Читать книгу CHIARA GEHT IHREN WEG - Cinzia G. Agostini - Страница 12
Kapitel 8
ОглавлениеIch döste vor mich hin und wollte erst mal gar nicht denken. Ich stand auf, nahm meine Kopfhörer ab, legte das Handy auf den Beistelltisch und ging in den Pool. Ich schwamm, als wenn ich um mein Leben schwimmen müsste. Nach einer halben Stunde kam ich völlig erschöpft, aus dem Wasser. Noch immer hatte ich keine Idee. Ich beschloss mich auszuruhen und ein wenig zu schlafen, aber ich konnte keine Ruhe finden, die Gedanken schossen wie wild durch meinen Kopf. Ich konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen. Ich sah uns! Peter und mich in der Kirche vor dem Traualter! Dann, in der Klinik, als Carlotta auf die Welt kam. Dann sah ich mich nach den ersten bitteren Enttäuschungen, welche Qual. Irgendwann schlief ich aber dennoch ein, im Traum ging alles weiter, ein hin – und her. Im Traum holte ich ihn vom Bahnhof ab, ich fuhr mit ihm in das Hotel, auf einmal sah ich Jane, wie sie sich an ihn drückte, mich ansah, und meinte: »Na, du armselige Person! «
Schweißgebadet wachte ich auf und wusste im ersten Moment nicht einmal mehr, wo ich war. Langsam kam die Erinnerung zurück. Vor meinem geistigen Auge sah ich Carlotta, sie lachte, quietsche vor Vergnügen. Sie nahm uns beide an die Hand. Wir zählten bis drei, wirbelten sie in der Luft. Peter summte: ›Und wir … sind eine glückliche Familie!‹ Da wusste ich es!
Ja! Ich wollte es noch einmal versuchen, aber bei der kleinsten Kleinigkeit, die mir Grund gab, enttäuscht oder verletzt zu sein, wollte ich einen Schlussstrich ziehen. Ich war froh, endlich einen Entschluss gefasst zu haben, ging beschwingt in das Hotelzimmer, schrieb Peter eine Nachricht: »Hallo Peter, erwarte dich morgen 13 Uhr am Bahnhof in Verona. Chiara! «
Es dauerte keine Minute, dann klingelte mein Handy, es war Peter: »Chiara, danke, ich hatte solche Angst, dich verloren zu haben! Ich verspreche dir, es wird alles anders, wenn du möchtest, geh ich zu einer Therapie und lege alles auf den Tisch! Alles! Ich schwöre dir, beim Augenlicht von Carlotta: Ich will ehrlich werden! Mit dir leben, ich will das neue Haus, ich will einfach mit dir glücklich sein, nur mit dir, keine anderen Frauen, keine Lügen, keine Dinge, die dir wehtun könnten! «
»Gut, Peter, lass uns morgen darüber sprechen, ich freue mich dich zu sehen, bis dahin, mache es gut, bis morgen! «
Den Rest des Tages verbrachte ich am Pool. So verging der Tag. Am Abend ging ich essen. Ich beschloss, es mir nochmals auf der Terrasse des Hotels gemütlich zu machen, sprach mit einigen Gästen und ging beschwingt in mein Hotelzimmer. Ich war geschafft!
Am nächsten Morgen wurde ich durch das Piepsen meines Handys wach. Ich bekam eine Nachricht von Peter, der mir einen wunderschönen Morgen wünschte. Er schrieb, dass er sich freute mich wieder zu sehen. Ja! Wenn auch noch befangen, verspürte ich eine gewisse Freude und war gespannt, wie das Wiedersehen ausfallen würde. Ich machte mich fertig, ging frühstücken und fuhr danach mit dem Auto nach Verona. Ich wollte dort noch einen kleinen Bummel durch die Altstadt machen. Nach dem Herumschlendern fuhr ich langsam zum Bahnhof. Ich fand einen Parkplatz und da stand ich nun auf dem Bahnsteig und wartete, dass der Zug mit Peter, meinem Mann, einfuhr.
