Читать книгу Sie stiehlt sich in sein Herz - Christine Engel - Страница 6

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Pausanias sah ihm kurz nach, dann warf er noch einen Blick auf die Bilder der Überwachungskameras, aber die Bilder zeigten nur noch den regulären Ablauf hier im Gebäude. Befriedigt schaltete er die Monitore aus und sah nur noch die Zahlen, die er für die Börse bereits vorher herausgesucht hatte, auf den Computerbildschirm. Er übermittelte sie, über das Computernetzwerk, an die entsprechenden Stellen. Für heute hatte er seine Arbeit erledigt. Aber auch das erfüllte ihn nicht mit Zufriedenheit oder gar Glück. Auch die Tatsache, etwas für den Jungen getan zu haben, heiterte ihn nur geringfügig auf. Er drehte seinen Bürostuhl um und starrte niedergeschlagen aus dem Fenster auf die dunkle Silhouette der Stadt Detroit. Er war das alles mittlerweile so leid hier. Die Lust am Leben war ihm bereits vor etlichen Jahren vergangen.

Plötzlich klingelte das Telefon. So aus den Gedanken gerissen seufzte Pausanias auf, drehte sich herum und nahm den Hörer ab.

»Ja?«

»Mr. Argiada, hier Agent Smith!«

»Guten Tag Mr. Smith, was haben Sie denn auf dem Herzen?«

»Nun wir hätten einen Auftrag von absoluter Dringlichkeit, an Ihre Gesellschaft. Wären Sie daran interessiert?«

Er holte erneut tief Atem, ehe er antwortete: »Sie wissen doch, wenn Sie Probleme haben, die Sie anders nicht klären können, dann können Sie immer zu uns kommen. Wir lassen Sie bestimmt nicht im Stich.«

Das entsprach den Tatsachen, denn Pausanias und seine sieben Blutsbrüder, der Vorstand der Brother-Gesellschaft, hatten sich damals gemeinsam entschieden hier in den USA zu leben. Hier gab es Freiheit für alle und alle sollten gleich sein. Diese Idee hatte ihnen damals gefallen. In ihren jeweiligen Heimaten war das nicht so gewesen. Deshalb waren die Brüder auch alle einverstanden für die Regierung zu arbeiten und ihre Fähigkeiten in deren Dienste zu stellen. Allerdings nur zeitweise. Immer würde das keiner der Brüder wollen, denn sie schätzten ihre Unabhängigkeit.

»Nun das freut mich zu hören!«

»Was ist denn das Problem?« Interesse keimte in ihm auf und Pausanias beugte sich gespannt im Schreibtischsessel nach vorne. Konnte das eine Ablenkung für ihn werden?

»Leider ist es einem Mann gelungen, sich in unser Abwehrsystem zu hacken.«

Und da war Pausanias Interesse wieder weg. »Das sollten Sie dann wohl besser absichern!« Von Computern und illegalen Aktionen mit diesen Rechnern hatte er nicht sehr viel Ahnung. Er kannte sich mit deren Anwendung der Computer gerade so weit aus, wie er es für seine Arbeit brauchte, aber von hacken oder anderen Aktivitäten in dieser Art hatte er nun wirklich keine Ahnung. »Ich fürchte in diesem speziellen Fall, werden wir Ihnen dann leider keine Hilfe sein. Computer sind nun wirklich nicht unser Fachgebiet.«

»Nein, um Computer geht es auch nicht wirklich. Was der Eindringling am Computer getan hat, haben unsere Fachleute bereits ermittelt.«

Pausanias zog eine Augenbraue hoch, was der Agent durch das Telefon selbstverständlich nicht sehen konnte. »Aha?!« Pausanias war irritiert. Was wollte Smith denn nun?

»Ja, wie gesagt, ist es jemandem gelungen, sich in unser System zu hacken. Das muss hier in Washington im Kapitol passiert sein.«

»Wollen Sie die Überwachung überarbeiten lassen? Das wäre auch nicht unser Gebiet.« Jetzt war sein Interesse gänzlich versiegt und er wollte nur noch auflegen.

»Nein, so lassen Sie mich doch mal aussprechen.«

Pausanias verzog den Mund. Er hatte sowieso schon miese Laune heute, wenn dieser Mann so weiter machte, dann würde er das Gespräch gleich beenden. Das Bedürfnis, genau das zu tun, wurde immer größer. Aber Agent Smith war sich dieser Tatsache nicht bewusst. So wie es niemandem wirklich bewusst war, was geschehen konnte, wenn man Pausanias reizte, außer den Brüdern vielleicht.

»Also, der Hacker hat sich in das System geschlichen und wichtige Informationen über unsere Abwehranlagen gestohlen.«

»Was genau?«

»Äh, also, das darf ich Ihnen nicht sagen!«

Pausanias schüttelte nun deutlich verärgert den Kopf. »Gut, dann vergessen Sie es. Ich wünsche Ihnen noch eine gute Nacht!« Er wollte schon auflegen, da brüllte Agent Smith in den Hörer. »Bitte Mr. Argiada, wir brauchen Sie!«

»Dann reden Sie nicht um den heißen Brei herum, sondern sagen Sie mir klar und deutlich, um was es hier geht und was Sie eigentlich von uns wollen.«

»Also gut! Wenn Sie mich ausreden lassen würden, dann könnte ich das auch tun! Es wurden unter anderem die Abschusscodes für die Nuklearraketen gestohlen, aber auch noch weitere brisante Informationen über unsere Verteidigung. Mit anderen Worten, wenn unsere Feinde diese Informationen in die Hände bekommen, sind die USA absolut wehrlos. Damit könnte hier sogar eine Invasion gelingen.«

»Das klingt nicht gut.«

»Ach? Nun die Computerleute haben einen unerlaubten Zugriff in dem Bereich registriert. Sie konnten auch feststellen, von wo der Zugriff erfolgt ist. Allerdings haben wir keine Ahnung, wer derjenige war. Und genau da kommen Sie und Ihre Gesellschaft ins Spiel. Sie sollen denjenigen für uns ermitteln. Das haben Sie bereits mehrfach geschafft.«

»Ja, aber das kommt auf die Umstände an. Was können Sie denn weiter dazu sagen? Haben Sie Informationen darüber, ob die entwendeten Daten irgendwo aufgetaucht sind? Oder eine Spur von dem Dieb? Was genau bringt Sie zu der Annahme, wir könnten helfen?«

»Bisher haben wir leider nichts Konkretes. Sonst würden wir Sie und Ihre Gesellschaft auch nicht brauchen!«

Pausanias knurrte nun regelrecht, so genervt war er. »Wo erfolgte der Zugriff?«

»Hier im Kapitol. In einem Raum, denn wir nur selten benutzen. Er ist für Notfälle gedacht und deshalb auch an das Intranet angeschlossen. Ein Fehler, den ich sofort habe korrigieren lassen. Ich schicke Ihnen die Videoaufnahmen, die den Dieb beim Betreten des Raumes zeigen. Weiter wurde festgestellt, dass er eine Kopie der Daten gemacht hat. Diese sollen sie wiederbeschaffen.«

»Sie haben Aufnahmen von dem Dieb? Aber wie können wir Ihnen denn dann helfen? Sicher konnten Sie damit bereits ermitteln, wer Ihr Dieb ist.«

»Leider nein! Die Aufnahmen sind dafür zu undeutlich. Daher hatten wir gehofft, dass Sie mit Ihren Fähigkeiten herausfinden, wer der Dieb ist und wohin er verschwunden ist?«

»Können Sie sich die Aufnahmen einmal ansehen?«

»Die Aufnahmen können Sie mir gerne schicken …«

»Schon geschehen«, unterbrach Agent Smith Pausanias.

