Читать книгу Dash - Christina M. Fischer - Страница 9

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Fassungslos starrte Nat zuerst auf die Handschellen und dann auf ihn. Sein Grinsen verriet ihr alles was sie wissen musste. Erschrocken trat sie die Flucht an.

Der Kerl hatte doch nicht mehr alle Tassen im Schrank!

Nat sprang auf das Bett, als er gerade daran vorbeilief, und versuchte die Tür zu erreichen, doch er war unglaublich schnell. Ihre Füße wurden gepackt und sie landete schreiend in den Kissen. Dann schlang sich sein Arm um ihre Mitte und hob sie hoch. Vor Entrüstung biss sie sich auf die Unterlippe. »Ich bin doch keine Puppe, lass mich los!«

Ja keine Angst zeigen, ja nicht zeigen, wie sehr sie das Kommende fürchtete.

Er blieb stumm, doch als Antwort auf ihre Befreiungsversuche wurde er an ihrem Hintern so hart, dass sie abrupt innehielt. Seine große Hand wanderte zu ihrem Hals und zwang ihren Kopf zurück, bis sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Das Grinsen war verschwunden, stattdessen sah er sie auf eine seltsame Weise an, so als würde er sich selbst auf die Probe stellen.

Nat wagte kaum zu atmen. Seine Finger liebkosten ihre Wange, dann senkte er den Kopf und glitt mit den Lippen zu ihrem Hals. »Gefällt dir das, Wildkatze?«, fragte er und sie erzitterte gegen ihren Willen.

»Nein«, log sie. Nat ächzte empört, als er sie erneut über die Schulter warf.

»Dann muss ich eben so lange üben, bis ich herausgefunden habe was dir gefällt«, meinte er amüsiert und verließ mit ihr das Zimmer.

»Lass mich sofort runter!«, zischte sie und trommelte gegen seinen Rücken. Wenig später betrat er einen Raum, in dessen Mitte sich ein länglicher, schmaler Tisch befand. Als Nat die ledernen Schnallen daran sah, stockte ihr der Atem, dann sog sie bebend Luft in ihre Lungen … was ihr jedoch nicht half, denn sie hatte das Gefühl Äther zu atmen. Alles drehte sich um sie und vor Unglauben brachte sie kein Wort hinaus.

Ihr Entführer wartete etliche Sekunden im Türrahmen, beinahe so, als wolle er ihr die Gelegenheit geben sich alles genau einzuprägen.

Nat schluckte und zwang sich dazu ihre Panik zu überwinden, dann griff sie zischend in sein Haar um daran zu zerren, doch schon hatte er ihre Handgelenke gepackt.

»Nein! Das kannst du doch nicht machen«, schrie sie und wand sich in seinem Griff. Plötzlich fand sie sich auf dem Tisch wieder. Ihre Hände waren von den Handschellen befreit, steckten dafür jedoch in den ledernen Riemen. Wie zum Teufel hatte er das so schnell gemacht?

Irritiert sah sie in sein Gesicht, als er gerade dabei war die letzte Schnalle um ihren Knöchel zu befestigen. Seine Augen funkelten übermütig. »Du irrst dich«, schnurrte er langsam. »Ich kann mit dir machen was ich will.«

Alles was er wollte? Mit bebenden Lippen folgte sie seiner Gestalt, die zu einem Schrank ging, der im Schatten stand. Die einzige Lampe im Raum hing genau über ihr und es war zwar dämlich das zu denken, aber sie fühlte sich wie beim Zahnarzt. Fehlte nur noch, dass sie ihn danach fragte, ob es sehr wehtun würde.

Minuten vergingen, sie hörte ihn nach etwas suchen, dann wurde es so still, dass sie ächzend den Kopf in den Nacken legte um nach ihm zu sehen. Was tat er? Wieso verhielt er sich so leise?

Sein Gesicht tauchte aus dem Schatten auf, ein wollüstiges Lächeln auf den Lippen. Nat bäumte sich auf. Was hielt er da in seiner Hand? Als sie den Gegenstand nicht definieren konnte, sackte sie erschöpft zurück.

Lässig ging er um den Tisch. Zärtlich glitt er mit den Fingern durch ihr seidiges Haar. Seine Berührung war sanft, aber die Art, wie er sie ansah, ließ sie erschauern.

»Gefällt dir das?«, fragte er, ihr empfindliches Ohrläppchen streichelnd.

Stumm schüttelte sie den Kopf.