Der Zug kam. Wie würde es weitergehen? Es war viel passiert? Wie würde es mir gehen, wenn ich ihn gleich wieder sehe.
Ich sah ihn nicht sofort, aber dann… Peter kam auf mich zu, wirkte etwas unsicher, schloss mich in seine Arme. So standen wir erst einmal ein paar Minuten da, wir taten nichts, außer uns festzuhalten.
»Hallo, wie war die Fahrt? «
»Gut, es war sehr schön, die Landschaft von der Bahn aus zu betrachten. Es war sehr angenehm. Wenn du mit dem Auto fährst, kannst du dich dem nicht so hingeben, da musst du auf den Straßenverkehr aufpassen, aber, das weißt du ja sicherlich! « Dabei zwinkerte er mir zu, ich verstand den Wink mit dem Zaunpfahl.
»Ja! Das stimmt! Aber wenn man das Glück hat, in einem Stau zu stehen, kann man auch etwas erleben! «
Nun schaute er mich an, und ich zwinkerte.
»Was wollen wir machen Chiara? Ich habe großen Appetit wollen wir hier in Verona essen gehen? «
»Ja! Das ist eine gute Idee! Hast du einen Wunsch? «
»Ach weißt du, wir fahren am besten, erst einmal in die Stadt zurück, dann schauen wir weiter. «
»Gut. «
Wir liefen zum Parkplatz und packten seine Tasche in das Auto. Dann nahm er mich in seinen Arm.
«Chiara, ich bin sehr aufgeregt, ich freue mich sehr, hier bei dir sein zu können. «
Dann drückte er mich näher an sich heran und küsste mich. Ich genoss es, dennoch merkte ich, dass es einiges gab, was mich mehr als tief verletzt hatte. Ich konnte nicht völlig unbefangen an diese Sache rangehen. Ich zog mich zurück, wir fuhren los.
Recht schnell fanden wir ein Restaurant, wo wir uns etwas zu essen bestellten. Wir fingen an uns zu unterhalten. Viele Dinge wurden angesprochen. Das war sehr schön, denn wir hatten vor einiger Zeit aufgehört, uns über persönliche Dinge zu unterhalten. Meistens ging es nur um die Firmen und die Probleme, die damit verbunden waren.
Dann kam etwas Entscheidendes, etwas, was ich an diesem besagten Tag, nicht verstehen konnte. Erst viel später wurde mir klar, dass es das war, was mich auf einen anderen Weg brachte.
Wir unterhielten uns über den weiteren Verlauf des Tages. Ich sagte ihm, dass ich gerne in ein ganz bestimmtes Kaufhaus gehen wollte und beschrieb ihm den Weg. Darauf antwortete er: »Nein Chiara! Da ist das nicht, dort lang. «
»Nein Peter! Da bin ich mir ganz sicher! «
»Na Chiara, wir können ja wetten? Wenn du Recht hast, dann schenke ich dir etwas Schönes von unserem Lieblingsjuwelier. Falls ich Recht habe, zahlst du das Hotel für uns beide! «
»Ach, du Armer! Dann muss ich mir ja jetzt schon einmal überlegen, ob ich ein Armband möchte, einen Ring oder ganz etwas anderes! «
Ich grinste und freute mich, ich war mir so sicher, ich kannte doch immer den Weg zu den Geschäften! Nur leider, leider hatte ich mich geirrt. Peter hatte Recht!
Ein merkwürdiges Gefühl beschlich mich, ich konnte es aber nicht erklären, ich wusste nur, irgendetwas bedeutet es, aber was?
Wir schlenderten umher, sahen uns um und immer wieder nahm Peter mich in seine Arme. Er drückte mich, küsste mich und sagte mir, wie sehr er sich freut hier bei mir zu sein. Er betonte mehrmals, dass er es noch immer nicht glauben könnte, dass ich ganz alleine mit meinem Auto nach Italien gereist sei. Es gäbe wohl einiges, was er jetzt erst, erkenne. Da hatte er nicht Unrecht.
