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INDIANERMEDIZIN UND BLUMENKINDER

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Christine, die uns hier in diesem Büchlein ihre Erfahrungen mit Heilkräutern und anderen Hausmitteln zusammengestellt hat, wuchs in Wyoming, im Schatten des Big Horn Gebirges, im Land der Cowboys auf. Dort glaubte man felsenfest an den Fortschritt. Wenn man krank wurde, verließ man sich auf den akademisch geschulten Arzt, der mit dem ganzen Arsenal der modernen Medizin – mit Pillen, Spritzen und notfalls dem Skalpell – auf die Krankheit einschoss. Außer bei einigen Sektierern, etwa den Mormonen, war Kräutermedizin nicht gefragt. Der »Kräuterkram« galt als altmodisch, primitiv und möglicherweise schädlich. Kräutertees und Salben wurden als Indian medicine (Indianermedizin) verunglimpft. Wie etwa der Aberglaube und die Huldigung falscher Götter, gehörten Heilkräuter zur Welt der Primitiven, der Unzivilisierten. Kräuter galten als unwirksam, oder auch als gefährlich, womöglich giftig.

In den 1960er- und 70er-Jahren kam es mit Blumenkindern, Hippies und Alternativen zu einer Art Kulturrevolution in den Vereinigten Staaten. Ein neuer Geist wehte durchs Land, die sogenannte Gegenkultur (counter culture) stellte vieles infrage, forderte ein Ende des Vietnamkrieges, entdeckte die giftfreie, naturfreundliche biologische Landwirtschaft (organic gardening), Müsli, Vollkornbrot, Kefir und gesunde Ernährung und die Ökologie. Die jungen Träumer träumten einen alternativen amerikanischen Traum (American dream), in dem der Konsum nicht im Vordergrund stand. Sie praktizierten die natürliche, sanfte Geburt der Kinder, vertieften sich in indische Philosophie und Musik und experimentierten mit bewusstseinserweiternden, pflanzlichen Drogen. Das Anbauen des eigenen Hanfs (Cannabis) förderte übrigens bei vielen Jugendlichen und Studenten überhaupt ein Interesse an den grünen Mitbewohnern unserer Erde und an der Botanik. Auch das medizinische Paradigma wurde, unter anderem durch das Lesen der Schriften Ivan Illichs, die Entdeckung des indischen Ayurveda, von Homöopathie, TCM, Bach-Blüten-Elixieren, Schamanismus und anderen therapeutischen Alternativen infrage gestellt. Kräutermedizin (herbal medicine), die verpönte »Indianermedizin«, war auf einmal in.

In dieser bewegten Zeit zog Christine mit ihrer Familie an die Westküste, wo die Gegenkultur besonders stark brodelte und viele bunte Blüten trieb. Eine Freundin brachte ihr die »christliche Wissenschaft« von Mary Baker Eddy (1821–1910) als alternatives Heilverfahren nahe. Mary B. Eddy, die seit ihrer Kindheit eine schwache Konstitution hatte und krankheitsanfällig war, erlitt als junge Frau schwerste Verletzungen bei einem Sturz auf glattem Eis und konnte in der Folge nicht mehr laufen. Sie nahm die Bibel zur Hand und las im Matthäus-Evangelium (Vers 9,2–5): »Dort brachten sie einen Gelähmten auf einer Trage zu ihm. Als Jesus ihren festen Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Du kannst unbesorgt sein, mein Sohn! Deine Sünden sind dir vergeben«, und weiter in Zeile 5: »Stehe auf, nimm deine Trage und gehe nach Hause.« Nachdem sie das gelesen hatte, konnte sie auf einmal wieder gehen. Danach war sie überzeugt, dass sie mittels Bibelsprüchen Krankheiten heilen könne. Schließlich gründete sie »Christian Science« als eine eigene Religionsgemeinschaft: Sie lehrte, dass der Mensch Gottes Ebenbild sei, daher seien Sünde, Krankheit und Tod Illusionen ohne Bestand. Arzneien wurden von ihr grundsätzlich verworfen: »Für den Gottessinn kommen bei der Heilung von Krankheiten ebenso wenig irgendwelche Medikamente in Betracht, wie dies bei der Befreiung von Sünde der Fall ist.« Sie war überzeugt, dass der medizinische Beruf dem Götzendienst heidnischer Priester entsprang.

Unsere grüne Kraft - das Heilwissen der Familie Storl

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