Читать книгу CHIARA GEHT IHREN WEG - Cinzia G. Agostini - Страница 8
Kapitel 4
ОглавлениеDie Tage vergingen.
Die Auftragslage in der Firma war sehr gut. Herr Klausen gab mir den Rest mit seinem Billigangebot, aber dadurch war ich abgelenkt. Ich hatte keine Zeit über mein Privatleben nachzudenken.
Gott sei Dank, hatte ich meine Arbeit, ansonsten hätte ich mich sicherlich in Depressionen flüchten müssen.
Mit Peter gab es zunehmend mehr Stress, ich konnte ihm nichts recht machen, ich zweifelte schon teilweise an mir, vergrub mich hinter meiner Arbeit.
Eines Abends, passierte dann plötzlich etwas, was mich die Flucht - nach vorne - antreten ließ. Ich kam heim und Peter telefonierte. Er sah mich und legte schnell auf. Sein Gesichtsausdruck war alles andere als erfreut. Ist natürlich auch eine Frechheit, dass ich einfach – so ohne Voranmeldung - nach Hause komme! Da muss man natürlich sauer sein, schließlich muss er doch auch mal mit seiner Liebsten sprechen und ausgerechnet dann erscheint seine Frau!
Was für ein Mist!
Er erzählte mir, es gäbe Ärger in einem seiner Betriebe, er müsste sofort los!
Den Ärger konnte ich mir gut vorstellen! 24 Jahre, lange rote Haare, Jane war wieder im Rennen. Bestimmt wollte sie jetzt endlich etwas vom Kuchen abhaben. Völlig entgegengesetzt zu meinen Gefühlen blieb ich ruhig und spielte das brave Weibchen. Ich sprach ihn an: »Peter, du Armer, du hast zu viel um die Ohren! Du musst kürzertreten! Fahr schnell los, ich spiele mit Carlotta. Wenn du heimkommst, kannst du mir alles erzählen. «
»Ach Chiara! Danke! So ein Mist! Es sollte ein schöner Abend werden, nun muss ich weg! «
Dann drehte er sich zu Carlotta: »Meine süße Carlotta, mein Schätzchen, sei lieb zur Mami! Papi muss noch einmal schnell weg, aber ich beeile mich, dann können wir uns noch unseren Lieblingsfilm anschauen! «
Carlotta fing an zu weinen. »Nein, Papi, geh nicht weg, nimm mich mit! «
Ja, das wäre witzig, dachte ich im Stillen, das wäre doch mal ein nettes Rendezvous; mit Kind!!!
Peter verlor zusehends die Beherrschung und raunzte Carlotta völlig zu Unrecht an. »Also Carlotta, jetzt reicht es! Du weißt, wir müssen arbeiten! Wo denkst du, können wir ansonsten das Geld hernehmen um unter anderen solche Puppe zu kaufen, du hast immer nur Wünsche, also muss ich arbeiten! «
Nun war es ganz um Carlotta geschehen, dicke Tränen rollten runter, sie war traurig! Ich hatte, das wusste ich, die nächsten zwei Stunden damit zu tun, das Kind wieder aufzubauen.
Ich dachte nur, was für ein mieser Mensch!
Arbeiten! Wenn ich das schon höre…
Bislang hatte er sich ganz gut von der Arbeit fernhalten können, hatte Spaß, war braun gebrannt und ausgeruht. Schließlich wusste er, dass das Frauchen alles ganz gut regelt. Aber, ich war still, versuchte zu lächeln und hielt meine eigene Wut zurück, das hatte ich in den vergangenen Jahren gut gelernt.
Peter ging, legte einen dramatischen Abgang hin. Er knallte die Tür derart, dass ich dachte, sie fällt gleich aus den Angeln. Dann war Stille!
So, nun waren wir alleine.
Es dauerte keine zwei Minuten, da meinte Carlotta: «Weißt du, Mama, manchmal bin ich richtig sauer auf Papa, dann habe ich ihn nicht lieb. «
»Aber Carlotta, Papa hat halt viel zu arbeiten, das musst du verstehen! « Ich machte eine kurze Pause.