Wir fuhren zum Hotel, packten seine Sachen aus, danach machten wir einen Spaziergang. Es war sehr schön. Auch ich bemerkte, dass er mir gefehlt hatte. Allerdings, so beschwingt wie die Tage zuvor, war ich nicht. Am Abend gingen wir in unser Lieblingsrestaurant, dem La Botte. Dort gab es die beste Zuppa di verdura der Welt! Ich hätte mich immer in den Topf legen können, war schon geneigt zu fragen, ob sie mir diese Suppe künftig täglich nach Hause schicken können. Aber vielleicht würde mir die Suppe nach einer Woche nicht mehr schmecken. Natürlich bestellte ich mir diese Suppe als Vorspeise, danach gegrillte Seezunge und als Digestif, einen sehr guten milden Grappa. Es war ein Festessen. Ich war sicher die Waage in Berlin, würde wieder ausschwingen.
Wir gingen langsam zum Hotel zurück. Was nun?
Ein wenig mulmig war mir schon, auf einmal diese Nähe. Aber wie heißt es so schön: Wer A sagt…
Im Zimmer zogen wir uns aus, gingen ins Bad. Wir standen uns gegenüber, sahen uns an. Er zog mich an sich, ich spürte, wie erregt er war.
»Chiara, ich liebe dich, es tut mir alles so leid, glaube mir, ich habe vieles verstanden! Ich habe dir sehr wehgetan, das möchte ich nicht mehr. Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll, ich begehre dich so sehr, aber ich will dich nicht bedrängen. «
Ich konnte nichts sagen, ich ließ es zu, dass er mich küsste. Er nahm mich, legte mich aufs Bett und fing an mich zu streicheln. Zärtlichkeiten zu bekommen, war schön, nach all der Zeit. Ich gab mich hin und versuchte meine Gedanken um Jane und Peter auszublenden, so gut es eben ging. Er begehrte mich, das fühlte ich, doch hatte Angst, dass alles wieder wie eine Seifenblase platzen würde.
»Chiara, wie geht es dir? «
»Ich weiß nicht, es ist alles so neu, es ist anders, es ist so viel passiert! Ich weiß, dass ich nicht mehr die Frau bin, die ich war. Bestimmte Dinge will ich in meinem Leben nicht mehr zulassen. Ich würde mich freuen, wenn wir es diesmal schaffen können. « Ich holte Luft. »Diese ganzen Verletzungen belasten mich sehr! Ich weiß nicht, ob ich dir so schnell das Vertrauen entgegenbringen kann, welches nötig sein wird um eine Beziehung, zu führen! Ich habe dich vermisst und habe auch noch Gefühle für dich! Aber… ich bleibe nicht um jeden Preis! Ich weiß, dass es für Carlotta furchtbar wäre, würden wir uns trennen, aber wenn ich merken sollte, dass es mir mit dieser Entscheidung nicht gut geht, muss ich etwas ändern.«
»Ja Chiara! Das kann ich verstehen, ich kann das Geschehene nur nicht mehr rückgängig machen. Ich habe viele Fehler gemacht, ich habe nicht auf dich geachtet, ich habe dir nicht den nötigen Respekt entgegengebracht, ich habe dich nicht wert geschätzt, aber ich verspreche dir, ich arbeite daran. Auch ich war in meiner Rolle nicht glücklich, ich habe mir immer andere Frauen gesucht, als eine Art Rettungsring, weil ich immer in der Angst lebte, du könntest mich verlassen. Obwohl du mir keinen Anlass gegeben hast. Durch mein Verhalten habe ich dich erst dazu gebracht, aber das fiel mir erst auf als schon alles fast zu spät war. Ich glaube, ich habe die tollste Frau, die man sich vorstellen kann. Weißt du, ich habe so große Angst, dich zu verlieren. Anstatt mit dir das Zusammensein zu leben, habe ich mich mit dem Gedanken befasst, du könntest gehen! Verstehst du das? Meine größte Angst wäre alleine zu sein. Dass ich dich damit verlieren könnte, habe ich nicht bedacht. Deine Hilferufe habe ich nicht gehört. Ich habe halt kein Vertrauen und glaube du verlässt mich wieder.«