»… aber sie werden mir nicht viel weiterhelfen. Ich werde bei Ihnen in Washington vorbeischauen müssen, um den Ort zu analysieren. Wann genau ist es geschehen?«

»Das war gestern Abend, also gerade einmal vor vier Stunden.«

»Das ist gut, denn dann könnte die Fährte noch frisch genug sein. Ich bin in zehn Minuten da!« Damit legte er auf.

Mr. Smith starrte den Hörer an und schüttelte den Kopf. Wenn er diesen Mann nicht so dringend gebraucht hätte, hätte er ihn sicher nicht kontaktiert. Er mochte Argiada nicht. Der Typ war eingebildet und oft so direkt, dass er schon fast unhöflich war. Außerdem waren ihm der Mann selbst und auch seine Gesellschaft suspekt und geradezu unheimlich. Wie zum Beispiel konnte er in zehn Minuten von Detroit hier in Washington sein. Für den Flug allein brauchte man eine Stunde und dreißig Minuten. Auch mit einem speziellen Jet, immer noch fünfundvierzig Minuten. Aber es stimmte immer, er erschien hier bestimmt zur angegebenen Zeit. Smith schüttelte den Kopf und rief bei der Sicherheit an, dass sie Argiada erwarten sollten. Smith drückte auf die Auflegtaste und wählte erneut.

»Ja, Smith hier! Mr. Argiada wird in Kürze hier eintreffen. Er wird zu mir wollen und sich mit mir den Sicherheitsbereich ansehen.«

Sein Gesprächspartner beendete das Gespräch und auch Agent Smith legte auf.

Argiada hob den Kopf und dachte kurz nach. Letztendlich hatte das Ende des Telefonates ihn doch neugierig gemacht. Nichts war so erregend wie ein gutes Rätsel oder eine gute Jagd, höchstens beides zusammen. Endlich spürte er wieder einen Funken Interesse am Leben. So konnte er alle seine anderen Schwierigkeiten und Gedanken für einige Zeit verbannen. Er war des Lebens einfach müde geworden. Er hatte eine ähnliche Lustlosigkeit vor einer endlos erscheinenden Zeit schon einmal verspürt. Damals konnte er sie mithilfe seiner Brüder überwinden. Aber das war jetzt bereits so lange her, dass es ihm schon vorkam, als sei es in einem anderen Leben gewesen, vor ungefähr zweitausend Jahren.

Pausanias Argiada war vor ungefähr zweitausendfünfhundert Jahren in Sparta geboren worden. Nun das waren ein paar Jahre zu viel, aber wer zählte sie schon so genau, bei dem Alter? Als Pausanias dreißig Jahre alt gewesen war, geriet er in eine Intrige, wobei er verletzt wurde. Er wäre wahrscheinlich gestorben, hätte er zu dem Zeitpunkt nicht einen Vampir getroffen, der ihn ebenfalls in einen Vampir wandelte. In den kommenden Jahren feierte Pausanias Argiada sein neues Leben und genoss es in vollen Zügen. Er nahm sich das, was er wollte, ohne an die Folgen und Konsequenzen zu denken. Bekümmert dachte er heute daran zurück, was er damals alles Schreckliches getan hatte, und war ganz bestimmt nicht mehr stolz darauf. Er hatte den Glauben an die Menschen, Ehre und Freunde verloren und regelrecht gewütet. Er hatte sich auf Kriege eingelassen und sich mit dem Wissen in die Schlachten geworfen, dass nur ein Abtrennen seines Kopfes oder Feuer ihn selbst würden töten können. Er hatte Frauen und Männer betrogen, benutzt und getötet, ohne Rücksicht auf Gefühle und Ehre. Wo es ihm gefiel, blieb er, wenn es ihm nicht gefiel, oder ihm langweilig wurde, zog er weiter. Es war wahrlich eine ehrlose Zeit gewesen.

Dann aber nach beinahe dreihundert Jahren begann die Lust an diesem neuen Leben zu verblassen. Er hatte seinen Frust und seine Wut abreagiert und merkte nun, dass die wenigen Menschen, die ihm etwas bedeuteten, immer wieder starben, oder er sie verlassen musste, da sonst auffiel, dass er nicht alterte. Diese Einsamkeit inmitten anderer löste seine erste Unlust am Leben aus. Zu dem Zeitpunkt verstand er zum ersten Mal den Wunsch des alten Vampirs zu sterben. Auch er dachte damals daran, seine Existenz zu beenden. Doch dann, vor ca. zweitausendzweihundert Jahren, traf Pausanias den tödlich verletzten Hannibal Barkas, einen kathartischen Krieger. Damals war Hannibal berühmt gewesen. Er hatte bei seinen Kriegszügen oft erfolgreich Listen und Strategien angewandt, die den Karthager oft den Sieg gegen die Römer eingebracht hatten, aber bei Zama hatte er sich verkalkuliert. Dort wurde sein Heer von den Römern geschlagen und Hannibal wurde tödlich verletzt. Pausanias befand sich zu der Zeit gerade in der Gegend und stellte den sterbenden Krieger vor die Wahl, ob er unter seiner Führung weiterleben oder dort auf dem Schlachtfeld sein Leben lassen wollte. Hannibal entschied sich für das Leben. Ab dem Moment ging es Pausanias wieder besser. Er hatte einen Gleichgesinnten, einen Bruder gefunden, mit dem er reden konnte.

Nur ungefähr zweihundertsechzig Jahre später trafen die beiden Vampire, auf einem römischen Schlachtfeld, auf den ebenfalls tödlich verletzten Pedanios Dioscurides. Die beiden Vampire hatten bereits von diesem Kriegsherrn und Feldarzt gehört. Schon damals hatte sich Pedanios mit der Erstellung von Medikamenten befasst. Hier hatte er bereits zu Lebzeiten erstaunliche Erkenntnisse erzielt und gilt bis heute als der Begründer der modernen Pharmakologie. Pausanias hatte sich zuvor niemals mit dem Thema Heilung befasst, auch nachdem er gewandelt wurde, bestand daran keine Notwendigkeit mehr, aber es interessierte ihn, zu sehen, wie dieser Mann beides miteinander vereinte. Die Tapferkeit dieses Mannes und vor allem sein Einsatz für seine Männer beeindruckte Pausanias damals ebenfalls sehr. Auch ihn stellte er vor die Wahl. Pedanios wollte ebenfalls weiterleben. Fast eineinhalb Jahrhunderte später trafen sie Galenos. Wie die anderen auch war er auf einem Schlachtfeld tödlich verletzt worden. Er war ebenso wie Pedanios Römer, Heerführer und Arzt gewesen. Sein Wissen über die Anatomie des Menschen, was er in seinen Büchern veröffentlicht hatte, hatte Pedanios sehr beeindruckt. Pausanias hingegen fand die Kombination zwischen Arzt und Krieger weiterhin faszinierte. Auch Galenos ließ der alte Vampir entscheiden, ob er unter seiner Führung weiterleben oder hier sterben wollte. Galenos entschied sich für das Leben. Danach zogen sie zu viert weiter.

