Читать книгу CHIARA GEHT IHREN WEG - Cinzia G. Agostini - Страница 11
Kapitel 7
ОглавлениеAnstatt in Trauer gefangen zu sein, zog in mir der Wunsch auf, nach Italien zu fahren. Nicht um Peter zu sehen. Bewahre! Es ging um mich! Abschalten! Ausruhen! Meine Aufträge waren abgearbeitet und Carlotta war noch immer mit Wibke im Urlaub.
In meinem Kopf wirbelte es nur so. Ab Freitag ist der Alte wieder in Deutschland. Gut! Was spricht dagegen, wenn ich Freitagnacht nach Italien fahre.
Der Plan, nahm immer mehr Form an.Ich ganz alleine, ohne Stress, ohne Hektik! Ich rief in meinem Lieblingshotel an und… hatte Glück!!! Es war noch ein Zimmer frei, für eine ganze Woche.
Wie sollte ich aber nach Italien kommen, nach meinem schweren Unfall mit Anfang zwanzig, fuhr ich nicht gerne so lange Strecken auf der Autobahn. Ach was, jetzt startest du durch, Chiara, das tut dir und deinem Ego gut!
Vielleicht erwischst du einen Autoreisezug bis München und von da bis zum Gardasee, ist es doch nur ein Klacks! Ich rief bei der Bahn an. Bingo! Es gab einen Zug, also musste ich fahren, so viel Glück, das konnte kein Zufall mehr sein.
Ich rief meine Putzfee an und bat sie dringend noch einmal Freitag zu kommen, da ich mich kurzfristig entschieden hätte zu verreisen. Es wäre schön, wenn sie mir behilflich sein könnte, da ich noch einiges im Geschäft zu erledigen hatte.
Dann rief ich den Vermieter des neuen Hauses an. Auch da hatte ich Glück!
Ich bekundete mein Interesse bezüglich seines Hauses und bat um einen Termin. Er sagte mir, er müsse nach Berlin, um das Haus abzunehmen, ob wir uns nicht dort treffen könnten. Daraufhin erklärte ich ihm, dass ich für zehn Tage unterwegs wäre, danach aber auch gerne zu ihm fahren würde. So verblieben wir.
Frohen Mutes schaffte ich noch meine Arbeit und konnte es kaum erwarten - nach Italien - zu kommen.
Dann endlich kam der Freitag, ich war völlig aufgewühlt und freute mich schon riesig. Die letzten zwei Tage hatte ich in Wibkes Haus geschlafen, da mir mein Haus auf den Zünder ging, ewig diese Äste. Manches Mal glaubte ich, ein böser Geist treibt sein Unwesen. Ich bekam nachts Angst und konnte nicht mehr schlafen.
Wibke rief täglich vom Urlaub aus an und so war ich stets auf dem Laufenden.
Als ich am Freitag zu mir nach Hause kam, begrüßte mich Anna, meine Putzfee. Sie hatte schon alles für mich herausgesucht. »Chiara! Heute Morgen habe ich Peter getroffen. Er sieht schlecht aus. Sehr durcheinander! «
»Gut so! Anna, der muss auch mal durch ein schwarzes Loch, nicht nur immer ich!«
»Ach Chiara, ich wünsche dir eine schöne Reise und solltest du einen tollen Italiener kennenlernen, nimm alles mit, was du kriegen kannst. «
Ich lachte.
»Du hast schon viel zu lange aufgehört dein eigenes Leben zu leben. Genieße die Zeit, sei tapfer und stark! Ziehe es diesmal durch, Peter ist es nicht wert, dass du traurig bist. Schau dich an, du bist klug, attraktiv, erfolgreich! Du kannst jeden Mann verzaubern. «
Das tat gut.
Ich drückte sie ganz doll, nahm meine Reisetasche und wollte zu Wibke fahren. Ich wollte jetzt nicht, Peter über den Weg laufen. Ein Impuls zog mich aber noch mal auf die andere Straßenseite. Ich wusste, dass Maurice aus Kreta zurück war und wollte ihm berichten.
Ich hörte in mich hinein…Ich wollte ihn sehen…Warum auch immer...
Also ging ich rüber, klopfte an seiner Tür, hörte ein: »Herein! «
Ich schaute ihn an, braun gebrannt war er. Er sah gut aus. Seine braunen Augen blitzten.
»Hallo, Maurice! «
»Hallo, Chiara! «
»Na, wie war dein Urlaub! Gab es noch einen netten Zimmernachbar? «
Er lachte.
»Nein! Der Urlaub war schön, ich bin getaucht und hatte viel Spaß, aber, wie geht es dir? «
»Stell dir vor, ich fahre in vier Stunden in Urlaub! «
»Was? «
»Ja, ich habe ganz spontan ein Zimmer bekommen, eine Fahrkarte für den Autoreisezug und starte nach Italien durch! «
»Chiara, was ist los? «
Ich erzählte ihm, was alles vorgefallen war und wollte gerne noch ein wenig mit ihm plauschen, als die Tür aufging. Es war Beate, die Nachbarin.
»Hallo, Chiara, hallo, Maurice, ich würde gerne einen Kaffee trinken. «
Schade! Dachte ich! Eigentlich wollte ich lieber mit Maurice alleine sein, aber manchmal kommt es anders, als man denkt.
»Na, Chiara, wie geht es dir? « fragte mich Beate.