»Es stimmt schon, wir müssen beide arbeiten, damit wir uns das alles leisten können. Dafür haben wir dann aber auch Zeit mit dir für ein paar Tage wegzufahren, das können andere Eltern nur in den Ferien. Wenn man eine Firma hat, muss man manchmal zu anderen Zeiten arbeiten, dafür können wir uns dann wieder zu Zeiten freinehmen, in denen andere es nicht können. Sei nicht traurig, ich bin da, wir machen es uns kuschelig! «
»Ich will aber … mit Papa! Nicht mit dir! «
Das fehlte mir nun auch noch, am liebsten, hätte ich los geschrien und ihr erzählt, dass ihr lieber Papa nur mal schauen will, ob seine Potenz noch vorhanden ist. Aber das konnte ich natürlich nicht sagen. Nach einer halben Stunde war langsam alles im Lot, wir spielten ein Spiel und dann wurde es Zeit sie zu Bett zu bringen. Ich las ihr eine Geschichte vor und war selber kurz davor einzunicken.
Ich ging noch mal runter ins Wohnzimmer zum Telefon, um Wibke anzurufen. Es war völlig automatisch, ich drückte auf den Knopf der Wahlwiederholung.
Interessant! Diese Nummer kannte ich ja gar nicht!
Ich schrieb sie mir auf, vielleicht würde ich diese noch einmal benötigen.
Peter kam gegen Mitternacht, übelgelaunt, soviel stand fest. Er holte sich eine Flasche Wein und schaltete den Fernseher ein. Er brachte kaum drei Wörter heraus, so beschloss ich, ins Bett zu gehen. Ich hoffte inständig, dass der Wein ihn gut auf der Couch einschlafen ließ. Auf irgendwelche Liebesdienste hatte ich nun weiß Gott keine Lust mehr. Das Universum hatte ein Einsehen, keine zwanzig Minuten später, hörte ich sein Schnarchen.
Was für ein Mensch, mir liefen die Tränen, warum konnte ich nicht einfach endlich loslassen?
Er war ja mal mein Traummann, was hatte ich nicht alles in die Wege geleitet um mit ihm zusammen zu kommen. Damals dachte ich: Was für ein toller Mann, nur leider vergaß ich, dass die restliche Frauen Bevölkerung, dies wohl ähnlich sah.
Mittlerweile war schon Lack abgebröckelt, so toll war er nicht mehr. Schnarcht halbe Wälder zusammen! War für mich selten da, stand nicht zu mir, versuchte mich kleinzumachen, half mir nicht, wenn ich Probleme hatte, sondern setzte meistens noch etwas drauf, damit es mir auch wirklich schlecht ging. Offensichtlich hat er ein ziemliches Problem mit seinem Selbstwertgefühl und anstatt daran zu arbeiten, versuchte er meins, sofern es vorhanden war, in den Keller zu bringen.
Warum ließ ich das alles zu?
Manchmal wünschte ich mir, ich wäre nicht so eine treue, ehrliche Seele. Warum startete ich nicht auch einfach mal ein Abenteuer, um zu merken, dass ich noch am Leben bin? So etwas kam mir nicht in den Sinn. Ich war so völlig anders als meine äußere Erscheinung. Man sagt, ich bin sehr attraktiv, lange blonde Haare, Naturlocken, schöne braune Augen, die alles aussagen können: Glück, Trauer, Wut, nichts konnte ich verbergen.
Meine Augen sprechen Bände.
Durch diesen ewigen Stress hatte ich den Babyspeck nach der Schwangerschaft mit Carlotta gut verloren und wieder eine Traumfigur erreicht.Tja, nach außen wirke ich: selbstbewusst, attraktiv, erfolgreich. Bestimmt fragten sich die Leute, mit welchem meiner zehn Liebhaber ich heute die Zeit verbringen würde. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Ich bin fast schon spießig und absolut treu, wenn ich jemanden liebe. Ich liebe dann mit Haut und Haaren, möchte für ihn da sein, ihm treu zur Seite stehen, sehe keine anderen Männer.
Obwohl, sie schauen schon...
Ach, manchmal ist es im Leben schwer, ich schickte ein Stoßgebet zum Universum und bat um schnelle Hilfe – möglichst gleich. Bislang hatte mir das immer gut geholfen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, einen guten Draht nach oben zu haben. Bisweilen war es tatsächlich so; stand ich vor einem Problem – kam durch König Zufall – plötzlich, Hilfe zu mir. Ich wünschte mir beim Einschlafen, dass dies auch heute passieren soll.