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Der erste Unterrichtstag
Den Lernenden einen guten Start ermöglichen
Als Lehrperson können Sie durch Freundlichkeit, verständliche Sprache, Klarheit und Transparenz dazu beitragen, dass die Lernenden den Einstieg gut meistern.
Zu den folgenden Fragen in diesem Zusammenhang mehr im zweiten Kapitel:
Die Lernenden freundlich begrüßen
Den Gesichtern einen Namen geben
Sich in der Schule orientieren
Nicht mit einem Test beginnen!
Detailvorbereitung
Der Ablauf der ersten Lektionen muss besonders gut strukturiert sein. Für die Lernenden ist es hilfreich, wenn Sie die Struktur der Einstiegslektionen für sie sichtbar machen, zum Beispiel an der Tafel. So können die Lernenden sich zu Beginn orientieren und erfahren, welche Arbeiten und Lernschritte auf sie warten. Sie selbst drücken sich knapp, klar und verständlich aus und schreiben nicht zu viele Punkte auf. Dann legen Sie alle Materialien bereit und prägen sich mithilfe der Klassenliste bereits einige Namen ein.
Abbildung 2-1 Informierender Unterrichtseinstieg
Die Lernenden freundlich begrüßen
Vor Beginn des Unterrichts warten Sie im Klassenzimmer auf die Lernenden und begrüßen sie freundlich. Vielleicht ergeben sich mit Einzelnen bereits kurze Gespräche. Eigene Fragen halten Sie noch zurück, Sie sollen nicht in die Rolle des Ausfragenden kommen. Dafür hören Sie zu und interessieren sich für die Anliegen der Lernenden.
Der erste Eindruck ist entscheidend. Die Lernenden nehmen wahr, wie die Lehrperson mit ihnen umgeht. Ein respektvoller Umgang in diesen ersten gemeinsamen Stunden ist wegweisend für ein gutes Unterrichtsklima. Die Lernenden werden auch die Lernumgebung kritisch mustern. Eine angenehme Lernumgebung mit einer klaren Ordnung und eine funktionale Einrichtung des Klassenzimmers wirken sich positiv auf Arbeits- und Lernhaltung aus.
Übergänge von einer Schulstufe in eine andere sind zwar spannend. Aber sie verlangen von den Lernenden immer auch ein besonderes Maß an Anpassungsleistungen: Es besteht Gefahr, dass man sich am neuen Ort zunächst nur schlecht zurechtfindet. Weisen Sie als Lehrperson zu Beginn kurz auf die Besonderheiten der neuen Schulstufe hin und zeigen Sie sich zuversichtlich, dass die Lernenden die Veränderungen meistern werden. Bieten Sie bei Fragen und Problemen Ihre Hilfe an.
Den Gesichtern einen Namen geben
Der Unterricht beginnt, Sie stehen zum ersten Mal vor diesen ganz unterschiedlichen Menschen, die sich nicht kennen und die Sie noch nicht kennen. Diese Situation empfinden auch erfahrene Lehrpersonen noch nach Jahren als besondere Herausforderung. Zu den Gesichtern gehören Namen. Stellen Sie sich als Erstes selbst mit Vornamen und Namen vor und sagen Sie etwas zu Ihrem Auftrag an der Schule. Fassen Sie sich kurz, Sie haben später noch genügend Gelegenheit, mit den Lernenden ins Gespräch zu kommen und etwas aus Ihrem Lebensumfeld zu präsentieren.
Anschließend teilen Sie den Lernenden eine Faltkarte aus, auf die sie ihren Vornamen und Namen schreiben. Die Lernenden stellen diese Karten in den ersten Tagen oder Wochen vor sich aufs Pult. Wenn Sie einen Lernenden ansehen, nehmen Sie zugleich die Informationen auf den Karten wahr. Das hilft Ihnen, sich die Namen einzuprägen. Die Lernenden werden bald auf die Tatsache aufmerksam, dass Sie sie mit ihrem Namen ansprechen können.