»Peter, du hast nicht nur kein Vertrauen zu mir, du hast kein Vertrauen zu dir selber! «
»Das könnte stimmen. Du hast ja Recht, oftmals habe ich einen Streit vom Zaun gebrochen, nur um mir sagen zu können, na siehst du, die will mich ja eh nicht, also kannst du auch zu Jane. Die bewundert dich, himmelt dich an und hinterfragt nicht alles. Die nimmt mich als Mann und sieht auf, aber du, du hast mir nicht diese Bewunderung entgegengebracht, konntest du auch nicht. Ich war blind! Ich habe dich, mehr oder weniger, mit der Verantwortung der Firma und Carlotta alleine gelassen. «
»Dich in einem tollen Auto zu bewundern, mit dem du gerade das Geld mit einer anderen ausgibst, dazu fehlt mir die Zeit. Wenn ich dir Bewunderung für Dinge entgegengebracht habe, die ich zum Beispiel nicht gut kann, dann hast du dies meist abgeschlagen. Ich bin halt ehrlich, wenn ich etwas toll finde, sage ich es, aber heucheln kann ich nicht. Wenn ich das Gefühl habe, du drückst dich um die Arbeit, und lässt mich mit dem ganzen Mist alleine sitzen werde ich sauer. Auch wenn ich sonst immer so eine Liebe bin. « Das Gespräch verlief offenbar nicht nach seinem Geschmack. Ich sah im Schein des Mondes wie er seine Augen verdrehte.
»Lass uns jetzt schlafen, und morgen weiter sprechen! Gute Nacht Chiara, ich freue mich, bei dir zu sein. «
Ich lag noch eine ganze Weile wach und konnte nicht schlafen. Die Ereignisse des Tages waren zu verdauen und natürlich auch die der letzten Monate, wenn nicht sogar der letzten Jahre. Nach einer guten Stunde schlief ich dann aber doch ein.
Am nächsten Morgen stand ich leise auf und zog mich an. Ich wollte alleine am Pool ein wenig nachdenken. Leise zog ich die Zimmertür zu und ging runter. Zum Glück war es noch früh, sodass ich alleine am Pool sein konnte. Ich genoss die Stille, nahm mir eine Liege und schaute einfach so ins Nichts. Meine Gedanken waren wild und wirr. Natürlich wollte ich eine glückliche Beziehung, sicherlich wollte ich auch, dass Carlotta Vater und Mutter hat. Aber was wollte ich?
Mir kam der Gedanke: Keine Entscheidung, die man trifft, muss man für die nächsten hundert Jahre machen.
Jetzt hier und heute, war es so für mich richtig. Damit konnte ich besser umgehen. Also, Chiara, wenn du merkst, du fühlst dich nicht gut, ändere es. Jetzt ging es mir besser. Ich ging nach oben, weckte Peter. Schnell machten wir uns beide fertig und gingen zum Frühstück. Auf der Terrasse war noch ein freier Tisch, wir setzen uns. Es war herrlich! Ein wunderschöner sonniger Tag kündigte sich an. Blauer Himmel, keine einzige Wolke - nichts. Da klingelte sein Handy, er nahm ab, es war…JANE!
»Jane! Hör zu! Es gibt nichts mehr zu klären! Ich habe dir alles ausführlich im Brief mitgeteilt. Ich bin zu Chiara gefahren… und ich will es! Verstehst du mich, ich will mit meiner Frau zusammen sein, nicht mit dir. Ich lege jetzt auf! «
Ich schaute ihn fragend an.
»Chiara, wenn es noch mal klingelt, gehe bitte ran, sage ihr, sie möchte aufhören, bitte! Ich schaff das nicht, bitte hilf mir! Ich möchte nichts mehr von ihr! «
Wie bitte? Harter Stoff! Mir lag auf der Zunge:Als du auf dem Bärenfell mit ihr Spaß hattest, musste ich dir auch nicht helfen.
