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5.

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Paar für Paar erreichte die Besatzung der BOB-XXI den wartenden Werkstattkreuzer. Vierundzwanzig Mann wurden an Bord genommen. Von dem fünfundzwanzigsten fehlte vorläufig jede Spur.

Das trieb Nike Quinto dazu, seine Pläne so rasch wie möglich in die Tat umzusetzen.

Ohne Verzug brachen Ron und Meech auf, beide bis an die Zähne bewaffnet. Die Transmitter an Bord der BOB-XXI wurden durch Fernsteuerung aktiviert. Die Anzeigen auf den Geräten an Bord der JOANN deuteten darauf hin, dass in der Station noch alles in Ordnung war.

Ron und Meech machten sich auf die Reise.

Von Eric Furchtbar fehlte immer noch jede Spur.

Ohne Behinderung erreichten die beiden den Transmitterraum der BOB-XXI. Der Raum war leer. Ein merkwürdiger Geruch nach Kurzschluss und durchgeschmorter Isolation hing in der Luft.

Ron hatte sich, bevor sie von der JOANN aufbrachen, in kurzen Worten über die Ereignisse im Generatorenraum berichten lassen. Er wusste von dem Erfolg, den Eric Furchtbar mit seinem Handdesintegrator erzielt hatte, nachdem die viel schwereren Thermostrahler fast völlig wirkungslos geblieben waren. Ron wusste auch aus den Erfahrungen Rhodans auf Barkon, dass Thermowaffen nur mechanisch auf die Unsichtbaren wirkten. Nur durch den Punktbeschuss vieler Thermowaffen konnte man auf Erfolg hoffen. Er ging deswegen nach dem gleichen Schema vor wie Eric ein paar Minuten vor ihm. Er stellte sich mit dem Rücken zu den beiden Transmitterkabinen, so dass sie nicht beschädigt werden konnten, und ließ einen weit gefächerten Desintegratorstrahl geringer Leistung durch den Raum streichen.

Der Effekt war gleich Null. Nach allem, was er bis jetzt wusste, bedeutete das, dass sich niemand außer ihnen beiden im Raum befand.

Ron war enttäuscht. Er hatte gehofft, Eric Furchtbar hier zu finden – oder einen Unsichtbaren. Als er davon erfuhr, dass Eric nicht an Bord der JOANN gekommen war, hatte er mit Sicherheit angenommen, dass Eric zurückgeblieben war, um die Transmitter zu bewachen. Es schien ein logischer Schluss. Und wenn die Unsichtbaren Eric in der Transmitterstation aufgespürt und ihn kaltgestellt hatten, dann sollte wenigstens einer von ihnen hier zu finden sein.

Ron sah ein, dass seine Überlegungen falsch gewesen waren. Er ließ Meech das Schott öffnen. Meech gehorchte und trat einen halben Schritt weit hinaus auf den Gang.

Nichts geschah. Meech sah nach rechts und nach links, außerdem ließ er alle seine nichtmenschlichen Wahrnehmungsgaben spielen. Als Ergebnis berichtete er Ron, dass die Luft rein war.

Den Ort, dem Rons größtes Interesse galt, nachdem er den Transmitterraum leer gefunden hatte, war die Zentrale der Station, der Hauptschaltraum. Ron und Meech waren über die Anlage der BOB-XXI gut informiert. Es bereitete ihnen keine Schwierigkeiten, den Weg zum Hauptschaltraum zu finden. Die Frage war nur, ob die Unsichtbaren sie so weit kommen lassen würden.

Den Gang entlang drangen sie bis zu einem der Antigravschächte vor. Stets hielt Meech sich an der Spitze. Die alte Grundregel der Raumflotte galt immer noch. Wo immer Roboter an einem Einsatz beteiligt waren, bildeten sie die Vorhut und kämpften an den gefährlichsten Stellen. Meech machte keine Ausnahme. Er empfand nichts dabei. Sein positronisches Programm sah dergleichen nicht vor.

Durch den Schacht schwebten sie vorsichtig zum Mitteldeck hinauf. Überall in der Station herrschte die gleiche gähnende Leere, die gleiche unheimliche Stille.

Wie ein Sarg, dachte Ron mit Unbehagen. Ein Sarg, fünftausend Lichtjahre weit draußen vor dem Rand der Milchstraße.

Irgendwo mussten die Unsichtbaren aber doch sein.

Vielleicht unten im Generatorenraum, dachte Ron. Sie hatten mit den Generatoren etwas vor.

