Читать книгу Nibelar - Die Gruft - Christine Troy - Страница 19

Kapitel 6 Strassen und Gassen

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„Silbergarn, Perlenseide, nur die feinsten Waren aus dem Süden Miratans!“

„Knusprige Getreidelaibe, frisch aus dem Ofen des Hofbäckers! Tretet näher, kauft, solange der Vorrat reicht!“

„Fische ... frische Fische! Direkt aus dem Harz-See! Darf ich Euch einen wunderbaren Felshecht anbieten?“ Ein schnauzbärtiger Verkäufer beugte sich über seinen Stand und reichte Saruna einen glupschäugigen Fisch, dessen Schuppen silbern in der späten Nachmittagssonne schimmerten.

„Nein, danke“, winkte die Elfe ab.

„Ihr wisst ja nicht, was Euch entgeht, seht Euch nur mal diese Kiemen an. Rosa wie ein Babypopo.“

Saruna schüttelte freundlich lächelnd den Kopf. „Nein, wirklich nicht, danke.“ Der Bärtige zuckte die Schultern und wandte sich seiner nächsten Kundschaft zu, einer alten Dame, die allem Anschein nach mehr Gefallen an seinen Waren fand und Umsatz versprach.

Saruna sah sich nach Gweldon um. Der Markt war gut besucht und sie wusste, wenn sie ihren Bruder hier verlöre, würde sie ihn nicht so schnell wiederfinden. Ihr Blick glitt über die bunten Verkaufsstände, die zu beiden Seiten der Straße in Reih und Glied aufgebaut waren. Endlich entdeckte sie den Alchemisten, er stand am Verkaufstisch einer hochschwangeren Frau und schien sich für deren Kräuter zu interessieren. Saruna schlängelte sich durch die Menge zu ihm durch.

„Das wäre dann alles?“, erkundigte sich die Marktfrau gerade.

„Fast, eine Handvoll Maulalgen bräuchte ich noch, dann hätte ich alles.“

„Sehr gern.“ Die Schwangere wickelte eine Handvoll getrockneter Algenblätter in ein Papier und reichte es dem Elfen mit zwei anderen etwas größeren Paketen. „Das macht dann fünfundzwanzig Kupferlinge.“

„Hier, bitte.“ Gweldon reichte der Frau ein glitzerndes Geldstück.

„Das ist ein ganzer Silbersichel“, staunte die rundliche Frau. „Ich weiß nicht, ob ich so viel Wechselgeld ...“

„Das ist schon in Ordnung, behaltet den Rest.“

Die Augen der Frau weiteten sich freudig. „Das ist sehr großzügig, vielen Dank.“

„Nichts zu danken und alles Gute.“ Gweldon deutete auf ihren kugelrunden Bauch, was der Frau eine verlegene Röte ins Gesicht trieb.

„Danke, mein Herr.“

„Also, was brauchst du als Nächstes?“ Saruna hängte sich bei ihrem Bruder ein und schlenderte mit ihm die Marktstraße entlang.

„Mal überlegen ... die Kräuter habe ich jetzt, zwei, drei Reagenzflaschen wären noch gut und dann brauche ich noch die eine oder andere Essenz. Ach ja, da fällt mir ein, du könntest mir noch ein halbes Dutzend Salzsteine vom Gerber holen. Da unten ist er, siehst du.“

Saruna folgte dem Blick ihres Bruders. „Wo?“

„Dort, hinter der Blumenhändlerin.“

„Stimmt, jetzt sehe ich ihn. Na gut, dann hole ich die Salzsteine und wo sollen wir uns anschließend wiedertreffen?“

„Am Brunnen.“

„Der im Zentrum?“

„Genau, der große mit der Wasser speienden Fischstatue.“

„Gut, dann bis gleich.“

Während Gweldon in einer der Gassen verschwand, machte sich Saruna auf zum Gerber. Auf halber Strecke stellte sich ihr eine Verkäuferin in den Weg, die mit einem rosafarbenen Tuch vor ihrem Gesicht herumwedelte. „Sieh nur, mein schönes Kind.“ Die Stimme der Frau klang ungesund krächzend, was Saruna vermuten ließ, dass sie ihre Ware bereits den ganzen Tag über lauthals zum Verkauf angeboten hatte. „Der Stoff würde ganz ausgezeichnet zu deinem dunklen Haar passen“, pries die Miranerin ihre Ware weiter an.

