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5.

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Das Erwachen war für Quiupu sehr schmerzhaft. Er wollte sich an den Hals fassen, doch seine Arme waren nicht frei. Erst als der Fünfte Bote ihn auf die Beine stellte und aus seinem Griff entließ, hatte Quiupu seine Bewegungsfreiheit zurück. Er tastete über die stählerne Manschette, die in seine Haut einschnitt. Das Atmen fiel ihm schwer.

Er wusste nicht, wie das Ding an seinen Hals gelangt war, erinnerte sich nur an den Schlag, der ihn betäubt hatte. Mittlerweile hatte die Umgebung gewechselt, er befand sich wohl in der Zentrale eines Raumschiffs.

Die größte Veränderung hatte der Kybernetiker selbst vollzogen. Er trug keine Kleidung mehr, und seine Haut wirkte wie eine metallische Substanz.

Vom Oberkörper des Fünften Boten löste sich eine Platte, so groß wie eine menschliche Hand, und löste sich scheinbar auf. Der Fünfte Bote schickte seine Subsysteme aus, um das Raumschiff unter seine Kontrolle zu nehmen.

»Was geht hier vor?« Mit der Manschette um den Hals konnte Quiupu sich kaum artikulieren.

Der Fünfte Bote lachte kurz auf. »Natürlich habe ich damit gerechnet, dass die Terraner Fallen für mich bereithalten würden. Sogar einen versteckten Transmitter haben sie in einem Hygieneraum installiert.«

»Nimm dieses Ding von meinem Hals! Ich bekomme keine Luft.«

»Dieses Ding ist ein Teil von mir. Es wird so lange an dir bleiben, bis ich in NATHAN aufgehen kann.«

»Vorher wirst du mitsamt diesem Schiff vernichtet werden.«

»Damit ist nicht zu rechnen.« Das Brutzellenwesen wirkte sehr selbstsicher. »Die Terraner schonen Leben, wo immer es geht. Vielmehr gehe ich davon aus ...«

Der Fünfte Bote unterbrach sich, weil die Schiffsgeschütze feuerten. Ein Holo zeigte den auseinanderbrechenden, teils verglühenden Asteroiden.

»Was ist mit Deininger?«

Quiupu erhielt keine Antwort auf seine Frage. »Wir nehmen jetzt Kurs auf Luna«, triumphierte der positronische Mensch stattdessen. »Entferne dich nicht von meiner Seite, sonst wirst du von der Manschette erwürgt. Alle Systeme dieses Schiffes stehen bereits unter meiner Kontrolle. Beinahe hätte ich eine abgeschottete zweite Positronik übersehen, aber nun ist sie abgeschaltet.«

Wenn die Terraner das Raumschiff in einem konzentrierten Schlag angegriffen hätten, hätte Quiupu dies den Menschen nicht einmal verdenken können. Die Situation war total verfahren, da half nur noch blanke Gewalt.

Einigermaßen überrascht registrierte Quiupu, dass Boulmeester auch nach etlichen Minuten keine Anstalten machte, mit dem Schiff in den Linearraum zu gehen. Die Geschwindigkeit blieb im Unterlichtbereich. Quiupu sprach den Fünften Boten darauf an.

»Im Gedächtnis Boulmeesters gab es keine diesbezüglichen Informationen«, lautete die unwirsche Antwort. »In der Bordpositronik wurden diese Daten gelöscht – und die zweite Positronik darf nicht eingeschaltet werden, sie enthält eine gefährliche Programmierung.«

»Dann schlage ich vor, dass ich mich um den Linearantrieb kümmere.« Quiupu war entschlossen, die erste sich ihm bietende Gelegenheit zu nutzen, um das Schiff zu vernichten. An sich selbst dachte er dabei gar nicht mehr, obwohl ihm eine innere Stimme immer wieder zuzuflüstern schien, dass dies nicht sein Auftrag sei, den er zu erfüllen hatte.