Ich erzählte ihr kurz, was los war. Darauf meinte sie: »Ich denke mal, kaum bist du in Italien wird Peter, dich solange bedrängen, bis er drei Tage später ebenfalls da ankommt. Dann wird er alles daran setzen dich wieder zu überreden. «
Was sollte das denn? Ich schaute sie ungläubig an.
»Dann wirst du wieder dahinschmelzen und alles ist wieder beim alten. «
Was war denn mit Beate los? Das brauchte ich wirklich nicht, lieber wäre mir gewesen, sie hätte mich unterstützt und mir Mut zugesprochen. Ich beobachtete Maurice und sah, wie er bei den Ausführungen von Beate komisch guckte oder bildete ich mir das nur ein? Das war nicht ganz das, was ich mir so dachte, also verabschiedete ich mich und fuhr zu Wibkes Haus.
Dort erledigte ich noch einige Telefonate, dann wurde es Zeit zum Bahnhof zu fahren. Wie aufgeregt ich mich fühlte, wie ein kleines Kind. Ich war viel zu früh dran, genoss es aber zu warten. Mit Peter kam man immer auf den letzten Drücker. Langsam aber sicher machte der Counter des Bahnhofs auf. Einige Fahrzeuge waren schon vor mir da, es war Ferienzeit. Ich hatte wirklich Glück gehabt noch einen Platz ergattert zu haben.
Nun musste ich mein Auto auf den Reisezug fahren. Oh je, na ja, dann mal auf in den Kampf.
»Na, kommse Mal her, junge Frau, jetzt ganz langsam einschlagen jetzt nur noch geradeaus, gut so. «
»Prima, das wäre geschafft, das war heute sozusagen Premiere… «
»Na dafür war es sehr gut! «
»Dankeschön! «
Beschwingt nahm ich meine kleine Übernachtungstasche und wartete auf die Dinge, die da noch kommen sollten. Ich freute mich schon auf ein Abendessen im Zug, alleine, ich würde mir einen Rotwein bestellen und es mir richtig gut gehen lassen.
Die Zeit nutzte ich, um Wibke, anzurufen:
»Hallo, Wibke «,
»Hallo, Chiara, wie geht es – wo bist du, am Zug? «
»Ja, du stell dir vor, ich habe alles gemeistert, bin auf den Reisezug rauf, alles Klasse, wie geht es Carlotta? «
»Gut, sie hat zwar ein bisschen Heimweh und ich glaube, sie hat mitbekommen, dass irgendetwas nicht stimmt! «
»Mist! «
»Du genießt jetzt deinen Urlaub und mach dir keine Gedanken um Carlotta. Übrigens rate mal, wer angerufen hat? «
Ich konnte es mir denken, wer wohl, PETER! HILFE!!!
»Kann es sein, dass der Name mit ›P‹ anfängt? «
»Gut geraten, ja. Der Gute ist irgendwie ein bisschen neben der Spur, er hat das Gefühl, dass du etwas vorhast!«
»Da denkt er ja richtig! Du hast ihm aber nichts gesagt, oder? «
»Spinnst du? Natürlich nicht, du hast dir deinen Urlaub verdient! Rufe mich bitte morgen an, wenn du in Italien unterwegs bist! «
»Mach ich, grüße alle schön, drücke Carlotta von mir, sage ihr, dass ich sie ganz doll liebe! «
»Na klar! Alles Gute! Vor allen Dingen, gute Fahrt! «
»Ciao, ciao… «
Es dauerte nicht lange und der Zug fuhr ein, ich suchte mein Abteil, dann ging ich in den Speisewagen. Ich bestellte mir etwas zu essen und ein Glas Wein! Was für ein Fest. Mir ging es nach langer Zeit richtig gut! Ich fuhr in den Süden, dort, wo ich so gerne war. War alleine unterwegs und hatte all meine Arbeit geschafft. Ich freute mich, mal so richtig zu entspannen, das war ein tolles Gefühl.
Am nächsten Morgen, fuhr ich das Auto nach mehrmaligen Versuchen wieder auf die Straße! Ich hatte keine Landkarte oder gar ein Navigationsgerät dabei. Nichts! Dafür einen Batzen Selbstvertrauen!!! Der Weg zur Autobahn war gut ausgeschildert und dann ging es los. In Deutschland war schon super Wetter; es wurde immer schöner. In Österreich waren es dann schon 34 °C!
Wow! Das gefiel mir.
Als ich dann endlich, das italienische Schild passierte, schrie ich voller Vergnügen und war total happy. Am nächsten Rastplatz hielt ich an, kaufte mir erst einmal zwei CDs, Harry Black und italienische Schmusesongs. Ich machte das Dach meines Cabrios auf und genoss das super Wetter, hörte Harry Black und sang wie eine Wilde mit. Leider ging es nach einer Weile nicht mehr weiter, es war August und die Ferien hatten auch in Italien angefangen. Doch das war auch kein Problem für mich, ich wollte ja eh nicht so schnell fahren. Dann konnte ich mich, langsam an das Fahren gewöhnen. Ich fuhr total beschwingt und nach einer guten Stunde mitten im Stau, winkte mir bereits der erste Mann zu, der sich für mich interessierte. Er sprach mich auf Italienisch an.
Wohin ich wollte?
Ich versuchte ihm so gut es ging zu erklären, dass ich so gut wie kein Wort italienisch kann, ob er wohl englisch spricht. Er konnte englisch, so unterhielten wir uns, Auto an Auto und ich erzählte, wo ich hinwollte. Nach einiger Zeit löste sich der Stau auf, ich winkte ihm noch einmal zum Abschied zu.