Mit den Jahren kamen noch vier weitere Krieger von den Schlachtfeldern der Geschichte hinzu. Der rumänische Krieger Alarich DargoI, Attila Persos der Hunnenkönig, der Wikinger Harald Halfdansson, auch Schönhaar genannt und als letzter dessen Sohn Erik Haraldsson, die Blutaxt. Auch sie waren allesamt tödlich verletzt gewesen. Sie alle entschieden sich dazu, als Vampire weiterzuleben. Gemeinsam hatte diese »Blutsbrüder«, diese acht Vampire, die Jahrhunderte gemeistert und auch später so manche Schlacht geschlagen. Auch Pausanias konnte das Leben wieder genießen, da er nicht mehr allein war. So war die Gemeinschaft der Brüder, der Blutsbrüder entstanden.

Er nahm den Telefonhörer ab und wählte die Nummer von Alarich. Der Rumäne war ein fabelhafter Kämpfer, außerdem kannte er sich wenigstens etwas mit diesen verdammten Computern aus.

»Hallo Alarich, Pausanias. Ich werde gleich nach Washington aufbrechen. Es kann jedoch sein, dass ich deine und die Hilfe der anderen brauchen werde. Könnt ihr euch bitte bereithalten!«

»Geht klar! Worum geht es denn? Kannst du schon etwas sagen?«

»Die Abwehrsysteme der USA wurden scheinbar gehackt und ein Datenträger mit den Informationen darüber entwendet. Wir sollen diesen Datenträger wieder besorgen und die Menschen finden, die dafür verantwortlich waren, damit eine Weitergabe der Informationen verhindert werden kann.«

»Klar. Könnte sonst unangenehm werden.«

»Eben. In den E-Mails sind Videoaufnahmen des Täters. Allerdings sollen sie nicht sehr gut sein. Vielleicht könntest du mit jemanden dir das Filmchen ansehen!«

»Du hältst immer noch nichts von dieser Technik, was?«

»Du weißt doch, mit Computern kann ich nicht wirklich umgehen, außerdem könnte es noch andere Spuren im Kapitol geben, da es erst vier Stunden her ist. Denen werde ich erst einmal nachgehen.«

»Ich verstehe, deshalb willst du hin. Alles klar. Ich werde mir deinen Überwachungsfilm ansehen und schauen, was ich damit tun kann.«

»Ich danke dir! Lass dein Handy an, falls ich doch Hilfe brauchen sollte.«

»In Ordnung! Viel Erfolg!«

Schon legte Pausanias auf und dematerialisierte sich aus dem Büro. Das war eine Art des Reisens, welches die Vampire beherrschten. Sie konnten ihren Körper in Moleküle zerlegen und an einem anderen Ort wieder erscheinen. Der Nachteil dabei war, sie mussten den Ort kennen, wo sie hinwollten. Außerdem durfte er nicht zu weit entfernt sein. Deshalb brauchte Pausanias auch nur zehn Minuten bis Washington. Die Brüder hatten sich auf dem Weg dorthin einige Orte als Zwischenstopps ausgekundschaftet, von denen ging es dann weiter. Das war möglich und auch sinnvoll, weil sie diese Strecke schon sehr oft zurücklegen mussten.

Kaum hatte Pausanias den Raum verlassen, klopfte es an seiner Bürotür. Obwohl sie nicht hereingerufen worden war, öffnete Mrs. Preston die Tür und sah sich überrascht um. Mr. Argiada war verschwunden. Aber sie hatte ihn gar nicht weggehen sehen und eben hatte er noch telefoniert. Das wusste sie, weil sie seine Telefonate mithörte. Sie verstand nicht immer alles, was die Männer hier im Gebäude so besprachen. Auch konnte sie sich nicht immer alle Geschehnisse logisch erklären, so wie jetzt auch. Wie war ihr Chef denn nur verschwunden? Rasch ging sie zu seinem Telefon hinüber und wählte eine Nummer. »Ja, er ist nach Washington. Wann er ankommen wird, kann ich leider nicht sagen. Er sprach von zehn Minuten.« Dann legte sie wieder auf.

In dem Moment betrat Alarich das Büro und runzelte verwirrt die Stirn. »Mrs. Preston, was machen Sie denn hier?«

»Ich wollte Mr. Argiada fragen, ob er etwas essen oder trinken möchte, aber als ich herkam, war er weg. Wissen Sie, wohin er ist?«

»Er hatte geschäftlich zu tun. Aber er ist hier eben raus, ich bin ihm am Fahrstuhl noch begegnet.«

Die Sekretärin nickte verstehend, kniff dabei aber die Augen leicht zusammen. »Kann ich etwas für Sie tun Mr. Dargol?«

»Das ist sehr nett von Ihnen Mrs. Preston, aber ich muss nur kurz an den Computer hier.« Alarich lächelte die Frau an und wartete, bis sie das Büro verlassen hatte.

Nachdenklich sah er ihr weiter hinterher. Nach dem Telefonat mit Pausanias hatte Alarich nicht gleich aufgelegt, sondern den Hörer einen Moment nachdenklich gegen sein Kinn getippt. Dann hatte er ganz deutlich ein klickendes Geräusch in der Leitung gehört, obwohl Pausanias den Telefonhörer bereits auflegt hatte. Daraufhin hatte Alarich sein Telefon untersucht, aber kein Abhörgerät gefunden. Nun wollte er sich auch bei Pausanias das Telefon ansehen, ob der irgendwie abgehört würde. Er schraubte das Telefon komplett auseinander, konnte aber nichts finden. Aber er war sicher gewesen, etwas gehört zu haben. Nachdenklich sah er erneut zur Tür, durch die Mrs. Preston eben verschwunden war. Hatte sie von ihrem Telefon aus mitgehört?

Agent Smith erwartete Pausanias am Eingang des Kapitols bereits und trat ihm entgegen, als Pausanias auf ihn zu kam. Dann schüttelte er den ankommenden Mann die Hand und hielt ihm die Tür auf, damit er eintreten konnte. Smith besaß nur eine geringe Körpergröße. Seine unscheinbaren braunen Haare waren kurz, aber nicht militärisch kurz geschnitten. Er hatte ein verkniffen wirkendes Gesicht mit kleinen, listig aussehenden Augen, die Pausanias nun jedoch interessiert musterten.

»Mr. Argiada schön, dass Sie so schnell hier sein konnten. Sie müssen mir irgendwann einmal zeigen, wie Sie das immer so schnell schaffen. Aber jetzt erst einmal hier entlang bitte. Ich zeige Ihnen, wo es passiert ist.«

Er führte Pausanias einige Gänge entlang und Treppen nach oben, bis er zu den Räumen kam, in denen die Sicherheit ansässig war. In einem der kleineren Nebenräume hatte der Zugriff stattgefunden. Obwohl der Raum winzig war, standen hier mehrere Computer.

»Hier hat der Täter die Daten heruntergeladen«, sagte Smith unnötigerweise.

