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Vor dem ersten Unterrichtstag
Sich auf den neuen Auftrag vorbereiten
Sie verfügen über ein breites Wissen und Können in Ihrem Fachgebiet. Sie haben sich eingehend mit den Lehrplänen und Lehrmitteln beschäftigt und wissen, wo Sie am ersten Tag ansetzen können. Wie können Sie sich nun auf den ersten Schultag vorbereiten?
Auf vier Bereiche gehen wir in diesem ersten Kapitel ein:
Vor dem Unterricht Die Lernenden diskutieren miteinander, erzählen und tauschen Erfahrungen aus, (häufig) auch zu Themen, die nichts mit dem Unterricht zu tun haben – gute Beziehungen unter den Lernenden sind von großer Bedeutung für »Klassengeist« und Lernklima.
Die Klassenliste studieren
Von der Schulverwaltung erhalten Sie eine Klassenliste. Ihr entnehmen Sie, wie viele Lernende die Klasse zählt, wie sie sich auf die Geschlechter verteilen, woher sie stammen und wo sie wohnen. Vielleicht wurden bei der Einschreibung Tests durchgeführt und weitere Daten wie Vorbildung und Abschlussnoten erfasst, die Ihnen nun zur Verfügung stehen. Bei der Interpretation solcher Daten ist allerdings Vorsicht geboten, damit nicht bereits vor Unterrichtsbeginn Vorurteile und ablehnende Haltungen gegenüber einzelnen Lernenden entstehen. Durch eine neutrale Erwartungshaltung ermöglichen Sie den Lernenden einen guten Start. Dies wirkt sich positiv auf deren Motivation aus.
Wenn Sie sich schon vor Beginn des Unterrichts von Zwischenberichten und ungenügenden Vornoten beeinflussen lassen, werden Sie die Lernenden auch entsprechend wahrnehmen. Erwartungen neigen dazu, sich zu erfüllen, und vor allem beeinflussen sie unser Verhalten unbewusst, sodass am Ende eintrifft, was wir erwartet haben: Der Kreis der sich selbst erfüllenden Prophezeiung schließt sich. Orientieren Sie sich also nicht an vergangenen Leistungen, sondern daran, wie sich Lernende in den ersten Wochen bei Ihnen im Unterricht zeigen.
Das Klassenzimmer erkunden
Für das Lernen ist die Lernumgebung sehr wichtig. Sie haben erfahren, in welchem Raum der Unterricht stattfinden wird. Es empfiehlt sich, einige Tage vor Beginn des Unterrichts Raum und Einrichtung zu erkunden, damit Sie Ihre Unterrichtsvorbereitungen auf die Gegebenheiten abstimmen können. Klären Sie rechtzeitig ab, welche Medien, Bücher, Arbeitsmittel und Nachschlagewerke Ihnen zur Verfügung stehen und auf welche Verbrauchsmaterialien wie Blätter, Hefte usw. Sie im Unterricht direkt zurückgreifen können.
An der Einrichtung und Gestaltung eines Klassenzimmers lässt sich gut erkennen, welche Unterrichtsformen angewandt werden. Besteht Ihr Unterricht hauptsächlich aus einer Kombination von Frontalunterricht und Einzelarbeit, so werden die Tische und Stühle in Richtung Lehrerpult ausgerichtet sein. Wird häufig in Partnerarbeit oder in Kleingruppen gearbeitet, so können die Tische zu Gruppenarbeitsplätzen zusammengeschoben werden.
Die Lehrerkolleginnen und -kollegen kennenlernen
Von der Verwaltung oder Ihren Vorgesetzten erfahren Sie, mit welchen anderen Lehrpersonen Sie die einzelnen Klassen unterrichten. Es ist empfehlenswert, sich mit den Kollegen und Kolleginnen vor Beginn des Quartals zu einer Besprechung zu treffen. Dabei können Sie Folgendes erfahren:
Was ist meiner Kollegin, meinem Kollegen im Unterricht wichtig?
Welche Unterrichtsformen bevorzugt sie oder er?
Können und wollen wir den Unterrichtseinstieg, die ersten Lektionen, den ersten Schultag gemeinsam gestalten?
Zeigen wir den Lernenden, dass wir ein Team sind oder dass wir eher eigene Wege gehen wollen?