Das Leben kann so schön sein, man muss gar nicht viel dafür tun, einfach nur loslassen. Wo hatte ich das denn schon mal gehört? Von meiner Freundin Caroline, die zu sagen pflegte: Wenn man loslässt, kommt alles wie von selbst! Sollte dies wirklich so einfach sein?
Mir ging es gut, ich hatte keine Sehnsucht nach Peter, ich freute mich, alleine zu sein! Ich konnte tun, wozu ich Lust hatte… Keine Sexakrobatik, kein Stress, keine schlecht inszenierte Laune! Ein völlig neues Lebensgefühl. Natürlich wusste ich, dass auf ein gutes Gefühl auch wieder eine negative Welle folgen kann. Darüber wollte ich mir erst wieder Gedanken machen, wenn die Welle auftauchte!
So fuhr ich gemütlich mit meinem Auto bis an mein Ziel. Es war traumhaft, der Himmel blau, nicht eine einzige Wolke. Ich kam am Stadttor der Altstadt an, meldete mich an und durfte passieren. Der Vorteil dieses Hotels, die absolute Ruhe, war der Lage auf einer Halbinsel, geschuldet. Kein Autoverkehr! Lediglich die Hotelbewohner hatten eine Ausnahmegenehmigung und durften mit dem Auto zum Hotel fahren, das heißt, Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe! Ich checkte ein, die Herren an der Rezeption kannten mich gut. Sie fragten, erst einmal, wie es mir geht. »Gut! Nun da ich in Italien bin, umso besser! Sie haben ja Traumwetter, ich will mich einfach nur erholen und genießen! «
»Wie geht es Ihrem Mann? «
»Also ehrlich gesagt, ist mir das egal, denn ich habe mich gerade getrennt und wollte mein neues Leben in Italien ausprobieren! «
»Oh, Verzeihung! «
»Kein Problem! Das konnten Sie nicht wissen! «
»Signora Schönfeld, wir haben leider kein Zimmer mehr zur Seeseite, es ist auch leider ein kleineres als sonst!«
»Kein Problem! Hauptsache, ich habe ein Zimmer bei Ihnen, ich freue mich, dass ich Glück hatte, überhaupt noch etwas zu bekommen! «
Ja! Das war meine heutige Einstellung: sich freuen! Nicht miesepetrig dreinzuschauen. Ich ging zum Zimmer, es stimmte, es war recht klein, aber es war sehr hübsch eingerichtet. Vor allen Dingen, ich war alleine und konnte tun und lassen, was ich wollte. Erst einmal schaltete ich den Fernseher ein. Wie ich diese Sprache liebte, ich nahm mir vor, endlich anzufangen italienisch zu lernen. Diese Sprache war ein solcher Genuss, wie Musik in den Ohren.
Ich rief Wibke an. Sie hörte sich sehr nervös an.
»Hallo, Wibke, ich bin gut angekommen, es ist traumhaft hier 37 °C, blauer Himmel, keine Wolke, einfach nur schön!«
»Chiara, du, es ist etwas passiert! «
»Ist etwas mit Carlotta? «
Mir wich prompt sämtliche Farbe aus meinem Gesicht.
»Nichts mit Carlotta! « Es entstand eine kurze Pause. »Peter! «
»Was ist mit Peter, hat er sich bei seiner Affäre verheddert! «
»Nein, schlimmer, er ist kurz vorm Herzinfarkt! «
»Was hat er denn? «
»Dein Vermieter vom neuen Haus, der hat ihn auf der Straße getroffen und hat gefragt, ob du zufällig noch da bist! «
Ich schrie auf, »Nein! SCHEIßE!«
»Ja, das kannst du laut sagen, er hat ihm alles brühwarm erzählt. Peter ist mehr oder weniger fast durchs Gartentor gefallen. «
»Ach, du meine Güte! Das darf doch nicht wahr sein, ich wollte nicht, dass er etwas erfährt. «
»Er hat mich natürlich gleich angerufen und mir gesagt: ›Stell dir vor, Chiara macht Ernst, sie hat sich schon ein Haus angeschaut, direkt in der Parallelstraße‹ und ich sagte nur: NEIN! Ich tat so, als wenn ich nichts wüsste, man muss ihm ja nicht alles auf die Nase binden, oder? «
»Nein, natürlich nicht, aber, dann weiß er ja auch, dass ich weg bin! «
»Ja, er hat mich gefragt, ob ich wüsste, wo du bist? Ich habe ihm gesagt, dass du mir nichts gesagt hast. «
»Gut gemacht, Wibke, dann kann ich noch ein bisschen Zeit rausschinden, oh Mann, was mache ich nur, jetzt wird er völlig durchdrehen! «
»Also ich glaube, der hat jetzt einen echten Dämpfer bekommen, der hörte sich nicht so an, als würde er dir Vorwürfe machen. Ich würde eher darauf tippen, dass er sich vor Angst in die Hose macht, weil du so weit gegangen bist. «
»Wenn du meinst! «
»Meine ich! «
Wir unterhielten uns noch eine Weile, aber in meinen Gedanken fuhr alles nur noch Achterbahn. Ich wollte doch meine Ruhe und bestimmt keine Gespräche, ganz sicher nicht jetzt! Ich verabschiedete mich und zog es vor, erst einmal unter die Dusche zu gehen, um mich etwas abzukühlen.Es war sehr angenehm. Als ich fertig war, holte ich den Bademantel heraus und setzte mich erst einmal aufs Bett, um einen Plan zu fassen. Mir kam aber kein klarer Gedanke. Tief durchatmen! Jetzt machst du gar nichts. Ich saß noch fünf Minuten regungslos da, da schoss mir Maurice durch den Kopf. Maurice, den wollte ich jetzt anrufen und ihm sagen, dass ich gut angekommen bin.
