Читать книгу CHIARA GEHT IHREN WEG - Cinzia G. Agostini - Страница 9

Kapitel 5

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Am nächsten Morgen, machte ich Carlotta fertig und brachte sie zu Wibke. Ich musste dringend in die Firma, ich hatte noch viel zu tun. Meine Damen überfielen mich schon beim Reinkommen, das konnte ich nun gar nicht ab.

Aber, wie heißt es so schön: Verantwortung geht vor!

Ich hörte mir alles an und entschied über die weitere Vorgehensweise.

Da kam der Stadtbote, er brachte die Buchhaltungsbücher vom Steuerbüro zurück. Ich legte diese erst einmal zur Seite. Ich widmete mich wieder meiner Arbeit, aber schaute immer wieder auf die Bücher, welche Faszination ging davon aus? Ich hielt es nicht länger aus.Ich musste den Karton öffnen. Ja, es waren auch die Bücher von Peters Firma dabei, die, die ich nie ansehen sollte, er war so ein Schlauer! Ich hatte nicht mal einen Schlüssel zu seiner Firma, im Gegenzug hatte ich natürlich bei meiner Firma auch neue Schlösser machen lassen und ihm keine Schlüssel gegeben.

Vertrauen - sieht anders aus!

Also blätterte ich die Bücher durch…

Nach einer Weile bemerkte ich so einige Ungereimtheiten, viele Belege für Leihfahrzeuge, Hotelrechnungen für Suiten, Kaufbelege, die ich so gar nicht verstand. Da schoss mir das Gebet von gestern Nacht, in den Kopf:

Siehst du, Chiara, manchmal geht es ganz schnell!

Beim Durchsehen der Ordner bekam ich wieder meine Bauchschmerzen – ein unerklärlicher Schmerz - der etwas mit meiner Intuition zu tun haben muss, denn er kam immer dann, wenn etwas im Argen lag. Ich nahm die Belege aus den Büchern und kopierte sie erst einmal, setzte mich hin, schaute mir die Belege genauer an, nahm einen Kalender und verglich die Termine.

Es handelte sich mal wieder um etwas Ernstes.

Ich konnte es kaum glauben, zum einen fiel mir ein Stein vom Herzen, darüber, dass mich mein Gefühl nicht getrügt hatte. Auf der anderen Seite hatte ich immer noch Gefühle für diesen Mann. Ich musste davon loskommen. Ich merkte schon, wie ich mich steigerte und meine Wut immer größer wurde. Ich fand einen Beleg über einen Leihwagen, der in Leipzig am Bahnhof abgeholt wurde und am nächsten Tag in Berlin am Hauptbahnhof abgegeben wurde. Ich starrte auf diesen Termin und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Das war doch nicht möglich!! Ich erinnerte mich an dieses Datum.

Zu diesem Zeitpunkt war ich mit meinem liebsten Gatten in Italien unterwegs. Ich konnte mich deshalb so gut daran erinnern, weil mir dort ein Missgeschick passiert war. Eines Morgens wollte ich in die Auslage einer Boutique schauen. Der Boden war rutschig, da es geregnet hatte. Ich wollte mir gerade die Auslagen ansehen, als erst ein Fuß und dann der andere wegrutschte.

Platsch! Ich knallte auf meinen Allerwertesten.

Ich lag wie ein verunglückter Marienkäfer da und konnte mich kaum rühren. Ein zufällig vorbeikommender Passant half mir hoch. Erst wollte ich mich nicht unterkriegen lassen, aber im Laufe des Tages wurden die Schmerzen immer größer. Mein liebster Peter war schon immens genervt, da ich ja nun nicht funktionierte. Schließlich hatte ich doch 150-prozentig auf seine Bedürfnisse einzugehen.

Nun jammerte dieses Weib und war nicht gut drauf.