Der Fünfte Bote zögerte.

»Denk daran, dass du nicht unbegrenzt Zeit hast«, provozierte Quiupu.

»Das geht dich nichts an!«

»Warum hast du die völlige Umwandlung vollzogen und Boulmeesters Körper aufgegeben?«

»Ich musste den Trägerkörper eliminieren, weil er unter dem Einfluss der Kleinstpflanzen in der Höhle zu faulen anfing.«

Zufriedenstellend war die Antwort nicht. Quiupu erkannte allerdings, dass der positronische Mensch Schwierigkeiten mit den Pilzsporen bekommen hatte. Quiupu selbst war davon weitgehend unbehelligt geblieben; er verfügte über einen robusten Metabolismus, der auch starke Abweichungen von den Normalwerten vertragen konnte.

»Soll ich nach dem Lineartriebwerk sehen oder nicht?«, fragte Quiupu erneut. Dass er sich mit der terranischen Raumfahrttechnik nur wenig auskannte, behielt er für sich.

Schließlich willigte der Fünfte Bote ein.

Quiupu hantierte eine Weile an den Instrumenten herum. »Eigentlich ein harmloser Defekt«, behauptete er. »Ich müsste in der Triebwerksregion die Problemzone näher eingrenzen.«

»Nein!«, sagte der positronische Mensch. »Wenn du dich von mir entfernst, wirst du sterben.«

»Also bleibe ich hier, dann brauchst du Jahre bis zum Erdmond.«

Der Fünfte Bote zögerte erneut. »Ich lockere die Manschette, sodass du dich im Schiff bewegen kannst«, gestand er schließlich zu. »Sieh nach den Triebwerken, aber wage keinen Widerstand.«

Quiupu registrierte den ersten Hoffnungsschimmer. Wie es weitergehen würde, wusste er indes noch nicht. Er musste eine einfache Lösung finden, geradezu primitiv, damit das spezialisierte positronische Wesen sie nicht erkennen konnte.

Der TSUNAMI-80, der dem Schwesterschiff im Schutz des Mini-ATG folgte, meldete, dass alle Verbindungen zum TSUNAMI-81 abgerissen waren. Der verborgene Transmitter ließ sich ebenso wie der offizielle nicht mehr aktivieren.

Genauere Kenntnis über die Vorfälle auf Outpost-4271 erhielt Tifflor erst von Deininger. Was er dem Ersten Terraner und dem Krisenstab schilderte, bewies erneut, wie sehr die Cyber-Brutzellen unterschätzt worden waren.

»Ich hatte gehofft, dass wenigstens die Pilzsporen negativ auf den Fünften Boten wirken würden«, sagte Deininger. »Ganz scheint das leider nicht geklappt zu haben. Möglicherweise hängt jedoch die letzte Umwandlung dieses Wesens damit zusammen.«

»Boulmeester ist also nicht mehr zu retten«, folgerte Tifflor.

»Da gibt es nichts mehr zu retten«, meinte Deininger. »Es ist zwar traurig, dass ich das sagen muss, aber ich bin überzeugt, dass es von Boulmeesters ursprünglichem Körper keine einzige Zelle mehr im Originalzustand gibt. Der Fünfte Bote ist eine hochintelligente Maschine, ein Robotermensch, der nur aus Positronik besteht.«

Ein Mitglied des Krisenstabs war Spezialist für die TSUNAMIS. Er behauptete, dass insbesondere der Koko-Interpreter sich gegen Boulmeester wehren könnte. Dass das Schiff nicht in den Linearflug ging, schrieb er dem Koko zu.

Franzlin hingegen war der Ansicht, dass die Schiffseinrichtungen kein Hindernis für die Cyber-Brutzellen darstellten.