Wollen oder müssen wir in absehbarer Zeit zusammen einen gemeinsamen Anlass organisieren, zum Beispiel einen Elternabend?
Eine gute Zusammenarbeit mit den Kollegen und Kolleginnen im Schulhaus ist sehr wichtig: Erfahrungen können ausgetauscht, neue Unterrichtsformen und -materialien zur Diskussion gestellt werden. Die Lernenden schätzen es, wenn die Lehrpersonen gut zusammenarbeiten und sich gegenseitig als Fachleute respektieren.
Den Unterricht planen
Der erste Unterrichtstag muss sorgfältig vorbereitet und geplant werden. Es ist vorteilhaft, wenn Sie sich zu Beginn mithilfe einer Sachstrukturanalyse klarmachen, welche Inhalte es zu vermitteln gilt und welche Bedingungen dabei berücksichtigt werden müssen. Mit zunehmender Erfahrung werden Sie allmählich die für Sie am besten geeignete Form finden, die Sachstruktur darzustellen (Mindmap, selbst erstelltes oder vorgegebenes Raster u. a. m.). Auch mit viel Unterrichtserfahrung ist es aber notwendig, sich die einzelnen Schritte schriftlich und chronologisch auf einem Blatt zu notieren.
Zur Unterrichtsvorbereitung gehört auch das Bereitstellen der Unterrichtsmedien und das Reservieren von Apparaten. An vielen Schulen gibt es Checklisten für den ersten Unterrichtstag, die Ihnen helfen, den administrativen Aufwand in Grenzen zu halten. Für die Unterrichtsplanung sind folgende Fragen hilfreich:
Was wird durch den Lehrplan vorgegeben (Ziele, Inhalte …)?
Welche Materialien stehen mir zur Verfügung (Lehrmittel, Nachschlagewerke …)?
Wie ist das erste Thema strukturiert? Was ist daran besonders wichtig?
Über welches Vorwissen verfügen die Lernenden wahrscheinlich?
Wie werde ich meinen Unterricht gliedern? Einleitung, Hauptteil, Schluss?
Mit welchen Arbeitsaufträgen kann ich die Lernenden dazu anregen, sich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen (→ Kapitel 2, »Anforderungen stellen«, Seite 23, und → Instrument 2.1, »Einen Arbeitsauftrag formulieren«, Seite 113)?
Wie kontrolliere ich die Lernfortschritte und gebe den Lernenden dazu eine Rückmeldung?
Denken Sie jetzt schon daran, dass nicht alle Lernenden für das Erarbeiten der Inhalte gleich viel Zeit und Unterstützung benötigen. Seien Sie deshalb zu Beginn achtsam, dass Sie die Lernenden nicht über-, aber auch nicht unterfordern. Wichtig ist ebenso, dass Sie Neues anhand konkreter Beispiele aus dem Erfahrungs- und Lebensfeld der Lernenden einführen, damit diese erkennen können, warum die Inhalte für sie bedeutsam sind.
Instrumente zu Kapitel 1
Vor der eigentlichen Unterrichtsplanung werden Sie zunächst die Lehrpläne studieren. Auf vielen Schulstufen existiert ein übergeordneter Lehrplan (Bildungsplan), in dem Sie die allgemeinen Vorgaben finden. Wie diese umgesetzt werden sollen, ist meist in Schullehrplänen ausgeführt. Alle diese Vorgaben sind für Sie verbindlich. In den Lehrmitteln finden Sie schließlich konkrete Beispiele für den Unterrichtsalltag.
1.2 Eine eigene Klassenliste erstellen
Ein wichtiger Grundsatz beim Erstellen der Klassenliste ist Transparenz. Gestalten Sie die Liste so, dass Sie sie auch den Lernenden zur Verfügung stellen können, und erheben Sie nur Daten, die Sie wirklich benötigen. Wir haben dazu ein Instrument gestaltet.
Buch, Seite 110
1.3 Eine Checkliste für den ersten Schultag entwickeln
Viele Schulen haben eigene Checklisten für den ersten Schultag. Einerseits sollen die Lernenden die neue Lernumgebung kennenlernen, andererseits sollen sie bereits erste Inhalte erarbeiten können. Es gilt, beide Anliegen in einer guten Balance zu halten. Wir haben dazu eine Hilfestellung entwickelt.
Buch, Seite 111