Im Krankenhaus stellten die dortigen Ärzte fest, dass ich mir das Steißbein angebrochen hatte. Eine Spritze musste her. Gott sei Dank half diese recht gut. Leider war ich trotzdem nicht besonders bewegungsfähig. Mein holder Mann nahm dies zum Anlass und teilte mir daraufhin mit:»Na, weißt du, dann ruhe dich doch ein wenig aus und bleibe noch hier. Meine Arbeit ruft. «

Irgendwie, fand ich den Gedanken, gar nicht so schrecklich, eigentlich eher richtig gut. Meine Damen konnten ja auch mal ganz gut ohne mich den Laden schmeißen. Mir würden ein paar Tage Erholung, wenn auch unfreiwillig, ganz guttun. Ich willigte ein, ganz zum Erstaunen meines lieben Gatten. Er sagte nichts, aber es war zu offensichtlich, denn sein Gesichtsausdruck verriet ihn. Er wirkte überrascht. Ich hatte mich verändert, sollte er doch grübeln. Bis vor einiger Zeit hätte ich trotz Schmerzen, diese strapaziöse Rückfahrt angetreten. Ich war nicht mehr die kleine Marionette, an deren Fäden ich hing, teilweise bekam sogar ich einen eigenen Lebenshauch und wollte etwas ausprobieren.

Und dann fuhr er weg, an einem Dienstag mit meinem Cabrio, er meinte, er käme am Donnerstagabend wieder und dann könnten wir am Samstag wieder nach Hause fahren.

Ich hatte, das muss ich zugeben, zwei schöne Tage in Italien. Mit dem Laufen ging es von Tag zu Tag besser. Ich hatte sogar ein richtiges kleines Erlebnis, das mich wieder mal ins Leben holte. Und bemerkte: »Hallo!!! Du bist noch da, es gibt noch anderes im Leben – außer Peter! «

Ich machte die Bekanntschaft des Friseurs vor Ort, der ganz hin – und hergerissen von mir war. Er wollte am liebsten mit auf mein Zimmer, na das wollte ich nicht. Dennoch tat es meinem Selbstwertgefühl gut! Die italienischen Männer haben etwas, das muss ich hier an dieser Stelle doch mal sagen… Die wissen, wie man flirtet! Er war ein richtiger Gentleman und ich genoss dieses Gefühl, einfach nur.

Mein süßer - mich über alles liebender Mann - rief auch jeden Abend an, um mir mitzuteilen, wie traurig er ist! Wie furchtbar es sei, alleine im Hotel zu liegen! Wie sehr er mich vermisst!

Ich blöde Kuh hatte das natürlich geglaubt. Er kam dann wirklich am Donnerstagabend wieder, er freute sich mich zu sehen. Ich weiß noch, ich dachte: Wie schön! Hat er tatsächlich den Sinn des Lebens erkannt!

Als ich nun wieder auf den Beleg schaute, wusste ich, wie unrecht ich damals hatte.

Hatte er sich klonen lassen?

Laut der Belege war er in Leipzig und Berlin, obwohl er zeitgleich in Italien bei mir war. Ich zählte eins und eins zusammen. Offensichtlich hatte er sich ab Dienstagabend mit einer Liebsten getroffen. Machte sich zwei schöne Tage und Nächte in der Burgsuite eines schicken Hotels in der Nähe von Leipzig, während ich in Italien bewegungsunfähig war. Und alles lag auf seiner Route von und nach Italien, sehr clever! Dann musste er am Donnerstag nur noch seine Flamme in den Leihwagen bugsieren, die Gute fuhr allein zurück nach Berlin, während er sich gemütlich auf seine Fahrt zu seiner Gattin nach Italien aufmachte.

Jetzt dachte ich nur noch: Mann, Chiara, was brauchst du noch, schmeiße den Alten doch endlich aus deinem Leben! Wie kannst du denn einen Menschen lieben, der dich ständig betrügt, belügt, hintergeht und dir nun mal ganz und gar nicht zur Seite steht??

Da war das Universum wirklich schnell zur Stelle, erst gestern Abend betete ich um Klarheit. Was sollte ich tun? Bevor ich weiter denken konnte, schossen mir die Tränen ins Gesicht, ich heulte los. Nach einer Weile ging es mir dann schon etwas besser. Diesmal musste ich die Trennung durchziehen, ich durfte nicht wieder umkippen. Mittlerweile war ich finanziell unabhängig. Was hielt mich ab? Ich ging den Ordner nochmals durch und wurde durch immer neue Belege, die zum Vorschein kamen, gequält. Es nahm kein Ende, mit jedem neuen Beleg wurde ich zusehends wütender.

Was für einen Charakter hat Peter, wahrscheinlich gar keinen. Aus seiner Sicht der Dinge, war es perfekt!

Er hatte eine Haupt- und eine Nebenfrau! Die Hauptfrau erfüllte ihm die Sicherheit, eine Familie zu haben, war fleißig, schaffte Geld heran, hatte viel zu tun. Die Nebenfrau, erfüllte ihm sein Sexleben und himmelte ihn an.