»Ich fasse zusammen«, sagte Tifflor schließlich. »Der TSUNAMI-81 darf Luna nicht erreichen. NATHAN würde sich gegen das Schiff zur Wehr setzen und dadurch aller Wahrscheinlichkeit nach die Brutzellen unkontrolliert freisetzen. Das Problem ist unser Findelkind Quiupu. Wir müssten ihn von Bord holen können, doch wegen seiner Halsmanschette, von der Deininger berichtet hat, wäre sogar ein Zugriff durch Teleporter ein unkalkulierbares Risiko. Ich sehe daher keinen Ausweg, es sei denn, wir würden Quiupu opfern. Also bleibt uns nur abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt. Wenn der Fünfte Bote das Hologramm an Bord nicht entdeckt haben sollte, bleibt Quiupu vielleicht eine Chance, sich selbst zu helfen.«

In diesem Moment traf die Meldung ein, dass der TSUNAMI-81 im Linearraum verschwunden war. Tifflor gab die Anweisung, zwei Dutzend Schiffe der LFT-Flotte im Mondorbit zu positionieren. Dann setzte er sich mit Perry Rhodan in Verbindung, der schon auf Luna war, um mit NATHAN und den Hanse-Sprechern im Stalhof zu beraten.

Die Logikeinheit des Fünften Boten schloss nicht aus, dass Quiupu Erfolg haben könnte, verlangte aber, dass alle verfügbaren Subsysteme ebenfalls nach dem vermeintlichen Schaden im Linearantrieb forschen sollten.

Boulmeesters Gedächtnisinhalt war zu wenig. Der Fünfte Bote musste die Wissenslücken auffüllen, und das kostete Zeit und den Einsatz aller Subsysteme.

Eine Gruppe zurückkehrender Subsysteme teilte dem positronischen Zellverbund mit, dass der Defekt im Linearantrieb entdeckt worden war und an der Wiederherstellung bereits gearbeitet wurde. Zudem erfuhr der Fünfte Bote, dass die fehlenden Schaltungen auf ein Eingreifen der abgeschotteten zweiten Positronik zurückzuführen waren, die seine Subsysteme fast zu spät entdeckt hatten.

Nach 800 internen Zeiteinheiten war der Linearantrieb wieder funktionsfähig. Kurz bevor der Fünfte Bote den Startimpuls freigab, kam Quiupu in die Zentrale zurück. »Ich konnte den Fehler nicht finden«, gestand er ein.

»Aber ich habe ihn behoben«, sagte der Fünfte Bote. »Wir werden in Kürze über Luna sein.«

Die Linearetappe endete im Solsystem innerhalb der Marsbahn. Der Fünfte Bote schaltete den Hyperfunk frei und nahm Kontakt mit dem HQ Hanse auf Terra auf.

»Hört mir zu, Terraner! Ich bin der Fünfte Bote und werde meinen Auftrag erfüllen. Ihr habt keine Chance gegen mich. Selbst wenn ihr dieses Schiff zerstört, löse ich meine Substanz auf. In jeder meiner Zellen ist das gesamte Programm enthalten, um NATHAN im Sinn des Ganzen umzubauen.«

»Nehmt keine Rücksicht auf mich!«, rief Quiupu, der neben dem Fünften Boten stand.

Der Fünfte Bote reagierte nicht darauf. »Wir können es auch einfacher machen«, redete er unbeeindruckt weiter. »Das Ergebnis wird das gleiche sein. Schaltet den Transmitter VR-ZEN-12 innerhalb NATHANS auf Empfang. Ich werde ihn von hier aus ansprechen und mit Quiupu gehen. Nach unserer Ankunft in NATHAN löse ich die Manschette von seinem Hals und gebe Quiupu frei. Ich erwarte eine schnelle Antwort.«

Der Erste Terraner meldete sich rasch: »Der Empfangstransmitter wird in zehn Minuten freigeschaltet. Sorge du dafür, dass der Transmitter auf deinem Schiff bereit ist. Wir geben das Startsignal, sobald du die Transmitterblockade gelöst hast.«

Nur der TSUNAMI-Spezialist bemerkte das siebenmalige kurze Blinken an Quiupus Hand, als dieser sich zu Wort meldete. Es waren vier kurze Signale und drei längere.