Maurice, Maurice, Maurice... Immer wieder kam mir dieser Gedanke.
Erst einmal suchte ich seine Telefonnummer und wählte. Es klingelte, einmal, zweimal, nach dem dritten Klingeln hörte ich: »Unterseer! «
»Hallo, Maurice, hier ist Chiara, ich bin gut angekommen. Es ist hier einfach traumhaft, super Wetter, blauer Himmel, keine Wolke und die Leute im Hotel sind wie immer wunderbar! Wie ist das Wetter bei euch?«
»Gut, Chiara, es ist schön, heute ist es richtig warm, ich sitze gerade mit einem Freund auf der Terrasse. «
»Gut Maurice, dann wünsche ich dir noch einen schönen Tag, mach’s gut! «
»Ciao Chiara, viel Spaß! «
»Ja danke, dir auch eine schöne Zeit! «
Danach telefonierte ich meine Freunde ab, damit sie sich keine Sorgen machen mussten. Nach einer Stunde war ich fertig, packte ein Buch aus und fing zu lesen an. Einen Krimi! Nach drei Stunden verspürte ich langsam ein Hungergefühl, etwas essen, ja, das wäre gut, aber alleine in die kleine Altstadt, darauf hatte ich momentan keine Lust. Ich rief bei der Rezeption an und fragte, ob ich im Hotel, essen könnte.
»Keine Problem, Signora Schönfeld, um wie viele Uhr, würden Sie essen wollen?«
Ich sah auf die Uhr, es war kurz nach acht, »Geht es so gegen neun? «
»Ja, keine Problem! «
Toll! Ich freute mich.
Jetzt konnte ich mich langsam vorbereiten, ich wusch meine Haare, suchte mir etwas Schönes zum Anziehen aus und ging runter. Vor dem Essen wollte ich noch einen Spaziergang machen. Die Luft war einfach unwiderstehlich. Es roch so gut! Es war noch warm. Von weitem sah ich wie das letzte Schiff ablegte. Ich genoss diesen unbeschreiblichen Ausblick auf den See. Hier konnte man sich nur wohlfühlen. Wenn ich es schaffen würde meine Arbeit anders einzuteilen, würde ich gerne hier an diesem Fleckchen ein zweites Zuhause haben wollen. Die Menschen sind so offen, temperamentvoll, freundlich. Es war hier einfach unbeschwerter. Bei dem Klima auch kein Wunder! In Deutschland musste man sich schon freuen, wenn das Thermometer im Sommer mal zwei Wochen am Stück mehr als 23 °C anzeigte. Die letzten Sommer in Deutschland waren nicht nach meinem Geschmack gewesen.
Schon so spät? Gleich neun!
Rasch ging ich zurück zum Hotel. Im Restaurant wies der Kellner mir einen Tisch auf der Terrasse zu. Der Blick auf den See war traumhaft. Es war wie im Märchen. Schnell schaute ich in die Karte, alles hörte sich so gut an. Ich entschied mich für ein Menü, bestellte eine gute Flasche Rotwein. Mit der Hotelangestellten kam ich ins Gespräch, eine unbeschreiblich nette Frau, es machte Spaß. Das Essen kam und es war ein absolutes Gedicht. Ich genoss es, ach, das Leben kann schön sein, man muss es nur zulassen.
Ja, es kann schön sein. Da meldete sich die andere Stimme in mir: Aber…Ein paar hundert Kilometer von Zuhause entfernt ist natürlich immer alles einfacher, das wusste ich natürlich auch. Nein! Ich wollte keine dunklen Gedanken aufkommen lassen! Ich freute mich wieder unter den Lebenden zu sein und einfach mal den eigenen Bedürfnissen nachzugehen.
Als ich wieder nach oben auf mein Zimmer ging, bemerkte ich die Wirkung des Weines. Ich hatte gut und gerne eine halbe Flasche geleert, mein Gang war nicht mehr so gerade. Frohen Mutes ging ich in mein Zimmer, zog mich aus, legte mich ins Bett, doch es begann eine wilde Fahrt, oh, oh, ein Schluck zu viel. Erst einmal an die Minibar und ein Wasser raus, nach einer halben Stunde ging es bereits besser. Ich schaltete den Fernseher an und schlief irgendwann ein.
Am nächsten Morgen wurde ich durch Sonnenstrahlen wach, die auf meinem Gesicht umher hüpften. Ich blinzelte und schaute mich erst mal um. Ja! Ich war in Italien, ganz alleine mit dem Auto, welch tolles Gefühl! Es ging mir richtig gut. Ich stand auf, ging ins Badezimmer unter die Dusche. Dann zog ich mir etwas Legeres über und ging los. Als ich nach unten kam um frühstücken zu gehen, sah ich wieder diese nette Hotelangestellte, die sofort auf mich zukam: »Guten Morgen, wie geht es Ihnen! «
»Danke gut, ich habe fantastisch geschlafen! «
»Was wollen Sie heute Schönes machen? «
»Am liebsten einfach einmal ganz faul sein, mich auf eine Liege am Pool legen, ein Buch lesen und den Tag, so schön wie er ist, auf mich wirken lassen. «
»Das hört sich gut an. «
»Das finde ich auch. «
Mit meinem Frühstücksteller in der Hand setzte ich mich auf die Terrasse und bestellte mir einen caffè con latte.