Besser konnte es ja nicht für ihn sein. Er konnte sich die Rosinen rauspicken.

Eigentlich muss ich mal sagen, empfand ich so etwas wie: Der macht es richtig, quält sich nicht, sondern geht nur seinen Bedürfnissen nach.

Ich musste von meinem alten Denkschema Abschied nehmen.

Als Erstes: Erwachsen werden, danach, meine Bedürfnisse kennenlernen und sie auch ausleben.

Also, was war zu tun? Ich hatte noch fünf Tage Zeit, mir einen guten Plan zu überlegen, da nämlich Carlotta, mit Wibke und deren Familie in Urlaub fahren wollte. Ich schaffte es mal wieder nicht aus der Firma rauszukommen. Ein Sonderauftrag, den ich persönlich bearbeiten musste. Also fünf Tage Zeit – aber auch fünf Tage - so tun, als ob, nichts wäre! Was sind fünf Tage, wenn mein Leben danach, in glücklichen Bahnen verlaufen kann!

Ich suchte mir alles raus – um ihn dann - damit zu konfrontieren. Ich wollte ihn zur Rede stellen. Diesmal sollte die Trennung endgültig werden.

Kein weiteres Verzeihen. Keine weiteren Chancen. Kein weiteres Verständnis.

Vor allen Dingen, wollte ich mir diesmal keine Schuldzuweisungen geben. Ich wollte mich endlich abgrenzen, in meiner Mitte stehen und diese Klarheit beibehalten. Einen endgültigen Schlussstrich ziehen, das war ich mir schuldig. Was ist das für eine Ehe, in der man belogen, betrogen und hintergangen wird. Mein Fazit war: Wenn Peterles Vorstellung einer Ehe darauf beruht, den Partner zu erniedrigen, dann ist das keine Liebe, sondern ein Machtspiel!

Die nächsten Tage war ich sehr beschäftigt. In der Firma musste ich viel Zeit für den Sonderauftrag einräumen. Aber das hatte auch etwas für sich. Ich war abgelenkt. Dann mussten die Sachen für Carlotta gepackt werden. Ich erledigte alle Aufgaben, um nach Carlottas Abreise Zeit für diesen letzten Rundumschlag, zu haben. Der Tag der Abreise von Carlotta kam, der Papa war wieder ganz rührend. Wie er sich um das Töchterchen kümmerte, das hatte was. Fast hätte ich ihm dieses Theater abgenommen. Was für ein Schauspieler! Unglaublich!

»So, Carlotta, mein Schätzchen, sei hübsch lieb zu Wibke und hab einen schönen Urlaub! Du weißt ja, Mama und Papa sind jetzt ganz fleißig und wenn du wiederkommst machen wir etwas Schönes zusammen. «

Er hatte sogar, man höre und staune, der Kleinen und ihrer Freundin, der Tochter von Wibke, für jeden Tag, ein kleines Geschenk verpackt, sodass sie Papilein auch gut in Erinnerung behielt.

Was für ein toller Papa - was für ein Mann!

Ich hätte mich übergeben können, aber ich musste ja noch etwas schauspielern, also: Gute Miene machen! Das hatte ich mittlerweile gut gelernt! Ich küsste meine Süße, drückte sie fest an mich. Die Tränen schossen hoch. Stopp! Mühevoll schluckte ich. Drehte mich zur Seite, wischte die Tränen weg. Ich wollte auf keinen Fall, dass Carlotta das mitbekommt. Es tat mir in der Seele leid, dass sie wegfuhr. Auf der anderen Seite, war es sicherlich besser, wenn sie dieses Theater nicht miterleben musste. Ein weiterer Grund - auch wenn er egoistisch klingt - ein bisschen freie Zeit für mich, konnte auch nicht schaden. Mein liebster Gatte fuhr mit mir nach Hause, und legte erst einmal einen fast akrobatischen Sex-Akt hin, ich war überrascht, wie er dies alles hinbekam. Heute - Die! Morgen - Die Andere!

Da fielen mir dann wieder die Worte von Maurice ein, der war offensichtlich ganz anders.

Auch dieser Sex ging irgendwann mal zu Ende.

Die nächsten zwei Tage, verliefen zum Glück ruhig mit Peter! Mein Sonderauftrag benötigte meine volle Aufmerksamkeit.