Im altterranischen Morsekode bedeutete das »HO«. Schlagartig erkannte der Spezialist die Zusammenhänge, dass Quiupu außerordentlich listig und genau gearbeitet haben musste. Und zweifellos hatte der Koko des TSUNAMI-81 seinen Beitrag dazu geleistet.

Der TSUNAMI-Spezialist stand schon neben Tifflor, bevor der Hyperfunkspruch des Fünften Boten zu Ende war.

»Sage dem Fünften Boten, dass er seine Transmitterstrecke bekommt«, raunte der Mann außerhalb der akustischen Erfassung. »Wichtig ist, dass er die Blockade der Schiffstransmitter freigibt, und das kann er nur pauschal für alle Transmitter. Außerdem muss eine Kodeanweisung an den TSUNAMI-80 hinaus, die Besatzung dort braucht knapp zehn Minuten Vorbereitungszeit.«

Julian Tifflor verstand kein Wort. Aber die zentrale Positronik des HQ Hanse bestätigte unaufgefordert das Verlangen des TSUNAMI-Spezialisten und bezeichnete die eingeleiteten Schritte als richtig. »... die Gefährdung für Quiupus Leben beträgt dennoch 85 Prozent.«

Tifflor wartete die Klarmeldung des TSUNAMI-80 ab, dann teilte er dem Fünften Boten mit, dass die Transmitterverbindung zum Mond fertig war.

Die Besatzung des Spezialschiffs hatte schnell gearbeitet und die Vorbereitungen nach knapp acht Minuten abgeschlossen. Nun wartete man auf das Signal des Schwesterschiffs, das anzeigte, dass der Fünfte Bote die Steuerung der Bordtransmitter freigab.

Selbst dann wurde noch nichts unternommen. Das positronische Wesen schickte zum Test sein Subsystem zum Transmitter auf Luna. Nur Sekunden vergingen, dann kam das Subsystem zurück.

Perry Rhodan, der mit NATHAN die Aktion verfolgte, gab persönlich das Signal. Auf dem Mond wurde die Station des Empfangstransmitters mit einem Strahlenschauer von eventuell zurückgebliebenen Brutzellen des Subsystems gereinigt.

Der TSUNAMI-80 fiel aus dem Zeitfeld des Mini-ATG in die Gegenwart zurück. Seine Positronik schaltete sich auf die Transmitter des Schwesterschiffs und aktivierte für zwei Sekunden alle dortigen Systeme. Nur der Haupttransmitter in unmittelbarer Nachbarschaft der Kommandozentrale blieb davon ausgenommen und diente als Empfangsstation.

Was sich abspielte, dauerte keine zwei Sekunden. Im Empfangstransmitter des TSUNAMI-81 materialisierte ein würfelförmiger Kasten mit zwölf Metern Seitenlänge. Der Fünfte Bote fuhr herum und starrte kurz auf das Ding. Quiupu folgte seinem Blick wesentlich langsamer.

Unmittelbar darauf verschwand der TSUNAMI-81 aus der optischen Erfassung. Die Explosion des Schiffes, die sich auf einer Zeitebene vollzog, die knapp zwei Sekunden in der Zukunft lag, zeigte zunächst keine Auswirkungen. Nur die Spezialgeräte auf dem Mond registrierten den Vorgang.

Gleich darauf fielen einzelne Wrackteile in die Gegenwart zurück. Die näher kommenden Schiffe der LFT-Flotte bildeten eine kugelförmige Schale und desintegrierten die Trümmer. Ein im Schiffsverbund aufgebauter HÜ-Schirm diente als zusätzliche Sicherung, die verhindern sollte, dass einzelne Cyber-Brutzellen des Fünften Boten entkommen konnten.