In meinem Inneren begann ein Konflikt. Für den Bruchteil einer Sekunde wähnte ich Kante zu zeigen. Doch im nächsten Augenblick meldete sich meine altbekannte verständnisvolle Seite zu Wort …und gewann! Ich nickte ihm zu. Da klingelte sein Handy erneut! Peters Blick wirkte unsicher, als er mir sein Telefon reichte.
Mein Magen zog sich zusammen. Zaghaft umschloss ich das Telefon mit meinen Händen.
Ihr Auftritt, Chiara!
Gedanklich hatte ich dieser alten Zicke bereits zigmal die Meinung gegeigt, aber irgendwie wusste ich auch, dass eigentlich Peter der einzige Schuldige war.
Ich atmete noch einmal tief durch. »Chiara Schönfeld, wer spricht da? «
»Hier ist Jane und du gibst mir jetzt sofort Peter! Ist das klar! «
»Nein! Hier ist mal gar nichts klar. Wir frühstücken und wollen nicht mehr von dir belästigt werden, ist dir das klar!«
Dann legte ich auf. Das Telefon blieb stumm.
Äußerlich wirkte ich entschieden und klar, doch in meinem Inneren sah es anders aus. War dies lediglich die Ruhe vor dem Sturm? Jane hatte doch nicht so viele Jahre ausgeharrt und würde nach einem Gespräch mit der Gattin ihres Liebsten klein beigeben? Mit gemischten Gefühlen schaute ich Peter an. Er räusperte sich und fragte: »Wollen wir nach dem Frühstück über das Land fahren?«
Ich willigte ein. Kurze Zeit danach setzten wir uns ins Auto und fuhren los. Es war ein herrlicher sonniger Tag. Spontan hielten wir an einer Badebucht an und gingen schwimmen. Das tat gut! Es war traumhaft, das Wasser war erfrischend, aber nicht kalt, wir benahmen uns wie neugierige Kinder. Das machte mich ein wenig lockerer und ich dachte nicht mehr an das Telefonat mit Jane. Wir beschlossen, dass wir uns nach einem Motorboot-Verleih erkundigen wollten und das ganze hernach mit einem Picknick abzurunden.
Die Tage vergingen.
Wir unternahmen viel und hatten nach langer Zeit wieder Spaß miteinander. Diese neuen Erfahrungen wirkten sich positiv auf unser Verhältnis aus. So fingen wir an auch über unsere Probleme zu sprechen, bis es dann wieder Stress gab. Wir kamen gerade vom Schwimmen zurück, gingen auf das Zimmer und wollten uns eigentlich ausruhen. Also sagen wir mal, wir wollten uns gegenseitig beim Entspannen helfen. Da sah ich eine Nachricht auf meinem Handy. Oh nein! Bestimmt die Firma, ich ging in das Menü des Handys und dann sah ich eine Nachricht, die sich gewaschen hatte.
Jane hatte mir freundlicherweise geschrieben. »Die armselige Person triumphiert jetzt, hätt die sich lieber endlich gegen Baum gefahren, da hätten viele was zu feiern…«
Besonders witzig war das nicht und offensichtlich hatte die Gute auch mit der deutschen Sprache so ihre Probleme. Als Peter ins Zimmer kam, sah er meinen entsetzten Blick:»Was ist los? Ist etwas passiert, hast du eine schlechte Nachricht bekommen? «
»Ja! «
»Nun sag schon! «
»Ich glaube, Peter, ich möchte uns jetzt mal den Nachmittag nicht verderben, ok?«
Er nahm mich in seine Arme. Ich fühlte mich hundsmiserabel. Da kann so ein kleines Luder einem den Tag versalzen! Chiara, tief durchatmen. Stark sein!
