Читать книгу Komplexe Dynamische Evaluation (KDE): Ein Instrument zur Optimierung des universitären Fremdsprachenunterrichts - Christoph Waldhaus - Страница 42
3.2.1 Evaluation vs. Evaluationsforschung, Programmevaluation und Evaluierung
ОглавлениеEin Grund, warum die Verwendung des Begriffes Evaluation oftmals unklar erscheint, ist, weil dieser in der Literatur nicht selten synonym zu anderen Begriffen wie Evaluationsforschung, Programmevaluation, Evaluierung etc. verwendet wird. Obwohl bereits Suchman (vgl. 1967) versuchte, eine klare Abgrenzung zwischen Evaluation und Evaluationsforschung herzustellen, konnte sich diese Bemühung in der scientific community bis dato nicht durchsetzen und auch in neueren Auflagen von Standardwerken (siehe z.B. Rossi/Lipsey/Freeman, 2004:6) werden diese Begriffe nach wie vor bzw. wieder weitgehend synonym verwendet.
Suchman (vgl. 1976) verstand unter Evaluation im Wesentlichen den Prozess der Beurteilung des Wertes eines Produktes, Prozesses oder Programms. Dabei sind seiner Ansicht nach keine systematischen und wissenschaftlichen Verfahren oder datengestützten Beweise zur Untermauerung einer Beurteilung nötig. Unter Evaluationsforschung hingegen verstand er die explizite Verwendung dieser wissenschaftlichen Methoden bzw. Verfahren bei einer Beurteilung. Auf diese Weise ist seiner Ansicht nach die Trennung zwischen einer reinen Behauptung und einer auf Beweisen basierenden Bewertung möglich. Für mich kommt diese erste Unterscheidung der Abgrenzung zwischen allgemeiner und wissenschaftlicher Evaluation gleich, auf die noch näher eingegangen wird (siehe 3.2.5).
Wenngleich der Ansatz von Suchman zweifelsfrei seine Berechtigung hat und ein erneuter allgemeiner Versuch sämtliche, mit Evaluation in Verbindung stehenden Termini klar zu definieren und voneinander abzugrenzen auch heute noch sehr sinnvoll ist, so kann bezweifelt werden, dass dieser Versuch aktuell mehr Erfolg hätte als jener von 1967. Daher wird dies im vorliegenden Buch nicht intendiert, sondern lediglich expliziert, was hier konkret unter den jeweiligen Begriffen im jeweiligen Kontext verstanden wird:
Evaluation wird in diesem Buch im Allgemeinen und in ihrer simpelsten Form als das Sammeln, Analysieren und Bewerten von Informationen gesehen und ist synonym zu Evaluierung. Letzteres wird als Nomen von evaluieren verstanden und wird dann verwendet, wenn explizit der Prozess des Bewertens vor dem Hintergrund bestimmter Kriterien betont werden soll. Dies kann bei einer allgemeinen Evaluation ohne wissenschaftliche Methoden erfolgen oder bei einer wissenschaftlichen Evaluation auf Basis dieser. Im Zusammenhang mit dem Kontext dieses Buches muss bereits hier darauf hingewiesen werden, dass im erweiterten Rahmen des pädagogischen Handelns bzw. der Optimierung von Lehr- bzw. Lernsituationen etc. weitere Definitionen von Evaluation folgen, sie jedoch im gegebenen Kontext erörtert und demgemäß an den jeweiligen Stellen angeführt und besprochen werden.
Das Ergebnis einer Evaluation wird hier nicht als Evaluation bezeichnet, sondern als Evaluationsergebnis bzw. Ergebnis der Evaluation. Unter Programmevaluation wird eine konkrete Form der Evaluation verstanden, die sich auf das Evaluieren eines Programms (z.B. eines Fremdsprachenkurses) bezieht.
Evaluationsforschung betont nicht nur den wissenschaftlichen Kontext einer Evaluation, sondern sie ist als eine eigenständige Wissenschaftsdisziplin zu verstehen (wenngleich sie in der Regel nur als Teildisziplin der Sozialforschung betrachtet wird), die sich der üblichen wissenschaftlichen Methoden und Techniken bedient, um wissenschaftliche Evaluationen zu beschreiben und durchzuführen. Sie stellt das theoretische Grundgerüst für professionelle Evaluationen zur Verfügung bzw. zieht sie aus den Ergebnissen von Evaluationen Rückschlüsse, auf deren Basis erneut Erkenntnisse gewonnen und verallgemeinert werden können, die in Folge eine Weiterentwicklung von Evaluation(-sforschung) ermöglichen. Daher wird dieser Begriff im vorliegenden Buch explizit nicht synonym zu Evaluation gesehen.