Was für eine Aussicht, was für ein Land! Von weitem sah man den See, die Morgensonne glitzerte auf das Wasser. Die anderen Gäste nickten mir zu, sie wirkten freundlich und nett, welch eine Freude. Dann fiel mein Blick auf den Pool noch war er menschenleer. Voller Vorfreude auf den heutigen Tag, biss ich von meinem Toast ab. Heute wollte ich mir einen schönen Tag machen, schwimmen gehen und ansonsten nur Dinge unternehmen, die mich entspannen und erholen. Nach dem Frühstück ging ich noch einmal auf mein Zimmer und rief Wibke an. »Hallo, Wibke! «
»Hallo, Chiara! «
»Wie geht es euch, Wibke, was macht Carlotta, was habt ihr für Wetter? «
»Uns geht es gut, wir haben gerade gefrühstückt, die Kinder wollen raus und spielen gehen. Carlotta wollte Maja doch noch mal ihre Puppe zeigen. Die beiden verstehen sich prächtig, da brauchst du dir gar keine Sorgen zu machen. Etwas gibt es… « Für einen Moment war Stille, ich dachte schon, die Leitung sei unterbrochen, da fuhr Wibke fort: »Peter hat schon wieder angerufen, ob ich wohl wüsste, wo du bist, ich habe ein bisschen rumgedruckst. Du kennst mich doch, ich weiß immer nicht, wie ich mich verhalten soll. Ich habe ihm gesagt, ich werde dich fragen, ob du möchtest, dass ich es ihm sage… damit, war er erst einmal zufrieden. «
»Gut Wibke! Nein, sage ihm mal noch nichts. Ich möchte heute noch keine Anrufe von ihm haben. «
Das fehlte mir noch!
»Mein Handy stelle ich auch erst einmal aus, damit ich nicht in Versuchung gerate ein Telefonat entgegennehmen zu müssen. Kannst du mich verstehen? «
»Natürlich kann ich dich verstehen! Du brauchst nicht weit über Tausend Kilometer fahren, um dir den Stress gleich wieder anzutun. Recht hast du, genieße deine Freiheit, mach dir einen schönen Tag und denke daran, Carlotta geht es gut! «
»Danke, Wibke, habe vielen, vielen Dank, ich mache es wieder gut bei dir! «
»Na, hör mal, unter Freunden! Gar nichts musst du gut machen genieße einfach mal dein Leben. Mach das, wozu du Lust hast! Du musstest oft genug das tun, was andere wollten, nun dreht sich mal der Kreisel in die andere Richtung. Ciao, mach es gut! «
»Ciao, Wibke! Alles Gute! Drücke Carlotta von mir und gebe ihr bitte ein paar extra Küsse! «
Dann legte ich auf.
Wozu hatte ich Lust? Erst einmal eine Zigarette rauchen, das war ja auch so etwas, was Peter absolut unmöglich fand. Na und! Ich will ja nicht sagen, dass ich nicht weiß, dass es schädlich ist, aber ich finde es toll, mal das zu machen, was er nicht will. Ich zog an der Zigarette, es tat gut. Danach setzte ich mich hin, suchte meine Bikinis heraus, nahm ein Buch. Ich stellte mein Handy offline, damit ich ungestört Musik hören konnte. Vorsorglich hatte ich mir ein paar schöne softe Songs heraufgeladen. Dann ging es ab zum Pool, dort suchte ich mir ein schönes sonniges Plätzchen aus, nahm das Badetuch und legte mich ganz gemütlich hin. Mein Blick wanderte über den Pool, auf die Olivenbäume und auf den wunderschön angelegten Garten, ich fühlte mich pudelwohl. Zur Unterhaltung hatte ich mir einen Krimi mitgenommen und fing ganz begierig an zu lesen. Das Buch war so spannend, dass ich es verschlang. Nach einer guten Stunde hatte die italienische Sonne es gut mit mir gemeint. Dringend benötigte ich eine Abkühlung und ging in den Pool! Im ersten Moment war das Wasser recht kühl, aber das dauerte nicht lange, nach den ersten zehn Zügen erfrischte es mich und es tat mir gut. Ich schwamm den Pool auf, ab, das ganze machte ich weitere zehnmal. Dann legte ich mich wieder auf meine Liege. Ich schloss die Augen, nahm mein Handy und lauschte der Musik.
Plötzlich hatte ich das Gefühl zu schweben, so schön war der Augenblick, es war wie im Paradies. So träumte ich vor mich hin, schlief nach einer Weile zufrieden ein. Als ich wieder aufwachte, bekam ich ein Hungergefühl. Zufällig kam ein Kellner vorbei, ich bestellte Lemon Soda und ein Panini mit Käse und Schinken. Nach einem kurzen Moment kam meine Bestellung, es war ein Genuss.
Ja! So toll, hatte ich es mir nicht mal in meinen kühnsten Träumen vorgestellt. Es war das Beste, was ich machen konnte, einfach einmal die Seele baumeln lassen. Ach Chiara, warum hast du dir das nicht schon einmal eher gegönnt?
So träumte, las und schwamm ich den ganzen Tag. Ich fühlte mich glücklich und zufrieden, ein Zustand, den ich so gar nicht kannte. Ich war in meiner Mitte angekommen.