Eh ich mich versah, lag ich nackt auf dem Bett, Peter lag über mir und war mehr als erregt. Ich versuchte mich, durch den Sex mit Peter, abzulenken. Ich wollte ein schönes Gefühl erleben, doch war innerlich blockiert. Peter, war dennoch sehr erregt und wollte mich, ich eher weniger…Wir schliefen miteinander, ich glaube Peter nahm es nicht einmal wahr, dass ich recht lustlos und nicht bei der Sache war.
Ich die Ehefrau, musste mir so etwas gefallen lassen? Diese Jane - diese Zicke - die sollte in der Ecke sitzen und fertig sein. Mein klarer Verstand kam durch: Peter sollte nachdenklich in der Ecke sitzen, denn er ist der Verursacher!
Irgendwann schlief ich ein, wir wollten später in die Stadt und etwas essen.
Nach dem Mittagsschlaf ging es mir etwas besser, schlafen brachte wieder neue Energien. Wir gingen essen und der Abend war doch noch sehr schön. So verging auch der nächste Tag, es folgten keine bösen Überraschungen mehr. Langsam aber sicher hieß es Abschied nehmen von Italien, da kam Peter auf mich!
»Chiara, sag mal, wollen wir nicht mal alle Fünfe gerade sein lassen und noch vier Tage dranhängen, ich könnte es einrichten, wie schaut es bei dir in der Firma aus? «
»Manuela geht in Urlaub, das heißt, eigentlich würde es nicht gehen, aber ich spreche mal mit Ulrike. Ich frage sie, ob sie es zwei Tage ohne mich schafft. Dann könnten wir bis Dienstag bleiben und ich wäre am Mittwoch wieder im Geschäft, allerdings muss ich dann auch die Rückfahrt mit dem Zug geändert bekommen! «
»Ach Chiara, bitte! Kannst du das versuchen, ich würde so gerne noch Zeit mit dir alleine verbringen wollen. Keine Arbeit, dich pur und Italien! «
Wer konnte da schon Nein sagen. Also rief ich in Berlin an und nahm all meine Überzeugungskraft und meinen Charme aus der Schatulle. Ulrike sagte, es würde schon gehen, aber am Mittwoch sollte ich dringend wieder da sein! Dann war der Autoreisezug an der Reihe, auch hier hatte ich Glück. Alles war geklärt. Ich rannte zu Peter und sagte ihm, dass alles geklappt hatte.
»Prima, Chiara, aber um einen Gefallen bitte ich dich noch. Leider habe ich nicht die Nummer von Maurice, kannst du ihn bitte anrufen und ihm ausrichten, dass wir beide noch unterwegs sind. Er möchte bitte noch die restlichen Tage die Post und die Zeitung rausnehmen. «
Es traf mich unvermittelt mitten ins Herz! Maurice! Ich sollte ihn anrufen. Plötzlich kam ich mir wie eine Verräterin vor. Ihm sollte ich sagen, dass ich wieder mit meinem Mann zusammen bin, das konnte ich nicht! Ich fühlte mich so schlecht. Warum denn nur, ich verstand mich nicht, oder doch? Oh mein Gott, wie sollte ich das hinbekommen, ich bat mit letzter Kraft! Hoffentlich schaltete sich der Anrufbeantworter ein.
Hey, hey, was war nur los mit mir??? Ich verstand mich selber nicht mehr. Dann wählte ich die Nummer, und... es kam der AB, puh, das war schon mal geschafft, was sollte ich sagen:
»Hey du! Toll hier, Sex ohne Ende, alles so prima. «
Voller Mist! Tief Luft holen.
»Hallo, Maurice, hier ist Chiara, könntest du mir bitte einen Gefallen tun und die Post noch bis Dienstag rausnehmen. Ich komme später. Tausend Dank! «
Es entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber ein wenig. Ich war schließlich wirklich weg, dass ich nun mit Peter, ach, das konnte ich ihm immer noch sagen. Dachte ich!
Der nächste Tag kam! Es kam mal wieder eine Nachricht.
Richtig! Absender: JANE!
