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DAS INTUITIVE HEILWISSEN DER FRAUEN

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Vor vielen Jahren, als wir gerade auf einen Berg im Allgäu gezogen waren und uns weder ein Auto noch sonst etwas leisten konnten, gingen wir in den Wald, um Brombeeren zu sammeln. Diese würden wir, wie auch anderes Wildobst, einmachen. Das taten wir nicht zum Spaß oder aus Langeweile – für uns waren die Früchte, die die großzügige Natur uns schenkte, überlebenswichtig. Während wir im dem dornigen Dickicht im Akkordarbeitstempo unsere Körbe füllten, spielte der kleine Sohn, der noch Windeln trug, alleine irgendwo auf dem Waldboden. Plötzlich hörten wir ihn wie am Spieß schreien. So schnell wie möglich kämpften wir uns durch die stacheligen Ranken und sahen, wie der Kleine, umschwirrt von wütenden Wespen, direkt auf einem Erdwespennest stand. Meine Frau griff das Kind und riss die Windeln von ihm ab – es waren schon einige der Tiere unter die Windeln gekrochen –, sprang mit ihm zu einer Quelle, die einige Schritte entfernt war, und packte ihn sofort in kalten Schlamm. Das war die richtige Idee, denn auf diese Weise verteilt sich das Wespengift nicht so schnell im Körper. Nie wäre ich auf diese Idee gekommen, aber bei ihr war das eine ganz spontane Reaktion. Sie gab mir das schreiende Kind zum Tragen und wir hasteten im Laufschritt zu dem fast einen Kilometer entfernten Haus zurück. Der schreiende Junge schwoll wie ein Hefekloß immer mehr auf. Verzweifelt versuchte ich mein Hirn anzustrengen, was da zu machen wäre. Gerbstoffe! Ja, wir müssten ihn in einem gerbstoffhaltigen Sud baden, denn die Tannine neutralisieren Insektenstichgifte. Entlang des Weges wuchsen keine geeigneten Kräuter; die Weide war abgegrast. Was hatten wir an gerbstoffhaltigen Kräutern im Haus? Keine. Zuletzt fiel uns dann doch noch die Packung Schwarztee ein, die wir im Regal hatten. Noch nie hatten wir so schnell ein Feuer gemacht wie damals. Die ganze Packung Tee schütteten wir in den Topf, ließen ihn aufkochen, gossen ihn in das Wasser einer kleinen Sitzbadewanne und steckten das aufgedunsene, schreiende Kind hinein. Es wirkte schnell. Die Schwellung ging zurück. Nun konnten wir die Stiche zählen, es waren über zwanzig. Ich machte mir Sorgen, wie die kleine Leber die Toxine verkraften könne. Aber schon am nächsten Tag fing er wieder an zu spielen.

Was mich im Nachhinein verwunderte, war die schnelle und korrekte Intuition meiner Frau, das Kind sofort in kalten Schlamm zu packen. Mit all meinem Kopfwissen wäre ich nicht darauf gekommen. Aber das widerfährt mir öfters. Manchmal fragt mich ein Freund oder Bekannter, was er bei diesem oder jenem Leiden machen könnte, ob es da ein Heilkraut gebe? Ehe mir dazu etwas einfällt, gehen mir Massen von Daten durch den Kopf. Wenn ich dann Christine frage, kommt oft eine spontane, recht einfache, aber passende Antwort.

So erging es zum Beispiel einem Arzt, der an der Universitätsklinik in München arbeitete und mit dem wir gut befreundet waren. Der arme Mediziner entwickelte einen schlimmen Dauerhusten, den er nicht loswurde. Er konsultierte einen auf Pneumologie spezialisierten Kollegen, und dieser wiederum zog verschiedene mögliche, zum Teil recht erschreckende Krankheitsbefunde in Betracht. Unser ärztlicher Freund bekam es mit der Angst zu tun. Da er der Phytotherapie nicht ganz abgeneigt war, fragte er mich, was es für mögliche pflanzliche Alternativen geben könnte. Ja, da gab es viele Möglichkeiten, etwa lindernde Hustenmittel, wie den saponin- und schleimhaltigen Eibisch, der, kalt angesetzt, die gereizten Schleimhäute beruhigt. Aber nein, besser wäre beim chronischen Husten der Huflattich. Sein lateinischer Name Tussilago bedeutet ja »Hustenlinderer«, und er wird ja auch bei Lungenemphysem und Silikose (Staublunge) eingesetzt. Na ja, dann gäbe es ja auch die Königskerze, deren Blüten als Tee bei chronischen Bronchitiden helfen. (Sogar die Kommission E, die Heilpflanzen nach wissenschaftlichen Kriterien untersucht, hat der Königskerze eine positive Monografie bescheinigt.) Weiter kämen Spitzwegerich, Bibernellenwurzel, Seifenkrautwurzel, Gundermann, Isländisch Moos, Engelwurztee oder Quendel als desinfizierende, auswurffördernde, krampfstillende Lungenmittel infrage. Nicht zu vergessen das Meerträubel (Ephedra), welches die traditionelle chinesische Medizin (TCM) als Ma Huang kennt. Ja, welches sollte unser Freund nehmen?

»Versuch’s mit Knoblauchmilch«, sagte Christine ganz spontan und machte damit dem Grübeln ein Ende, »zwei oder drei Knoblauchzehen, je nach Größe, zerreiben und langsam in Milch erhitzen, kurz sieden lassen, aber nicht kochen.« Und das war es dann auch. Intuitiv hatte sie das richtige Mittel gewählt. In kürzester Zeit war der Husten vorbei und unser Freund war einen Schritt weiter in der Befürwortung natürlicher Medizin. Heilkunde ist eben nicht nur Wissenschaft, sondern auch eine Kunst.

Das mit dem Knoblauch macht wirklich Sinn, denn die Knolle enthält das schwefelhaltige Allicin, einen wirksamen Keim- und Pilztöter. Dieses leichtflüchtige Lauch-Öl wird vor allem über die Lunge ausgeschieden und ist deswegen für die unangenehme »Knoblauchfahne« verantwortlich. Beim Ausscheidungsprozess über die Atemorgane wird die Lunge gereinigt.


Der Herd oder die Feuerstelle werden seit Urzeiten von den Frauen gehütet.

Unsere grüne Kraft - das Heilwissen der Familie Storl

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