Pausanias nahm deutlich Spuren chinesischen Gewürzen in der Luft wahr. Die Gerüche waren noch so klar im Raum enthalten, dass sie erst kürzlich hier abgegeben worden sein konnten. »Wer hat zuletzt in diesem Raum gearbeitet?«

»Das waren Agenten, die eine kleine Überwachung durchgeführt haben. Aber das ist schon fast eine Woche her.«

Pausanias sah ihn interessiert an. »Seitdem war hier niemand mehr drin, außer dem Täter?«

»Nein, der Raum ist so klein und unbequem, dass wir ihn nur belegen, wenn wir die Notwendigkeit dazu haben.«

Pausanias sah sich den Mülleimer genau an. Es war kein Abfall darin. Also konnte der Geruch auch nicht von Abfall stammen. »Wann wird hier gereinigt?«

»Nun, nur wenn der Raum benutzt wird selbstverständlich, sonst würden wir ja Steuergelder verschwenden.«

Dann stammte der Geruch nach den chinesischen Gewürzen von dem Täter. Pausanias drehte sich um und ging in den Flur. Der Geruch war auch hier noch zu erkennen, schwächer zwar, da derjenige sich hier nicht lange aufgehalten hatte, aber dennoch eindeutig. Pausanias ging den Gang entlang und der Agent Smith folgte ihm. Hinter einer Tür zum Treppenhaus endete die Duftspur, also kehrte der Vampir um, öffnete die Tür und trat hinein. Ja, hier hing der Duft wieder in der Luft. Der Täter war nach unten gegangen und Pausanias folgte ihm weiter. Das Treppenhaus hatte er im dritten Stockwerk verlassen und war zu den Aufenthaltsräumen gegangen. Dort hatten die Mitarbeiter, die hier sauber machten oder Aushilfsjobs hatten, ihre Spinde stehen. Einer der Schränke roch nach chinesischen Gewürzen. Pausanias drehte sich zu Smith um. »Wem gehört dieser Schrank?«

»Der Dieb ist hierher gegangen? Wie können Sie damit so sicher sein?«

Pausanias legte den Kopf leicht schräg und wartete einfach.

»Äh, einen Augenblick bitte.« Er holte sein Handy hervor.

»Agent Smith hier. Ich brauche den Namen, desjenigen der die Schranknummer 47 im Umkleideraum für die Aushilfen besitzt.« Er lauschte kurz, ehe er weitersprach: »Ja, ich warte!«

Smith sah Pausanias an, der ihn nun ebenfalls interessiert beobachtete.

»Ja, danke. Genau das wollte ich wissen. Vielen Dank!« Dann legte er auf und schaute zu Pausanias auf.

»Der Schrank gehört einem jungen Mann namens Chang Wong. Er ist Student und arbeitet erst seit drei Wochen hier in der Raumpflege als Aushilfe!«

»Wir sollten sehen, ob er noch im Gebäude ist und ihn gegebenenfalls festhalten. Wenn er bereits gegangen ist, dann sollten wir ihm einem Besuch abstatten. Dafür brauchen wir dann auch seine Adresse.«

Smith nickte, griff sich erneut das Handy und besorgte sofort die gewünschten Informationen. Dieser Mann wurde ihm immer unheimlicher. Warum zum Teufel konnte er diese Vermutung so selbstsicher äußern? Er hatte keine Beweise, aber Smith wusste nur zu gut aus der jahrelangen Erfahrung mit Mr. Argiada, dass seine Annahmen sicher richtig waren. Er fand Argiada schon immer angsteinflößend. Dessen Augen waren ihm einfach zu kalt und emotionslos, aber immer, wenn Argiada dabei war seine Fähigkeiten einzusetzen, wurden die Augen sogar noch kälter. Falls so etwas überhaupt möglich war. Rasch tätigte Smith einen Anruf mit dem Eingangsbereich und erfuhr, dass er gegangen war. »Er hat vor einer Stunde das Kapitol verlassen, da seine Schicht endete.«

»Wieso haben Sie nicht alle Menschen, die hier rausgingen, untersuchen lassen? Schließlich wussten Sie doch, um was es hier geht?« Pausanias war überrascht. Er hätte es auf jeden Fall so gehandhabt.

»Nun, das hätte sicherlich eine Panik ausgelöst. So etwas wollen wir hier gerne vermeiden. Aber ich habe seine Privatadresse. Wollen wir?« Er ging demonstrativ zur Tür. Sicherlich würde er sich von diesem Mann nicht sagen lassen, wie er seinen Job zu machen hatte. Schließlich war er hier jemand. Er war hier ein Agent und würde bald zum Spezialagent aufsteigen und dieser Argiada arbeitete nur für ihn.

Pausanias amüsierte sich darüber, wie der Mann versuchte, seine Angst zu verbergen. Ihm war klar, dass Smith ihn fürchtete, er konnte es riechen. Aber das war eine Reaktion, die er bei vielen Menschen auslöste. Diese Menschen hatten einfach gute Instinkte, die das Raubtier erkannten, dass er eigentlich war. Also folgte er dem Agenten, leise in sich schmunzelnd zu dessen Wagen in der Tiefgarage.

Gemeinsam fuhren sie mit dem Fahrzeug zu der Wohnung von Mr. Wong in der Innenstadt. Sie lag über einem Chinarestaurant. Vielleicht kamen von dort die Gerüche, die er wahrgenommen hatte, überlegte Pausanias kurz, als sie die Treppe zu dem Flur der Wohnung hinaufstiegen.

Mr. Smith klopfte energisch an er Eingangstür zu der Wohnung von Mr. Wong und wartete. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet und Pausanias sah sich einem jungen Mann von gerade einmal zwanzig Jahren gegenüber.

»Ja?«, fragte er, während er die beiden Männer rasch musterte.

»Mr. Wong, Agent Smith und Mr. …«

Wong riss die Augen entsetzt auf und schloss vehement die Tür.

Das heißt, er versuchte es, doch Pausanias trat vor und hatte den Mann mit der rechten Hand an der Kehle gepackt, ehe dieser die Tür schließen könnte. Er hob ihn kurzerhand am Hals hoch und betrat, den Mann vor sich hertragend, die Wohnung des jungen Chinesen.

Agent Smith folgte ihm und schloss zügig die Tür hinter ihnen.

»Mr. Wong«, sagte Pausanias nun sehr ruhig, als er den Mann nun in der Wohnung wieder losließ.

Der junge Mann wich rasch einige Schritte zurück, hustete heftig und rieb sich die Kehle. Entsetzt starrte er Pausanias dabei an. »Hey, was zum Teufel soll denn das hier?«

»Sicher möchten Sie nicht unsere kostbare Zeit verschwenden, indem Sie vorgeben nicht zu wissen, warum wir hier sein könnten, oder?« Pausanias schaute dem jungen Mann ins Gesicht. »Also bitte! Wo befindet sich der Datenträger mit den gestohlenen Daten und wem haben Sie davon erzählt?«

Panisch blickte Wong von Pausanias erst zu Smith und dann wieder zu Pausanias, der sich langsam in der Wohnung umsah. »Ich weiß wirklich nicht, wovon Sie sprechen«, behauptete er.

Nun sah Pausanias ihn direkt an.

Wong schluckte heftig, als diese kalten Augen ihn genauestens fixierten.

»Ich gebe Ihnen noch eine Chance mir den Datenträger zu geben oder mir zu sagen, wohin er verschwunden ist!« Seine Stimme war ruhig und er hatte nicht lauter gesprochen und doch versprach seine Stimme Schwierigkeiten, wenn der Mann nicht kooperierte. Pausanias sah ihn an und wartete.

»Ich habe keinen Speicherchip mit Informationen von der Regierung«, behauptete der junge Mann, aber seine Augen zuckten nervös im Raum hin und her.

Nun lächelte Pausanias matt. »Ach, tatsächlich? Ein Speicherchip, also.« Dann drehte er den Kopf leicht zu Smith. »Mr. Smith, würden Sie bitte die Güte haben und mich einen Augenblick mit unserem Verdächtigen allein zu lassen. Mehr Zeit brauche ich nicht!«

»Oh Gott, nein!« Wong hob die Arme, als wollte er Smith zurückhalten. »Bitte, lassen Sie mich nicht mit diesem Irren allein.« Dann sah er zu Pausanias zurück. »Ich werde Sie verklagen. Das ist Ihnen doch hoffentlich klar? Sie haben mich hier bereits ganz schön verletzt!« Er deutete auf seinen Hals.