»Lügnerin«, tadelte er sie belustigt und hob endlich die andere Hand, in der sich eine Art … Reitgerte befand.

Was? Wollte er sie züchtigen? Fassungslos folgte sie dem dünnen Gegenstand mit den Augen.

»So stumm«, raunte er und glitt mit den Fingern der einen Hand über ihren Arm. Gänsehaut bildete sich dort, wo er sie berührt hatte.

»Ich will nicht schon wieder einen Knebel«, keuchte sie, als seine Hand Richtung Brust wanderte. Sie erwartete eine Berührung, doch er glitt so dicht darüber hinweg, dass sie nur die Kälte spürte, die von ihm ausgestrahlt wurde.

»Knebel?«, wiederholte er. »Damit du deinen hinreißenden Mund nicht benutzen kannst? Wofür soll ich dich dann bestrafen?«

Die Spitze der Peitsche legte sich unerwartet auf ihre Fußsohle. Nat zuckte zusammen und hielt den Atem an. »Gar nicht!«

Langsam zog er die Peitsche nach oben, glitt ihre Beine hinauf, wanderte sogar dazwischen, doch kurz vor ihrem Schoß, schob er sie wieder nach außen. Nat zitterte leicht, das Denken fiel ihr ungemein schwer.

»Gefällt dir das?«, fragte er wieder und sie schüttelte hastig den Kopf.

»Lügnerin«, sagte er erneut, doch er sah ihr nicht in die Augen. Sie folgte seinem Blick, der auf ihren Brüsten ruhte. Unter dem dünnen Stoff, und weil sie keinen BH trug, richteten sich die Brustwarzen senkrecht nach oben.

Oh Gott, dachte sie schamvoll und wand sich auf dem Tisch. »Wieso tust du mir das an? Was willst du von mir?«

»Du weißt es«, erwiderte er ruhig und glitt mit der Peitsche zwischen ihre Brüste. »Sag mir wo er ist.«

Nathan! Er wollte Nathan und weil er ihr diese Frage stellte begriff sie, dass er nicht für ihn arbeitete. Trotzdem bräuchte sie nicht mit seinem Erbarmen zu rechnen. Wenn sie ihm verriet, dass sie Nathans kleine Schwester war, war es um sie geschehen.

»Ich weiß es nicht«, keuchte sie. Der kalte Gegenstand war wenige Zentimeter unter ihrem Hosenbund geschoben worden.

»Gut, dann versuchen wir eine andere Frage«, flüsterte er, den Blick wachsam auf ihren Körper gerichtet.

»Welche?«, stieß sie heftig atmend aus.

»Was ist Nathan für dich?«

Gott, nein! Wieso wollte er ausgerechnet das wissen? Ausgerechnet die einzige Sache, die sie ihm nicht verraten konnte. »Ein Bekannter, den ich seit acht Jahren nicht mehr gesehen habe«, antwortete sie aufgewühlt, da hob Dash den Blick. »Du lügst, aber du sagst auch die Wahrheit.«

Die Peitsche glitt tiefer. »Wie ich schon sagte, ich habe Zeit.«

Beinahe konnte sie die Berührung des kalten Gegenstandes an ihrem Unterleib fühlen. »Bitte! Ich habe ihn so lange nicht gesehen. Warum jetzt? Warum gerade ich?«, fragte sie verzweifelt.

»Ich stelle hier die Fragen und du gibst die Antworten«, sagte er sanft und beugte sich über sie. Kalter Atem streifte über ihr Gesicht. Wahrscheinlich wartete er auf eine Erwiderung, doch Nat schwieg, da seufzte er auf. »Meine kleine Wildkatze, du bettelst förmlich danach«, beschuldigte er sie, da senkte er den Kopf und umschloss ihre rechte Brustwarze mit den Lippen.

Augenblicklich spannte Nat sich an. Seine Zunge umkreiste die Brustwarze zwar, doch zwischen ihrer Haut und seiner Zunge war noch Stoff. Wieso fühlte sie es trotzdem so intensiv? Zitternd versuchte sie von ihm wegzukommen, doch sie schaffte es noch nicht einmal, dass ihre Brustwarze aus seinem Mund glitt.

»Köstlich«, flüsterte er und sog sie auf einmal zwischen seine Zähne, knabberte sanft daran.

»Gefällt dir das?«, fragte er wieder und lachte leise, als sie den Mund öffnete ohne etwas hinaus zu bekommen.

