Читать книгу Perry Rhodan 16: Die Posbis (Silberband) - Clark Darlton - Страница 12

6.

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Das fremde Schiff sprang förmlich ins Bild hinein.

Vor einer halben Sekunde war es noch nicht dagewesen – jetzt füllte es mehr als drei Viertel des großen Bildschirms.

Es war völlig geräuschlos gekommen.

Rons Verstand registrierte blitzartig diese völlig neue Art der Transition. War es überhaupt eine solche? Er wollte sich darüber wundern. Aber alle Verwunderung über den Antrieb des fremden Schiffes wurde beiseitegefegt vom Entsetzen über die äußere Form des Fahrzeugs.

Ohne dass es ihm wirklich bewusst wurde, hörte Ron Eric neben sich stöhnen. Es mochte sein, dass er selbst auch stöhnte. Ein solches Schiff konnte es einfach nicht geben. Es war unmöglich, dass jemand so verrückt sein sollte, ein solches Schiff zu bauen.

Es sah so aus, als wäre es früher einmal würfelförmig gewesen. Aber das Gefüge hatte sich verschoben.

Was übrig blieb, war ein völlig unregelmäßiges geometrisches Gebilde mit achtkantiger Grundform. Im künstlichen Schwerefeld der BOB-XXI hatten die drei Beobachter ein sicheres Gefühl für oben und unten. Sie sahen eine senkrechte Wand geradewegs vor sich aufragen. Sie endete an einer schrägen Kante, und oberhalb der Kante lag eine der Deckflächen des Schiffes, eine trapezförmige schräge Ebene, die in mäßiger Steigung zum Rand der Hinterwand hinaufführte. Die linke Seitenwand stand in groteskem Winkel steil nach außen, von der rechten Seitenwand war auf dem Bildschirm der Station nichts zu erkennen. Wahrscheinlich war sie nach innen gedrückt.

Das war die Grundform des Schiffes. Die Seiten- und Deckwände waren in Wirklichkeit alles andere als eben. Es gab Erker und Türmchen, Kuppeln und Vorsprünge, Nischen und Furchen in verwirrender Zahl. Aus den Kuppeln ragten lange, mit starren Wedeln behangene Stangen hervor. In den Nischen und Furchen glänzten verschiedenfarbige Lichter. Aus den Erkern stachen plumpe, drei- oder vierzinkige Gabeln in den Raum, und auf den hügelartigen Vorsprüngen herrschte lebhafte Bewegung. Allerdings konnte nicht einmal Meech erkennen, woraus die Bewegung bestand und was sie verursachte.

Das brachte Ron auf einen Gedanken. Er war ziemlich unlogisch, deswegen konnte zum Beispiel Meech nicht drauf kommen. Aber Objekte, fand Ron, die sich an der Außenwand eines intergalaktischen Raumschiffs bewegten, sollten eine gewisse Mindestgröße haben. Das dort drüben waren weder Käfer noch Menschen. Es mussten Dinge in der Größe eines Beiboots oder eines Beobachtungsstands sein. Ron glaubte das einfach. Es gab keinen Anhaltspunkt für seine Vermutung.

Aber wenn er recht hatte, dann war das fremde Schiff ein Gigant. Er hatte bisher geglaubt, dass es nur ein paar Kilometer von der Station entfernt stünde. Aber schließlich war es vermutlich eben erst aus dem Hyperraum herausgekommen. Und kein Kommandant, nicht einmal ein extragalaktischer, würde eine Transition nur ein paar Kilometer von seinem Ziel beenden.

Das Ungetüm war also weiter entfernt. Und demnach war es größer, als Ron bisher angenommen hatte.

Die Würfelkanten mussten mindestens zwei Kilometer lang sein. Das war nichts weiter als eine grobe Schätzung, aber Ron erschrak trotzdem. Das fremde Ungeheuer war größer als selbst das mächtigste Superschlachtschiff, das die terranische Raumflotte je besessen hatte.

Ron fühlte sich nicht ganz wohl in seiner Haut.

Ein paar bange Sekunden lang wartete Ron darauf, dass sich drüben irgendwo Geschützpforten öffneten und gewaltige Bündel tödlicher Energie daraus hervorgeschossen kamen.

