Читать книгу Biltong zum Frühstück - Claudia Tülp - Страница 10

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Willkommen

Landeanflug! Jette war so nervös! Sie sah aus dem Fenster und sah nur Busch. Was heißt hier Busch? Es war einfach nur Erde mit ein paar Sträuchern und das seit 15 Minuten. Sie saß jetzt 10 Stunden im Flugzeug und die Nacht war lang. Sie konnte nicht schlafen. Die Sitzabstände waren so eng. Außerdem war ihr übel. Der Start war schon unheimlich. Beim Abheben von der Erde drehte sich ihr Magen um. Der Flug selber war dann allerdings sehr ruhig und sie fand etwas zur Ruhe. Langsam ging das Flugzeug tiefer und sie sah schon ein kleines Gebäude am Ende der Landebahn. Afrika! Sie war da, am Ende der Welt. Für sie war es so weit weg. Ihre Mutter hatte am Bahnhof geweint. Sie hatte auch Tränen in den Augen gehabt. Es war so ein weiter Weg in eine neue Welt.

Ringo stand auf und sagte nur „Ich bin endlich wieder Zuhause.“ Er nahm die Sachen und ging Richtung Ausgang. Jette kam gar nicht so schnell hinterher. Als sie aus der Flugzeugtür ging, spürte sie die warme Luft. Sie flogen im kalten Deutschland ab und jetzt war das T-Shirt schon zu viel. Sie eilten über den Flugplatz und als sie in das Gebäude kamen, wusste sie warum. Dort warteten viele Reisende an der Passkontrolle. Ringo ging an einen Schalter für Namibier. Dort stand er ziemlich alleine. Sie musste alleine in der Schlange von den Touristen stehen. Ringo war schon längst nicht mehr zu sehen, als sie noch nicht mal einen Meter weiterkam. Es dauerte eine Ewigkeit, bis überhaupt ein Tourist seinen Einreisestempel erhalten hatte. Na toll, dachte sie. Jetzt stehe ich hier wie blöd, kann kaum Englisch und muss da alleine durch. Im Flugzeug musste sie schon ein Visum ausfüllen und damit hatte sie schon Probleme. Sie brauchte im Job kein Englisch und auch sonst nicht. Warum hatte sie das alles nur so schleifen lassen?

Sie stand noch 20 Minuten bis sie endlich an die Reihe kam. Sie legte ihren neuen Pass hin und wartete. Sie war so nervös! Die Frau vom Zoll stellte ihr Fragen, aber Jette verstand sie nicht. Sie zuckte nur mit den Schultern. Was war bloß los? „You are tourist?“ Jette verstand und sie nickte. „How long do you stay in Namibia?“ Ihr fielen wieder ein paar Wörter ein und stotterte sich eins ab. Endlich bekam auch sie ihren Stempel in den Pass und konnte durch den Schalter gehen. Sie war klitsch nass geschwitzt und fragte sich, was noch passieren würde. Ihr Koffer rollte schon über das Band. Sie nahm diesen und ging durch den einzigen Ausgang raus. Als sich die Schiebetür öffnete, sah sie Ringo direkt davorstehen. „Na, kommst du auch noch einmal?“ lachte er. Daneben stand eine elegant gekleidete Frau. „Mutter, das ist Jette.“ Elsa schaute Jette von oben bis unten an und gab ihr die Hand. „Willkommen in Namibia. Du bist jetzt bestimmt müde. Wir fahren schnell nach Hause und da kannst du dich erst einmal erholen.“ Damit nahm sie ihren Sohn in den Arm und ging mit ihm zum Ausgang. Jette fühlte sich nicht wohl. Diese Frau war so von oben herab, dass sie sich am liebsten sofort umgedreht hätte, um wieder nach Hause zurück zu fliegen.

Jette saß hinten in einem großen VW Bus. Ringo und seine Mutter redeten die ganze Zeit. Sie hörte nicht zu. Sie schaute aus dem Fenster und sah sich diese neue Welt an. Trocken, alles war so trocken! Es gab kaum etwas grünes. Überall Sträucher und kleine Büsche. Am Straßenrand sah sie eine Familie Paviane. Einer saß auf einem Strommast und knabberte an irgendetwas herum. Die restliche Familie tollte unten herum. „Oh wie süß“, sagt sie und schaute hinterher. „Süß? Diese ekelhaften Viecher zerstören alles, was ihnen zwischen die Finger kommt.“ Das war wieder die nette Stimme von Elsa. Diese Tonlage brachte Jette zum Wahnsinn! Wie sollte sie mit dieser Frau vier Wochen Urlaub aushalten? Darüber hatte sie mit Ringo gar nicht gesprochen. Blieben sie die ganze Zeit bei seiner Familie? Die Magenschmerzen, die sie seit dem Zoll hatte, wurden wieder mehr. Auf was hatte sie sich nur eingelassen?