Perry Rhodan zog das Auge des Kosmokratenroboters Laire aus dem Köcher. Mit dem distanzlosen Schritt begab er sich an Bord des TSUNAMI-80.

»Ist Quiupu angekommen?«

»Natürlich«, bestätigte eine schrille Stimme hinter ihm. Perry Rhodan wandte sich um. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, denn da stand das kosmische Findelkind, und die Manschette aus Brutzellen um seinen Hals war verschwunden.

»Wie geht es dem Fünften Boten?«, fragte Quiupu.

»Er dürfte endgültig ausgelöscht sein. Ohne dich hätten wir das nie geschafft. Du bist zu einem echten Freund geworden, danke.«

Quiupu trat von einem Bein auf das andere. »Was habt ihr gemacht?«

»Information gegen Information«, sagte Rhodan. »Wir haben dem Fünften Boten das Mini-ATG des TSUNAMI-80 an Bord geschickt, als er die Transmittersysteme von der Blockade befreite. In dem ATG befand sich eine alles verbrennende Arkonbombe. Sie zündete, nachdem das Mini-ATG das Schiff aus der Gegenwart herausgelöst hatte. Wir wollten das Risiko, dass Brutzellen frei werden, so gering wie möglich halten. Was wir bis jetzt festgestellt haben, weist auf einen vollen Erfolg hin. Der Fünfte Bote existiert nicht mehr. Alles lief so schnell ab, dass wir die Vorgänge erst analysieren müssen.«

Die rostbraunen Flecken in Quiupus Gesicht zuckten unruhig. »Und wenn Brutzellen freikommen konnten?«

»Das ist sehr unwahrscheinlich«, antwortete der Terraner. »Die restlichen Zellen auf der Erde haben wir vernichtet. Wir brauchen sie nicht mehr, zumal unsere Polizeizellen kurz vor der Vollendung stehen. Die Polizisten werden wir einsetzen können, falls Seth-Apophis noch einmal mit diesen winzigen Biomaschinen gegen uns vorgehen will. Aber wir werden wohl eher mit anderen üblen Überraschungen rechnen müssen.

Unser Risiko warst du, Quiupu. Als du hier auf dem TSUNAMI-80 ankamst, wurdest du mit einer Strahlendusche dekontaminiert, die nur auf Körper in der Größe der Brutzellen wirkte. Wir wussten nicht, ob du dadurch Schaden erleiden würdest. Das war das eine Risiko, das wir eingehen mussten. Das andere war die Frage, ob du, ohne unsere Informationen zu haben, richtig handeln würdest.«

»Ich war genauso auf Vermutungen angewiesen wie ihr alle«, sagte Quiupu. »Woher sollte ich wissen, dass ihr die richtigen Entscheidungen trefft? Für mich kam es zunächst darauf an, mich selbst zu retten, den Fünften Boten in vermeintlicher Sicherheit zu wiegen und die Manschette am Hals loszuwerden. Der Bote erwähnte mir gegenüber den Transmitter in der Hygienekammer. Zunächst wollte ich dieses Gerät aktivieren, aber ich glaube, das hätte nie geklappt. Immerhin gelang es mir, mich von dem Boten bis in die Triebwerkssektion zu entfernen, wenn auch ohne klaren Plan. Dann stieß ich auf die ersehnte Hilfe von außen. Ich weiß nicht, was das für eine Maschine war, die ihr an Bord verborgen hattet, aber sie hat mir gefallen.«

»Du sprichst von dem Hologramm«, vermutete Rhodan.