Smith aber schüttelte nur mitfühlend den Kopf. Dann fügte er noch hinzu: »Ich an Ihrer Stelle würde lieber reden Wong. Mit dem Herrn hier ist nicht zu spaßen!« Dann verließ er die Wohnung. Er stellte sich in den Flur vor die Tür und wartete.

Sofort versuchte der Chinese, vor Pausanias zurückzuweichen.

Aber dieser bewegte sich schneller als der junge Mann es hatte wahrnehmen können und packte ihn erneut an der Kehle.

Wong legte seine Hände auf die von Argiada und versuchte, sie von seinem Hals zu ziehen. »Nein, ich kann Ihnen nichts sagen.« Panisch sah er den großen Mann an. »Die töten mich, wenn ich etwas ausplaudere. Diese Männer sind wirklich gefährlich.«

»Ach ja?«, fragte der Vampir und ließ seine Augen silbern werden und zeigte seine Fangzähne. »So jetzt unterhalten wir uns richtig und ich möchte dich daran erinnern, dass du lieber die Wahrheit sagen solltest, denn ich habe noch nicht gefrühstückt, da ich hergebeten wurde, um den Datenträger zu suchen. Also?«

»Ach du Scheiße!« Der Mann röchelte und versuchte nur noch heftiger zu entkommen. Seine Augen quollen vor Angst beinahe aus den Höhlen, er strampelte und trat um sich, aber alles ohne Erfolg.

»Das ist sinnlos, glaub es mir. Ich habe da so meine Erfahrung!«

»Bitte töten Sie mich nicht«, flehte Chang nun, langsam erlahmte seine Kraft, da ihm die Luft ausging.

»Das liegt an dir. Dann rede endlich!«

»Also gut! Ich studiere hier an der Uni und ein Typ kam auch mich zu. Er fragte, ob ich noch immer den Reinigungsjob im Kapitol hätte.«

Argiada sah ihn aufmerksam an und wartete, dass er fortfuhr.

»Dieser Mann wollte, dass ich eine bestimmte Datei von einem bestimmten PC herunterlade. Welche Daten in dieser Datei waren, weiß ich immer noch nicht. Auch das der Ort das Kapitol war, erfuhr ich erst, als ich keinen Rückzieher mehr machen konnte. Diesen Leuten widerspricht man lieber nicht, wissen Sie!«

»Ja, das sagtest du eben schon. Wie sah der Typ aus? Kanntest du ihn?«

»Nein, ich kenne ihn nicht, aber gesehen habe ich hin hier schon des Öfteren, er arbeitet für eine chinesische Gang hier in der Stadt.«

»Wo finden wir den Typen und die Gang?«

»Sie waren oft unten im Restaurant. Ich glaube das Lokal gehört ihnen. Dorthin musste ich den Speicherchip auch bringen. Aber ich kann Ihnen nur sagen …«

Plötzlich ertönte ein Knall und die Brust des jungen Mannes wies an der Stelle des Herzens ein großes Loch auf. Auch Pausanias war getroffen worden, denn die Kugel hatte erst das Fenster, dann den Körper des jungen Chinesen durchschlagen und steckte nun in Pausanias Brust fest.

Sofort riss Smith die Tür wieder auf und stürmte hinein. Er sah den leblosen Körper den Jungen in Pausanias Händen. »Mr. Argiada! Was haben Sie denn getan? Das war unser einziger Zeuge!«

Pausanias blieb stehen und atmete vorsichtig ein. Schmerzen breiteten sich in seinem Körper aus. Er wusste, die Verwundung war nicht tödlich, aber es brannte wie die Hölle und war zu dem noch ärgerlich, weil er nun die Anzugjacke, sowie das Hemd darunter nur noch wegwerfen konnte.

Smith war weiter in den Raum gekommen und sah nun auch das Loch in Pausanias Brust und den Blutfleck, der sich auf seinem Hemd bereits feucht ausbreitete. »Verdammt! Sie waren das gar nicht! Außerdem sind Sie ebenfalls getroffen worden«, er griff nach dem Telefon und wählte. »Ich brauche dringend einen Rettungswagen in die Bryant Street 2341.«

Pausanias schloss die Augen, damit Smith die silberne Farbe seiner Augen nicht sah, ehe er sie wieder verbergen konnte. »Ich brauche keinen Rettungswagen und der hier auch nicht mehr!«

»Was heißt hier Sie brauchen keinen Rettungswagen? Sie bluten, Mann. Sie müssen ins Krankenhaus. Setzen Sie sich hier her und lassen Sie den Toten einfach fallen.« Er trat hinter Pausanias und wollte ihm zu Couch des Raumes bringen, aber Pausanias blieb einfach stehen. Legte den Chinesen zu seinen Füßen und nahm sein Handy hervor. »Alarich, Pausanias hier.«

»Pausanias gut, dass du anrufst. Ich wollte mich auch schon melden, denn leider konnte ich den Aufnahmen der Kameraüberwachung bisher keine weiteren nennenswerten Fakten entlocken.«

»Das wird auch nicht mehr nötig sein. Ich konnte eine Spur finden. Wir sind ihr nachgegangen und es gab Probleme. Ich bin angeschossen und brauche die spezielle Medizin. Wann kannst du hier sein?«

»Ich packe schnell was zusammen und bin gleich da! Wo genau bist du?«

»Bryant Street 2341. Beeil dich, ich fühle da so ein heftiges Ziehen in der Magengegend.« Dann legte er auf.

Smith sah verwirrt zu Pausanias. »Wenn Sie ein Medikament entwickelt haben, welches bei solchen Verletzungen hilft, wäre das für die Regierung von großem Nutzen.«

»Das glaube ich gerne. Aber einige Geheimnisse müssen wir für uns behalten.« Er drehte sich um und verließ die Wohnung, um in dem Chinarestaurant unten seine Fragen zu stellen.

Smith starrte ihm einfach nur entgeistert hinterher.

Als Pausanias die Wohnung verließ, trafen schon die ersten Polizisten ein. Sie waren von einem besorgten Bürger gerufen worden, welcher den Schuss gehört hatte. Das war gut, denn so war Agent Smith abgelenkt und Pausanias konnte im Restaurant seine Fragen allein stellen. Dann ging es immer schneller, als wenn ihm jemand über die Schulter sah.

Als er unten angekommen war und das Restaurant betreten hatte, sorgte sein blutverschmierter Anblick für erhebliches Aufsehen unter den Gästen. Die Gäste verließen zügig das Lokal. Aber zwei Männer in der Ecke blieben im Raum. Sie standen von ihrem Tisch dort auf und griffen verstohlen in ihre Jacken.

Pausanias bewegte sich so schnell auf den einen der beiden zu, dass der noch beim Blinzeln war, als Pausanias schon vor ihm stand. Blitzschnell streckte er die Hand vor und umklammerte die Kehle des einen Chinesen. Er hob ihn etwas an und drückte ihn gegen die Rückwand des Lokals.

Dabei ruderte der Mann haltsuchend mit den Armen und schlug dabei mit dem Arm gegen eine Wandleuchte. Das Glas zerbrach und der asiatische Mann schnitt sich den Handrücken daran auf.

Der andere der beiden Männer hatte seine Waffe gezogen, nach der er bereits gegriffen hatte und feuerte nun mehrfach auf Pausanias.

Der hatte sich allerdings so schnell bewegt, dass die Schüsse ihn verfehlten. Jetzt schaute er den Mann einfach nur an.

Dieser starrte auf die Schussverletzung auf Argiadas Brust und verließ entsetzt, so schnell er konnte, den Laden und rannte davon.