Er rief sich Art Cavanaughs hastigen Bericht ins Gedächtnis zurück. Der Sendekabine war mehr Leistung zugeführt worden, als die eingeschalteten Geräte vertragen konnten. Vielleicht hatten die Fremden wirklich sich nur größere Sendeleistung verschaffen wollen, ohne zu wissen, wie die Geräte funktionierten. Schließlich hatten sie, wenn der erste Zwischenfall in der Funkkabine richtig gedeutet wurde, schon einmal einen raschen Funkspruch abgegeben, vielleicht einen Hilferuf. Es konnte sein, dass sie das gleiche ein zweites Mal versucht hatten – aber diesmal wollten sie eine höhere Sendeleistung haben.

Es konnte aber auch sein, dass diese Vermutung weit am Kern der Sache vorbeiging. Vielleicht hatten sie die ungeheure Leistung für einen ganz anderen Zweck gebraucht. Art Cavanaugh hatte berichtet, dass die meisten Geräte noch intakt gewesen waren, als er den Funkraum verließ. Dabei hätten sie bei der immensen Beanspruchung allesamt schon längst außer Funktion sein müssen. Das deutete darauf hin, dass die zugeführte Leistung an einer anderen, unbekannten Stelle wieder abgezapft wurde.

An welcher Stelle – und zu welchem Zweck?

Meech erreichte den Mitteldeckausgang. Vorsichtig schwang er sich hinaus. Er wartete ein paar Sekunden, in der Mündung des Schachtes halb verborgen. Erst dann trat er offen auf den Gang hinaus. Ron folgte ihm.

Nebeneinander gingen sie vor, und es dauerte nur ein paar Sekunden, bis sie die kleine Erweiterung des Korridors vor dem Eingang zum Hauptschaltraum erreichten.

Niemand stellte sich ihnen in den Weg.

Meech sicherte nach allen Seiten, während Ron das Schott öffnete.

Ron hielt die Waffe im Anschlag. Er hatte den Abzug schon halb niedergedrückt, um das weit gefächerte Strahlenbündel in den weiten Raum hineinschießen zu lassen, als er das plumpe Gerät sah, das hinter dem Schott zum Vorschein kam und dessen Lauf ihm genau auf den Bauch zeigte.

Mit einem warnenden Schrei warf er sich zur Seite. Meech wirbelte herum, die schwere Automatik zum Schuss erhoben.

Wenn sie Meechs wunderbare Gabe der blitzschnellen Reaktion nicht gehabt hätten, dann hätten sie jetzt wahrscheinlich eine Tragödie erlebt. Meech warf sich nach vorne. Das Gewicht seiner Automatik behinderte ihn nicht im mindesten. Seine eisenbewehrte Hand schnellte vorwärts. Ron hörte einen klatschenden Schlag und einen Schmerzensschrei. Er konnte nicht sehen, was da zwischen Tür und Angel vor sich ging. Etwas Metallenes klapperte auf den Boden. Dann war Stille.

Bis Meech sagte: »Verzeihung, aber Sie hätten wahrscheinlich geschossen, bevor wir Ihnen die Lage hätten erklären können.«

Ron hörte jemanden seufzen. Dann antwortete Eric Furchtbars Stimme, leicht belegt: »Da haben Sie wahrscheinlich recht, Sergeant. Ich danke Ihnen!«

Ron richtete sich erleichtert auf. Eric kam durch das Schott und erkannte ihn. Er machte einen schwachen Versuch, zu salutieren.

»Gott sei Dank«, stieß er hervor. »Ich dachte schon, ich müsste mit allem allein fertig werden.«

Gemeinsam betraten sie den Hauptschaltraum. Das Schott schloss sich hinter ihnen. Eric hob den Desintegrator auf, den Meech ihm aus der Hand geschlagen hatte. Er schlenkerte den rechten Arm mit wehmütigem Gesicht und massierte sich eine Weile das Handgelenk.

»Was geht hier vor?«, fragte Ron. »Was gibt es Neues?«

Eric verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Ich wollte, ich wüsste es, Major. Die Station wimmelt von Unsichtbaren, das ist eines von den wenigen Dingen, die ich mit Sicherheit weiß. Sie machen sich an unseren Generatoren zu schaffen. Auch das scheint ziemlich sicher zu sein. Was sie mit den Generatoren wollen, weiß ich nicht. Sie reagieren auf keinen Verständigungsversuch. Aber ich glaube zu wissen, warum sie hier an Bord sind.«