»Für euren Versöhnungssex empfehle ich die Villa in Simione. Mit Blick auf den Gardasee wo wir vorletzte Woche eine sehr schöne ZT verbrachten...+ guten Sex hatten. «
Supertoll! Ach Mann, hört das denn nie auf? Ich wurde fuchsteufelswild, stinksauer, wütend und aufgeregt, alles auf einmal. Am liebsten hätte ich mein Auto geschnappt und wäre nach Berlin gefahren.
Vielleicht war das auch nur ein Schuss in den Ofen, es hieß Sirmione! Aber wenn es so gewesen wäre, dass Peter und diese Jane in meinem Lieblingsort… Widerwärtig!
Betrügen ist eine Sache, aber im selben Ort. Das war an Geschmacklosigkeit, einfach nicht zu überbieten. Oder lag es daran, dass Männer einfach nicht besonders kreativ waren. Warum regte mich das so auf? Die Antwort lag mir auf der Zunge… er hatte mich erneut belogen! Mir hatte er erzählt, sie hätten einen Abstecher nach Italien gemacht, einen Tagesausflug! Lügen haben immer einen bitteren Beigeschmack, aber wenn er jetzt log…
Was würde ich ihm überhaupt noch glauben können? War seine Reise zu mir ein geplanter Schachzug? Mir fiel seine Wette wieder ein, als wir in Verona standen. War auch das gut durchdachte Planung? Wollte er zwar kommen, aber Frauchen, sollte für: Ihren Spaß auch noch bezahlen. Oh, ich war wütend. Ich schmiss die Tür und rannte runter zum Pool, ich musste ganz einfach mit einer Freundin sprechen. Ich rief Caroline an.
»Hallo, Caroline! «
Offenbar hörte sie schon an meiner Stimme, dass etwas nicht in Ordnung war, denn sie sagte:
»Was ist los? Gibt es Stress? «
»Stell dir vor, was ich erhalten habe, ist das nicht eine riesig große Unverschämtheit! «
Ich überschlug mich fast.
»Ich kann es nicht fassen, ich Idiot! Ich habe ihm geglaubt. Pass auf! Ich habe zwei Nachrichten, von dieser Jane, erhalten! Ja! ZWEI! « Ich schrie fast. »Sag mal, was soll ich nur tun, das trübt meinen Blick, ich bin mir nun gar nicht mehr sicher, ob das mit Peter überhaupt das Richtige ist. «
Caroline musste erst einmal tief nach Luft schnappen. Ich erzählte und erzählte, was sich alles so zugetragen hatte. Sie gab mir den Rat erst einmal alles auf mich zukommen zu lassen und dann weiter zu schauen. Was anderes könne sie mir auch nicht empfehlen. Ich sollte einfach immer wieder auf meine innere Stimme hören, nur das machen, was ich wollte und was mir ein gutes Gefühl gab! Auf gar keinen Fall, sollte ich etwas unterdrücken. Ich wurde ruhiger, besser ging es mir aber nicht. Caroline hatte schon einiges in ihrem Leben erlebt und wie soll ich sagen, schon einige Bewusstseinssprünge erlebt. Sie konnte sich so gut in meine Situation hineinversetzen.
Frisch gestärkt ging ich nach oben auf das Zimmer. Peter lag auf dem Bett! Die Stimmung, die ich wahrnahm, war nicht sehr gut, auch er hatte offensichtlich eine Nachricht bekommen, wollte aber nichts sagen. Ich versuchte ein Gespräch in Gang zu bringen, doch es lag Spannung in der Luft. Es endete in einem fürchterlichen Fiasko. Wir fingen zu streiten an und er verletzte mich zutiefst.
Er stellte sich die Frage, ob ich überhaupt die Richtige sei, wahrscheinlich wäre es doch Jane!