Aber die Sekunden vergingen ereignislos. Der groteske Kasten hing reglos im Raum.

Ron begann sich zu fragen, worauf die Fremden dort drüben warteten.

Es schien, als hätten sie nur darauf gelauert, dass er sich in Gedanken diese Frage stellte. Denn im nächsten Augenblick sprach das Oszilloskop wieder an, das mit einem der Empfänger in der Funkkabine gekoppelt war. Ron warf nur einen kurzen Blick auf den grünen kleinen Bildschirm.

Dann fragte er Eric: »Ist das dasselbe wie zuvor?«

Eric starrte das Oszilloskop mit großen, verwunderten Augen an.

»Ja«, brachte er hervor. »Das ist die gleiche Frage.«

Rons Befehl klang hart. »Dann geben Sie ihnen noch einmal die gleiche Antwort!«

Diesmal brauchte Eric länger. Er war offensichtlich verwirrt. Ziellos wanderten seine Hände über die Knopfreihen des Schaltbretts. Er drückte ein paar Knöpfe, machte die Schaltung durch einen Druck auf den Korrekturschalter wieder unwirksam und fand schließlich, was er suchte. Auf dem Oszilloskop erschien das Schwingungsbild der Antwort.

Gespannt beobachtete Ron das schiefkantige Schiff. Jetzt mussten sie die Antwort empfangen. Und da sie in ihrem eigenen Kode gehalten war, würden sie nicht lange brauchen, um sie zu entziffern.

Was würden sie jetzt tun?

Ron erinnerte sich später noch oft daran, wie entsetzt und verblüfft er gewesen war, als er feststellte, dass die erste Reaktion aus einer völlig anderen Richtung kam.

Während er auf den Bildschirm starrte, öffnete sich hinter ihm das Schott. Meech war der einzige, der es bemerkte. Er stieß einen schrillen Warnschrei aus. Ron wirbelte herum. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Eric Furchtbar sich instinktiv zur Seite fallen ließ.

Er bezweifelte allerdings, dass es ihm etwas nützen würde. Durch das offene Schott drängte eine stürmische Flut blutroter, greller Helligkeit und erfüllte den großen Raum augenblicklich mit erstickender Hitze.

Es war merkwürdig, wie geräuschlos das alles vor sich ging.

Das erste, was Ron nach Meechs lautem Warnschrei zu hören bekam, war das Springen von Glassit. Klirrend fielen Kunstglasscheiben zu Boden. Die Scheiben der Instrumentenskalen brachen unter der gewaltigen Hitze.

Meech hatte seinen schweren Desintegrator in Anschlag gebracht. Unmessbar kurze Zeit später brach der vernichtende, grüne Strahl aus dem Lauf und fauchte mit unaufhaltsamer Wucht in die rote Feuerwand hinein.

Die Wirkung zeigte sich augenblicklich. Das rote Feuer wich zurück. Es bildete eine Einbuchtung an der Stelle, an der Meech mit seiner Waffe traf. Rechts und links kamen die Flügel der Feuerfront für ein paar Sekunden zum Stehen, aber dann rückten sie weiter vor.

Ron begann ebenfalls zu schießen. Der wesentlich dünnere Strahl seiner Handwaffe stieß gegen den linken Flügel der Feuerfront. In den ersten Augenblicken sah es so aus, als erzielte er nicht den geringsten Erfolg. Aber dann wurde der Vormarsch der roten Lichtflut langsamer, und nach einer Weile blieb sie vollends stehen.

Jetzt beteiligte sich auch Eric Furchtbar am Kampf. Der Strahl seines Desintegrators zielte auf die gegenüberliegende Seite. Und so klein seine Waffe auch war – sie gab den Ausschlag.

Das rote Feuer wich zurück. Zuerst langsam, dann immer schneller flutete es zum Hintergrund des Raumes.

Das Feuer verschwand zum Schott hinaus. Das Schott konnte sich nicht mehr schließen. Es war nicht mehr da. Das Feuer hatte es aufgezehrt.

Ron stand auf. Erst jetzt kam ihm die furchtbare Hitze zu Bewusstsein, der er ein paar Minuten standgehalten hatte. Seine Haut brannte. Eric erging es ebenso.