»Eigentlich solltest du gleich aufgeben«, schlug er rau vor. »Sag mir was ich wissen will. Wenn nicht, benutze ich meine Zunge, dann meine Hände und als letztes meinen Schwanz.«

Musste er solche Dinge sagen? Empört öffnete sie die Augen und sah ihn an, errötete, als sie ihn so erblickte, mit ihrer Brust an seinem Mund.

»Aber vielleicht läuft es genau darauf hinaus«, fuhr er raunend fort. »Vielleicht willst du sogar genommen werden.«

Während er weiterhin lutschte und saugte, schob er die dünne Peitsche tiefer.

Unkontrolliert stöhnte Nat auf und hob ihren Oberkörper. Ihre Finger hatten sich zu Fäusten geballt. Hilflos bebte sie unter seinem Mund, dann spürte sie, wie die Spitze der Peitsche zwischen ihre Schamlippen glitt und wimmerte leise.

»Du musst nur diese eine Frage beantworten«, säuselte er, sich der anderen Brust widmend.

Außer sich vor Erregung konnte Nat kaum einen Gedanken fassen. Das alles war zu viel. Jahrelang hatte sie die Männer gemieden, geglaubt, nie wieder einen von ihnen zu begehren und jetzt brachte dieser hinterhältige Mistkerl sie dazu vor Verlangen zu zerfließen.

»Kann … nicht …«, stammelte sie, da hob er abrupt den Kopf und Nat stöhnte, dieses Mal jedoch, weil es ohne seine Zunge noch frustrierender war.

»Willst du meinen Mund haben?«, fragte er weich, sodass sie japsend nach Fassung rang.

»Sag es, Wildkatze, und ich lege ihn auf jede Stelle deines Körpers«, versprach er und brachte sie mit seinen Worten noch mehr zum Glühen. Als sie nichts tat außer heftig nach Luft zu ringen, entfernte er seufzend die Peitsche.

Überrascht riss Nat die Augen auf und zuckte zusammen, da seine Hand auf einmal über ihren nackten Bauch glitt. »Ich sagte doch, gleich kommt die Hand.«

Die Spur, die sein Finger auf ihre Haut zog, war so intensiv, dass sie am liebsten darum gebettelt hätte nicht aufzuhören. Nun wünschte sie sich einen Knebel, denn die Worte lagen ihr bereits auf der Zunge.

»Wildkatze«, murmelte er und betätigte einen Schalter. Plötzlich hob sich die Liege langsam in die Senkrechte, bis sie auf ihren ausgebreiteten Füßen stand. »Es ist nur ein kleiner Satz. Sag mir wer Nathan ist.«

Nein, das konnte sie nicht! Was würde er tun, wenn er die Wahrheit kannte? »Ich …«

»Du?«, echote er rau. Nur seine Hand berührte sie, glitt höher, erreichte die Rundung ihrer Brust, um dann unendlich zart darüber zu streichen.

»Ich hasse dich«, keuchte sie, doch er grinste lediglich. »Du kannst mich hassen, denn ich bin hassenswert, Wildkatze.« Kurzerhand schob er das Shirt hinauf und entblößte ihre Brüste.

In diesem Moment hasste sie ihn wirklich, hasste auch ihren eigenen verräterischen Körper. Kühle Luft strich über ihre Haut, gefolgt von seinen geschickten Fingern, die ihre Brustwarzen umkreisten, ehe er seine Hände um die Rundungen legte.

Nat biss sich heftig auf die Unterlippe, um ein weiteres Stöhnen zu vermeiden. Das alles war so ungerecht! Sie hing hier wie auf dem Präsentierteller und er genoss es sichtlich vom Büfett zu naschen. Geschickt wanderten seine Hände über ihre Haut, massierten die empfindlichen Stellen. Als sie sah, dass er erneut den Kopf senkte um seinen Mund einzusetzen, stieß sie einen erstickten Laut aus. »Warte!«

Doch schon zupfte er mit den Lippen an den harten Nippeln. Seine Zunge schnellte hervor und umschloss sie.

»Ich muss gestehen, deine perfekten Brüste faszinieren mich«, nuschelte er an ihrer Haut und sog erneut daran, sandte weitere Lustwellen durch ihren Körper. »Sie sind vollkommen rund und straff, selbst die kleinen Warzenvorhöfe sind perfekt. Das könnte ich stundenlang machen.«

Nat konnte darauf nicht antworten, so gefangen war sie von den erregenden Empfindungen. Als er seine Hand unerwartet auf ihre Scham legte, stöhnte sie heiser auf.

