Читать книгу Fantastische Fragmente - Claudi Feldhaus - Страница 8

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Prolog

Einst versank das blühende Wardistan durch die Magie des künftigen Königs, des Zauberers Halamor, in Finsternis und Elend. Seither leben die Menschen im Dämmerlicht und sterben in großer Zahl vor ihrer Zeit. Die Sonne ward zu einer Legende, welche den Kindern zur Nacht erzählt wird. Keine Magie neben seiner duldend, sorgte König Halamor für die Vernichtung sämtlicher magiebehafteter Clans. Nur eine Magierin überlebte das Massaker.

Alle zwölf Monate stellt sich König Halamor im Thronsaal seines Palastes den Bitten des Volkes. Sie kommen in Scharen, denn groß ist die Not. Die einen ersuchen den Erlass von Steuern, weil die Ernte seit Jahren nicht gedeihet. Andere erbitten eine Arznei für ihre leidenden Angehörigen. Spät am Nachmittag erhebt sich der König. Die Audienz ist beendet. Ohne zu murren, löst sich die Reihe der Bittenden auf. Einzig ein Hutzelweib tritt auf den Herrscher zu, verstellt ihm den Weg. Halamor rümpft beim Anblick der zerlumpten Alten die Nase, doch ihr unerschrockener Blick weicht dem seinen nicht aus.

»Was willst du?«, knurrt er, das Beben des Zorns in seiner Stimme kaum verhehlend, gepaart mit einem Funken Neugier.

So lange schon hatte niemand mehr gewagt, sich ihm in den Weg zu stellen. Mit einer Handbewegung bedeutet er den Wachen, sich zurückzuhalten. »Ich will einen Handel mit dir«, antwortet die Alte. »Ich bin die Heilerin Saragunde, die Letzte vom Geschlecht der Merowinger. Einst waren wir ein mächtiges Magiervolk, doch all die Meinen ließest du vernichten. Aus Machtgier, weil du keine andere Magie neben deiner duldest!«

Halamors Gesicht färbt sich rot an. Voller Wucht schleudert er seinen Weinkelch zu Boden. »Für diese Unverfrorenheit wirst du sterben!«, brüllt er.

Die Heilerin lächelt. Mit einer fließenden Handbewegung öffnet sie ihren schwarzen Umhang. Ein leuchtendes Strahlen umschmeichelt ihre Silhouette. Wie ein Schleier, zart aus weißem Licht gewebt, leuchtet Saragundes Aura. Die sie Umstehenden weichen erschrocken zurück, drängen aus dem Thronsaal hinaus.

Halamor blinzelt überrascht. »Hexe!« Seine Worte klingen eher nach dem Quaken eines Frosches statt denen eines Magiers. »Du wagst es ...«

»Schweig!« Saragundes Stimme hallt durch den Raum. »Ich schlage dir einen Handel vor. Ich bin es leid mich vor dir zu verstecken. Mein Leben in Sicherheit und dafür bekommst du den ersehnten Thronfolger! Töte mich und dein Geschlecht ist dem Untergang verdammt! So wurde es von meinen Ahnen prophezeit.«

Halamor erblasst.

»Deine Lenden sind stark, doch das Gift deiner Magie tötet deine Frucht in jedem Weib. Keine besitzt die Stärke, dir ein Kind zu gebären. Ich helfe dir, ein starkes Weib zu finden. Ein schönes Weib. Die Schönste unter der Sonne! Der Preis ist meine Freiheit. Du lässt mich in Würde altern!« Mit ihrem Blick hält sie den seinen fest. Halamor windet sich. Je mehr er versucht, sich ihrem Zauber zu entziehen, desto heller strahlt die vor ihm stehende Frau, zieht ihn in ihren Bann. Seine Augen verengen sich zu dünnen Schlitzen, die Mundwinkel sinken schlaff herab. Sein Mienenspiel wechselt von Wut zu Angst, zu Resignation. Er senkt den Blick.

»Du weißt, ich spreche die Wahrheit. Wenn du nicht findest, was du suchst, töte mich. Doch findest du, was du begehrst, wirst du die weiße Magie der Heilerin brauchen!«

»Hier gibt es genug Heilerinnen!«, erwidert der König trotzig.

Saragunde stöhnt gespielt gequält auf. »Keine mit meinen Fähigkeiten!« Sie schließt ihren Umhang und verdeckt ihre strahlende Aura. Wieder steht das alte Hutzelweib vor Halamor. Mit dem Schwinden ihres Lichtes kehrt die Dämmerung zurück. Den König schaudert. Er erhebt sich, streckt seine Glieder. Lange überlegt er. Läuft in großen Schritten im Raum auf und ab. Bleibt abrupt vor der Alten stehen, schüttelt den Kopf, lächelt verschlagen.

»Bleib! Doch wisse: Wenn mir nicht gefällt, was du bietest, wirst du sterben.«

Fantastische Fragmente

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