Am wohlsten jedoch fühlte sich Meech. Ihm machte Hitze nichts aus, wenn sie tausend Grad Celsius nicht überstieg.

Sein erster Blick galt dem Bildschirm.

»Das fremde Schiff hat sich noch nicht von der Stelle gerührt.«

Ron schaute auf den Bildschirm. Er war so ziemlich das einzige Gerät, das im Hauptschaltraum überhaupt noch funktionierte. Seine Glassitplatte war besonders dick, außerdem war sie vom Ursprung der Hitze ziemlich weit entfernt gewesen.

Meech hatte recht. Das fremde Schiff stand immer noch am selben Platz.

Ron begriff plötzlich. Es waren nicht die Fremden dort drüben gewesen, die sie angegriffen hatten. Die Unsichtbaren an Bord der Station hatten es getan.

Es war so einfach. Die Unsichtbaren hielten den Funkraum besetzt. Sie mussten bemerkt haben, dass die Station kurz hintereinander zwei Funksprüche des gleichen Textes absetzte. Vielleicht kannten sie den Kode ihrer Feinde, das war nicht unwahrscheinlich. Und sie wussten natürlich, dass ihre Gegner sich als »das wahre Leben« betrachteten und nur dem Freund waren, der selbst »wahres Leben« war.

Die Lage war nicht ohne Komik. Ron selbst hatte darauf bestanden, die Frage zu bejahen. Und indem er versuchte, den einen Fremden zu versöhnen, verfeindete er sich mit dem anderen. Denn naturgemäß mussten die Unsichtbaren alles hassen, was ebenso »wahres Leben« war wie ihre Feinde, mit denen sie sich dort draußen in der Leere des Raumes zwischen den Sterneninseln herumgeschlagen hatten.

Sie hatten das Kantenschiff ebenso bemerkt wie die drei Terraner im Hauptschaltraum. Als die Frage noch einmal gestellt und noch einmal in bejahendem Sinn beantwortet wurde, hatten sie versucht, zuzuschlagen. Sie konnten es sich nicht leisten, ein mächtiges feindliches Schiff draußen und außerdem noch ein paar Feinde direkt vor der Nase zu haben.

Was würden sie jetzt tun? Ihr Angriff war zurückgeschlagen worden. Es sah so aus, als hätten sie keine Waffen, die gegen einen terranischen Desintegrator aufkamen. Würden sie es noch einmal versuchen? Vielleicht zu einem Zeitpunkt, an dem sie damit rechneten, dass die Terraner ihre Aufmerksamkeit auf eine andere Stelle gerichtet hielten?

Ron nahm sich vor, die Augen offenzuhalten.

Vorerst allerdings war das Kantenschiff dort draußen das Wichtigste. Es sah viel gefährlicher aus als das rote Feuer der Unsichtbaren.

Ron schickte Meech hinaus, damit er draußen auf dem Gang Wache hielt. Es durfte keine zweite Überraschung dieser Art geben.

Eric und Ron konzentrierten ihre Aufmerksamkeit auf den Bildschirm. Nach ein paar Minuten begann der Albtraum von einem Schiff sich zu bewegen. Es war atemberaubend, zu sehen, wie sich die gewaltigen, schrägen Flächen mit ihren Kanten und Ecken über die Begrenzung des großen Bildschirms hinausschoben und schließlich die ganze Bildfläche nur von einer einzigen Metallwand mit ihren Hunderten von Ausbuchtungen und Türmchen überdeckt war.

»Sie werden herüberkommen«, murmelte Eric.

Ron fühlte sich bei dem Gedanken nicht wohl. Aber er antwortete mit fester Stimme: »Darauf warten wir ja gerade.«

Das war richtig. Nur darauf warteten sie eigentlich. Der ganze Einsatz hatte keinen anderen Sinn.

Aber Ron hatte den Satz kaum ausgesprochen, als er erkannte, dass er eine Möglichkeit bisher völlig übersehen hatte.

Die Möglichkeit nämlich, dass die Unsichtbaren lernen könnten, wie man die Geschütze der BOB-XXI bediente.

Es gab keinen Zweifel mehr daran, dass sie es gelernt hatten.