„Tut mir leid, aber ich brauche keinen Stoff.“

„Aber das ist nicht irgendein Stoff, das ist Seide, echte Steinblüten-Seide aus Ildria, solch eine edle Ware findest du auf dem ganzen Markt kein zweites Mal. Fühl nur, wie samtig ...“

„Wirklich, ich brauche nichts“, erklärte Saruna höflich und ließ die Verkäuferin mit einem etwas angesäuerten Gesichtsausdruck zurück.

Minuten später erreichte sie den Stand des Gerbers. Obwohl hier ein unangenehm stechender Duft in der Luft lag, drängten sich die Leute um die Felle und Salze des kleinen Mannes mit den faltigen, von der Arbeit gezeichneten Händen. Während Saruna geduldig wartete, bis sie an der Reihe war, strich ihr Blick hoffnungsvoll über die Anwesenden und ihre Umgebung. Aus irgendeinem Grund, sie konnte sich selbst nicht erklären, warum, hatte sie das Gefühl, dass Zemeas ganz in ihrer Nähe war. Ihr Herz pochte heftig in der Brust, gewiss würde der Jäger jeden Moment um die Ecke biegen. Doch Zemeas kam nicht, und während Saruna noch voller Erwartung auf Zehenspitzen über die Köpfe der Menge hinwegspähte, sprach sie eine raue Stimme an.

„Was kann ich für die junge Dame tun?“ Es war der Gerber. Halb versteckt hinter einem Haufen Felle betrachtete er Saruna interessiert aus seinen wässrig grauen Augen.

„Oh“, erschrak die Elfe, als der Mann sie aus ihren Gedanken riss. „Ich bräuchte ein halbes Dutzend Salzsteine.“

„Rotsalzsteine aus Liem oder Iramonische Gebirgssteine?“

„Gute Frage, ich denke, ich nehme jeweils drei Stück.“

„Sehr gern.“ Der Gerber nahm drei zitronengroße, rötlich schimmernde Salzsteine von einem Haufen und packte sie zusammen mit drei etwas größeren gräulichen Steinen in mehrere Schichten Papier. „Darf es sonst noch was sein?“, erkundigte er sich.

„Nein, das wäre alles.“

„Sehr wohl. Dann hätten wir einen Silbersichel und sechsundachtzig Kupferlinge.“

Sarunas Augen weiteten sich überrascht. „Wie bitte? Seit wann sind denn Salzsteine so teuer?“

„Seit die Händler aus Liem beschlossen haben, uns ihre Waren nur mehr einmal pro Monat zu liefern.“

„Warum denn das? Ist ihnen die Anreise zu lang?“

„Keineswegs. Es ist nur, sie halten sich zurzeit äußerst ungern in Nibelar auf. Die Händler behaupten, dass es zu gefährlich wäre, da sich hier immer mehr fremdartige Wesen herumtreiben würden. Aber das ist natürlich vollkommener Unsinn. Meiner Meinung nach versuchen die Herrn aus Liem nur, künstlich den Preis hochzuhalten.“

„Das mit den fremdartigen Wesen ist nicht nur so dahergeredet“, mischte sich ein junger Mann ein.

„Ach so?“ Saruna gab sich unwissend. „Dann glaubt Ihr den Worten der Händler?“

Der junge Mann nickte voller Überzeugung, doch der alte Gerber hob eine Braue und schnalzte abfällig mit der Zunge. „Quatsch, alles nur Weibergewäsch, wenn Ihr mich fragt. Ich habe zumindest noch nie so ein fremdartiges Wesen gesehen.“

„Dann, vermute ich mal, ist das der Grund dafür, dass ihr seit Neuestem Wachen am Eingangstor positioniert habt?“

„Ja, alles nur wegen der Händler. Wie Ihr Euch vorstellen könnt, haben ihre Geschichten über diese Geschöpfe den Leuten in Miragon Angst eingejagt. Um das Volk zu beruhigen, hat die Prinzessin veranlasst, den Zugang zur Stadt zu bewachen.“

„Klingt vernünftig“, meinte Saruna und reichte dem Gerber zwei Silbersichel.

