Читать книгу Im Spiegel meiner Seele - Christina Enders - Страница 8

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Der Duft von frischem Kaffee und gebackenen Pfannkuchen ließ Sam aufwachen. Sie schlüpfte in ihre Schuhe, entschwand kurz ins Badezimmer und ging nach unten.

Sjena blickte auf. «Frühstück ist schon fertig.»

«Das habe ich bis nach oben gerochen. Man, was liebe ich Pfannkuchen zum Frühstück, du machst wirklich die Besten.» Setzte sie sich an den Tisch und langte zu.

«Ich muss mit dir noch was bereden.» Schaute Sjena etwas ernst, eigentlich wollte ich dir nur einen Brief schreiben, aber wenn du jetzt schon mal da bist.»

«Was gibt es denn?»

«Ich habe doch gesagt, dass ich für einige Zeit weggehe, da ist das Haus, ich möchte, dass du hier wohnst, hier könntest du dich frei entfalten und ich wäre beruhigt das, dass Haus nicht leer steht.»

«Echt jetzt?»

«Ja, ich möchte, dass du dich hier einrichtest …», vielleicht gehört es ja auch eines Tages dir, dachte sie, den Nachsatz still, ohne ihn wirklich auszusprechen.

«Hast du keine Angst, allein auf Reisen zugehen?»

«Warum sollte ich.»

«Hm, ich beneide dich dafür, dass du dir einfach die Freiheit nimmst, machen und tun kannst, was du möchtest.»

«Echt, hast du vergessen, dass ich meine Familie verloren habe …»

«Nein, aber schon gut … was wird denn deine erste Station sein?»

«Das entscheidet der Zug, in dem ich einsteigen werde.»

«Verrückt, das ist wirklich verrückt, aber auch irgendwie aufregend. Du könntest einen Reiseblog schreiben. Die Reise in mir selbst. Oder so.»

«Meinst du nicht, dass es davon schon genug gibt, außerdem will ich für mich allein sein und nicht eine Menge Menschen mitnehmen und teilhaben lassen.

«Na ja, könnte aber recht lukrativ sein …»

«Nein, kein Blog, keine sozialen Medien.»

«Aber anrufen darf ich dich doch, oder?»

«Sicher, aber erwarte keinen ständigen Bericht von mir, ich suche Abstand und Ruhe.»

«Muss ich mir Sorgen machen, dass du vielleicht eine Dummheit begehen könntest?»

«Nein, warte nur darauf, dass ich mich bei dir melde, …»

«Dann darf ich dich also nur anrufen, wenn's hier brennt.»

«So in etwa, aber es wäre dumm, deswegen das Haus abzufackeln.»

«Du lässt dich nicht ab und auch nicht aufhalten, oder?»

«Nein, es gibt Momente im Leben, da steht man vor der Wahl, wie es weiter gehen soll, einfach so weiter machen, das ist unmöglich. Ich hoffe, du verstehst meine Entscheidung und versucht sie mir nicht auszureden.»

«Nein, wenn du dir mal was in den Kopf gesetzt hast, aber ich und das Haus hier, hast du dir das genau überlegt?»

«Wieso, willst du eine Kommune daraus machen?», schaute Sjena sie lächelnd an.

«Ach quatsch, aber ich habe noch nie in so einem großen Haus allein gewohnt und die ganze Verantwortung gehabt.»

«Ich würde es dir nicht anvertrauen, wenn ich nicht wüsste, dass du das kannst.»

Sam presste die Lippen aufeinander.

Sjena stand auf und stellte den Abwasch in die Spülmaschine.

«Was hältst du davon, wenn wir gleich deine Sachen aus deiner alten Wohnung holen und verbringen die letzten Tage hier gemeinsam.»

«Find ich schön, vielleicht gehen wir dann heute Abend aus.»

«Nein, das glaube ich eher nicht, diese Form von Menschenansammlung mag ich momentan nicht, ich wäre keine gute Unterhaltung und mich von irgendwelchen Männern anquatschen zu lassen, liegt mir erst recht nicht der Sinn … ich dachte auch, du und Leon, dass da mehr zwischen euch ist, dass du momentan gar keine Lust auf andere Männer hast?»

«So lange nichts fix ist, werde ich mir den Spaß nicht verbieten lassen. Frau braucht ab und zu, was Festes zwischen den Beinen, wenn du verstehst.»

«Pass aber dabei auf, nicht dass du mal an den Falschen geratest.»

«Ach, ich suche mir die Männer schon genau aus. Schwanger kann ich ja nicht werden, der Tipp mit der Hormonspirale war Goldwert, seitdem habe ich kaum noch meine Tage, was das Lustempfinden erhört.»