Ein wirres Bündel bunter, grellerleuchteter Strahlen schoss plötzlich über den Bildschirm. Die weite Fläche der schrägen Schiffswand dort drüben flammte auf einmal in unwirklichem, waberndem Licht.

Schutzschirme, dachte Ron. Natürlich haben sie starke Feldschirme.

Fasziniert und seiner eigenen Lage unbewusst, beobachtete Ron das Gefecht. Die sich überschneidenden bunten Strahlen kamen aus mindestens zwei der Geschütztürme der Station. Die Unsichtbaren handhabten sie mit großer Geschicklichkeit.

Ron sah gleichfalls, dass die hell leuchtenden Strahlen der Thermokanonen dem Kantenschiff kaum etwas anzuhaben vermochten. Ruhig strahlte der Feldschirm, wo er von Thermostrahlen getroffen wurde.

Ron war von dem ungewohnten Schauspiel so gepackt, dass er sich seiner eigenen Lage erst bewusst wurde, als das Kantenschiff sich zu wehren begann. Man konnte nicht genau erkennen, was eigentlich geschah. Irgend etwas schien sich zwischen den Bildschirm und die schräge Wand des Schiffes zu schieben. Es sah aus wie ein dünner Vorhang heißer Luft, wabernd und zitternd.

Aber im nächsten Augenblick traf die Station ein fürchterlicher Stoß, der Ron und Eric gleichzeitig von den Beinen riss. Der Boden der Zentrale stand plötzlich schräg, und hilflos rutschten die beiden Männer auf das offene Schott zu.

Vielleicht war das ihr Glück.

Ron begriff plötzlich, in welcher Gefahr sie sich befanden. Die Feldschirme der BOB-XXI waren nicht die allerstärksten. Selbst wenn die Unsichtbaren sie verstärkt hatten – wer mochte wissen, welche Energiereserven das Kantenschiff besaß.

Zuckend verlief sich die Wucht des Aufpralls. Ron kam auf die Beine. Meechs unbewegtes Gesicht erschien im Ausgang.

»Zur Transmitterstation!«, schrie Ron ihm zu. »Weg absichern!«

Meech begriff sofort. Ron half Eric auf die Beine, und als sie auf den Gang hinaustraten, war von dem Roboter schon nichts mehr zu sehen.

»Kommen Sie!«, keuchte Ron. »Wir müssen fort. Diese Narren dort unten im Geschützstand – sie werden nichts anderes erreichen, als dass das Kantenschiff die Station auseinanderbläst.«

Sie stolperten durch den Gang. Ein zweiter Treffer prallte auf die Feldschirme und brachte den Boden zum Schwanken. Die Wände stöhnten und ächzten unter der Beanspruchung. Die Salven des Kantenschiffs waren zu energiereich, als dass der Feldschirm auch die rein mechanische Einwirkung hätte absorbieren können.

Die dunkle Öffnung des Antigravschachts kam näher. Ron stieß Eric einfach hinein. Bevor er ihm folgte, warf er noch einen Blick durch den Gang zurück. Niemand war da. Auch kein rotes Feuer. Die Unsichtbaren waren mit dem Kantenschiff beschäftigt.

Sie sanken durch das weiche Gravitationsfeld in die Tiefe. Einmal sah Ron tief unten Meechs Kopf durch einen der Ausstiege hereinschauen. Er schien die beiden Männer gesehen zu haben. Denn als sie auf dem Deck der Transmitterstation ausstiegen, war er schon wieder verschwunden, um ihnen von irgendwoher Deckung zu geben.

Unangefochten erreichten sie die Station. Die Transmitterkäfige zeigten grüne Kontrolllampen. Bis jetzt war noch alles in Ordnung.

In diesem Augenblick bekam die Station den dritten Treffer.

Diesmal ging es nicht so glimpflich ab.

Ron hatte das merkwürdige Gefühl, dass der Raum sich rings um seine Achse drehte. Mit Schultern, Armen und Beinen prallte er gegen Wände, wurde wieder zurückgeschleudert und kam ziemlich benommen schließlich wieder zur Ruhe.

Neben ihm stöhnte jemand.

Ron richtete sich auf. Eric lag an einer der Seitenwände und hielt die Augen geschlossen. Er hatte das Bewusstsein verloren.