Am späten Nachmittag ging ich auf mein Zimmer, legte mich auf das Bett und schaltete den Fernseher ein. Ich schaute ein paar Video Clips, zappte noch ein bisschen herum und kam plötzlich auf einen deutschen Sender. Es lief gerade eine Game Show. So verging die Zeit, ich hatte keine Möglichkeit über irgendwelche Dinge nachzudenken. So gut ging es mir.
Am Abend machte ich mich fertig und beschloss wieder im Hotel auf der Terrasse essen zu gehen.
Am nächsten Tag wollte ich in die Altstadt, ich bin ja eine Frau! Und was für eine! Ich kann selten an den Boutiquen vorbei, schon gar nicht in Italien. Du meine Güte, die hatten aber auch wieder schöne Sachen, schnell wurde ich fündig. Nach einem Rundgang in der Altstadt hatte ich bald wunderschöne Sachen in meinen Taschen. Im Hotelzimmer probierte ich alles an und freute mich sehr über meine Errungenschaften.
Dann kam der entscheidende Moment, ich stellte mein Handy online. Schließlich hatte ich in Deutschland eine Firma, ich hatte es schon fast vergessen. Ich rief an, meine Damen sagten mir aber, es sei alles in Ordnung. Sie meldeten sich nur, wenn es brennt, ich sollte auf gar keinen Fall an die Firma denken. Das ging alles, auch mal gut ohne mich, das Wichtigste: Ausruhen und das tun, wozu ich Lust hatte.
Das waren gute Nachrichten!
Ich konnte mein schlechtes Gewissen, welches dann doch immer mal wieder zum Vorschein kam abschalten. Sehr angenehm, wenn man sogar noch die Bestätigung bekommt, mal nichts tun zu müssen.
Meine Shoppingtour am Vormittag machte mich hungrig. In der Stadt gab es eine tolle Pizzeria, mit einer der leckersten Pizzen, die man sich nur vorstellen kann. Dazu wollte ich einen Salat essen und ein Glas Weißwein trinken. Am Mittag sollte man lieber noch nicht aufs Ganze gehen.
So vergingen die nächsten beiden Tage wie im Flug! Ich telefonierte regelmäßig mit Wibke, sprach mit Carlotta und ließ es mir gut gehen.
Und dann passierte es, ich hatte auf meinem Handy eine Nachricht.
Absender: Peter! »Was machen wir mit dem Geburtstag von Carlotta? Fahren wir beide zu Wibke und besuchen sie, oder was hast du vor? «
Darauf musste ich - wohl oder übel - antworten! »Kann leider nicht zu Carlotta! Bin gerade im Urlaub! «
Das war kurz und prägnant, ich wollte keinen Schmalz.
Es kam eine Antwort, schneller, als mir lieb war. »Wo bist du denn? Kann ich dich vielleicht abholen und wir fahren zusammen zu Carlotta? «
Ach, du meine Güte, dachte ich, was soll`s, den Sprung nach vorne.
»Ich bin in Italien und komme erst in einer Woche wieder zurück! «
Es dauerte nicht lange...»Wo bist du?? In Italien?? «
»Ja! In Italien! «
Dann war erst einmal Funkstille, wahrscheinlich hatte der Gute einen Herzstillstand erlitten und der Notarzt musste sich über ihn beugen! Auch gut! Nach einer Viertelstunde klingelte mein Handy. Es war Wibke. Sie kam sofort zur Sache. »Chiara, also eben war Peter am Telefon! Er hat sich fast überschlagen! Er fragte mich, ob es stimmt, dass du in Italien bist? Ja, es stimmt! Darauf er: ›Wie du denn dort hingekommen bist?‹ Na, mit dem Auto, sie hat doch schließlich so ein tolles Cabrio. Italien und Cabrio, das passt. Dann hörte ich nichts mehr, ich dachte er sei umgefallen, ich rief immer in den Hörer, Peter, Peter… Hallo bist du noch da? Er fragte mich, stell dir mal vor, Chiara, er fragte mich allen Ernstes, wer dich wohl gefahren hat? «
»Nein! Ich halte es nicht aus! «
»Doch! Er glaubt, du hast jemanden kennengelernt, du würdest doch nie alleine mit einem Auto bis nach Italien fahren! Da musste ich erst einmal noch eins draufsetzen und habe ihm erzählt, wie toll du alles gemeistert hast. Mit der Eisenbahn, dann offen mit dem Auto über den Brenner. Die Männer haben dir alle zugewinkt, doch du bist, ganz souverän, bis zum Hotel. «
»Wibke, das kannst du doch nicht machen, nachher verliert er vor Schreck noch seine Potenz! Arme Jane! «
Ich musste so lachen, dass mir die Tränen runter liefen. Es war zu komisch! Mein lieber Peter entdeckte nun plötzlich ganz neue Seiten an Chiara, die er ja immer so sterbenslangweilig fand, dass er immer auf Abwegen gehen musste. Jetzt das! Ich denke, das erschütterte sein Weltbild mächtig. Sollte es ja auch, die alte Chiara ist tot, es lebe die neue Chiara! Darauf wollte ich schon fast einen Rotwein aufmachen, aber es war noch nicht mal Nachmittag. Wibke und ich sprachen noch eine Weile, da piepte mein Handy wieder, es gab eine neue Kurznachricht: »Wibke! Ich muss mal schauen, es kommt eine Nachricht durch, ich rufe dich wieder an! «
»Ok, aber nicht vergessen, ist echt spannend! «
»Na klar, Wibke, ich melde mich bei dir! Ciao! Grüße bitte Carlotta! «
Da kam die neue Nachricht: »Wo bist du? Im Olivi? Wo ist denn das Cabrio? «
Er hatte es noch immer nicht verstanden, da musste ich ihm wohl mal ein bisschen helfen. »Das Cabrio, steht auf dem Hotelparkplatz, vor dem Hotel Olivi, denn ich bin mit dem Auto hierhergefahren!«
Und schon wieder piepte es…»Das glaub ich nicht, was ist los, du bist mit dem Auto gefahren? «
Schnellmerker! Und das, nach gerade mal fünf Nachrichten! Unglaublich!!
