Читать книгу SAINT GERMAIN. Die Meisterschaft des Seins - Christine Woydt - Страница 18

4.Phase: Integration des Schattens

Оглавление

Die vierte Phase des Aufstiegs ist der Integration des Schattens gewidmet. Erzählungen aus den unterschiedlichen spirituellen Traditionen weisen darauf hin, dass die dunkle Nacht der Seele eine Durchgangsphase darstellt, um ins Licht zu gelangen. Schamanen reisen durch einen dunklen Tunnel, um dann in der Anderswelt, in der sie Inspiration finden, anzukommen.

Jedes Mal, bevor du eine neue Stufe des Bewusstseins erreichst, durchwanderst du vorher ein schwarzes Nichts, eine Leere. Aus dem Nichts und der Begegnung mit der Dunkelheit wirst du dann auf eine neue Stufe der Erkenntnis getragen.

Der dreizehnte Aspekt der vollkommenen Tafelrunde, dein persönlicher Schatten, kommt jetzt ins Spiel. Wenn sich der innere Engel mit dem menschlichen Ich vereinigt, dann bringt er sozusagen den dunklen Engel mit herein. Die Integration des dunklen Engels ist eine sehr persönliche, individuelle Angelegenheit. In der nächsten Zeit hast du die Gelegenheit, deinem ganz persönlichen Schatten ins Auge zu sehen. Wenn du deinem ganz persönlichen Schatten begegnest, wird er dich erschrecken. Du brauchst viel Mut, um ihn anzusehen. Wenn es soweit ist, darfst du die Schatten begrüßen, die dir noch guten Tag sagen möchten. Zunächst einmal handelt es sich um deine persönlichen Lebensthemen, die du in diesem Leben mit dir herumträgst. Oft sind deine persönlichen Themen mit Familienthemen verknüpft. Jede Familie, jede Ahnenlinie ist durch spezielle Herausforderungen und spezielle Ängste geprägt. Für manche ist es schwieriger, in Einheit mit der Welt zu leben. Sie misstrauen ihrer Umwelt. Für manche ist es schwieriger, über die Grenzen des Bewusstseins hinauszugehen. Sie fürchten, den Kontakt zu ihrer kleinen irdischen Welt zu verlieren, wenn sie sich einer Expansion ihres Geistes öffnen. Für manche ist es schwieriger, das Spiel des Dramas aufzugeben, weil sie es genießen, theatralisch im Unglück zu schwelgen. Für manche ist es schwieriger, sich Freude im Leben zu gönnen. Sie wollen sich durch Leistung beweisen und ihre Pflichten perfekt erfüllen. Während des Aufstiegs in die Meisterschaft werden alle deine Lebensthemen an die Oberfläche gespült und du darfst sie begrüßen.

Wenn du dem Schatten in Form einer schwierigen Erfahrung in deinem Leben begegnest, dann funktionieren zwei scheinbar gegensätzliche Strategien, damit umzugehen. Du kannst dich einerseits in deine lichtvolle Dimension begeben und den Schatten einfach zurücklassen, ihn mit neutralem Bewusstsein links liegen lassen. Andererseits kannst du mit offenen Armen auf deinen Schatten zugehen, ihn begrüßen, annehmen und mit dir verschmelzen lassen. Für dich mag es als Widerspruch erscheinen, aber auf der Ebene des Meister-bewusstseins verschmelzen diese beiden Strategien. Sie verschmelzen wie Ein- und Ausatmen. Du sagst dann innerlich: »Dieses Thema gehört nicht zu mir. Es betrifft mich nicht, denn ich bin frei und unabhängig und eins mit mir selbst. Und ich liebe diese Kreation und das Potenzial der Erfahrung, das sie mir schenkt.«