Ron fasste ihn unter die Achseln und schleppte ihn zum nächsten Transmitterkäfig. Mit einer Hand versuchte er, die Gittertür des Käfigs zu öffnen. Er drückte den Verschluss hinunter und zerrte. Aber die Tür gab nicht nach.

Verwirrt starrte Ron an der Gitterwand hinauf und sah, dass die Kontrolllampen nicht mehr leuchteten.

Die Energiezufuhr war unterbrochen. Der Transmitter funktionierte nicht mehr.

Eine Sekunde lang fühlte Ron die heiße Panik, die in ihm aufstieg. Dann erst sah er, dass der zweite Käfig anscheinend unbeschädigt war. Die grünen Lampen leuchteten noch. Er zerrte Eric hinüber. Diesmal gehorchte die Tür ohne Zögern. Sie schwang auf. Ron schob Erics langen, schlaffen Körper hinein und legte ihn so zurecht, dass er die Gittertür wieder schließen konnte.

Dann lief er hinüber zur Schalttafel, riss den Hebel herunter und drückte den Auslöseknopf. Eric Furchtbar war verschwunden – in die Sicherheit.

Ron blieb an der Schalttafel stehen.

»Meech!«, schrie er. »Komm her!«

Draußen auf dem Gang waren klappernde, dröhnende Schritte. Noch bevor Meech in Sicht kam, antwortete er: »Benutzen Sie den Transmitter, der nächste Treffer kann uns ...«

Da war er schon. Die Fremden in dem Kantenschiff schienen von Mal zu Mal zu lernen, wie sie der Station noch gefährlicher werden konnten. Um Ron herum öffnete sich ein ganzer Höllenschlund von grellen Blitzen, beißendem Gestank, wütendem Zischen und betäubendem Donner. Er wurde hilflos hin- und hergeschleudert. Er spürte, wie er lahm und müde wurde. Er versuchte, den krampfhaft rüttelnden und zuckenden Bewegungen seiner Umgebung Widerstand zu leisten. Aber kein Muskel im Körper gehorchte ihm mehr.

Als der Lärm abebbte, blieb er still liegen.

Er spürte kaum, wie er aufgehoben wurde. Er hörte ein paar wirre, leise Geräusche und das summende Klappen einer Tür, die aus Drahtzaun zu bestehen schien. Im Augenblick wusste er nicht, was das war. Ein paar Sekunden lang lag er wieder ruhig. Dann rann ihm brennender Schmerz durch die Glieder, und es wurde finster.

Dann wurde es wieder hell. Mit Rons Neugierde kehrte die Beweglichkeit zurück. Er fuhr in die Höhe. Vor ihm öffnete sich eine Gittertür. Und dahinter lag die Transmitterstation an Bord des Kreuzers JOANN.

Meech. Wo war Meech geblieben?

Meech hielt seine Chancen nicht für zu gering.

Nicht für zu gering, als dass er nicht noch ein paar Minuten lang hätte an Bord der Station bleiben können, um zu beobachten, was weiter geschah. Er kannte keine Angst. Wenn es in einem Sonderprogramm so vorgesehen wurde, dass er Angst nach außen hin zeigen sollte, dann bereitete ihm das keine Schwierigkeiten. Aber er wusste trotzdem nicht, was für ein Empfinden das war, das sich dann auf seinem Gesicht und in seinen fahrigen Bewegungen widerspiegelte.

Er verließ die Transmitterstation und sorgte dafür, dass das Schott nicht zufuhr. Er durfte den letzten intakten Käfig nicht aus den Augen lassen. Er ging überhaupt nur deswegen auf den Gang hinaus, weil ihn drinnen in der Station die Streufelder der Transportgeneratoren störten. Schließlich wollte er die Abschüsse aus den Geschützständen verfolgen und vielleicht auch ein paar andere Dinge, die sich sonst noch ereigneten. Er glaubte nicht, dass die Unsichtbaren sich allein darauf beschränkten, das Kantenschiff zu beschießen. Sie hatten eine leistungsfähige Sendestation zu ihrer Verfügung. Wenigstens war sie leistungsfähig gewesen, bevor das Kantenungetüm zu feuern begann.