„Klingt übertrieben“, widersprach der Alte, nahm die Münzen und gab der Elfe ihr Wechselgeld. „Wenn ich dann nichts mehr für Euch tun kann ...“ Mit einem falschen, aufgesetzten Lächeln wandte sich der kleine Mann seiner nächsten Kundschaft zu, einem noblen Herrn, der Gefallen an einem seiner Felle fand.

Saruna griff sich das Papierbündel mit den Salzsteinen und schob sich durch die wartende Menge zurück auf die Straße. Es dämmerte bereits und die meisten Verkäufer waren damit beschäftigt, ihre Stände abzubauen. Hämmern und Klopfen hallten über die Menge der Einkaufenden hinweg und verloren sich in dumpfem Widerhall in den Gassen der Stadt.

Saruna sah sich um, noch immer hatte sie das Gefühl, dass Zemeas ganz in ihrer Nähe sein musste. Erneut suchten ihre schokoladenbraunen Augen die Straßen und Gassen nach dem Jäger ab. Nichts. Seltsam, woher dieses kribbelige, fast schon unangenehme Gefühl in ihrer Magengegend wohl kam? Sie beschloss, keine weitere Zeit zu verlieren und wie besprochen zum Brunnen im Zentrum zu gehen. Da Gweldon nicht allzu viel zu erledigen hatte, würde er gewiss schon auf sie warten. Das schwere Paket mit beiden Händen tragend, ging die Elfe die Straße entlang. Überall zweigten dunkle Gassen und Nebenstraßen ab. Saruna war schon viele Male in Miragon gewesen und kannte daher die Stadt. Sie wusste, dass der Weg bis ins Zentrum weit war, zumindest wenn sie auf der Marktstraße weitergehen würde.

Um Zeit zu sparen, entschied sie sich für eine der Nebenstraßen und bog rechts ab. Hier waren weit weniger Menschen unterwegs und das Geschrei der Marktleute lediglich ein Hintergrundgeräusch. Als Saruna zwei Straßen weiter in eine schmale Gasse einbog, war sie ganz allein. Die Gegend hier war unheimlich. Die Häuser dunkel, verlassen und es roch nach einer Mischung aus Verwesung und fauligem Wasser. Aus einem inneren Gefühl heraus lauschte die junge Frau aufmerksam auf verdächtige Geräusche. Doch da war nichts, alles war still, unangenehm still, selbst das Geschrei der Händler war hier nicht mehr zu hören.

Nervös ihr Päckchen umklammernd ging Saruna die mit Backsteinen gepflasterte Gasse entlang. Sie fröstelte. Ein ganzes Stück vor ihr mündete der Weg in eine etwas hellere, jedoch kaum belebtere Seitenstraße. Bald hätte sie es geschafft und würde diese triste Gasse hinter sich lassen. In wenigen Minuten würde sie dann den Brunnen mit der Fischstatue erreichen. Da Gweldon bestimmt schon auf sie wartete, würden sie endlich und ohne weitere Umwege zurück ins Gasthaus gehen können. So spät, wie es inzwischen war, würden die Feuerelfenbrüder gewiss längst eingetroffen sein. Vermutlich hatten Raja und Taluas ...

Etwas Kaltes, Hartes riss die junge Frau abrupt aus ihren Gedanken. Es hatte sie am Hals gepackt und zerrte sie rückwärts in einen Hauseingang. Die Salzsteine fielen klappernd zu Boden. Saruna rang nach Luft, versuchte sich zu befreien, um Hilfe zu schreien, doch es gelang ihr nicht. In heller Panik griff die Elfe nach dem Türpfosten, wollte sich festhalten, doch was auch immer hinter ihr stand verengte seinen Griff um ihren Hals. Sie japste, versuchte verzweifelt, ihre nach Luft schreienden Lungen zu füllen – vergebens. Als ihre Finger vom Türrahmen glitten, explodierten bereits die ersten Sterne vor ihren Augen. Sie durfte nicht aufgeben. Ein letzter Versuch, ihren Hals von diesen Klauen zu befreien – zwecklos. Ein wildes Durcheinander aus explodierenden Sternen und schwarzen Nebelfetzen tanzte vor ihren Augen. Gleich würde sie das Bewusstsein verlieren. Gleich würden die Schleier einem undurchdringlich finsteren Nebel weichen.