»Ich frage mich, ist der Rest deines Körpers auch so perfekt?«, raunte er und glitt mit einem Finger über die dünne Naht der Sporthose, die genau zwischen ihre Schamlippen verlief.

Gott, noch mehr konnte sie nicht ertragen. Sie wollte seine Hand, sie wollte seinen Mund, ja, sie wollte sogar seinen Schwanz. Erregt biss sie sich auf die Unterlippe.

»Das ist so unfair«, stöhnte sie. Unfair, weil sie sich nicht gegen ihn wehren und weil sie nicht nach seinem Kopf greifen konnte, damit sie ihn wenigstens zwang seinen Mund dort zu lassen wo er hingehörte, nämlich auf ihrer Haut.

Als spüre er ihre unausgesprochenen Wünsche, trat er noch näher an sie heran. Sie fühlte die Härte seines Körpers an ihrer Gestalt, die Wölbungen seiner Muskeln. Sie wollte ihn auf sich haben, in sich, wollte, dass dieses sehnsüchtige Gefühl verschwand, erlöst wurde von hemmungsloser Leidenschaft. Sie wollte, dass er sie nahm!

Ihr Mund öffnete sich, sie leckte sich über die Lippen. Dash hob den Kopf und sah sie abwartend an, presste seinen Unterleib gegen ihre Hüften. »Sag es«, knurrte er und hob ihren Unterkörper etwas an, damit sie genau fühlen konnte wie erregt er war.

»Bitte! Fi…«

»Dash!«

Die Tür wurde aufgestoßen und ein schlanker Mann stürmte in das Zimmer. Es war derjenige, den sie kurz nach ihrer Ankunft hier mit Zarakay angetroffen hatte.

Ein bedrohliches Grollen erfüllte den Raum, worauf der Neuankömmling verdutzt stehenblieb, dann wurde er sich bewusst in was für eine Situation er hineingeplatzt war und öffnete erschrocken den Mund. »Scheiße!«

»Miroko, du hast das perfekte Gespür für den beschissensten Zeitpunkt«, sagte Dash. Seine Augen waren nur dünne Schlitze, weshalb Nat erneut zitterte, doch dieses Mal nicht vor Leidenschaft, sondern vor Furcht.

»Entschuldige, Dash. Der Rat ist außer sich. Nathan hat etliche ihrer Mitglieder gefangen genommen, darunter auch den Sohn der zweiten Stimme. Bran fordert, dass sofort etwas unternommen wird, er fürchtet um seinen Erben.«

Dash schwieg, dann ließ er die Hände sinken und richtete sich auf. Nat begegnete seinem Blick und wurde rot vor Verlegenheit. Himmel, was sie beinahe gesagt hätte! Der Neandertaler schien das auch zu ahnen, denn er hob belustigt eine Braue. »Wildkatze, wir setzen das später fort.«

Als sie sah, dass er gehen wollte, weiteten sich ihre Augen. »Warte! Du kannst mich doch nicht so zurücklassen«, rief sie ihm nach.

Verwundert drehte er sich zu ihr um. »Wieso nicht? Ich sagte doch, wir setzen das später fort.«

»Zieh mir wenigstens das Top runter«, bat sie ihn verzweifelt, worauf er wieder grinste. »Um diesen wundervollen Anblick zu verbergen? Sie bleibt wie sie ist!«, befahl er, worauf Miroko hastig nickte. »Ja, Hauptmann.«

Das glaubte sie einfach nicht, das durfte doch nicht wahr sein!

Tatsächlich jedoch ging er einfach weg. Als sie ihn nicht mehr sehen konnte, wanderten ihre Augen zu dem anderen Mann, der sie stumm betrachtete. Schamvoll presste sie die Lippen aufeinander. »Bitte, hilf mir.«

»Tut mir leid, aber ich möchte meinen Kopf noch eine Weile auf den Schultern tragen«, gab dieser bedauernd von sich.

Niemals zuvor in ihrem ganzen Leben hatte sie sich in einer solch demütigenden Position befunden. Nicht einmal Nathan hatte derartige Dinge mit ihr getan und doch gab es in ihr eine Stimme, die geradezu bettelte, dass dieser blonde Mistkerl umkehrte und fortführte was er begonnen hatte.

Miroko kam auf sie zu. Nat erstarrte. Was wollte er von ihr? Als sie ihm in die Augen sah, merkte sie erleichtert, dass er zumindest den Anstand hatte ihr ins Gesicht zu sehen.