»Ein kleines Kästchen, das ich bequem in einer Hand tragen kann.«

Rhodan nickte, und Quiupu fuhr fort: »Es nahm sehr vorsichtig zu mir Kontakt auf. Zunächst hörte ich nur eine flüsternde Stimme, sie wolle mir bei der Befreiung helfen. Da ich überall die Spione des Fünften Boten vermutete und außerdem ein Subsystem um den Hals trug, musste ich sehr vorsichtig sein. Ich wartete eine Weile, während ich leise mit dem Hologramm redete. So erfuhr ich, dass dieses Kästchen eine fast echte Nachbildung eines Menschen erzeugen und sich außerdem in einer Zeitnische verbergen konnte. Mithilfe des Hologramms entwickelte ich einen Plan. Voraussetzung war, dass ich von der Manschette befreit wurde. Das Hologramm baute ein Wesen auf, das mir äußerlich vollkommen glich. Die Sache war gewagt, weil ich nicht wusste, wie der Fünfte Bote oder das Subsystem darauf reagieren würden.

Das Hologramm befreite mich auf seltsame Weise von der Manschette. Es verschwand mit ihr, und als es wieder auftauchte, trug es das Subsystem eng um den Hals. Die Erklärung ist für mich immer noch unverständlich, das Hologramm habe die Manschette mit in seine Zeitnische genommen und sei dort hineingeschlüpft.

Der falsche Quiupu ging sofort auf meinen Vorschlag ein, meine Rolle für den Fünften Boten zu übernehmen. Schon bald nachdem das Hologramm verschwunden war, glaubte ich zu spüren, dass das Schiff in den Linearflug ging. Den Hygieneraum mit dem geheimen Transmitter zu finden war kein Problem. Leider gelang es mir nicht, die Anlage in Betrieb zu nehmen. Umso erstaunter war ich, als sich der Transmitter von allein einschaltete. Also musste es dem Hologramm gelungen sein, den Fünften Boten zu bewegen, dass er diese Systeme wieder aktivierte.«

Rhodan überdachte das Gehörte. Nebenbei registrierte er, dass der TSUNAMI zur Landung ansetzte.

»Es haben viele Dinge eine Rolle gespielt, Quiupu«, bestätigte er. »Damit wurde einmal mehr bewiesen, dass eine Gefahr gemeinsam am besten abzuwenden ist. Letztlich verdankst du dein Leben wohl einem Mann auf Terra. Er hat ein Signal des Hologramms richtig erkannt, nur zwei Buchstaben im Morsekode: H und O. Das stand für Hologramm. Plötzlich wussten wir, dass die Figur, die bei dem Fünften Boten stand, nicht du sein konntest. Wenn der Bote dich zu diesem Zeitpunkt bereits ausgeschaltet hätte und das Hologramm unter seiner Kontrolle stand, gab es für uns nur noch die Vernichtung des Schiffes. Wenn du dich aber irgendwo verbergen konntest, und das war sehr viel wahrscheinlicher, hattest du wohl einen der unterbrochenen Transmitter aufgesucht. Immerhin hatte das Hologramm uns einen Hinweis gegeben, es stand also auf unserer Seite. Ein Teil des Plans war die Aktivierung aller Bordtransmitter, während gleichzeitig das Mini-ATG mit der Bombe auf das Schiff versetzt wurde. Vielleicht hätte der Fünfte Bote unser Vorhaben noch durchkreuzen können, wenn du ihn nicht in Sicherheit gewiegt hättest und wenn wir nicht eine Aktion gestartet hätten, die nur Sekunden gedauert hat.«

Quiupu schwieg. Er öffnete mehrere Wandschränke und suchte nach etwas. Schließlich kam er mit mehreren Gegenständen und Drähten zurück. Schweigend setzte er sich auf den Boden und breitete die Dinge vor sich aus.

Er ordnete die Bauteile zu seltsamen, scheinbar sinnlosen Figuren. Immer wieder entstanden neue geometrische Formen. Anmut lag in den Figuren, aber keiner der Anwesenden konnte sie verstehen.

Quiupu stand wieder auf, als der TSUNAMI landete. Er sammelte die Teile ein und verstaute sie dort, wo er sie gefunden hatte. »Wir können gehen, Perry«, sagte er. »Es warten noch andere Aufgaben auf uns.«

Perry Rhodan 120: Die Cyber-Brutzellen (Silberband)

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