, die es nicht geschafft hatten, persönlich zur Beerdigung zu kommen. Dass man heute doch noch so viel Briefe schrieb, überraschte sie. Noch nie war ihr Briefkasten so voll gewesen. Aber sicher auch eine Methode, um nicht weiter kommunizieren zu müssen.

Sie schmiss den Haufen Briefe auf dem Stapel der alten Post und ging mit Sam in die Küche.

«Du schaust dir die Briefe schon noch an, oder?»

«Wozu?»

«Na ja, der ein oder andere wird sicherlich auch etwas Geld beigefügt haben. Außerdem solltest du eine Liste machen von den Namen, die dir, was geschickt haben, damit du dich bedanken kannst.»

«Wofür bedanken?»

«Dass alle an dich denken?»

«Echt jetzt Sam, seit wann bist du so spießig.»

«Das macht man doch so …»

«Wenn du meinst, dann kannst du die Briefe nach Geld durchschnüffeln, aber eine Liste werde ich ganz sicher nicht machen.» Sie öffnete die lecker, duftenden Päckchen und schubst die gebratenen Nudeln mit knusprigen Hühnchen und die Wan Tan’s mit süßsaurer Soße auf den Teller und reichte Sam das Besteck.

Sie aßen kurz ohne Worte, was für Sjena irgendwie beruhigend war. Doch Sam durchbrach die Stille. «Was wirst du jetzt tun, im Büro fragen sie nach dir, kommst du zurück?»

«Nein, das glaube ich nicht. Ich weiß es nicht, Sam, aber jetzt einfach, so weiter machen, das kann ich nicht.» Sie blickte auf ihren Teller, drehte ihre Gabel, legte sie ab und blickt wieder auf. «Wie war eigentlich dein Pitch, wieso bist du schon hier, müsstest du nicht noch in der Agentur sein?»

«Mach dir keine Sorgen, den Pitch hat Leon übernommen, ich soll mich etwas um dich kümmern.»

«Sollst du also.»

«Ja, ich hatte gestern wirklich kein gutes Gefühl dich allein zu lassen, aber deine Mutter war ja noch da.»

«Nein, sie ist gleich nach dir gegangen.»

«Hm … hätte ich mir denken können.» Biss sie leicht auf ihre Nudeln herum. «Du hast das Gefühl, dass dir der Job deine Familie genommen hat.»

«Ist es nicht so? Ich hätte mit in dem verdammten Auto sitzen müssen, aber mir war ja dieser Job wichtiger als ein Wochenende mit meiner Familie.»

«Ben war doch auch immer und oft beschäftigt, es war Zufall, dass diesmal du die warst, die zu beschäftigt war.»

«Nein, Schicksal, ich …» sie legte die Gabel nieder. Zog ihr Lippen etwas spitz, «kannst du verstehen, dass ich jetzt erst einmal allein sein möchte.»

«Aber das Alleinsein wird dir nicht guttun.»

«Doch, ich muss mein Leben neu sortieren, das kann ich nur, wenn ich allein bin.»

Sam nickte, «das verstehe ich, dann ist es wohl auch besser, ich begleite Leon bei seiner Geschäftsreise, obwohl er es lieber sieht, wenn du nicht allein bist.»

«Hätte nicht gedacht, dass er sich so Sorgen um mich macht, aber du kannst Leon sagen, dass es mir gut geht.»

«Aber nur so gut, wie es gehen kann oder?»

«Ja, aber keine Sorge, ich komme zurecht, ich packe das schon. Du hast auch dein Leben und kannst meinetwegen deinen Job nicht vernachlässigen.»

«Hm, es ist ein Großkunde, kannst du mir vielleicht ein paar Tipps geben, wie ich es umsetzen könnte, ich glaube, Leon erwartet auch von mir ein paar kreative Ideen.»

«Ich verstehe, aber dafür fehlt mir gerade der Kopf, ich …»

«Schon gut, war dumm zu fragen, ich bekomme das schon hin, aber denke darüber nach wieder zur Arbeit zu kommen, vielleicht tut es dir ja gut mal auf andere Gedanken zu kommen.»

«Nein, diese Art von Ablenkung ist es nicht, die ich momentan brauche.» Begleitete sie Sam zur Tür.

Als die Tür hinter Sam zu fiel, rutschte sie an der Tür herunter wie eine Träne. Für alle ging das Leben weiter, nur nicht für sie, dachte sie, schaute auf den Stapel Briefe, nahm sie an sich und schlitzte sie der Reihe nach auf. Von wegen Geld, dachte sie, als sie eine Karte nach der anderen öffnete. Alles nur seichte Worte, die nur wenig Trost spendeten. Mit dem deprimierten Gedanken warf sie die Briefe auf dem Altpapier zurück und ging in ihr Arbeitszimmer, machte ihren Rechner an und schaute bei der Gelegenheit ihr Postfach durch. Auch da gab es nur Müll und eine Menge Beileidsbekundungen, die nur ein schwacher Trost sein konnten. Löschte alles Unwichtige. Danach klappte sie den Deckel zu, schaute auf den Platz gegenüber, der Stuhl auf dem Ben oft gesessen hatte und Tränen stoben in ihr auf. Eine schiere Kraftlosigkeit nahm von ihr Besitz und sie ging aus dem Zimmer, zurück in ihr Schlafzimmer und schob sich in die Kissen.

Im Spiegel meiner Seele

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