Ein grelles Licht durchbrach plötzlich die Dunkelheit und blendete sie. Etwas kreischte markerschütternd. Und dann war er weg, der Druck von ihrer Kehle ... weg. Saruna sackte zusammen und schnappte nach Luft. Einmal, zweimal, ihre Lunge brannte. Keuchend hob sie den Kopf. Verschwommen erkannte sie eine bucklige Gestalt, die zur Tür hinausstürmte und wüst kreischend die Gasse entlang davonlief. Jetzt erkannte sie auch die zwei anderen Gestalten, die draußen vor der Tür standen. Die eine rannte dem Flüchtenden hinterher, die andere kam ins Haus herein, direkt auf sie zu.

„Saruna“, sagte eine zutiefst besorgte Stimme. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, sie kannte die Stimme, sie gehörte zu ihm, zu ihrem Zemeas. „Geht es dir gut? Lass dich ansehen.“ Er nahm ihr zierliches Gesicht zwischen seine Hände. Sofort fiel sein Blick auf ihre Tränen. „Oh nein, was hat dir dieses Biest angetan?!“ Selbst in dem spärlichen Licht, das durch die Tür ins Innere des Hauses fiel, erkannte Saruna, dass Zemeas’ Augen vor Zorn sprühten.

„Es ist alles in Ordnung, du bist noch rechtzeitig gekommen“, hauchte sie. „Dieses Ding hat mich hier hereingezerrt, es wollte mich erwürgen.“

„Dieses verfluchte ...“ Zemeas’ Blick glitt zum Ausgang. „Azarol wird es erwischen und ihm den Garaus machen. Und wenn nicht, dann schwöre ich ...“ Der Jäger unterbrach sich selbst, als die zitternde Saruna in seine Arme sank. „Scht, schon gut. Es wird alles gut“, sagte er einfühlsam und strich ihr so lange zärtlich durchs Haar, bis sie sich beruhigt hatte. „Alles wieder in Ordnung?“, fragte er schließlich, legte einen Finger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf behutsam an.

„Ja“, hauchte die Elfe und wischte sich einige Tränen aus dem hübschen Gesicht.

„Ich habe dich so sehr vermisst“, flüsterte der Feuerelf und fesselte mit seinen türkis schimmernden Augen den Blick der jungen Frau.

„Ich habe dich auch vermisst“, gestand Saruna und wollte den Kopf bereits aus Scham senken, da zog Zemeas sie noch dichter an sich heran und drückte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.

Dicht an ihrem Mund, die türkisfarbenen Augen mit den braunen der Elfe verschmolzen, sagte er voller Schmerz: „Ich will dich nie wieder alleine lassen. Wenn du nur wüsstest, wie häufig ich deinetwegen die letzten Tage kein Auge zugetan habe oder wie oft ich aus Sorge um dich keinen klaren Gedanken fassen konnte.“ Saruna lächelte glücklich, hob die Hand und strich über das markante Gesicht des Jägers. „Nie wieder will ich dich alleine lassen“, wiederholte er mit bebender Stimme und küsste sie mit solcher Leidenschaft, dass ihr erneut Sterne vor den Augen tanzten.

Als sie sich Minuten später unwillig voneinander lösten, lehnte sich Saruna überglücklich an Zemeas’ muskulöse Brust. Er roch herrlich nach einer Mischung aus Leder und der salzigen See. „Dein Vater, König Xagon, ist also entführt worden?“, fragte sie schließlich.