Am nächsten Morgen, eröffnete mir Peter: »Chiara! « Ich schaute ihn an, dachte nur, was kommt jetzt?

»Ich muss dringend für drei Tage nach München, ich habe einen ganz wichtigen Termin… «

Ich blendete aus. Der Termin war sicherlich sehr arbeitsintensiv!

»Chiara, hörst du mir zu? «

»Entschuldige, ich war im Gedanken… «

Er fragte, ob ich mir nicht freinehmen könne, dann könnten wir noch einen Ausflug nach Italien machen.

Er wusste natürlich, dass ich nicht konnte, sonst hätte er gar nicht erst gefragt. Auch diesen Trick hatte ich enttarnt. Er erkundigte sich vorab nach der Auftragslage bei meinen Damen. Sofern ich mit Arbeit bis zum Umfallen, eingedeckt war, fragte er mich, ob ich mitkommen kann. Er wusste, dass ich sogar noch ein schlechtes Gewissen bekomme, wenn ich keine Zeit hatte. Wahrscheinlich gab ihm das den nötigen Kick bei seinen Konkubinen.

Er zog los und war für drei Tage weg, also konnte ich mit meiner Zukunftsplanung anfangen.

Ich hatte mich zufällig mit meiner Nachbarin unterhalten und ihr gesagt, dass ich ein schönes neues Haus suche, möglichst in der Nähe. Wie der Zufall es wollte, sollte in der Parallelstraße ein Haus frei werden. Ich hatte einen Termin mit den Vormietern. Kaum war der holde Gatte weg machte ich den Besichtigungstermin und bat meine Freundin Iris mitzukommen.

Wir kannten uns bereits seit fünfzehn Jahren, sie war meine beste Freundin. Damals wohnten wir Tür an Tür und sahen uns täglich. Obwohl sie voll berufstätig war, einen Mann und ein Kind hatte, verbrachten wir viel Zeit miteinander; ihr Mann Klaus hatte kein Problem damit. Im Gegenteil! Wir vier verbrachten Feiertage gemeinsam, machten Ausflüge. Ihre Tochter, die kleine Nancy, hatte ich ins Herz geschlossen. Wir machten Nächte zum Tag, quatschen, lachten, machten Blödsinn. Wir waren damals unzertrennlich.

Als Peter in mein Leben kam, zog ich ans andere Ende der Stadt. Dann band ich mich immer mehr in sein Geschäft ein, Carlotta kam auf die Welt, wir gründeten die Werbeagentur, kurzum, unsere Treffen wurden seltener, schade! Umso mehr freute ich mich, sie heute zur Besichtigung des Hauses dabei zu haben.

Iris hielt mit ihrem Auto an, stieg aus. Wir fielen uns erst einmal in die Arme und drückten uns, ich freute mich sehr sie wiederzusehen. Unsere Freundschaft ließ sich durch nichts auseinanderbringen. Da standen wir nun vor dem Haus: Es war in einem unbeschreiblich schlechten Zustand. Das Badezimmer hatte noch niemals einen Farbanstrich gesehen und offensichtlich noch dieselben Fliesen und dieselbe Wanne, seit 1933! Die Küche war ebenfalls in einem schrecklichen Zustand. Es gab nur ein Wort:Furchtbar! Dennoch, das Haus hatte Atmosphäre und obwohl ich viel Geld reinstecken musste, ich wollte es. Ich hatte mich in dieses Haus verliebt, dieses oder keins, das musste es sein.

Iris war etwas verwundert: »Mensch Chiara, da musst du aber viel machen, meinst du, das ist es wert! «

Und wie dieses Haus das wert war!

Ich konnte in meinem alten Haus nicht schlafen, hatte immer das Gefühl, böse Geister wären darin. Ich fand das alte Haus zu groß, zu unpersönlich und überhaupt nicht schön. Dieses Haus aber, das hatte alles. Schöne Zimmer – keine Säle, anders, als das alte Haus. Hier konnte man richtig gemütlich leben und erst der Garten, ein Traum! Ein Hexengarten, völlig verwildert, absolut mein Geschmack. Und im Übrigen war es bedeutend günstiger. Wenn man also mit dem Vermieter noch ein bisschen handeln kann? Dann hätte ich ein neues Zuhause, indem ich mich mit Carlotta wohlfühlen konnte. Carlotta könnte mal bei Papa sein und mal bei mir. Ich wusste eins: In diesem Haus, wollte ich alleine leben, nur mit Carlotta!