Schon lockte der Duft des frischen Blutes an der Hand des anderen Mannes den Vampir. Pausanias schloss die Augen, atmete tief ein und drehte den Kopf in die Richtung, aus der der Geruch kam. Nur mit Mühe konnte er sich unter Kontrolle halten. Normalerweise bereitete ihm der Blutgeruch keine Schwierigkeiten, aber jetzt war er verletzt und brauchte Blut. In solchen Momenten war der Drang immer am stärksten. Aber er wäre nicht ein so alter Vampir geworden, wenn er der Versuchung nicht hätte widerstehen können.

Schon erschien Alarich hinter Pausanias. Er wusste, von der Verletzung seines Erzeugers. Daher wusste er auch, dass er ihn besser vorsichtig ansprechen sollte und nicht einfach von hinten berühren. »Bruder, lass mich das besser übernehmen. Hier ich habe mitgebracht, was du haben wolltest.« Er gab Pausanias einen Stoffbeutel.

Dieser schüttelte den Kopf. »Erst bekomme ich Antworten!« Er hob den Mann, den er am Kragen gepackt hatte, hoch und sah ihm intensiv an. »Wohin habt ihr den Speicherchip gebracht, den der Junge euch gegeben hat?«

»Was, welcher Chip denn? Wir haben nichts getan. Lassen Sie mich los. Sie sind ja irre!«

Alle anderen Anwesenden hatten den Raum bereits verlassen und nur noch der Chinese, Alarich und Pausanias war im Lokal.

»Pausanias, du musst ihn jetzt loslassen. Du bist nicht ganz du selbst. Du tötest diesen jungen Mann noch.« Alarich war neben Pausanias getreten und hatte das sich ausbreitende Blut gesehen und wusste daher, in welcher gefährlichen Verfassung der Vampir war.

»Das ist mir egal. Ich will erst die Informationen haben.«

»Komm schon«, fuhr Alarich fort. »Du tötest ihn, du hast dich nicht annähernd unter Kontrolle wegen der Schussverletzung. Du brauchst deine Medizin!«

Entsetzt sah der Chinese auf das blutgetränkte Hemd vor ihm. »Was? Medizin? Schaffen Sie ihn weg von mir«, kreischte der junge Mann und versuchte sich dem Griff zu entziehen.

»Du bist mir völlig egal«, informierte Alarich ihn nun. »Irgendjemand hat meinen Bruder verletzt und wenn er dadurch dich tötet, dann stört mich das überhaupt nicht. Vielleicht solltest du ihm lieber sagen, was er wissen will, denn ich kann ihn sicher nicht aufhalten und wie du unschwer erkennen kannst, kann ihn nicht einmal eine Kugel aufhalten. Also solltest du in deinem Interesse lieber reden.«

»Verdammt man, was bist du?«

»Wo ist der Speicherchip?« Verlangte Pausanias zu erfahren, dabei verstärkte er den Griff um die Kehle des Mannes und kniff die Augen leicht zusammen.

»Ich habe ihn weitergegeben. Der Name ist Xiao Kwong. Er ist erst seit Kurzem hier in der Stadt. Aber er hat eine Menge Männer mitgebracht und sie werden Ihnen die Hölle heißmachen, wenn Sie irgendwas versuchen!«

»Wo finde ich diesen Xiao Kwong?«

»Er hat ein Hotelzimmer um die Ecke, im »Golden Lotus«. Bitte mehr weiß ich nicht«, röchelte er.

Pausanias ließ ihn los, als habe er sich verbrannt.

Der Mann ging wie ein nasser Sack zu Boden und blieb auch dort liegen. Denn er wagte sich zunächst nicht, sich zu rühren. Dann krabbelte er geduckt außer Reichweite der beiden Männer und schließlich hastete er aus dem Raum.

Pausanias drehte sich zur Ecke des Raumes, nahm den Beutel, den Alarich ihm nun wieder hinhielt entgegen und trank das mitgebrachte Blut, direkt aus dem Beutel. Das war noch ekelhafter als aus einem Glas zu trinken, da der Geschmack nach Plastik zu dem synthetischen Aroma hinzukam. Angewidert verzog er das Gesicht, aber schon kurz darauf spürte er, wie die Wunde heilte. Die Kugel fiel aus der Brust zu Boden und die Wunde schloss sich. Er atmete hörbar aus.

»Besser?« Mitfühlend legte Alarich ihm die Hand auf die Schulter, als sie das Lokal verließen.

Pausanias nickte. »Schusswunden brennen immer so höllisch«, stellte er fest.

»Allerdings. Aber Schwerter hinterlassen ebenfalls unschöne Wunden. Du erinnerst dich noch daran?«

Das überging er einfach. »Eben hast du gut mitgespielt.« Pausanias nickte Alarich zu. »Er hatte so die Hosen voll, dass er schon anfing zu stinken. Jetzt wissen wir wenigstens, wohin wir müssen.«

Alarich und Pausanias verließen das Lokal und traten auf die Straße.

Agent Smith kam auf die beiden Männer zu. Er musterte mit seinen kleinen argwöhnischen Augen interessiert die Männer. »Sie sollten mir wirklich endlich mal zeigen, wie Sie so schnell reisen können«, sagte er zu Alarich, dabei betrachtete er eingehend Pausanias Brust. »Sie sehen tatsächlich schon wieder fit aus. Diese Medizin muss Wunder bewirken. Auch die könnte die CIA wirklich gut gebrauchen.«

Pausanias nickte. Und ging nicht weiter auf seine Worte ein. »Wir müssen zum Golden Lotus!«

Agent Smith riss die Augen auf. »Das Hotel liegt hier gleich um die Ecke.« Er deutete rechts die Straße hinunter. »Was? Wieso das denn? Hatte er den Datenträger nicht dabei?«

»Nein, er hat ihn bereits weitergegeben.«

»Hat er Ihnen auch einen Namen verraten?«

»Xiao Kwong«, meinte Pausanias, während er die Straße in die angegebene Richtung entlang ging.

»Oh, man. Kwong ist ein chinesischer Agent. Das hatte ich bereits befürchtet. Jetzt müssen wir wirklich schnell sein, denn sonst schaffen wir es nicht mehr. Auch ein paar mehr Männer könnten wir vertragen. Sicherlich werden im Lotus einige Agenten auf uns warten. Kwong arbeitet niemals allein.« Sofort zog er sein Handy hervor und forderte Verstärkung an.

Smith traf mit den beiden Vampiren am Hotel ein, als auch die angeforderte Verstärkung von drei Agenten dort anrückte. Schon betraten die Männer geschlossen den Eingangsbereich des Hotels.

Die Rezeptionistin schaute sie entsetzt an. »Gibt es Schwierigkeiten, Gentleman?« Mit den Augen musterte sie die beiden Vampire.

»Das hängt von Ihnen ab.« Smith trat vor. »Wir würden gerne wissen, welches Zimmer Xiao Kwong gemietet hat.«

Erst jetzt sah sie Smith an. »Oh, das tut mir leid! Er ist bereits abgereist.«

»Hat er gesagt wohin?«

Bedauernd schüttelte sie den Kopf.

»Verdammt. Was sollen wir denn jetzt tun?« Agent Smith trommelte auf der Tresenplatte mit den Fingern herum.

Pausanias hob eine Augenbraue. »Wir finden den Mann und holen zurück, was Ihnen gehört. Was denn sonst?«

»Ich glaube, das war eine rhetorische Frage«, Alarich kicherte.