Sie fuhren eine gute Stunde, um nach Windhoek zu kommen. Vor den einzelnen Häusern waren die Gärten grün und es standen überall Palmen. Die Häuser hatten fast alle einen Pool im Garten. „Schatz, könntest du bitte dein Fenster schließen?“ fragte Elsa ihren Sohn. „Es wird immer wärmer und ich habe keine Lust an jeder Ampel von diesen Menschen angesprochen zu werden.“ Ringo schloss sein Fenster und die Luft im Auto wurde schnell kühl. Die Klimaanlage lief jetzt schon auf großer Stufe.

An jeder Straßenkreuzung standen Afrikaner und wollten etwas verkaufen oder boten ihre Arbeitskraft an. Die Zäune wurden größer und die Häuser schicker. Sie bogen rechts ab und fuhren an einem Berg hoch. Vor einem großen Gitter blieben sie stehen und Elsa drückte auf einen Knopf im Auto. Das Tor ging auf und es kam auch gleich ein alter Mann an die Einfahrt. Ringo stieg aus und schrie „Yes Martin, wie geht’s dir?“ Der alte Mann winkte freundlich und lachte „Dankie groet kleiner baas“ Ringo stellte Jette vor. „Das ist Jette, meine Freundin aus Deutschland“ Martin nahm seinen Hut ab und verbeugte sich leicht. Jette wollte ihm die Hand geben, aber er ging einen Schritt zurück. „Wohnt er hier auch“, fragte sie. „Nein, er macht unseren Garten schon so lange wie ich denken kann“, strahlte Ringo. Martin kam zum Auto und nahm die Koffer. Jette blieb am Auto stehen und nahm ihren eigenen Koffer und ihre Reisetasche. Ringo war mit Elsa schon im Haus verschwunden und sie war ein wenig überrascht, dass er sie hier so stehen ließ. Sie ging durch die große Holztür und stand in einem hellen großen Flur. Dort wartete sie, bis Martin mit den anderen Koffern kam und folgte ihm. Er ging in die Küche und stellte dort den Koffer ab. Elsa öffnete gerade eine Flasche Sekt. „Dann lasst uns erst einmal anstoßen um dein Willkommen zu feiern. Leider bist du ja nur vier Wochen hier. Die Zeit wird so schnell vorbei gehen.“ Sie stellte Gläser hin und schenke ein. „Prost meine Lieben.“ Sie drehte sich zu Jette. „Willkommen in Afrika. Lass das Land auf dich wirken. Vielleicht gefällt es dir hier.“ Ringo schmiss sich auf das Sofa und trank in Ruhe seinen Sekt. Er war zu Hause und das war das Wichtigste im Moment. Er war zufrieden und wollte nicht an die Zukunft denken. Er wollte erst einmal Zeit mit seiner Familie verbringen und später dann mit seinem Vater sprechen. Er fragte sich jetzt, ob es gut war Jette mit zu nehmen. In Deutschland war er anders. Hier hatte er gerade kein Verlangen nach ihr. Was sollte er mit dieser unerfahrenen Frau hier anfangen? Er stand auf und ging in sein Zimmer, zog seine Badehose an und sprang in den großen Pool im Garten. Ach wie herrlich. Er hatte das so vermisst! Er war schon zu sehr europäisch geworden in diesem einen Jahr! Er würde nicht wieder nach Deutschland fliegen und seine Mutter würde das verstehen.

