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Stress ist pures Gift


Abflug war um 7:15 Uhr, also klingelte der Wecker um 3:00 Uhr. Rechtzeitig kam ich am Flughafen Berlin-Tegel an und erwartete, dass Peter und ich die einzigen Fluggäste seien, doch weit gefehlt. Der Flughafen war voll mit Geschäftsmännern und eleganten Frauen in Kostümen, die alle nur mit Handgepäck reisten. Die haben wohl auch alle einen Termin in Rumänien und fliegen bald wieder zurück. Ich sah mir die Leute näher an, blickte in ihre Gesichter und beobachtete, was Stress mit der Haut, den Haaren, der Körperhaltung und den Gesichtszügen anstellen kann.

So will ich niemals aussehen!

Ich blickte auf die Uhr und fragte mich, wann Peter wohl auftauchen würde.

Soll ich ihn anrufen? Ist das nicht zu früh, um jemanden anzurufen? Auf der anderen Seite muss er ja wach sein, zumindest sollte er das. Ich rief ihn an, aber er ging nicht ran. Ich schrieb eine E-Mail, aber auch die blieb unbeantwortet. Mein Puls erhöhte sich, als das Boarding startete und Peter immer noch nicht zu sehen war. Ich versuchte ihn noch ein paar Mal zu erreichen, doch ohne Erfolg, also hob der Flieger mit mir, aber ohne Peter ab.

Was mach ich denn, wenn ich in Bukarest angekommen bin? Holt mich jemand ab? Wo muss ich hin? Wer ist in dem dortigen Büro mein Ansprechpartner? Sprechen die Kollegen dort nur Rumänisch oder Englisch? Und was mache ich dort überhaupt?

Blanke Panik beherrschte mich, denn Peter, mein Pate, hatte alle Unterlagen, kannte dort jeden Kollegen und wusste, welchen Auftrag wir dort zu erledigen hatten. Mir hingegen wurde nichts, aber auch rein gar nichts mitgeteilt.

Nach der Landung, ich schaltete gerade den Flugmodus aus, als das Telefon schon klingelte. Es war ein rumänischer Kollege, der halb Englisch, halb Rumänisch sprach und mir versuchte mitzuteilen, wo ich hinmusste. Also folgte ich den Anweisungen, nahm mir einen Mietwagen und fuhr anhand einer Straßenkarte durch die Millionenstadt. Die Straßen waren eine Katastrophe, der Verkehr eine Herausforderung und Passanten nach dem Weg zu fragen ein Ding der Unmöglichkeit.

Hätte ich doch nur mein Navi mitgenommen. Wo ist das überhaupt? Ach ja, das hat meine Ex ja auch geklaut.

Nach gut zwei Stunden kam ich endlich am Büro an. Dort wartete schon die ganze Abteilung in einem Meetingraum auf mich.

Wieso haben die das Meeting nicht schon einfach ohne mich angefangen? Ich bin doch eh nur Gast hier.

Alle starrten mich erwartungsvoll an. Nach einer gefühlten Ewigkeit durchbrach der Abteilungsleiter das Schweigen.

„Wann wollen Sie nun schließlich beginnen mit Vortrag?“

Zu meiner Erleichterung sprach der Abteilungsleiter ein bisschen Deutsch, doch das half mir in dem Moment nicht über meine Angst hinweg, die durch meinen Körper fuhr.

„Sie sich haben nicht gut bereitet vor? Peter sprach, dass Sie alle Unterlagen haben bei sich und ein erfahrener Kollege bist.“

Ich erklärte den Kollegen, dass dies mein zweiter Arbeitstag war, ich Peter nur zur Einarbeitung begleiten sollte und ich keine Ahnung hatte, was der Auftrag hier sein sollte. Sie stellten mir ein paar Fragen über die Anwendung von Projektmanagementtools und wie man das Controlling in dieser Abteilung optimieren könnte. Nach einem kurzen Blick in die erwartungsvollen und teilweise grimmigen Gesichter, nahm ich meinen privaten Laptop aus meinem Handgepäck und öffnete ein paar Ordner aus dem Masterstudium. Ich erklärte den rumänischen Kollegen alles was ich wusste, was mir einfiel und berichtete von meinen Erfahrungen, die ich in anderen Firmen bereits gemacht hatte. Ich schwitzte und war nervös bis zum Anschlag, doch zu meiner Überraschung waren die Kollegen schwer begeistert von mir und meinem Wissen. Erleichterung überkam mich und ein komisches Stechen im Magen. Was mag das nur sein? Warum habe ich denn nur solche Schmerzen?

Ein Blick auf die Uhr verriet mir den Grund. Es war bereits 21:00 Uhr und ich hatte nur einen Müsliriegel in aller Herrgottsfrühe gegessen. Getrunken hatte ich nur Kaffee und sonst gar nichts.

Bis zur totalen Erschöpfung

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