Читать книгу Falscher Einwurf - Christoph Rehm - Страница 6

Оглавление

Vorwort

Es war einer dieser Momente, die man niemals vergisst. Weil sie das eigene Leben schlagartig verändern. Von einem Augenblick auf den anderen. Ein einziger Anruf, ein einziger Satz, ein einziges Wort. Und nichts ist mehr, wie es einmal war.

Es war an einem Sonntag im August. Es regnete in Strömen, wir lagen mit 0:1 in Rückstand. Noch drei Minuten zu spielen, Abstoß für unser Team. Ich war die alleinige Spitze in meiner Mannschaft, tummelte mich hinter der gegnerischen Abwehrreihe, versuchte mich als stolpernde Version von Luca Toni. Weit außerhalb des Blickfeldes der Verteidiger wartete ich auf den langen Pass über die Viererkette, startete im richtigen Moment, nutzte anschließend meinen Bewegungsvorsprung und lupfte den Ball über den herausstürzenden Torwart in die Maschen. Ein Traumtor. Zelebraler Jubel. Ich riss das Trikot vom Körper, warf mich in den Schlamm, suhlte mich im Rausch der Endorphine.

Abseits.

Der komplette Sportplatz verfiel in schallendes Gelächter. Häme von den siebzehn Zuschauern. „Zwölf Meter Abseits, Christoph! Herzlichen Glückwunsch! Neuer Rekord!“ Die Mitspieler wandten sich beschämt ab, der Schiedsrichter schüttelte fassungslos den Kopf, der Trainer stellte lautstark meinen Geisteszustand in Frage. Mein Auftritt war eine einzige Peinlichkeit.

Was niemand von ihnen wusste: Bei einem Abstoß gibt es kein Abseits. Mein Tor war völlig regelkonform. Sämtliche Anwesenden lagen mit ihrer Einschätzung komplett falsch. Doch letztlich spielte das überhaupt keine Rolle. Der Sportplatz hatte sein Urteil gefällt. Diskussion überflüssig. Und ohne darüber nachzudenken, wusste ich von diesem Moment an, dass ich niemals eine Chance haben würde, mich gegen all die Regeln und Prinzipien auf einem Ascheplatz zu stellen. Egal, ob sie nun richtig waren oder falsch – ich musste sie akzeptieren: Die ganz eigenen Gesetze der Kreisliga.

Viel Spaß beim Lesen.

Falscher Einwurf

Подняться наверх