Die Vormieterin gab mir eine Adresse und Telefonnummer und ich wollte das Ganze so schnell als möglich in Angriff nehmen.

Dann ging es los…Ich rief meinen holden Gatten an.

Er wollte gerade mit Gefühlsduselei kommen, aber ich unterbrach ihn und sprach drauflos. Er brauche jetzt nicht mit irgendeinem Schauspiel anfangen, es sei nun der Punkt gekommen, wo es mir Unterkante-Unterlippe steht. Ich wollte kein weiteres Geschmuse hören, sondern endlich die Wahrheit! Ich wusste, dass er mal wieder eine Andere hat, Lügen ist zwecklos. Jetzt war es an der Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen. Ich hatte mich entschieden und zwar gegen ihn!

»Weißt du Peter, nur weil du Peter bist, kannst du dir nicht die Rosinen rauspicken! Ich habe auch ein Recht auf ein würdiges Leben. Ich möchte nicht mehr leiden. Ich habe keine Lust mehr auf dein ewiges Fremdgehen, auf deine Lügen, deine Betrügereien, du stehst einfach nicht zu mir! Du bist für alle da, nur nicht für mich. «

»Hey, was ist denn los, ich verstehe nur Bahnhof, also, wenn das für dich ein Problem ist, dass ich in München bin, warum sagst du nichts? «

»Pass auf, es gibt nichts mehr zu sagen, es ist vorbei! Ich mag nicht mehr, dieses zweite Leben, welches du lebst, daran möchte ich nicht mehr teilhaben! Werde glücklich mit Jane – Moni – Bärbel oder wie sie heißen, aber nicht mehr mit mir. Mir reicht es! Ich denke, ich habe immer versucht dir eine gute Frau zu sein, habe dir geholfen, war für dich da, habe immer und immer wieder verziehen und geglaubt, du würdest dich ändern. «

Innerlich durchzuckte es mich…Ich sagte mir: Nur nicht schwach werden. Lass dich nicht von ihm einlullen, bleibe dir treu! Denke an alle deine Verletzungen! Bleib energisch!

Dann setzte ich meinen Satz fort: »Ich habe sogar mehrere Therapien durchgezogen, weil ich immer dachte, ich sei schuld! Ich habe das Gefühl, du kannst nicht anders. Mittlerweile glaube ich, dass du niemanden vertrauen kannst, nicht einmal, dir selber. Offensichtlich bist du deswegen immer auf der Suche und brauchst immer wieder einen neuen Kick, aber mir reicht es nun. Ich brauche nämlich keinen Kick. Ich möchte nur noch eins, meine Ruhe und meinen Frieden. Lieber bleibe ich alleine, dann weiß ich, dass ich nichts zu erwarten habe!« Plötzlich war es ruhig auf der anderen Seite, es kam ein Schluchzen. »Chiara ich liebe dich doch, ohne dich kann ich nicht leben! «

Ich konnte das Gequatsche nicht mehr hören.

»Aber mit mir offensichtlich auch nicht! Ansonsten würdest du mich nicht immer wieder verletzen. Du hast das Fass, zum Überlaufen gebracht, ich will meinen Mann nicht teilen. «

»Aber das kannst du mir doch nicht antun! «

Mist, genau davor hatte ich Angst. Genau das sagte er immer und dann kippte ich um. Also tief Luft holen und drüber stehen. Dieses Mal nicht!! »Tut mir leid, Peter, ich will nicht mehr, werde glücklich - schöne Grüße an deinen Nachbarsitz und eine erfüllende Liebesnacht! « Dann hängte ich ein.

Jetzt sollte es mir besser gehen, aber ich heulte wie ein Schlosshund. Irgendwann, kam ich wieder zu mir. Das Telefon klingelte am laufenden Band. Erst mein Handy, dann das Festnetz, so ging es zwei Stunden lang. Ich wusste, wer dran war. Ich musste mich ablenken! Ich fuhr nach Hause, da sah ich Maurice. Er kam mir entgegen, sah gleich, was los war, »Was ist los, Chiara? «

»Ich habe heute versucht Peter zu erklären, dass es aus - Schluss und vorbei ist, das ist aber nicht ganz so einfach!«

»Wollen wir beide ein Glas Wein auf meiner Terrasse trinken? «

»Nein, ich bin doch total verheult! «

»Na komm, jetzt trinken wir ein Glas Wein, dabei erzählst du mir alles. «

Maurice war wirklich nett, ich willigte ein. Wir unterhielten uns bis das Morgenlicht fast durchkam. Es war schön mit einem Mann zu sprechen, der einem auf Augenhöhe begegnete und mich nicht runtermachte oder quälte, einer der zuhörte. Der das Gefühl vermittelte, dass er sich freute mit mir zusammen zu sitzen.