Meech stellte fest, dass drei Geschützstände sich in höchster Aktivität befanden.

Die Station bekam einen vierten und einen fünften Treffer. Meech klammerte sich an den Schottrand. Dank seiner ungeheuren Kräfte verlor er seinen Stand nicht, obwohl die BOB-XXI wenigstens einen doppelten Salto schlug.

Besorgt hielt er nach dem letzten Transmitter Ausschau. Die Kontrolllampen brannten noch, aber sie flackerten.

Es ist Zeit, sagte sich Meech. Wenn sie nicht innerhalb der nächsten fünf Sekunden anfangen ...

Da fingen sie an.

Meech spürte es deutlich. Über das energetische Getöse der Geschütze hinweg fühlte er die ruhige, auf- und abschwingende Strahlung des großen Telekoms. Ruhig stand er da, nahm das Wellenmuster in sich auf und speicherte es in seinem Gedächtnis. Die Grundschwingung und die Modulation. Bis er sicher war, dass alles, was er nun noch zu hören bekam, nur eine Wiederholung dessen war, was er schon aufgenommen hatte. Gleichzeitig gelang es ihm für den Bruchteil einer Sekunde, die Individualimpulse eines der Unsichtbaren zu registrieren. Er speicherte den Impuls in seiner Positronik, denn er war sicher, dass man ihn bald brauchen konnte.

Dann verließ er seinen Horchposten. Mit wuchtigem Griff öffnete er die Tür des letzten Transmitters, warf sich auf die unbequeme Sitzbank, die unter seinem Gewicht protestierend ächzte, und zog das Gatter wieder hinter sich zu.

In diesem Augenblick erloschen hoch über ihm die grünen Lampen.

Ruhig stand Meech wieder auf. Er hatte jetzt nur noch ein paar Sekunden Zeit. Und wenn es ihm in diesen Sekunden nicht gelang, den Transmitter in Betrieb zu setzen, dann war er ebenso verloren wie die Unsichtbaren.

Innerhalb eines jeden Transmitterkäfigs gab es eine kleine Hilfsschalttafel, so dass das Gerät nicht unbedingt auf eine Fernbedienung von außen angewiesen war. Meech riss die Deckplatte ab. Ein normal gewachsener Mensch hätte sich dabei Hände und Arme gebrochen. Aber Meech brauchte nur einen einzigen, zielsicheren Ruck, dann war die Arbeit getan.

Mit kräftigen Fingern zerriss er seine Montur, und auch seine eigene Haut. Weißschimmerndes Plastikmetall kam darunter zum Vorschein. Meech entfernte eine quadratische Platte. Darunter lag die Öffnung, durch die er gerade noch mit der Hand greifen konnte. Er brachte nach kurzem Suchen zwei dick isolierte Kabel zum Vorschein und verband sie mit zwei Kontakten der Schaltplatte.

Unbewegt sah er in die Höhe. Zwei Sekunden vergingen, drei, vier – da leuchtete eine der Lampen wieder auf. Nicht besonders hell und vor allen Dingen flackernd. Aber immerhin, sie leuchtete. Meech unterbrach den Kontakt. Er drückte zwei Knöpfe der Schaltplatte – und merkte im selben Augenblick, dass zu guter Letzt doch noch etwas schiefgegangen war.

Dieser Transportsprung würde ihn jetzt und in zehntausend Jahren nicht zurück auf die JOANN bringen.

Ohne Bedauern nahm er es zur Kenntnis, während das Grau des Halbraums um ihn herum aufstieg.

Wenigstens war er dem Untergang der BOB-XXI entkommen.

Der Vorfall weit draußen vor dem Rand der Milchstraße übertraf alle Fragen der terranischen Tagespolitik an Wichtigkeit und Bedeutung. Die BOB-XXI war wenige Minuten, nachdem Ron Landry an Bord der JOANN zurückgekehrt war, unter dem Beschuss des Kantenschiffs explodiert. Die JOANN hatte sich sofort in Marsch gesetzt und war auf den Punkt zugestoßen, an dem die Katastrophe sich ereignet hatte. Als sie dort ankam, war von dem Kantenschiff keine Spur mehr zu sehen. Und da seine Triebwerke offenbar völlig lautloser Transition fähig waren, gab es auch keinen Hinweis darauf, wohin es sich gewandt hatte.