»Ich verstehe nicht warum es immer misslingt«, murmelte er, dann neigte er leicht den Kopf zur Seite.

»Was misslingt?«, fragte sie verwirrt und zog die Brauen zusammen, als er die Hände hob und ihre Schläfen mit den Fingerspitzen berührte.

»Wieso kann ich dich nicht lesen?«

»Mich lesen?« Waren diese Typen alle noch bei Trost? »Ihr spinnt doch!«, fauchte sie und schüttelte den Kopf, damit die Berührung unterbrochen wurde.

»Was geht hier vor?«

Beim Klang der weiblichen Stimme schien der schwarzhaarige Mann, Miroko, vor ihr zu erstarren. Seine Augen weiteten sich furchtsam, dann fuhr er herum und versteckte die Hände hinter dem Rücken. » Mylara! Hallo, wann bist du denn angekommen?«

Nat sah an ihm vorbei und stutzte, als sie die zierliche Frau in der Tür stehen sah. Sie war nur etwas größer als sie selbst und besaß hellblonde, fast farblose Haare, ein Engelsgesicht und graue Augen, die wie ein bewölkter Winterhimmel glitzerten. Der Blick, mit dem sie Miroko bedachte, war eiskalt und zu ihrer Verwunderung wand der große Mann sich wie ein Schuljunge, den man bei einem Streich ertappt hatte.

»Was geht hier vor sich?« Ungehalten stürmte sie in den Raum, dabei glitten ihre Augen zu Nats nackten Brüsten.

Gott, würde dieser peinliche Augenblick irgendwann enden?

»Sprich«, fauchte sie und hob die Hände, um nach Nats Shirt zu greifen.

»Ähm, ich würde das lassen und wenn du es nicht lassen kannst, so beschütze mich bitte vor dem Großen«, brummte Miroko, worauf die kleine Frau ein Schnauben ausstieß. »Dash!«

»Dieser Neandertaler fesselt mich andauernd«, stieß Nat kläglich aus und seufzte erleichtert, als Mylara ihr das Shirt hinunterzog. Beim Anblick des feuchten Stoffes über ihrer Brust hob sich auch die zweite Braue der blonden Frau. Nats Wangen leuchteten mit dem weinroten Stoff sicher um die Wette.

»Mach sie los«, murrte Mylara. Miroko sah aus, als ob er sich verhört hätte. »Wie bitte?«

»Du hast mich gehört«, fauchte sie.

»Mylara, also … er hat mir befohlen sie so zu lassen.«

Kopfschüttend griff die kleine Frau nach der Schnalle an Nats Hand und öffnete sie, dann wiederholte sie die Prozedur bei den restlichen drei. Nat atmete erleichtert auf und rieb sich die Handgelenke.

Miroko sah sie ungläubig an, dann wurde er unruhig. »Mylara, wenn er zurückkommt und sie ist nicht da, bekomme ich Ärger.«

»Du darfst gern in meinem Bett schlafen, wenn du dich dann besser fühlst«, grollte die Frau und legte eine Hand auf Nats Schulter.

»Wie witzig«, brummte Miroko und schob schmollend die Oberlippe vor.

»Komm, Kleine, gehen wir erst mal nach oben«, meinte Mylara freundlich und schlang einen Arm um ihre Schulter.

»Sie ist Nathans Verbindung«, sagte Miroko ruhig, daraufhin erstarrte die Blondine im Schritt und sah Nat mit schmerzvollem Blick an.

»Bitte! Ich sagte doch, dass ich ihn seit acht Jahren nicht mehr gesehen habe«, rief sie aus. »Ich will endlich in Frieden leben und mit Nathan nichts mehr zu tun haben.« Nun war sie den Tränen nahe und sie wollte nicht weinen.

Mylara seufzte, dann schüttelte sie den Kopf. »Mit Dashs Methoden habe ich mich nicht immer angefreundet, aber er ist unser Anführer und so gerne ich dir deine Freiheit geben würde, hier geht es um Leben, die gerettet werden müssen. Gehen wir fürs erste nach oben, dort kannst du etwas essen und dich ausruhen. Keine Sorge, bis Dash zurückkommt werde ich mir etwas überlegt haben.«

»Am besten etwas in der Art eines Wunders«, brummte Miroko kaum verständlich.

»Hol was zu essen«, befahl die kleine Frau ihm.