Zum dauerhaften Fremdvögeln ist sie eigentlich nicht gemacht, dachte Sjena. Aber was das betraf, hatten sie schon immer unterschiedliche Meinungen. «Du verhütest aber dennoch, oder? Ich meine, es gibt noch andere Dinge wie eine ungewollte Schwangerschaft.»

«Keine Sorge, ohne Gummi läuft bei mir nichts.»

Sjena nickte. «Dann lass uns jetzt zu dir fahren und deine Sachen holen.»

Sam rutschte vom Stuhl, nahm ihre Jacke und folgte Sjena zu ihrem Auto.

Auf dem Rückweg hatten sich Sjena und Sam etwas vom Thailänder mitgebracht und aßen bei Sjena im Wohnzimmer. «Wie ist denn die allgemeine Stimmung in der Agentur?», fragte Sjena.

«Leon hofft, glaube ich noch immer, dass du wieder zurückkommst.»

«Hat er dich auf mich angesetzt, sollst du mich umstimmen?»

«Vielleicht, ja, ich glaube, dass er auch darauf seine Hoffnung stützt. Der neue Auftrag ist recht umfangreich. Es geht um einen vollkommen neuen Müsliriegel, das ganze Corporate Design und was dazu gehört.»

Sjena nickte nur etwas sparsam.

«Früher hättest du sofort losgelegt, hättest mich gelöchert bis in die Nacht und hättest dich am Morgen danach, ans Reißbrett gestellt und gezeichnet.»

«Ja, so war es mal, aber mir ist irgendwie die Leidenschaft abhandengekommen. Ich kann keine Kampagne für einen Müsliriegel machen, wenn ich nicht frei im Kopf bin.»

Sam nickte. «Schauen wir uns nachher den alten Klassiker, vom Winde verweht an. Ich habe ihn extra auf meinen Stick heruntergeladen.»

«Ist das noch immer dein Lieblingsfilm?»

«Ja, solche Filme gibt es heute nicht mehr, das ist der originale Film in Schwarz-weiß.»

«Okay, dann lass uns das schnell in die Küche bringen und die Flasche Wein aufmachen.»

Das wird eine lange Nacht, dachte Sjena und setzt sich auf das Sofa, nippte an dem Wein, als der Film anfing zu spielen. Doch es dauerte nicht lange und Sjenas Augen wurden schwer und fielen zu, ohne, dass sie es wirklich verhindern konnte.

Sam lächelte, als sie ihre schlafende Freundin sah, schaute noch eine Weile weiter, nahm dann eine Decke, deckte Sjena zu, machte den Fernseher aus und ging nach oben.

Verspannt und ein wenig erschrocken, wachte Sjena auf und erkannte noch auf ihrem Sofa zu liegen.

Schaute auf die Uhr, es war 6.00 Uhr morgens und sie wusste gar nicht mehr, wann sie eingeschlafen war, doch das Rauschen des Filmes in der Verbindung mit dem Wein hatte sie schneller müde gemacht, als gedacht.

Sie ging in das untere Badezimmer, machte sich etwas frisch. Ging anschließend in ihre Küche und presste sich einen Kaffee durch. Mit dem Kaffeebecher in der Hand ging sie in den Garten. Stützte sich auf die Veranda und atmete tief. Es war noch ein frischer, unverbrauchter Morgen und der Raureif tanzte über den Rasen.

Da gesellte sich Sam zu ihr. Sjena blickte auf. «Du bist schon wach?»

«Hm, war gerade im Bad und habe die Kaffeemaschine gehört.»

«Dann mach dir einen, ich habe sie glaube ich nicht ausgemacht.»

Sam nickte und kam mit ihrem Becher zurück.

Sjena schaute etwas pflichtschuldig. «Ist es schlimm, dass ich gestern eingeschlafen bin.»

«Nein, ich bin auch recht schnell müde geworden, muss an dem Wein gelegen haben. Die Filmauflösung hatte auch eine ziemlich schlechte Qualität.» Nippte sie an ihren Kaffee.

«Ich wollte dich nicht wecken, es war doch richtig oder?»

«Hm, …»

«Denkst du darüber nach, wo du bald sein wirst?»

«Ja, das auch.»

«Ich werde dich schrecklich vermissen. Wie oft muss ich eigentlich den Rasen mähen und was muss ich noch alles bedenken, ich …»

«Keine Sorge, wenn du willst, schreibe ich dir alles auf.»

«Du wirst mir fehlen. Ich allein in dem Haus hier …»

«Du meinst, ich könnte es nicht wiedererkennen, wenn ich zurückkomme?»

«Keine Sorge, ich bin ja kein Messi oder Nomade.»

«Dann hätte ich mich auch schwer in dich getäuscht.»

Im Spiegel meiner Seele

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