Sich in der Schule orientieren
Die Lernenden befinden sich in einer noch unbekannten Umgebung, oft auch an einem neuen Ort, an einer neuen Schule. Um Unsicherheiten abzubauen, brauchen sie Orientierung. Im Vorfeld haben Sie mit den Kolleginnen und Kollegen abgesprochen, wer die Aufgabe übernimmt, die Lernenden durch die Schule zu führen. Sie wissen, welche Orte und Räume Sie den Lernenden im Schulhaus zeigen wollen.
Nicht mit einem Test beginnen!
Klassen entstehen zum großen Teil nach dem Zufallsprinzip. Wenn mehrere Klassen gebildet werden können, stellt sich die Frage nach den Kriterien für die Klassenzuteilung. Oft wird versucht, durch die Bildung von Leistungsklassen homogenere Lernvoraussetzungen zu schaffen. Schon nach kurzer Zeit hat sich jedoch die vermeintliche Homogenität verflüchtigt. Die Gründe dafür sind vielfältig:
Die selbst konstruierten Tests, die zur Einteilung verwendet werden, sind wenig aussagekräftig und haben einen geringen prognostischen Wert.
Es wird versucht, ein aktuelles Leistungsvermögen festzustellen, aber als Lehrpersonen interessieren uns die Entwicklungsmöglichkeiten der Lernenden.
Lernen ist ein lebendiger Prozess und wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, die sich nicht einfach in einem Wissenstest am ersten Schultag erfassen lassen.
Für eher misserfolgsgeprägte Lernende ist ein Test ein ungünstiger Einstieg in einen neuen Abschnitt der Schullaufbahn. Ängste treten in den Vordergrund und erschweren die Konzentration.
Es verspricht deshalb mehr Erfolg, wenn Sie einfach von der Annahme ausgehen, dass die Lernvoraussetzungen der Lernenden in einer Klasse sehr unterschiedlich sind und dass in dieser Unterschiedlichkeit eine Chance und ein großes Potenzial liegen. Vor der Durchführung von Einstufungstests am ersten Schultag, auch wenn sie »Standortbestimmung« genannt werden, raten wir deshalb ab. Die Lernenden werden kaum ihr volles Leistungsvermögen zeigen können.
Beginnen Sie also mit dem Unterricht so, wie Sie ihn geplant haben. Wichtig ist, dass die Lernenden rasch zu selbstständigem Arbeiten kommen.
Ankommen und Einstimmen Der Unterricht beginnt: Die Lehrperson begrüßt die Lernenden und gibt die Ziele der Lektion bekannt.
Anforderungen stellen – einen ersten Arbeitsauftrag lösen
Nachdem Sie ins erste Thema eingeführt haben, bearbeiten die Lernenden selbstständig einen Arbeitsauftrag (→ Instrument 2.1, Seite 113). Ein guter Arbeitsauftrag ist schriftlich formuliert und hat einen mittleren Schwierigkeitsgrad. Die Lernenden können die Aufgabe nicht sofort lösen, sondern müssen zunächst verschiedene Überlegungen anstellen. Bringen Sie als Lehrperson zum Ausdruck, dass die Lernenden fähig sind, eine eigene Lösung zu finden, Verantwortung zu übernehmen und sich in Richtung des Zieles auf den Weg zu machen. Da Sie das Lernvermögen der Lernenden noch nicht einschätzen können, ist es in dieser Anfangsphase sinnvoll, die Aufgabe als Einzelarbeit vorzugeben.
Sobald die Lernenden den Auftrag bearbeiten, werden Sie erste Beobachtungen anstellen können und einiges über das Lernverhalten der Lernenden erfahren. Sie werden bald feststellen, welche Lernenden zu Ihnen nach vorne kommen, um sich zu vergewissern, ob sie den richtigen Weg eingeschlagen haben. Andere werden Ihre Hilfe nicht in Anspruch nehmen, auch wenn sie den Auftrag nicht richtig verstanden haben. Greifen Sie nicht gleich ein. Zeigen Sie sich zuversichtlich. Fordern Sie die Lernenden dazu auf, nach einer gewissen Zeit einzeln zu Ihnen zu kommen. Sie werden feststellen, dass der Umgang mit Heterogenität zu den zentralen Aufgaben des Lehrberufs gehört.