»Wieso sagst du mir das?«, fragte der Seher aufmüpfig.

»Weil ein Gentleman das für eine Dame tut«, blaffte sie, worauf der dunkelhaarige Mann die Augen verdrehte und dann loslief, um das Gewünschte zu holen.

»Und ein Gentleman rennt nicht«, bellte sie ihm hinterher, was er mit einem derben Fluch quittierte.

Den Weg zum Aufzug nahm Nat wie in Trance wahr. Sie fürchtete bei jeder Biegung Dash vorzufinden, doch Mylara sprach beruhigend auf sie ein. Der Aufzug hielt mit einem leisen Klingeln im Erdgeschoss an und zu ihrer Erleichterung befand sich niemand davor, sodass sie in Ruhe zu der Treppe ging, die nach oben führte.

Im dritten Stock angekommen, deutete die Frau zu einer weißen Tür, die mit Goldmalereien verziert war. »Da wären wir.«

Mylara führte Nat in einen weiten Raum. Sie sah helle Möbel und mehrere weiße Sofas. Dezente Bilder hingen an den Wänden.

Die blonde Frau ließ sie los und ging zu einer anderen Tür. »Hier ist mein Schlafzimmer und nebenan war …« Sie verstummte, dann schüttelte sie den Kopf. »Es ist leer, du kannst es also benutzen.«

Was hatte sie sagen wollen? Als Mylara vorbeigehen wollte, ergriff Nat flehend ihre Hand. »Erklär es mir. Bitte, sag mir warum sie Nathan so dringend suchen.«

Mylara lächelte traurig, dann nickte sie. »Das solltest du wirklich erfahren.« Mit der Hand deutete sie auf das Sofa. Nat setzte sich nervös hin und faltete die Hände im Schoss.

»Nathan hat unseren Meister Mordred getötet«, antwortete sie so abrupt, dass Nat die Augen aufriss. »Wie bitte?«

»Er hat die Familie eines Freundes als Geisel genommen und ihn gezwungen Mordred zu verraten. Unser Meister starb durch Nathans Hand.«

»Das ist noch nicht alles«, sagte Miroko, der mit einem Tablett in der Tür stand. »Mordred war Mylaras Vater und die Frau und das Kind dieses Mannes hat er auch getötet.«

Nat wollte ihnen entgegen schreien, dass sie das nicht glaubte, doch erneut hatte sie vor Augen, wie dieser Mann vor ihrem Haus in jener Nacht in die Knie gegangen war, getroffen durch den Pfeil aus Nathans Armbrust.

»Warum?«, fragte sie fassungslos. »Wieso sollte er so etwas tun?«

Die beiden sahen sich über ihren Kopf hinweg an, schließlich legte Mylara einen Arm um ihre Schulter. »Sorge dich nicht. Wir wollen dir nichts tun, wir sind nur hinter Nathan her.«

Oh Gott! Sie wollten ihn töten! Nun, wo sie es hörte, zuckte es schmerzhaft in ihrem Inneren. Ganz gleich was er ihr angetan hatte, er war immer noch ihr Bruder. Sie konnte nicht aufhören sich um ihn zu sorgen, auch wenn sie ihn für das verfluchte was er ihr angetan hatte. Sollten diese Menschen ihre Identität erfahren, dann würden sie nicht mehr so freundlich ihr gegenüber sein. Würden sie ihr Verlangen nach Rache dann an ihr auslassen?

»Hier.« Miroko stellte das Tablett auf den kleinen Couchtisch ab und setzte sich dann auf die andere Couchseite.

»Was wird das?«, fragte Mylara ihn barsch.

»Du wirst mich gefälligst vor Dash beschützen!«

Diese kleine Person? Zweifelnd sah Nat zu Mylara. Allerdings musste sie zugeben, dass die Frau sich durchzusetzen wusste, selbst dieser Spinner mit dem langen Haar tanzte nach ihrem Kommando.

Als hätte er ihre Gedanken erraten, grinste er sie an. »Nun, da ich mir so viel Mühe mit dem Sandwich gegeben habe, solltest du es auch essen.«

»Glaub ihm kein Wort, wir haben Köche«, brummte Mylara und ließ sich neben ihr nieder.

Nat griff nach dem Brot und biss hinein. Ihr Magen knurrte hungrig. Innerhalb weniger Minuten hatte sie alles verputzt, danach seufzte sie befriedigt. Zumindest ihr Hunger war gestillt.