Einer der Agent senkte gerade sein Mobilfunktelefon und sagte dann: »Wir wissen schon, dass er nach Minneapolis abgereist ist. Mein Kontakt auf dem Flughafen hat ihn gesehen.«

»Dann auf zum Flughafen!« Smith wollte schon in einen der Wagen steigen, da hielten ihn Pausanias Worte zurück.

»Agent Smith, ich denke, ab hier übernehmen wir«, sagte der ältere Vampir ganz ruhig. »Wie Sie wissen, sind wir schneller als Sie und außerdem habe ich Leute in Detroit, die könnten sogar noch vor Kwong in Minneapolis sein. Auf diese Weise kann er uns nicht entwischen.«

Smith kniff leicht die Augen zusammen. »Ja, Sie sind wirklich schneller als wir. Aber wir werden auf dem herkömmlichen Weg folgen.«

»Keine Einwände, wenn Sie Ihre Zeit verschwänden wollen.« Pausanias zuckte die Schultern und zog das Handy hervor.

»Soll das heißen unsere Arbeit ist nicht gut?« Empört starrte Smith ihn an. Dieser arrogante Mann war einfach nur anmaßend!

»Nein«, Pausanias drehte sich zu Agent Smith und blickte dem Mann in die Augen. »Es soll nur heißen, wir sind schneller! Außerdem schaffen wir das allein und Sie vergeuden damit nur die Zeit Ihrer Agenten, wenn Sie und folgen.«

»Bei Ihnen klingt das immer so überheblich!«

Er hob kurz eine Augenbraue und wiegte den Kopf leicht zur Seite. »Ich weiß eben, was ich kann!«

Alarich konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er wusste, Pausanias mochte diesen Mann nicht und er musste es ihn immer spüren lassen.

Smith aber machte eine wegwerfende Handbewegung. »Irgendwann machen auch Sie mal einen Fehler und es wird mir eine Ehre sein, ihn Ihnen unter die Nase zu reiben!«

Pausanias sah ihn humorlos an. »Das kann lange dauern. So alt werden Sie nicht mehr!«

»Soll das eine Drohung sein?«

»Agent Smith, dafür fehlt mir das Interesse an Ihrer Person. Wenn Sie Agenten hinter uns herschicken wollen, dann bitte tun Sie sich keinen Zwang an. Aber wir verschwinden jetzt.«

Nun schüttelte der Agent den Kopf und drehte sich wütend zur Seite.

Pausanias zog sein Mobiltelefon aus der Tasche und rief auf Hannibals Handy an.

Hannibal Barkas, einer der älteren Vampire der Gruppe, war sofort am Telefon. »Ja!«

»Du musst sofort mit Attila nach Minneapolis. Wir sind von Detroit aus gesehen auf der anderen Seite, werden aber zu euch stoßen, wenn wir dort ankommen. Ich schätze, in einer dreiviertel Stunde könnten wir da sein. Am Flughafen wird ein Xiao Kwong ankommen. Er ist ein chinesischer Geheimagent. Vielleicht ist er auch schon angekommen, wenn ihr da seid. Er hat einen Speicherchip mit wichtigen Informationen über die Abwehranlagen der Regierung. Den müssen wir wiederbeschaffen. Seht schon mal zu, dass ihr in Erfahrung bringt, wo und wann die Chinesen landen oder bereits gelandet sind, welcher Flug und so weiter. Wir rufen an, wenn wir da sind!«

»Geht klar!«

Damit war das Telefonat beendet und Pausanias legte auf.

Smith tippte ihn auf die Schulter.

Pausanias konnte nur mit Mühe ein Knurren verhindern.

»Bitte informieren Sie mich umgehend, wenn Sie den Chip gefunden haben«, ordnete Agent Smith an. »Es werden dann einige Leute besser schlafen können, wenn Sie wissen, dass der Speicherchip wieder in vertrauenswürdigen Händen ist.« Dann fügte er hinzu: »Ich werde für Sie und Ihre Männer einen Flug von Minneapolis zurück nach Detroit buchen.«

Pausanias drehte sich zurück zu dem Agenten. »Das wird nicht nötig sein. Aber danke!« Er ging mit Alarich die Straße hinunter.

In Minneapolis angekommen zog Alarich gleich sein Handy hervor und rief bei Hannibal an. »So, wir sind jetzt auch da! Wo befindet ihr euch?«

»Wir sind in einem Schnellrestaurant gegenüber von Kwongs Hauptquartier hier. So scheint es uns wenigstens, denn dort sind viele Asiaten.«

»Gib mir die Adresse!«

»Ich schicke sie dir.«

Nur einige Minuten später betraten Alarich und Pausanias das Restaurant, in dem die anderen beiden bereits warteten.

Hannibal sah ihnen entgegen, als sie hereinkamen. »Dort drüben in dem großen chinesischen Wäschereibetrieb ist euer Kwong vor einer Viertelstunde verschwunden.«

Die beiden nickten ihren Brüdern zu und setzten sich zu den anderen beiden an den Tisch.

Die Besucher des Restaurants, sowie die Bedienung musterten die Männer an dem Tisch argwöhnisch.

Diese vier Männer waren eine eindrucksvolle Gruppe. Sie waren sich ähnlich und doch so unterschiedlich. Alle vier Männer waren sehr groß und kräftig gebaut. Wobei Pausanias sie alle noch um ein paar Zentimeter überragte. Bis auf den braunhaarigen Alarich waren die Männer alle fast schwarzhaarig. Pausanias und Alarich trugen die Haare kurz, während die beiden anderen schulterlange Haare hatten. Attila ließ sie offen, was ihn besonders verwegen aussehen ließ. Hannibal hatte sie im Nacken zusammengebunden. Aber jeder Einzelne von ihnen wirkten düster und bedrohlich und als Gruppe waren sie eben geradezu erschreckend. Besonders Pausanias Gesichtsausdruck ließ die Menschen im Lokal einen Bogen um den Tisch der Männer machen, seitdem er mit Alarich das Restaurant betreten hatte.

Attila nickte seinen Brüdern zu. »Nun das erscheint einem fast zu simpel, als dass es wahr sein könnte«, meinte er. »Sie scheinen dort drinnen wirklich ihr Büro zu haben.«

»Habt ihr Kwong am Flughafen gefunden oder wart ihr zu spät dort?« Alarich legte die Hände auf den Tisch.

»Nein er landete gerade, als wir eintrafen. Wir konnten ihn mühelos bis hierher verfolgen. Er rechnete sicher nicht damit, zu diesem Zeitpunkt schon von jemandem verfolgt zu werden. Auch getroffen hat er auf dem Weg niemanden. Deshalb gehen wir davon aus, dass er den Speicherchip noch bei sich hat.« Hannibal grinste die anderen an und hob seinen Kaffeebecher an.

Attila sah von einem zum anderen: »Wie gehen wir vor?«

»Ich denke, gleich zuzuschlagen ist am sinnvollsten, denn wie gesagt, sie rechnen noch nicht mit jemandem, der den Datenträger holen will. Sicher denken sie, sie hätten gut eine Stunde Vorsprung.« Pausanias sah sie einen nach dem anderen an. »Wir gehen rein, schalten sie aus und verschwinden mit dem Chip. Ganz einfacher Plan.«

»Willst du, dass wir vorsichtig sind oder dürfen wir sie erledigen?«

»Ich denke, es wäre möglich, dass der eine oder andere bereits Informationen auf dem Chip gesehen hat und diese weiterverkaufen könnte. Daher wäre es gut, wenn wir jetzt gegen unsere Regeln verstoßen und sie alle erledigen.«

Drei nun hoffnungsvolle, silberfarbene Augenpaare richteten sich auf ihn.