Dann kamen noch unzählige Nachrichten, warum und wie, und überhaupt! Er bereute… Es ist alles ganz blöd und nun nachdem ich weg bin, stellt er erst einmal fest, was ihm fehlt! Er hat erkannt viele Fehler gemacht zu haben, er würde dies so gerne wieder gut machen… er hofft, dass es noch nicht zu spät ist. Und so weiter, und so weiter. Ich muss mal sagen, zu diesem Zeitpunkt war ich dann doch schon ganz schön durcheinander, aber, ich wollte ihn schon noch zappeln lassen. Zu tief waren die Verletzungen, die er mir zugefügt hatte. Ich schrieb ihm dann eine Nachricht: »Jetzt brauche ich etwas Ruhe, bis morgen! «
Ich schaltete mein Handy aus. Ging im Gedanken alles durch und war ziemlich aufgewühlt. Was sollte ich nur tun, noch mal eine Chance, die einhundertsiebenundneunzigste? Oder, mein Ding weiterhin durchziehen. Das wollte alles gut überlegt werden, Gefühle hatte ich noch, das war klar, sonst hätte es mir ja auch nicht so wehgetan! Reichte das aus, um alles zu vergessen?
Ich dachte nach…Nein, Chiara! Heute ist nicht der Zeitpunkt darüber zu entscheiden, das kannst du immer noch morgen machen. Heute wird gegessen und getrunken und du setzt dich auf die Terrasse und machst gar nichts. Ende – Aus.
Das tat ich auch, und es ging mir gut dabei. Es war ein toller Abend, ich kam mit einigen Engländern ins Gespräch. Eh ich mich versah war es morgens um eins und mein Bett rief. So ging ich in mein Zimmer! Neugierig, wie Frauen nun einmal sind, schaltete ich dennoch mein Handy ein… nur einmal schauen…
Drei Nachrichten! Ich schaute sie mir an.
Ein völlig verzweifelter Peter, der es gar nicht mehr aushielt, mit mir zu sprechen. Der alles zutiefst bedauerte und der am allerliebsten sofort mit einem Zug gen Süden gefahren wäre um seine Chiara in die Arme zu nehmen. Gut, dachte ich! Darauf kannst du auch noch morgen früh antworten. Ich ging zu Bett und fühlte mich phantastisch, also offensichtlich stimmt das mit dem Loslassen doch! Ehe ich noch darüber nachdenken konnte, war ich schon tief und fest eingeschlafen.
In meinen Träumen ging es hoch her. Peter und Carlotta, wie sie mit mir zusammen saßen, ich wirkte glücklich… im nächsten Moment… Carlotta und ich alleine, sie weinte, bedrückt sagte sie: ›Papa fehlt mir!‹ Gestikulierend schoss Wibke um die Ecke… Es war alles wild durcheinander, meine Gefühle glichen im Traum einer Achterbahnfahrt!
Am nächsten Morgen wurde ich durch mein Handy wach. Ich hatte vergessen es auszuschalten.
Eine neue Nachricht. Aha, dachte ich, es geht weiter, warum nicht, schauen wir mal, was es Neues gab.
»Chiara, ich liebe dich! Bitte vergib mir meine Fehler, ich brauche dich, alles was du willst, mache ich, aber bitte, gib uns eine Chance! «
Tja, was sollte ich sagen? War Jane nicht mehr so gut bei den akrobatischen Übungen oder sollte es tatsächlich so sein, dass Peterle ein bisschen zum Nachdenken gekommen war. Stellte er fest, dass ich mit dem, was ich machte, nicht so verkehrt lag. War es das?
Ich wollte aber noch keine Entscheidung treffen, ich wollte erst einmal frühstücken, das hatte ich mir verdient. Danach wollte ich Wibkes Rat einholen und hören, was sie so zu sagen hat. So machte ich mich fertig und ging zum Frühstück. Es gab guten caffè con latte, einen Toast, ich aß mit viel Schwung. Ja, Schwung! Den hatte ich bekommen, nicht mehr über alles nachdenken müssen, sondern Schwung haben, das war es. Frohen Mutes ging ich auf mein Zimmer, also was wollte ich nun, eigentlich hatte ich schon eine Idee, aber ich wollte mit Wibke sprechen. »Hallo Wibke! «
»Hallo Chiara, wie geht es? «
»Gut! «
»Was ist los, ich höre an deiner Stimme, dass etwas passiert ist! «
»Ja! Wie soll ich anfangen, also ich habe, ich weiß nicht genau, wie viele Nachrichten bekommen, aber zwanzig, werden es wohl sein! «
»Wow, sag bloß und ich rate richtig, wenn ich davon ausgehe, dass der Absender, Peter, ist? «
»Jaaaaa! «
»Ich rate mal weiter, er will zu dir? «
»Wibke, du hast mit ihm gesprochen? «
»Was denkst du? Das Telefon steht hier nicht mehr still, er ist total fasziniert von seiner neuen Chiara! Er sagte:› Er glaubt, das hätte er mal gebraucht.‹ Also, das mit dem Haus, du weg und nicht mehr da! «
»Ach, Wibke, aber ich weiß nicht so recht… weißt du, Chancen hatte er ja mehr als genug, ich bin mir nicht sicher… ich habe, wie sagt man so schön, keinen Bock, auf weitere Enttäuschungen! Jetzt geht es mir gut, aber ich habe auch Abstand. Sollte wieder alles von vorne anfangen, schaffe ich erneut den Absprung? Es kreisen viele Gedanken durch meinen Kopf. Er hat mich sehr verletzt. Nicht nur einmal! Du weißt, wie er sein kann. Ja, ich habe noch Gefühle für ihn! Reicht das aus? Die Verletzungen haben viele Gefühle getötet, aber es ist noch etwas da. «
Dann erzählte ich ihr von der Sequenz meines Traums, als Carlotta erbarmungslos weinte.