»Bist du müde?«, wollte Mylara wissen. Sie wollte den Kopf schütteln, doch schon spürte sie, wie sie von einer Welle der Erschöpfung überrollt wurde.

Gähnend hielt sie sich die Hand vor den Mund. »Vielleicht doch etwas.«

»Komm mit, dann kannst du dich hinlegen.« Mylara stand auf und ging zu dem freien Zimmer.

Eigentlich hatte Nat vorgehabt sich schlafend zu stellen und auf den passenden Moment für eine Flucht zu warten, doch kaum war sie im Schlafzimmer, drehte sich alles um sie. Matt plumpste sie auf das hohe Bett.

»Mach es dir gemütlich«, bot Mylara ihr an. Nat bekam nur noch mit, wie die blonde Frau ihr die Füße unter die Bettdecke schob und sie dann ganz zudeckte. Miroko erschien im Türrahmen und flüsterte, wie unfair es sei, dass Mylaras Gabe funktionierte, seine hingegen nicht. Sie wollte ihn fragen was damit gemeint sei, doch der Schlaf übermannte sie.

»Ich verstehe es nicht«, fauchte Miroko, sein Blick ruhte immer noch auf der schlafenden Menschenfrau.

Mylara zog die Vorhänge zu und ging aus dem Zimmer, schob ihn dabei hinaus und verschloss sorgfältig die Tür. »Ich bin wesentlich erfahrener als du.«

Ihr Freund seufzte, dann zuckte er mit den Schultern. »Das frustriert mich, so etwas ist mir noch nie passiert.«

Sie hob spöttisch eine Braue. »Das sagen die meisten Männer.«

Miroko überhörte ihren scherzhaften Kommentar und ging wieder zu der Couch. »Wieso hast du sie einschlafen lassen?«

»Sie war ganz durcheinander«, flüsterte sie. Nats Gefühle waren zu verwirrend gewesen.

»Ach ja?«

Nickend setzte auch sie sich auf die Couch, starrte jedoch gedankenverloren vor sich hin. »Ich spürte Angst, Verwirrung, und als ich ihr von Nathan erzählte sogar Sorge.«

»Also lügt sie«, stellte Miroko fest.

Kopfschüttelnd begegnete sie seinem Blick. »Nein, Nat hat Nathan in den letzten Jahren tatsächlich nicht gesehen, das war nicht gelogen.«

Die Tür ging auf und Zarakay kam hinein. »Hey, hier seid ihr.«

»Ich geb es auf«, schnaufte Mylara, worauf der andere Vampir stutzte und reuevoll das Gesicht verzog. »Oh, tut mir leid. Das Anklopfen, hm?«

»Wir sind Krieger und bleiben Krieger.« Frost ging unerschütterlich an Zarakay vorbei und setzte sich neben sie. »Gerade eben hat mich der Rat angerufen. Wir müssen eine Blutschuld begleichen.«

»Wieso?« Zarakay, der eigentliche Ansprechpartner des Rates, runzelte fragend die Stirn.

»Pain hat eine Wache getötet.«

Die Augen des rothaarigen Vampirs weiteten sich, dann sah er zu Miroko, der ziemlich interessiert die Deckenmalereien studierte. »Was sucht Pain denn beim Rat?«

»Also, da gab es dieses Dokument zu holen«, meinte Miroko.

»Du schickst Pain - alias ´Piss mir ans Bein und ich brech dir das Genick´ - zu dem Vampirrat?« Zarakays Stimme wurde eine Spur schriller. »Dieser Krieger soll mit Aristokraten zu tun haben?«

»Ach, die sind doch alle viel zu ernst und steif«, meinte der Seher wegwerfend. »Wenn Dash dort ankommt, kann er sich gleich mit um die Sache kümmern.«

Zarakays Augen wurden noch runder. »Dash?!«

Mylara konnte nicht mehr an sich halten und lachte leise, worauf Zarakay sie empört ansah. »In den vergangenen Jahren mussten wir immer ein Vermögen an Blutschuld bezahlen, weil gerade diese beiden sich nicht beherrschen konnten. Dash hat sogar viel weniger Geduld als Pain. Verflucht nochmal, Miroko! Ich will eine gute Verbindung zwischen der Kriegerkaste und dem Rat aufbauen und dazu gehört, dass auf keinen Fall Pain oder Dash bei ihnen vorbeischauen.«

Schulterzuckend lehnte der Seher sich zurück. »Dash ist nun mal unser Hauptmann und ihm folgen wir. Vielleicht ist es noch nicht einmal so schlecht, dass er sich dort blicken lässt. Hoffentlich halten sie ihn eine Weile auf.«

