Читать книгу Unsere grüne Kraft - das Heilwissen der Familie Storl - Christine Storl - Страница 10
WEITERE NATURHEILMITTEL
ОглавлениеNeben Kräutern spielten auch andere im Haus vorhandene Dinge wie Essig, vor allem Apfelessig, Honig, Heilerde und sogar Harn (Urin) eine wichtige Rolle in der Hausapotheke – auch in unserer Hausapotheke.
Essig
Seit der Antike gilt Essig als entzündungshemmendes, kühlendes, adstringierendes Mittel. In den 1950er-Jahren brachte der Arzt D. C. Jarvis (1881–1966) in seinem Buch »Folk Medicine: A Vermont Doctor’s Guide to Good Health« (deutsch: »5 x 20 Jahre leben«) den Essig, insbesondere den Apfelessig, wieder ins Bewusstsein der Allgemeinheit. Apfelessig ist gut für die Darmbakterien, kurbelt den Stoffwechsel an, hilft bei Nieren- und Blasenentzündung und als Gurgelwasser bei Rachen- und Zahnfleischentzündung.
Bienenhonig
Bienenhonig wirkt antibakteriell, antiviral und pilzwidrig (antimykotisch). Als Wundsalbe wirkt er regenerierend auf verletztes Gewebe, fördert die Granulation (Bildung von neuem Gewebe) und nährt die jungen Zellen. Honig trocknet nässende Geschwüre, heilt Druckgeschwüre (Dekubitus) bei Bettlägerigen und Rollstuhlfahrern, hilft bei Nagelpilz, Verbrennungen und bei Lippenherpes. Letzteres wird noch besser mit Propolis (Harz, mit denen die Bienen ihre Stöcke abdichten) behandelt. Die alten Griechen kannten ein Honig-Essig-Wasser, das, schluckweise über den Tag getrunken, entgiftend wirkt und auch bei Bronchitis hilft.
Heilerde
Die Anwendung von Heilerde oder Lehm geht nicht nur auf Naturheilkundler wie den »Lehmpfarrer« Emanuel Felke (1856–1926) zurück, der mit Einreibungen und Lehmbädern Erfolg hatte. Die Heilkraft des Lehms wurde seit eh und je von den indigenen Völkern geschätzt. Die Heilerde, die in Europa verwendet wird, besteht aus eiszeitlichen Lößablagerungen. Äußerlich hilft sie bei Hautunreinheiten und Akne, innerlich bei Magen-Darm-Beschwerden, Sodbrennen und Blähungen. Die Heilerde fördert Entgiftung, indem sie Schadstoffe bindet.
Urin
Die Anwendung von Harn als wirksames Heilmittel ist größtenteils in Vergessenheit geraten, auch weil sie für viele Zeitgenossen als eklig und abstoßend gilt. Dabei ist der Harn praktisch steril und enthält neben wertvollen Mineralien auch Hormone und Enzyme. In der indischen Medizin gilt Urin als »kostbarer Saft«, als das Wasser des Shiva (shivambu). Ein Schluck frischer Eigenurin, entnommen dem Mittelstrahl beim Wasserlassen am Morgen, wird bei allen Krankheiten getrunken – von Asthma über Herz-Kreislauf-Beschwerden und Magengeschwüren bis hin zur Tuberkulose. Als besonders wirksam gilt der Eigenharn, wenn sich der Patient vegetarisch ernährt. Auch der Urin der Kühe gilt als besonders heilkräftig, und ein waschechter Hindu nimmt jeden Morgen einige Tropfen zu sich. Auch wir haben uns nicht gescheut, das zu tun, und ich hatte den Eindruck, Kuh-Urin hat uns geholfen, in dem tropischen Land gesund zu bleiben. Wir nahmen den Impuls mit nach Europa und Harn wurde auch Teil unserer Hausapotheke.Äußerlich angewendet hilft Eigenharn bei Neurodermitis. Stechwarzen in den Fußsohlen sterben schnell ab, wenn man die Füße am Morgen 15 Minuten lang in Eigenharn badet. Wenn man im Meer schwimmt und mit den mit Nesselzellen bestückten Tentakeln der Quallen oder Medusen in Berührung kommt, fühlt es sich wie Peitschenhiebe an. Eigenurin nimmt sofort den Schmerz. Gurgeln mit morgendlichem Eigenharn hilft bei Angina. Innerlich angewendet, also getrunken, hilft er angeblich bei Infektionskrankheiten, insbesondere Diphtherie. Die alten Ägypter heilten sogar Augenkrankheiten mit Harn.Der eigene Harn wirkt fast wie eine Impfung, indem er eine Immunantwort hervorruft. Die Aufnahme des eigenen Harns entspricht dem Prinzip, Gleiches mit Gleichem zu behandeln. Der interessierte Leser sollte sich, was die Länge der Anwendung und die Dosierung der Urintherapie betrifft, in der sachkundigen Literatur informieren.