Ron sah überrascht auf. »Warum?«

»Ihr Schiff, da weit draußen, ist vor etwa drei Minuten explodiert. Sie müssen einen Kernbrand oder sonst etwas an Bord gehabt haben. Ob das auf den Zusammenprall mit der Station zurückzuführen ist oder auf den Kampf, den sie dort draußen irgendwo gehabt haben – ich weiß es nicht. Auf jeden Fall haben sie wohl eingesehen, dass ihnen an Bord ihres eigenen Schiffes keine großen Chancen mehr blieben. Also sind sie zu uns herübergekommen. Wahrscheinlich mit Hilfe ihrer zuerst eingedrungenen Artgenossen, die, ohne dass wir es verhindern konnten, dafür gesorgt haben, dass Strukturlücken im Energieschirm entstanden und sich eine Schleuse öffnete. Und jetzt bereiten sie sich auf irgend etwas vor, von dem ich keine Ahnung habe, was es sein könnte.«

Diese letzte Bemerkung gab Ron zu denken. »Sie bereiten sich vor, sagen Sie?«

Eric nickte langsam. »Ja, sicher. Sehen Sie sich bitte die Instrumente an. Die Generatoren benehmen sich verrückt. Von allein würden sie das nicht tun. Es schaltet also jemand andauernd an ihnen herum. Und zwar mit einem hektischen Eifer. Wenn das nicht bedeutet, dass irgend etwas Neues dicht bevorsteht und dass die Fremden sich darauf vorzubereiten versuchen, dann ...« Er zuckte hilflos mit den Schultern und ließ den Rest des Satzes ungesagt.

Ron wandte sich um und betrachtete die Messgeräte, von denen Eric gesprochen hatte. Die Zeiger wackelten aufgeregt. Die meisten standen in den oberen Skalenhälften. Einige waren bis über den Skalenrand ausgeschlagen. Die Fremden überlasteten die Generatoren.

»Deswegen bin ich herausgekommen«, meldete Eric sich zu Wort. »In der Transmitterstation konnte ich nur auf die Transmitter aufpassen. Von hier oben aus überwache ich alles.«

»Wurden Sie angegriffen, als Sie von den Transmittern hier heraufkamen?«

»Keine Spur. Die BOB-Einundzwanzig ist leer – vom Funkraum und der Generatorenhalle abgesehen.«

Ron kam ein Gedanke. Sie brachten die Generatoren in Schwung und leiteten sämtliche Leistung in den Funkraum. Wozu?

Plötzlich glaubte er die Lösung gefunden zu haben.

Das Wechselfeld der Hyperstrahlung war dem stationären Feld eines Schutzschirms in gleicher Weise verwandt wie ein elektromagnetisches Wechselfeld einem solchen, das aus einem elektrostatischen und einem damit gekreuzten magnetischen Feld bestand.

Und man konnte Hyperschwingungen natürlich ebenso gleichrichten wie elektromagnetische.

War es das? Wollten die Unsichtbaren weiter nichts als die Feldschirme verstärken?

Eine Zehntelsekunde lang schien Ron Landry die ganze Angelegenheit so klar wie noch nie zu durchschauen.

Dann schrie Eric Furchtbar: »Da läuft eine neue Sendung ein!«

Ron schrak aus seinen Gedanken auf. Das kleine Oszilloskop des Hauptschaltraums war seit jener Zeit, als die BOB-XXI die ersten fremden Hypersendungen empfangen hatte, mit der Funkkabine gekoppelt. Bis jetzt hatte der kleine, kreisförmige Bildschirm nichts anderes gezeigt als den Wirrwarr der Störungen, die mit der fieberhaften Tätigkeit der Generatoren verbunden waren.

Jetzt aber war ein kräftiges, ausgeprägtes Wellenmuster deutlich erkennbar. Anderthalb Wellenlängen der Grundschwingungen passten auf den Schirm, eine Unzahl von den zackigen Markierungen der Modulation war zu sehen.

»Das ist wieder der Spruch mit dem wahren Leben!«, stieß Eric aufgeregt hervor. »Das Muster ist unverkennbar.«

Das Bild auf dem Schirm blieb ein paar Sekunden lang, dann erlosch es. Ron wäre jetzt gern hinunter in die Funkkabine gegangen, hätte dem Empfänger die Bandaufzeichnungen entnommen und sie von der Positronik auswerten lassen. Aber im Funkraum waren die Unsichtbaren, und an der Positronik hatte niemand mehr Dienst. Wenn Ron überhaupt an das Band herangekommen wäre, hätte er die Rechenmaschine selbst bedienen müssen. Und dazu hatte er im Augenblick keine Zeit.

Er verließ sich auf Eric, dass es wirklich der gleiche Spruch war.

Warum fragten sie noch einmal? Sie hatten die Antwort schon ein paar Mal bekommen: Ja, wir sind wahres Leben.

Ron kam ein Gedanke.

»Haben Sie irgendeine Vorstellung«, fragte er Eric, »ob das Wellenmuster diesmal deutlicher war als beim letzten Empfang – oder undeutlicher?«

Eric antwortete, ohne zu zögern. Das zeigte, wie sicher er seiner Sache war.