»Vergiss es«, knurrte Mylara. »Du wirst die Kleine ganz sicher nicht wieder heimlich in die Zelle einsperren und alles so präparieren, als wäre sie nie weg gewesen.«

Empört wandte Miroko sich ab. »Du sollst meine Gefühle nicht lesen.«

Ihr voller Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Du gebrauchst deine Fertigkeit und ich die meine.«

»Was unternehmen wir wegen diesen Jägern?«, wollte Frost wissen. Der Albino trug schwarze Hosen und ein weißes Hemd. Sein ganzes Wesen verriet seine Gabe, umso mehr, als er die Fingerspitzen ausstreckte und anfing Eis darauf hervorzurufen.

»Erst einmal nichts«, entschied Mylara. Wenn Dash nicht konnte, übernahm sie meistens das Kommando. Als Mordreds Tochter besaß sie nicht nur den Respekt, sondern auch die Liebe der Krieger und abgesehen von ihrem fast fanatischen Verlangen, dass ihre Brüder und Schwestern sich anständig benahmen, zog sie mit den anderen an einem Strang. »Wir gehen weiterhin auf Patrouille und schützen unsere Leute.«

»Hoffentlich kriegt Dash es hin die entführten Vampire zu finden«, seufzte Miroko.

»Hoffentlich kriegt er es hin keinen vom Rat zu töten«, stöhnte Zarakay.

Minuten vergingen, in denen sie sich leise miteinander unterhielten. Plötzlich spannte Mylara sich an und stieß einen Fluch aus. Die Gefühle, die sie empfing, waren von einer erschreckenden Klarheit.

»Mylara?«, fragte Miroko besorgt, doch bald schon drang ein gequälter Laut aus dem Schlafzimmer.

»Geht jetzt«, stieß sie hervor und kam auf die Beine. Im nächsten Moment war ein verzweifelter Schrei zu hören. Einzig allein Mylara reagierte und rannte zur Tür, schloss sie auf.

Im dunklen Zimmer warf Nat sich gequält unter der Bettdecke hin und her. Unentwegt beteuerte sie nicht zu wollen, und hob die Arme um jemanden abzuwehren.

Überrascht setzte Mylara sich zu ihr auf die Bettkante. Als sie Nat begegnet war, hatte sie Empörung für Dash gefühlt, aber auch Verlangen war von ihr ausgegangen. Folglich konnte er nicht der Grund dieser Verzweiflung sein, doch was war es dann?

Stumm legte sie ihre Gabe auf den schlafenden Verstand, während ihre Finger die zusammengezogenen Brauen streichelten.

»Pscht, alles ist gut. Nur ein Traum«, murmelte sie in den verstörten Geist. Nach und nach fühlte sie, wie die junge Frau sich langsam beruhigte. Mylara wartete bis Nats Atmung entspannter wurde, dann erst stand sie auf und blickte auf sie hinab.

»Du solltest dich nicht zu sehr an sie binden«, riet Miroko, der ihr wieder einmal gefolgt war. »Sie gehört so oder so zu Nathan.«

»Wenn ich deinen Worten Glauben schenke, würde ich auch denken, dass ich so oder so zum anderen Teil meiner verhassten Familie gehöre«, stieß sie hervor und durchbohrte ihn mit ihrem grauen Blick. »Ich bin ein selbstständiger Vampir, nicht wie meine Mutter. Bei ihr muss es nicht anders sein.«

Aufseufzend wandte Miroko sich ab. »Überleg dir dennoch wie du Dash vertrösten willst. Er hat Gefallen an der Kleinen gefunden und wird nicht so einfach von ihr ablassen.«

»Das lass mal meine Sorge sein«, fauchte sie und deutete entschieden zur Tür. »Ich will mich umziehen. Raus!«

Brummend ging Miroko, doch vor der Tür drehte er sich noch einmal zu ihr um und sah sie sanft an. »Du bist nicht wie deine Mutter, Mylara. Du hast Herz.«

Diese Worte taten ihr wohl, selbst wenn sie es nicht zeigte. Miroko lächelte, als wüsste er, wie gut er sie soeben getröstet hatte. »Ach, und vergiss nicht mich zu retten«, bat er, weswegen sie ein Kissen nach ihm warf. »Raus!«

Murrend hörte sie, wie er sich lachend entfernte.

Dash

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