„Ja, er und seine Männer wurden ins Gebirge verschleppt. Nalaj meint, es läge an uns, sie zu finden.“

„Ich verstehe.“

Wieder legte der Feuerelf einen Finger unter Sarunas Kinn, um behutsam ihren Kopf anzuheben. „Aber lass uns alles Weitere im Gasthaus besprechen. Ich habe diese triste Gasse hier satt.“

„Ja, lass uns gehen, wer weiß, was hier noch so alles lauert.“ Gerade als die kräftige Hand des Jägers nach der schlanken der Elfe griff, überkam diese ein merkwürdiges Gefühl. „Zemeas ...“, sagte sie mit belegter Stimme. „... mir fällt da noch etwas ein.“

„Ja? Was denn?“

„Ich weiß nicht so recht, wie ich es sagen soll ...“

„Was ist denn?“ Die Stirn gefurcht senkte Zemeas den Kopf und versuchte, Saruna in die Augen zu sehen.

Doch die Elfe wich seinem Blick aus. „Ich glaube“, sagte sie mit sichtlichem Unbehagen, „wir sollten uns in den kommenden Tagen intensiv auf unsere Aufgabe konzentrieren.“

„Da bin ich ganz deiner Meinung. Was ist daran so schlimm?“

„Nichts, das heißt ... einiges. Zemeas, wenn wir das Gebirge überleben und deinen Vater und seine Männer retten wollen, wird die Sache zwischen uns fürs Erste ruhen müssen.“

„Was?! Ich verstehe nicht.“

„Sieh mal. Wenn wir nur Augen füreinander haben, werden wir ein leichtes Ziel für unsere Gegner sein. Wir sollten auf jeden Fall versuchen, einen klaren Kopf zu behalten. Abgesehen davon weiß ich nicht, wie Raja und die anderen darauf reagieren.“

„Daher weht der Wind also. Du fürchtest, dass Raja mit unserer Liebe nicht einverstanden ist.“

„Nein, so kann man das nicht sagen. Ich weiß, dass Raja meine Entscheidung akzeptiert, auch wenn sie vielleicht nicht allzu erfreut darüber ist. Abgesehen davon sollten gerade im Falle eines Kampfes ihre Gedanken frei sein. Ich möchte nicht, dass sie sich unseretwegen unnötig den Kopf zerbricht.“

„Also geht es doch um Raja. Ist es, weil ich mich mit dem Giftzwerg ständig zanke? Wenn ja, so kann ich dich beruhigen, das Ganze ist doch meistens nichts weiter als eine dumme Blödelei.“

„Das weiß ich doch und es geht bei der Sache auch nicht wirklich um Raja. Es ist vielmehr ein Gefühl, das mir sagt, dass wir die nächsten Tage unsere Gedanken voll und ganz auf unsere Aufgabe richten sollten.“

„Ich verstehe.“ Zemeas nickte traurig. Auch wenn er mit Sarunas Entscheidung ganz und gar nicht einverstanden war, so wusste er doch, dass den Gefühlen der sensiblen Elfe zu trauen war. Wenn sie es also für das Vernünftigste hielt, eine Zeit lang ausschließlich ihren Verpflichtungen nachzukommen, so würde er das akzeptieren. „Also gut“, sagte er schließlich mit bedrückter Stimme. „Dann lass uns ins Gasthaus gehen. Die anderen warten bestimmt schon.“

Diesmal waren es Sarunas Hände, die nach Zemeas’ Gesicht griffen. Behutsam zog sie ihn dicht an sich, sog seinen herrlichen Duft ein und hauchte einen liebevollen Kuss auf seine Lippen. Der Jäger erwiderte ihn voller Inbrunst.

„Wie soll ich das die nächsten Tage nur aushalten“, seufzte er, als die hübsche Elfe von ihm abließ und ihm zärtlich durchs rotbraun gelockte Haar strich.

„Vermutlich ist die ein oder andere Berührung zwischendurch nicht allzu verwerflich“, flüsterte die blasse Schönheit und ihre Worte zauberten ein freudiges Lächeln auf Zemeas’ Züge. „Allerdings“, sagte sie schnell, „sollten es die anderen nicht unbedingt sehen. Das würde alles nur unnötig kompliziert machen.“

„Wie du wünschst.“

Mit einer Behutsamkeit, als wäre sie aus Glas, fuhren die kräftigen Finger des Jägers durch Sarunas Haar, umschlossen ihren Hinterkopf und zogen sie in einen letzten sehnsüchtigen Kuss, bevor sich die beiden voneinander lösten und auf den Weg ins Gasthaus machten.

Nibelar - Die Gruft

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