»Eben war es viel deutlicher als beim letzten Mal«, erklärte er.

Rons Spannung wuchs. Hyperstrahlung war eines der Wunderdinge der modernen Technik. Aber so wunderbar war sie nun auch wieder nicht, dass sie nicht den grundlegenden Naturgesetzen gehorcht hätte. Eine Strahlungsquelle, die in geringer Entfernung stand, empfing man deutlicher als eine, die weit entfernt war.

Die erste Sendung, die die BOB-XXI empfangen hatte, war aus einer Entfernung von rund vierhundert Lichtjahren gekommen. Dieser letzte Empfang war viel deutlicher. Die Entfernung hatte sich also verringert.

Da war noch jemand auf dem Weg zur BOB-XXI.

Ron wies Eric an, die Anfrage im gleichen Sinn zu beantworten, wie sie es bisher getan hatten. Eric kontrollierte das kleine Stellpult, von dem aus er die Geräte im Senderaum bedienen konnte, und drückte ein paar Knöpfe. Dabei lächelte er schwach.

»Ich hoffe, dass es noch funktioniert«, murmelte er. »Wer weiß, was die Kerle da unten inzwischen angerichtet haben.«

Sekunden später registrierte das Oszilloskop das Wellenmuster der auslaufenden Sendung. Sie war in der gleichen Weise kodifiziert wie die Frage der Fremden. Niemand konnte vom Oszillographenbild ablesen, was der Inhalt der Sendung war. Aber Eric behauptete, es gäbe in diesem Sender nur eine einzige Schablone. Es musste die richtige sein.

Ron Landry bezwang seine Spannung. Er brauchte Ruhe, um klar zu denken. Er überlegte, ob er noch einen Versuch unternehmen sollte, mit den Unsichtbaren in Verbindung zu treten. Er verwarf die Idee ohne langes Nachdenken. Eric und seine Männer hatten mehrere Stunden daran verschwendet und hatten nicht den geringsten Erfolg erzielt.

Ron glaubte fest daran, dass das zweite fremde Schiff, dessen Sendung die Station eben empfangen hatte, in ein paar Minuten auftauchen würde. Er war fast ebenso sicher, dass dieses zweite Schiff den Feinden der Unsichtbaren gehörte, die in die BOB-XXI eingedrungen waren. Denn das Modulationsmuster der empfangenen Sendung war von dem der Sendung, die die Unsichtbaren vor ein paar Stunden von der BOB-XXI ausgestrahlt hatten, gründlich verschieden. Es gab daher zwei Gruppen von Fremden hier draußen im intergalaktischen Raum: die Unsichtbaren – und deren Feinde.

Ron untersuchte diesen Gedankengang immer wieder von neuem. Er gab sich Mühe, einen Fehler zu finden. Eine Stelle, an der er einem der beiden Fremden seine eigene Denkweise untergeschoben hatte. Aber er fand keinen Fehler. Die Gedanken fügten sich ineinander. Es musste so gewesen sein, wie er vermutete – oder sie hatten etwas übersehen.

Dann war auch klar, warum die Unsichtbaren versuchten, die Feldschirme der Station zu verstärken. Auf irgendeine Weise hatten sie von der bevorstehenden Ankunft ihrer Gegner erfahren. Wahrscheinlich trauten sie den Feldschirmen, so wie sie jetzt waren, keine ausreichende Abwehrkraft zu. Deshalb verstärkten sie sie.

Vielleicht hatten sie aus dem gleichen Grund nicht auf Erics Annäherungsversuche geantwortet. Sie hatten keine Zeit. Sie brauchten jede Sekunde, um sich auf die Ankunft des Feindes vorzubereiten.

Ron drehte sich um und sah Meech Hannigan auffordernd an. Meech verstand den Wink.

»Meine Analyse ist ...«, begann er, und dann zählte er genau die gleichen Argumente und Schlussfolgerungen auf, die Ron sich schon selber ausgedacht hatte.

Eric Furchtbar hörte mit großen Augen zu. Für ihn waren die vergangenen Stunden zu aufregend gewesen, als dass er sich jetzt noch über schwierige Dinge hätte den Kopf zerbrechen wollen. Der Schreck nach dem Auftauchen des ersten fremden Schiffes saß ihm noch in den Gliedern.

»Glauben Sie wirklich«, stieß er hervor, »dass noch ein anderes Schiff Kurs auf die Station genommen hat?«

Ron nickte. Er wollte etwas antworten.

Aber mit einem erstaunlichen Mangel an Disziplin kam Meech Hannigan ihm zuvor: »Da gibt es nicht mehr viel zu glauben. Da sind sie schon.«

Perry Rhodan 16: Die Posbis (Silberband)

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