»Nicht so! Denn das würde Spuren für die Polizei hinterlassen. Smith ist sowieso schon misstrauisch, was uns betrifft. Ich möchte ihm keine Möglichkeit bieten, uns was Übles zu wollen. Verstanden!«

Die Augenfarbe in den hoffnungsvollen Gesichtern wurde augenblicklich wieder normal.

»In Ordnung«, sagte Hannibal. »Verstanden! Töten, aber nicht beißen!«

Auch die anderen beiden nickten nun, wenn auch widerwillig.

Gemeinsam verließen sie das Lokal und überquerten die Straße und betraten die Wäscherei. Kaum waren sie jedoch in dem Geschäft, wurde auch schon das Feuer auf sie eröffnet. Sie wirkten zu viert einfach zu bedrohlich, als dass sie nicht aufgefallen wären.

Dann ging es sehr schnell. Die Vampire bewegten sich schnell durch den Raum. Schon hatte Alarich zwei von den Schützen die Waffe entwendet und schoss sie mit ihren eigenen Waffen nieder.

Attila brach zwei Agenten das Genick, bevor sie ihre Waffe erneut abfeuern konnten.

Hannibal packte einen Agenten und schlug ihn heftig mit dem Kopf gegen die Wand, ehe die ihn überhaupt wahrgenommen hatten und einem anderen durchschnitt er, ohne zu zögern, die Kehle.

Auch Pausanias packte drei der anwesenden Männer und brach ihnen kurzerhand das Genick.

Die restlichen fünf chinesischen Agenten wichen zurück und sahen sich entsetzt an, als sie die leblosen Körper ihrer Kollegen zu Boden fallen sahen. Das alles war so schnell geschehen. Sie hatten sich bei den Schüssen umgedreht, aber die Bewegungen der Angreifer überhaupt nicht wahrgenommen. Jetzt starrten sie panisch auf die Leichen.

Ohne zu zögern, erledigten die Brüder die letzten Agenten, bis schließlich nur noch einer von ihnen übrig war. Die Leichen der anderen vierzehn Männer verzierten den Boden.

Alarich und Hannibal hielten den letzten lebenden Mann zwischen sich.

Pausanias trat auf ihn zu. »Wo ist der Chip?«, fragte Pausanias ruhig.

Der Agent schwieg unfähig zu antworten. Seine Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen. Schließlich hatte er beobachtet, wie diese vier Männer die anderen innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde ausgelöscht hatte. Dabei hatten sie sich so schnell bewegt, dass die Kugel nur die eigenen Männer oder die Wände des Gebäudes getroffen hatten.

»Ich frage dich das nicht noch einmal. Wo ist der Chip?« Pausanias kam dichter auf ihn zu.

»Kwong hat ihn!«

»Wo ist Kwong?«, erkundigte sich Pausanias weiter.

»Das weiß ich nicht. Er ist hinten raus, als ihr hier aufgetaucht seid.«

»In Ordnung, wo ist euer Safe?«

»So etwas haben wir hier nicht«, sagte der Mann nun eindeutig zu rasch.

Missbilligend über diese schlechte Lüge legte Pausanias den Kopf schräg und sah die beiden Brüder an, die ihn festhielten. Beide verstärkten den Griff, mit dem sie den Agenten hielten.

Der Asiate verzog qualvoll das Gesicht.

Wenn die beiden Vampire weiter zudrückten würden, würden sie seine Arme durch das Zudrücken ihrer Hände brechen. Dennoch steigerten sie die Kraft des Drucks in den Händen.

Jetzt schrie der Mann schmerzhaft auf.

»Also?«, erkundigte sich Pausanias freundlich und ruhig.

»Der Safe ist hinten im Büro«, presste der Asiate nun hervor. »Aber ich habe weder den Schlüssel noch die Kombination, die zum Öffnen nötig sind. Sie kommen da nicht ran.«

Pausanias ging voran zum Büro. Die anderen folgten und zogen den Chinesen mit.

Der Safe war eines der neueren Modelle. Er war nicht sehr groß, besaß aber sehr mächtige Wände.

»Wie sollen wir den denn aufbekommen?«, fragte Attila nun, als er ihn sah.

»Gar nicht«, sagte der Mann und lachte hämisch, verstummte aber stöhnend, als die beiden Vampire erneut zudrückten.

Pausanias trat vor und umfasste den Griff an der Safetür.

Überrascht sah der Asiat ihm zu. »Der Safe ist zugeschlossen. Den können Sie nicht öffnen. Außerdem ist da auch gar nichts drin, was Sie interessiert. Das hier ist schließlich nur eine Wäscherei.«

»Genau, deshalb habt ihr auch gleich das Feuer auf uns eröffnet und braucht hier auch so einen Safe«, meinte Alarich, während er den Kopf schüttelte und lieber ein Stück zurücktrat. Er wusste, was jetzt kommen würde.

Schon zog Pausanias an der Tür und diesmal musste er sich wirklich anstrengen, sodass der asiatische Mann schon anfing zu lachen, als er sah, das er versuchte die Tür aufzuziehen.

Dann aber gab die Verankerung der Tür nach und sie krachte gegen die Wand der gegenüberliegenden Raumseite.

Der chinesische Agent verstummte sofort ungläubig.

Aber Attila lachte nun. »Das ging ja leichter als erwartet.«

Pausanias sah in den Safe hinein. Neben dem Speicherchip lagen noch eine Akte und zwei goldenen Uhren darin. Pausanias holte den Speicherchip aus dem Safe. »Hoffentlich hat er keine Kopie gemacht.«

Hannibal schüttelte den Kopf. »Dazu fehlte ihm die Zeit. Wir waren zu schnell hier.«

Alarich nickte. »Sicher dachte er, er könne den Chip hier verwahren. Dann sind wir aufgetaucht und er schaffte es nicht mehr, ihn mitzunehmen.«

Hannibal stimmte dem Rumänen nickend zu. »Das sehe ich auch so! Für eine Kopie fehlte eindeutig die Zeit!«

Alarich ließ den Agenten los und öffnete die Akte. Er konnte sie nicht lesen, denn sie war auf Chinesisch. Aber er würde es mitnehmen und an Agent Smith weitergeben.

Auch Hannibal ließ los, da er sich die Uhren im Safe genauer ansehen wollte.

Unbemerkt holte der Agent eine Waffe hervor und schoss auf Pausanias.

Dieser taumelte in die Brust getroffen kurz zurück und sah an sich hinunter. Neben dem ersten Loch zierte nun ein weiteres sein Hemd. »Verdammt, die zweite Schusswunde innerhalb einer Nacht! Jetzt reicht es aber.« Er drehte sich zu dem Mann um, griff zu und riss ihm kurzerhand den Kopf ab.

»Mist«, sagtet Alarich. »Wie willst du denn das erklären? Dann hätten wir ihn auch leer trinken können.«

Pausanias beruhigte sich wieder. »Ja, Entschuldigung. Das war die Schusswunde. Das brennt immer so fürchterlich.«

»Aber letztendlich auch egal«, sagte Hannibal nun. »Denn wir haben den Chip.«

»Dann lasst uns nach Hause gehen. Willst du Smith noch anrufen oder machst du das von Detroit aus?«, erkundigte sich Alarich, bei ihrem Anführer.

Dieser sah besorgt zum Himmel empor. »Das reicht von Detroit aus. Aber jetzt suchen wir uns erst einmal ein Hotel, denn die Morgendämmerung setzt ein.«

Sie stiehlt sich in sein Herz

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