»Carlotta weinte so sehr, mir brach es mein Herz, sie wirkte unendlich traurig! «, ich schluckte und dachte dabei:
Bin ich womöglich egoistisch? Langsam wurde ich unsicher! Ich sagte Wibke: »Ich fühlte mich so schlecht dabei. Mir fiel meine eigene Kindheit wieder ein. Ich will ihr doch nicht wehtun! «
»Chiara, meine Liebe, wenn du das Gefühl hast, du müsstest es noch einmal versuchen, dann mache es! Ich denke, sollte er es nicht verstanden haben und nochmals auf deiner Seele rumtrampeln, wirst du es auch ein nächstes Mal schaffen. Dann sind deine Gefühle, vielleicht komplett erloschen, dann gibt es auch kein Zurück mehr, verstehst du, was ich meine? «
»Ja, ich verstehe, also was soll ich tun? «
»Warte ab. Lass alles auf dich wirken. Dann entscheide nach deinem Herzen! Ok?«
»Ok, Wibke! Danke! Was macht Carlotta? «
»Ihr geht es gut, mache dir bitte keine Gedanken, finde zu dir selber und überlege, was du tun willst. Das ist jetzt das Wichtigste, alles klar! «
»Alles klar! Ich habe dich lieb, Wibke! «
»Ich dich auch, Chiara, aus tiefstem Herzen! «
Schön zu wissen, dass ich Menschen an meiner Seite habe, die für mich da sind.
Eine neue Nachricht kam, als ich auflegte: »Liebe Chiara, ich habe mir einen Zug herausgesucht, ich kann morgen Mittag gegen 13 Uhr in Verona sein, möchtest du mich sehen? Holst du mich dann ab? Vorher bitte ich dich an die Rezeption zu gehen! Warte bitte ab, bis du mir Antwort gibst! «, da klopfte es an meiner Zimmertür, es war Sergio. »Signora Schönfeld, ich habe ein Fax für Sie. «
»Vielen Dank! «
Was war das? Ein Abschiedsbrief an Jane?
Hallo Jane,
ich habe über alles nachgedacht und ich finde, ich sollte ehrlich zu dir sein! Ich liebe meine Familie, meine Tochter Carlotta, aber auch wenn es dir jetzt wehtut, ich liebe meine Frau Chiara! Ich möchte und kann ohne sie nicht leben. Die Zeit mit dir war schön, aber wir wissen doch beide, dass wir keine Zukunft haben.
Ich könnte dein Vater sein! Ich wäre nie ganz bei dir, sondern würde immer an meine Familie denken. Ich müsste meine Familie zurücklassen, das kann ich einfach nicht. Ich bedaure, dass ich nie ehrlich, zu dir war, aber ich denke, es ist einfach besser so. Die Zeit in Italien mit dir war schön, aber jetzt weiß ich, wo mein
Platz ist! Er ist bei meiner Familie, da muss ich hin, da will ich sein. Alles andere wäre eine Lüge. Habe vielen Dank für die schöne Zeit mit dir,
Peter
Na, mir kamen fast die Tränen! Sollte er es ernst meinen oder war das alles nur ein Trick! Was heißt Trick, er hatte nun wirklich nichts mehr zu verlieren, vielleicht musste er wirklich erst einmal diese Erfahrung machen. Das erstaunliche an der Sache war, dass er sich von seiner Konkubine trennte, obwohl er nicht wusste, wie ich mich entscheiden würde. Oder wusste er es und kannte mich besser, als ich mich selber kannte. Ja, da saß ich nun mit meinem Fax. Es klopfte erneut, ich öffnete die Tür, wieder war es Sergio: «Signora Schönfeld noch ein Fax! « Ich bedankte mich. Offensichtlich dachte Peter, das erste Fax, sei nicht durchgegangen, der Brief kam nochmals an.
War es ihm wirklich ernst? Ach, was sollte ich nur tun? Liebes Universum! Schick ein Zeichen! Heute stockte es. Ich musste überlegen. Wo geht das am besten: am Pool! Ich holte meinen Bikini heraus, ging zum Pool, nahm mir eine freie Liege, schaltete mein Handy ein, lauschte der Musik und überlegte, was zu tun sei. Ich versuchte auf meine innere Stimme zu hören: Da war ein Kribbeln im Bauch! Ich dachte nicht mehr mit voller Abwehr an ihn. Sollte ich es ihm so leicht machen? Wollte ich, dass er hierher kommt?
Sollte ich nicht lieber die nächsten Tage alleine bleiben...