Dein einzigartiges göttliches Selbst ersteht wie der Phoenix aus der Asche in der Verschmelzung mit deinem Schatten. Der Meister kann die Schattenaspekte, die er bei sich selbst integriert hat, indem er sie nach Hause geholt und in seine Vollkommenheit aufgenommen hat, einfach mit einem Händedruck oder einem Blick bei anderen Menschen regelrecht auslöschen. Um dich herum verflüchtigen sich die Schatten, die du selbst angenommen hast. Wenn du deinem inneren Täter, dem inneren Bösen, sogar dem inneren Mörder oder Inquisitor, zugestimmt hast und wenn du deinem inneren Opfer die Hand gegeben hast, dann findest du sie nicht mehr in der Außenwelt. In dir verschmelzen Täter und Opfer und lösen sich auf. Dann wirst du zum Portal der Heilung für die Welt. Dafür solltest du dir jeden Morgen und jeden Abend selbst danken und dir den Respekt erweisen, der dir gebührt. Gerade weil du deinen inneren Begrenzungen nicht ausgewichen bist, kann dein Dasein auf der Erde die Welt verändern. Du darfst dir auch erlauben, die Heilkraft deiner Präsenz zu erfahren. Du kannst aufhören, deine Heilkraft vor dir selbst zu verstecken. Deine Präsenz strahlt aus und bewegt die Welt. Du stehst in deiner Dimension der Neutralität. In gewisser Weise schützt die Verbindung mit mir, Saint Germain, auch deine Dimension. Genauso schützt, klärt, befreit und erleuchtet die Verbindung mit dir die Dimension der anderen Menschen. Ich gebe dir die Fackel in die Hand, die die Welt und die anderen Menschen erleuchtet, und du trägst sie weiter. Die Menschen in deiner Umgebung verändern sich im Licht deiner Fackel. Zu gegebener Zeit kommen sie wieder zu dir zurück als Engel der Liebe, der Weisheit und der Heilung.

Auf dem Weg durch die Dunkelheit wird der Meister mit seinen ureigenen Ängsten konfrontiert. Manche haben extreme Angst vor Armut, Obdachlosigkeit und dem Verlust der Stabilität des Lebens. Manche haben extreme Angst, den Boden unter den Füßen zu verlieren, verrückt zu werden und aus dem Kontakt zu sich selbst heraus zu fallen. Manche haben extreme Angst, von der ganzen Welt verlassen zu sein, andere Menschen zu verlieren und einsam zu sterben. Deine ganz persönliche tiefe Angst hängt mit deinem eigenen Seelenweg zusammen, mit deinem Weg nicht nur durch dieses eine Leben, sondern durch viele Leben mit unterschiedlichsten Erfahrungen. Den ureigenen Schatten kann man nur loswerden, indem man ihm wirklich tief ins Auge blickt. Dabei handelt es sich um den Kampf mit dem Drachen, von dem in vielen Mythen erzählt wird. Wenn du deinen persönlichen Schatten von Angesicht zu Angesicht erblickst, dann wirst du ihn lieben. Du wirst dann erkennen, dass dein Schatten dein Licht ist.

Wenn du deinen Schatten integriert hast, wirst du eins mit deiner vollkommenen Seelenessenz. Du lebst dann im Einklang mit dir selbst. Manchmal kann sich deine vollkommene Seelenessenz, dein innerer Diamant noch nicht vollständig in dir entfalten, weil du außer dem Schatten andere Teile deiner selbst ausgegrenzt hast. Manchmal hast du das Innere Kind zurückgestoßen, vielleicht weil es dir zu ohnmächtig, unfrei und leidend erschien. Es mag dir deshalb so erscheinen, als würdest du mit deiner Seelenessenz vor allem dein Inneres Kind einatmen. Manche glauben daran, dass man keinen Zugang zum Himmelreich findet, wenn man nicht wie ein Kind wird. Das kann ich bestätigen. Du brauchst das freie Innere Kind, um deine Seele wirklich verkörpern zu können. Du darfst darauf vertrauen, dass du dich in der nächsten Zeit, wenn es noch nicht geschehen ist, vollkommen mit ausgegrenzten Aspekten des Inneren Kindes verbinden kannst.