Gab es doch andere Männer?

Ich konnte es fast nicht glauben, ich war bislang immer nur an Männer geraten, die mich als Sexualobjekt gesehen hatten, die nur kurz nett waren, weil sie mich so schnell wie möglich in die Kiste haben wollten. Aber dieser Mann hörte zu; er war nur freundlich. Das war schön, und bald, ging es mir schon besser. Ich war überrascht von Maurice; ich hatte das Gefühl, dass wir beide uns sehr ähnlich waren. Wir beide liebten Italien, das Essen, den Wein. Ich hatte sogar festgestellt, dass wir dieselben Bücher lasen, was für ein Zufall! Und doch waren wir beide verschieden, ich temperamentvoll und impulsiv, er ruhig und gelassen. Es schien, als wäre er in seiner inneren Mitte angekommen. Ich dachte an unsere zahlreichen Treffen. Jetzt kannten wir uns schon sechs Jahre! Wenn die Situation Spontanität verlangte konnte er sofort umschalten. Wilde Mischung! Er konnte gut zuhören und bei Bedarf einen Ratschlag geben. Egal, um was es ging, er hatte immer eine Idee und seine Vorschläge, hörten sich immer umsetzbar an.

Nun wollte ich langsam, aber sicher los. Mir war schon etwas leichter ums Herz. Ich war nicht mehr so traurig.Ich drückte Maurice und sagte ihm, dass mir das Gespräch sehr gutgetan hat. Ich bedankte mich und fragte ihn, wann er in Urlaub fährt. »Morgen Nachmittag! «

Plötzlich zog ein Kribbeln in mir auf. Was war das?

Ich ging los. Rannte ins Haus, zog die Sachen aus, legte mich ins Bett, da ich todmüde war. Als ich im Bett lag, war ich wieder hellwach, tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. Peter und Jane – Carlotta – Wibke und ... Maurice. Ruhig, keinen Stress, jetzt schlafe erst einmal!

Ich schlief ein, aber es war ein sehr unruhiger Schlaf. Ich wurde ein paar Mal wach. Am nächsten Morgen war ich völlig durcheinander. Ich registrierte, dass das Telefon schon wieder klingelte. Es war wie eine Melodie, das Festnetz, das Handy, das Festnetz, das Handy. Auf meinem AB waren zwölf Nachrichten! Ach, du meine Güte! Das würde ich nicht schaffen, bleib ruhig und atme tief durch. Auf meinem Handy waren sieben Anrufe in Abwesenheit. Ich drehte fast durch. Auch das noch, also erst mal kühlen Kopf bewahren! Ab in die Badewanne, dann sehen wir weiter, sagte ich mir. Ich machte mich fertig und rief erst einmal Wibke an. Sie war noch im Urlaub. Ich sagte ihr, dass ich Peter den Laufpass gegeben hatte. Sie glaubte mir nicht so recht. Typisch Wibke!

Anstatt mich zu ermuntern, hörte ich den Zweifel in ihrer Stimme, glaubte sie mir nicht?

Ich wollte Carlotta sprechen und bat Wibke, sie an das Telefon zu holen. »Hi, Carlotta, meine Süße, wie geht es dir? «

»Mama, kommst du mich abholen! «

»Carlotta, ich muss noch arbeiten, was macht ihr denn Schönes? «

»Mama, komm! «

»Carlotta, bitte sei lieb, Mama hat noch etwas zu tun. Ich kann dir noch nichts versprechen, vielleicht kann ich dich abholen, aber das weiß ich noch nicht! «

»Was macht Papa, gib ihn mir bitte! «

»Tut mir leid, Carlotta, Papa ist nicht da, der ist in München. Er hat ganz viel zu tun, der kommt erst in einer Woche wieder! «

»Sag Papa, er soll mich anrufen! «

»Das mach ich Carlotta, ich wünsche dir eine schöne Zeit, sei lieb! Viel Spaß! Mama hat dich ganz doll lieb «, ich merkte den Kloß im Hals, »ich rufe dich wieder an. Mach es gut, mein Schatz! «

Ich musste auflegen, Tränen stiegen auf, ich hatte das Gefühl, ich schaffte das alles nicht mehr. Aber wer A sagt muss auch B sagen.

