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2.2 Zusammenhang von Wortschatz und verschiedenen Kompetenzbereichen

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Allgemeiner wie auch schulischer bzw. bildungssprachlicher Wortschatz – zu Unterscheidungen dieser Art vgl. Kap. 8 – erklärt Leistungsunterschiede in verschiedenen Schulfächern, und zwar über den sozioökonomischen Status hinaus. Besonders gut belegt ist dies für den Bereich Lesen (Adlof/Perfetti 2014; Beck et al. 2008; Mol/Bus 2011):

 Der Wortschatzumfang kann die Leistungen im Wortlesen (1., 3. und 5. Jahrgangsstufen) und im Leseverstehen (von der Primarstufe bis zur 12. Klasse) vorhersagen.

 Lesezeit und Wortschatzumfang korrelieren, und zwar über alle Altersstufen hinweg (inkl. Studierende einer Hochschule). Tendenziell zeigen sich mit zunehmendem Alter auch stärkere Zusammenhänge.

 Zwischen Wortschatz und Leseverstehen besteht eine reziproke Beziehung, die den so genannten Matthäus-Effekt begünstigt (Reiche werden reicher, Arme werden dagegen ärmer).

 Schüler und Schülerinnen mit eher geringem Wortschatzumfang zeigen ca. ab 4. Klasse tendenziell eine flachere Leseentwicklung, während sich für solche mit größerem Wortschatzumfang eine steilere Entwicklungskurve verzeichnen lässt.

 Es zeigen sich generell stärkere Zusammenhänge von Wortschatz, Lesezeit und Leseverstehen bei schwachen Lesern und Leserinnen.

Es kann darüber hinaus davon ausgegangen werden, dass ab etwa der 4. Klasse Wortschatz in erster Linie über das Lesen erworben wird: Wortschatz in schriftlichen Texten unterscheidet sich von alltäglichem Wortschatz in gesprochener Sprache hinsichtlich seiner Komplexität, Abstraktheit oder auch Häufigkeit (McKeown et al. 2017). Das gilt im Besonderen für Sachtexte, die ab 4. Klasse zunehmend wichtiger werden und damit für den Lernerfolg in Fächern wie Geschichte, Biologie oder Physik eine zentrale Rolle spielen. Doch auch Kinderbücher, wie sie im Kindergarten oder ab 1. Klasse eingesetzt werden, enthalten etwa dreimal mehr niedrig frequente Ausdrücke wie Fernsehsendungen oder auch Gespräche zwischen Erwachsenen und Kindern (Mol/Bus 2011: 269).

Zum einen unterstreichen solche Befunde zusätzlich die Bedeutung von schulischer Wortschatzarbeit – besonders auch in den höheren Jahrgangsstufen –, zum anderen deutet sich hier an, dass Leseförderung und Wortschatzarbeit eine besonders gute bzw. wirksame Kombination darstellen kann. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass Schüler und Schülerinnen, die eine Lese-Routine entwickeln, zunehmend mehr Wortbedeutungen und Wortformen erwerben: Dies wiederum erleichtert das Lesen und begünstigt den Ausbau einer Lese-Routine. Allerdings setzt dies auch voraus, dass die Schüler und Schülerinnen die lesebezogenen Grundfertigkeiten ausreichend erwerben, so insbesondere die so genannte Leseflüssigkeit (Rosebrock et al. 2011).

Zusammenhänge von Wortschatz und schulischer Leistung sind auch mit Blick auf das Hörverstehen (u.a. Marx/Roick 2012) oder bezogen auf Schreibkompetenzen (u.a. Mathiebe 2018; Olinghouse/Leaird 2009) belegt. Insgesamt existieren dazu jedoch deutlich weniger Untersuchungen als für den Bereich Lesen. Kapitel 8, das wirksame Wortschatzförderung fokussiert, legt deshalb einen Schwerpunkt auf Wortschatzvermittlung im Bereich Lesen, geht aber auch auf andere Bereiche ein.

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