Durch die Analyse der Arbeiten, die Ihnen die Lernenden am Ende der Stunde abgeben, erhalten Sie erste Informationen, wo die Einzelnen stehen, welche Fertigkeiten, beispielsweise im Umgang mit Lesen und Schreiben, sie mitbringen und wo Sie bei der Vorbereitung der nächsten Lektionen ansetzen können.
Den Stoff ordnen
Die wenigsten Lernenden sind ohne Anleitung in der Lage, den Unterrichtsstoff systematisch zu ordnen. Bringen Sie zum Ausdruck, dass dies für das Lernen von hoher Bedeutung ist. Ungeordnete Blätterstapel machen niemandem Freude und belasten das Lernen. Lassen Sie die Lernenden notieren, was sie am nächsten Schultag für ihr Ordnungssystem mitbringen müssen: Art des Ordners, Register usw. Oft meinen Lehrpersonen, es sei nicht angebracht, den Lernenden für das Ordnen des Schulstoffes Vorschriften oder genauere Angaben zu machen. Tatsache ist, dass viele Lernende große Mühe damit haben. Geben Sie ihnen eine genaue Anleitung ab, wie sie ihren Ordner zu führen haben. Regelmäßige Kontrollen zeigen in den folgenden Wochen, ob die Lernenden ihr Lernen strukturieren können.
Rückschau halten – vom ersten Tag an
Planen Sie genügend Zeit ein, um mit den Lernenden schon am ersten Schultag über den Unterricht zu sprechen. Anhand der Struktur, die Sie im Klassenzimmer visualisiert haben, lässt sich Rückschau auf die Unterrichtseinheit halten (zur Rückschau ausführlicher → Kapitel 4, Seite 45). Anschließend können sich die Lernenden über den Unterricht äußern. Dazu einige Leitfragen:
Haben wir bearbeitet, was wir uns vorgenommen haben?
Was habe ich gelernt? Was war neu? Was war anders?
Wie war das für mich? Was hat mich gefreut? Was hat mich geärgert? Wie geht es mir am Ende der Unterrichtseinheit?
Ein kurzer Satz (Blitzlicht) zum Schluss genügt. Vergessen Sie nicht mitzuteilen, wie Sie selbst den Unterricht erlebt haben. Zeigen Sie sich zuversichtlich im Hinblick auf die weitere Zusammenarbeit.
Zur Rückschau gehören auch die persönliche Reflexion und die Nachbereitung. Notieren Sie zu jedem Unterrichtstag auf dem Blatt der Unterrichtsvorbereitung, welche Inhalte Sie bereits besprochen und welche Hausaufgaben Sie erteilt haben. Halten Sie auch Beobachtungen zu einzelnen Lernenden fest. Die Reflexion hilft Ihnen, bereits jetzt die nächsten Lektionen in den Grundzügen zu skizzieren. So ersparen Sie sich viel Zeit bei der Unterrichtsvorbereitung.
Instrumente zu Kapitel 2
2.1 Einen Arbeitsauftrag formulieren
Arbeitsaufträge erstellen Sie am besten immer nach einem bestimmten Raster. Ist der Arbeitsauftrag gut strukturiert und verständlich formuliert, so ergeben sich weniger Rückfragen an die Lehrperson. Verzichten Sie darauf, klar formulierte Arbeitsaufträge zusätzlich mündlich zu kommentieren. Alles Wesentliche steht im Auftrag.
Buch, Seite 113
2.2 Eine Unterrichtsplanung erstellen
Ein Formular, das sowohl der Unterrichtsvorbereitung als auch der Nachbereitung dient, ist äußerst hilfreich. Ein solches Formular ist Ausgangspunkt für die Unterrichtsvorbereitung der nächsten Lektionen.
Buch, Seite 116
Vorwissen aktivieren Erfahrungen der Lernenden zum aktuellen Thema werden gesammelt und geklärt.