Ich fuhr ins Geschäft und hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, Maurice anzurufen. Vielleicht könnte ich ihn noch einmal sehen, bevor er nach Kreta flog. Ich hatte Glück, er war daheim. »Hallo Maurice, sag mal können wir uns sehen? Auf einen Kaffee? «

»Ich muss jetzt in die Stadt, wollen wir uns dort treffen, sagen wir in einer halben Stunde! «

Und ob ich wollte! Wir verabredeten uns in einem kleinen Café in der Altstadt.

Ich ging zu meinen Damen und sagte, ich müsse noch einmal dringend weg. Sie schauten mich an und fragten, ob dies wohl ein neuer Durchbruch für das Geschäft wäre, da meine Augen so strahlten.

»Wenn ich ehrlich bin, ich wollte mich mit meinem Nachbarn kurz treffen, da dieser heute in den Urlaub fliegt.«

Sie grinsten mich an, was sollte denn das nun wieder? Also, verstehe einer die Menschen, was war denn nur dabei, wenn ich mich mit meinem Nachbarn auf einen Kaffee treffen wollte. Tja, was war dabei???

Ich fuhr los und stellte fest, dass ich mich so eigenartig auf dieses Treffen freute. Offensichtlich kam ich zu früh im Café an, Maurice war noch nicht da. Ich bestellte einen Latte macchiato. Ein bisschen Italienfeeling, musste sogar in Deutschland sein. Dann sah ich ihn. Was war denn das?

Ein Kribbeln in meiner Brust, also, jetzt verstand ich gar nichts mehr.

»Hallo, Maurice, schön dich zu sehen, wann geht dein Flug? «

»In fünf Stunden, aber ich muss noch dringend einiges erledigen, also ich habe nicht viel Zeit! «

»Toll, dass du dir die Zeit genommen hast. Ich freue mich, dich zu sehen! «

»Wie geht es dir, Chiara? «

Wie er immer Chiara sagte, es lief mir doch glatt ein Schauer über den Rücken, er sprach den Namen so nett aus…Höre auf, Chiara, cool bleiben!

»Es geht, ich hatte einfach keine Lust zum Arbeiten. Ich wollte dich gerne sehen und ich finde es toll, einfach mal die Arbeit zu schwänzen, ansonsten bin ich ja immer so verantwortungsbewusst! «

Wir unterhielten uns noch ein wenig, dann musste er los, ich drückte ihn zum Abschied und wünschte ihm viel Spaß im Urlaub. Wir machten noch ein paar Witze darüber, dass er ein Doppelzimmer gebucht hatte, und ich sagte ihm: Na vielleicht, bekommst du eine nette Blondine ins Zimmer gelegt. Dann gingen wir auseinander.

Ich war völlig verwirrt. Was war nur los mit mir? Ich kannte mich so gar nicht. Ich fuhr ins Geschäft, erledigte noch einiges.

Mein Telefon klingelte, das Display zeigte Peters Nummer an. Nicht schon wieder! Totstellen war keine Lösung. Ich griff zum Hörer:

»Chiara, mir geht es so schlecht! Ich bin solch ein Idiot, du fehlst mir! «

Warum konnte er mich nicht in Ruhe lassen?

»Peter, das hatten wir alles schon. Ich habe keine Zeit, ich muss arbeiten, mein Schreibtisch liegt voller Aufträge. «

»Es geht um uns. Die Arbeit ist dir wichtiger als unsere Ehe? « Sein Ton änderte sich, hörte er sich anfangs jammernd an, klang er nun aggressiv.

»Da halte ich mal dagegen: Deine Affären sind dir wichtiger als unsere Ehe! «

Ich hatte die Nase voll und legte auf.

Weitere vier!!! Telefonate folgten, sie liefen immer auf das Gleiche hinaus. Aber ich war mächtig stolz auf mich, weil ich nicht umkippte.

Tja, und dann gingen meine Mitarbeiterinnen und ich legte mich auf meine Relax Liege in meinem Büro und träumte.

CHIARA GEHT IHREN WEG

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