Читать книгу Stiller Schmerz - Claudia Heimann - Страница 16

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Warum war Markus so ungestüm? Wie schon gesagt, war ich seine erste Freundin. Er hatte davor ein kleines Techtelmechtel, aber zu Sex kam es meines Wissens nach nicht. Er war ein einfacher Mann, der sich mit solchen Dingen nicht groß beschäftigt hatte. Arbeiten, essen, schlafen, Sex und an Autos oder Motorrädern herumschrauben, war im Groben sein Leben. Er kannte auch nur die Informationen aus irgendwelchen Zeitschriften und Pornos, die mit Zärtlichkeiten ja nicht gerade um sich werfen. Auch von seinem Elternhaus hatte er nicht wirklich gelernt, was tiefe Zärtlichkeit bedeutet.

Und so dachte er vermutlich, wie leider viele andere Männer auch, er müsse es mir ordentlich besorgen, denn sonst wäre er kein guter Liebhaber und somit kein richtiger Mann. Wir hatten nicht viel darüber gesprochen, weil mir das Thema eh schon unangenehm war. Und ich wollte es ja einfach nur hinter mich bringen.

Ihm kann ich nichts vorwerfen. Er wusste es selbst nicht besser. Es war ein Mangel an Information und Kommunikation. Das Übliche eben.

Glaubenssätze, die ich sehe:

- „So ist es halt.“

- „Es ist egal, wie ich mich fühle.“

- „Ich bin es nicht Wert.“

- „Als Frau hält man eben hin.“

„So ist es halt.“ Nach meinen damaligen Informationen war es normal, dass das erste Mal schmerzhaft sein muss und blutet. Ich dachte nicht darüber nach, ob es noch andere Formen von Sex gibt. Ich war mit dem ganzen Thema maßlos überfordert und wäre froh gewesen, mich für den Rest meines Lebens davor drücken zu können. Doch das wäre etwas völlig anderes gewesen, wie ich es kannte. Und so erlaubte ich meiner Programmierung, die Führung zu übernehmen. „Es ist egal, wie ich mich fühle.“ Wäre es mir nicht egal gewesen, hätte ich ja meinen Schnabel aufgemacht. Hätte ihm gesagt, dass ich Angst davor habe. Vielleicht wäre er dann zärtlicher und vorsichtiger gewesen. Doch an diese Möglichkeit dachte ich überhaupt nicht. Da verwandelte ich mich lieber in einen toten Fisch. „Ich bin es nicht wert.“ Da ich ja nichts wert war, kam ich auch gar nicht auf die Idee, dass ich etwas Tolles, Liebevolles hätte erwarten dürfen. Jeder andere, nur nicht ich. Denn wenn man mal auf dem Standpunkt ist, nichts wert zu sein, beginnt man zu resignieren und zu akzeptieren. Egal wie die äußeren Umstände sind. Ob du gemobbt wirst oder unliebsam behandelt wirst. Es ist egal, denn etwas Besseres hast du mit diesem Glaubenssatz eh nicht verdient.

Stiller Schmerz

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