Wenn du deiner Vollkommenheit zustimmst, integrierst du alle Aspekte deiner Seele. Es dient deiner Vollkommenheit, auch die Schattenanteile deiner selbst aufzunehmen. Um den Schatten wirklich annehmen zu können, musst du ihn anschauen und lieben. Das gilt auch für das Innere Kind. Es möchte gesehen werden und es braucht Liebe. Selbst wenn du es noch nicht fühlst, kannst du immer wieder zu deinem Inneren Kind und zu deiner Seele in ihrer Vollkommenheit »Ich liebe dich« sagen. Lasse dich dabei nicht abschrecken, wenn dieser Satz zunächst für dich nur so dahin gesagt wirkt. Je öfter du es sagst, umso wahrer wird es. Es mag also sein, dass, wenn du versuchst, dich mit deiner Seelenessenz zu verbinden, stattdessen nur dein Inneres Kind erscheint. Dann sprichst du solange mit deinem Inneren Kind, bis dahinter deine leuchtende Seele erscheint. Im Fall des Meisters sind sie eins. Du solltest wissen, dass dein Inneres Kind dein großartigster Aspekt ist. Du wirst erkennen, dass das Leuchten, die Klarheit, die Ausstrahlung deiner Seele und deines freien Inneren Kindes identisch sind.

Es kostet viel Mut, wirklich dem ureigenen persönlichen Schatten ins Gesicht zu schauen. Du kannst, wenn du es wählst, in diesem Moment ganz bewusst dazu Ja sagen. Die Begegnung mit dem Schatten bringt dich nicht um, auch wenn es manchmal so erscheint, als wäre der Schmerz nicht auszuhalten. Die Begegnung mit deinem Schatten führt dich in deine Vollkommenheit. Übrigens braucht die Begegnung mit deinem Schatten gar nicht mit einem Drama in der äußeren Welt verbunden zu sein. Du kannst ihm einfach in deinem Bewusstsein oder in deinen Träumen begegnen. Dann dürfen auch die Tränen fließen, während du Blockaden aus deinem Körper entlässt. Letztendlich existiert der Schatten nur deshalb, weil er nicht richtig angeschaut und verdrängt wurde. Wenn man ihn anschaut, löst er sich in Nichts auf und wird zu einem geliebten Gefährten. Er verwandelt sich, indem man ihm begegnet, so wie die Prinzessin im Märchen den Frosch küsst, so dass er zum Prinzen werden kann. Also küsst du den Frosch. Warum nicht?

Der Schatten ist der Geist, der stets verneint. So formuliert es Johann Wolfgang von Goethe sehr passend in seinem Drama »Faust«. Mephisto, der Teufel, sagt Nein zum Leben und initiiert lebensverweigernde Aktionen. In der dritten Phase des Aufstiegs, in der Phase der Integration mischt der Geist, der stets verneint, immer noch kräftig mit. Ich kann den Geist, der stets verneint, auch den Inneren Zerstörer nennen. Um diesen Geist loszuwerden, muss man ihn als Teil von einem selbst anerkennen und muss ihn sogar lieben. Um dich mit dem Geist, der stets verneint, als Teil von dir selbst bewusst zu verbinden, kannst du etwas Walzermusik auflegen. Bei der Walzermusik handelt es sich um transformierende Musik, die das Herz erreicht, weniger den Verstand. Aber du kannst natürlich auch intuitiv eine passende Musik aus deinem eigenen Repertoire wählen. Ungefähr zwanzig Minuten solltest du dir für die Integration deines Schattens Zeit nehmen.

In der vierten Etappe deines Aufstiegsprozesses eröffnest du dir deine Vollkommenheit. Wenn du den Frosch geküsst hast, kann der Prinz erscheinen. Dann begegnest du der unversehrten, strahlenden Essenz deiner Seele. Du atmest deine lichtvolle Seelenessenz, den inneren Diamanten einfach ein. Walzermusik eignet sich auch hervorragend dafür, um bewusst deine Seelenessenz einzuatmen.

SAINT GERMAIN. Die Meisterschaft des Seins

Подняться наверх