Nike Quinto stand mit leeren Händen da, und das machte ihn ziemlich wütend. Außerdem war ein wertvolles Mitglied seiner Mannschaft mitsamt der BOB-XXI verschwunden.

Meech Hannigan, der Roboter, war von seinem Einsatz nicht zurückgekehrt.

Nike Quinto gab einen knappen Bericht an die Erde. Minuten später bekam er den Befehl, auf dem schnellsten Weg nach Terra zurückzukehren und dem Administrator persönlich Bericht zu erstatten.

Von der Erde aus erging inzwischen Warnung an die übrigen intergalaktischen Beobachtungsstationen. Der Flottenverband, den Nike Quinto am Rand der Milchstraße, fünftausend Lichtjahre von der BOB-XXI, zusammengezogen hatte, wurde verstärkt und ging auf Patrouille. Die terranische Raumflotte befand sich im Alarmzustand. Gleichzeitig wurden alle Schiffskommandanten und Beobachtungsstationen über die Begegnungen mit den Unsichtbaren und dem Fragmentraumschiff informiert.

Perry Rhodan, der Administrator, empfing Nike Quinto und seine Männer sofort. Die Unterredung dauerte fast sechs Stunden, und im Anschluss daran erbat sich Perry Rhodan von der Administration des terranischen Fernsehnetzes halbstündige Sendezeit zwischen zwanzig Uhr und zwanzig Uhr dreißig Ortszeit Terrania.

Die Ansprache, die er während dieser halben Stunde hielt, war aufwühlend und zugleich programmatisch. Perry Rhodan legte den Kurs fest, den die terranische Außenpolitik den Fremden aus dem intergalaktischen Raum gegenüber nehmen würde.

Nachdem er die terranische Öffentlichkeit über die bisherigen Erfahrungen mit den Unsichtbaren informiert hatte, schloss er mit den Worten: »Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass hier eine große Gefahr auf uns alle zukommt. Wie sich uns die Sache bisher darstellt, haben wir es nicht nur mit den Unsichtbaren zu tun, mit deren Erscheinen wir mehr oder weniger gerechnet hatten, seit wir im Jahr 2044 auf Barkon das erste Mal mit ihnen zusammenstießen. Die Prophezeiung von ES hat sich nun bewahrheitet. Auch die zweite Begegnung mit den Unsichtbaren im Jahr 2106 war ein deutliches Zeichen dafür, dass sie auf dem Vormarsch in unsere Galaxis sind. Aus diesem Grund wurden auch die vielen Beobachtungsstationen am Rand unserer Milchstraße postiert. Nun aber stellt sich heraus, dass die Unsichtbaren nicht die einzigen sind, die sich für unsere Galaxis interessieren. In ihrem Sog tauchte eine weitere Gefahr auf, mit der niemand gerechnet hatte. Hinzu kommt, dass sich die beiden Parteien aus uns noch unbekannten Gründen erbittert bekämpfen.«

Bei einer der routinemäßigen Untersuchungen der Geräte an Bord der JOANN ergab sich ein paar Tage später, dass vor einer Weile einer der Transmitter angesprochen hatte, ohne jedoch die zum Empfang einer Hypertransportsendung nötige Energie aufzubringen. Es war also bei diesem Vorfall niemand und nichts an Bord der JOANN gelangt.

Nike Quinto ließ die automatischen Aufzeichnungen der Transmitterstation sofort untersuchen. Die Techniker fanden ziemlich schnell heraus, wann sich der Vorfall ereignet hatte. Das Resultat war erstaunlich.

Zwischen dem Zeitpunkt, an dem Ron Landry von der BOB-XXI zurückgekehrt war und dem Zeitpunkt, in dem von der JOANN aus die Explosion der Station beobachtet wurde.

Was das bedeutete, war jedermann sofort klar. Meech Hannigan hatte einen letzten Versuch unternommen, von der Station zu entkommen. Dieser Versuch war nicht geglückt.

Das brachte die Gemüter in Unruhe.

Denn – wo Meech sich nach diesem missglückten Versuch nun befand, konnte niemand sagen.

Perry Rhodan 16: Die Posbis (Silberband)

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