Seine Äußerung traf mich wie ein Schlag ins Gesicht! Der Streit eskalierte und plötzlich sagte Peter barsch, ich solle ihn jetzt und sofort mit dem Auto nach Verona bringen. Da war dann meine Gelassenheit endgültig vorbei. Ich zischte ihn an: »Pass auf! Es war, dein Wunsch, zu mir zu kommen, du wolltest unbedingt hierher! Vergiss das nicht! Ich bin hierher gefahren um abzuschalten und um mich zu entspannen… Um mich von dir zu lösen! Du hingegen wolltest zu mir um dich zu entschuldigen, um mit mir weiterhin ein gemeinsames Leben zu führen! Wenn du der Ansicht bist, du willst nun weg, nimm dir gefälligst ein Taxi oder fahre per Anhalter! Noch eins, wenn du durch diese Tür gehst, gibt es kein Zurück! Ich will dich dann nicht mehr in meinem Leben haben, ich habe nun genügend Demütigungen, Enttäuschungen und auch Verletzungen hinnehmen müssen, genug ist genug. «
Plötzlich war Stille! Ich sprang auf, nahm mein Handy und ging hinaus. Die Stufen der Treppe rannte ich hinunter und lief einfach nur so herum. Ich musste erst einmal wieder zur Ruhe kommen. Eine Stunde war ich gelaufen, bis ich merkte, dass ich müde und kaputt war, so entschied ich mich ins Hotel zurückzugehen. Als ich im Zimmer ankam und die Tür aufschloss, hörte ich, ein mir bekanntes Schnarchen!
Das konnte doch wohl nicht wahr sein, es wurde hier über das ›Für und Wider‹ einer Ehe gesprochen und Peter schnarchte und schlief. Ich zog mich aus, legte mich hin, kaum dass ich lag, wurde Peter wach.
»Chiara, ich bin ein solcher Idiot, ich habe das Gefühl, alles wird mir zu viel. Es tut mir so leid! Manchmal denke ich, ich schaffe das alles nicht mehr, du bist so stark geworden! Ich fühle mich so schwach, wenn ich dieses Gefühl bekomme, dann habe ich nur ein Ziel, du sollst auch schwach sein. Dann sage ich Dinge, die ich gar nicht sagen will, meine größte Angst ist die dich zu verlieren! «
Nette Art!
Man muss also immer das Gegenteil dessen tun und sagen, was man meint. Wir sprachen relativ ruhig miteinander, ich erklärte ihm, dass er diese Art ablegen sollte, da ich ansonsten keine Möglichkeit sähe, eine gemeinsame Beziehung weiterzuführen. Gegen Morgen hörten wir auf mit reden und die Lage hatte sich ein wenig entspannt. Peter war sehr nett und aufmerksam, dennoch konnte ich nicht leugnen, dass sich eine gewisse Distanziertheit bei mir ausbreitete. Die restlichen Tage verbrachten wir dann doch gemeinsam in Italien und machten uns dann am Dienstag auf den Heimweg.
Die Rückfahrt war anstrengend, wie immer konnten wir uns nicht loseisen, so kamen wir erst gegen 18 Uhr auf der Autobahn an. Wir mussten uns mehr als beeilen, wir hatten schließlich noch einen Termin mit dem Autoreisezug. Spätestens um 21 Uhr sollten wir in München Ost am Counter stehen, um die Karten abzuholen, hatten aber noch gut und gerne vierhundert Kilometer vor uns, eigentlich völlig unmöglich.
Peter meinte, gar kein Problem!
Er fuhr schon sehr risikobereit, was mir völlig missfiel. Und natürlich schafften wir es nicht pünktlich am Bahnhof zu sein. Es war schier unmöglich. Der Zug fuhr ohne uns los. Ich rief bei der Bahn an und sagte vorsichtshalber ab. Dann versuchten wir noch in aller Schnelle ein Hotelzimmer in Starnberg zu bekommen.
Ein Zimmer war noch frei.
Wir holten uns noch etwas zu essen, danach gingen wir ins Hotelzimmer. Als wir im Zimmer ankamen, holte uns der nächste Streit ein. Ich heulte mich in den Schlaf und ärgerte mich, warum ich mich noch einmal auf diese Beziehung eingelassen hatte.