Jette saß im Sessel und schaute in den Garten. Was war mit Ringo bloß los? Er war so kühl. Sie nahm an, dass er erst einmal ankommen musste. Er war so lange weg von seinem Zuhause. „Komm Jette, ich zeige dir euer Zimmer. Ringo muss erst einmal ankommen. Er hat uns ein Jahr nicht gesehen und dafür hast du doch sicher Verständnis. Rufe doch bitte erst einmal deine Eltern an und sage ihnen, dass du gut angekommen bist.“ Ja, da hatte sie Recht. Ihre Eltern machten sich bestimmt schon Sorgen. Das musste sie als erstes erledigen. Jette ging zum Telefon und wählte die Vorwahl von Deutschland und dann die Telefonnummer ihrer Eltern. Ihre Mutter wartete schon auf den Anruf „Kind alles gut gegangen?“ „Ja Mama. Mache dir keine Sorgen. Der Flug war ganz entspannt und wir sind jetzt bei Ringo zu Hause.“ Sie holte tief Luft, da sie nicht wollte, dass ihre Mutter hörte, wie unglücklich sie gerade war. „Dann lass es dir gut gehen und melde dich regelmäßig. Du weißt mein Schatz, wir machen uns hier nun mal Gedanken.“ „Ja Mama und nun lass es erst einmal gut sein. Ich melde mich wieder. Viele Küssis an Papa“ und legte auf.

Sie ging in das Zimmer was in den nächsten Tagen ihr Zuhause sein würde. Es war das Jugendzimmer von Ringo. In Namibia sind diese Räume wohl nicht wichtig. Es hätte auch ein Gästezimmer irgendwo sein können, recht einfach und mit einem schmalen Bett. Na, wenigstens hatten sie ein eigenes Bad. Sie packte ein paar Sachen aus dem Koffer und legte diese auf das kleine Regal an der Wand. Sie schaute aus dem Fenster. Es war zur hinteren Seite, zum Berg hinauf. Hier waren die Häuser alle auf dem hinteren Teil auf dem Grundstück gebaut und der vordere Teil mit einem erstaunlichen großen Pool versehen. Jette fühlte sich einsam. Sie war den Tränen nahe. Sie legte sich auf das Bett und starte an die Decke. Sie musste jetzt durchhalten! Vielleicht war sie auch nur so empfindlich, weil sie die letzten 22 Stunden unterwegs gewesen war.

„Jette? Jette bist du wach?“, flüsterte Ringo. Jette öffnete die Augen und blickte ihn verschlafen an. „Du hast gerade zwei Stunden geschlafen und wir haben jetzt alle Hunger und wollen zum Essen gehen. Komm wach auf.“ Essen! Sie hatte schon so einen Riesenhunger. Sie drehte sich um und sah Ringo ins Gesicht. Er war da und alles ist gut. Alles andere hatte sie wohl überbewertet. Lächelnd erhob sie sich und ging ins Bad um sich umzuziehen. Als sie wieder herauskam, war Ringo schon weg. Sie ging in die Küche. Diese grenzte gleich an das Wohnzimmer. Dort saß eine wunderschöne Blondine direkt neben Ringo. „Jette, das ist Luisa meine Schwester.“ Jette gab ihr die Hand und war etwas eingeschüchtert „Hallo Luisa. Ringo hat dich schon erwähnt.“ „Ach ja, mein kleiner Bruder. Er hat sich schon sehr verändert. Ich bin in so kurzer Zeit noch nicht so deutsch geworden! Wunderte mich schon, was mit diesem Partylöwen los ist.“ „Wir können gleich darüber sprechen. Ich habe Hunger und keine Lust zum Kochen. Also los geht’s, wir fahren ins Clays“, sprach Elsa und alle standen auf und gingen zu ihrem Auto.

Dieses Restaurant war ein Traum! Der ganze Bereich war draußen und mit Bambusschirmen überdacht. Der Service war vorbildlich und die Karte erst. Jette war begeistert! Sie las die Fleischsorten Kudu, Springbock oder Gemsbock. Das hatte sie noch nie gehört. Sie entschied sich für Springbock und ließ sich überraschen. Das Essen war köstlich. Besser hatte sie noch nie gegessen, obwohl ihre Tante Ruth schon traumhafte Gerichte gekocht hatte.

Als sie wieder im Haus waren, hörte Jette Geräusche aus der Küche. Sie schaute Ringo fragend an. Er rief nur „Papa, bist du da?“ „Ja, in der Küche. Ich bereite gerade den Sundowner vor“, grinsend schaute ein Mann mit Bart um die Ecke. „Willkommen in unserem Leben“ und kam mit einem Tablett voll mit Gläsern aus der Küche. „Wir setzen uns jetzt mal auf die Terrasse und genießen gemeinsam den Sonnenuntergang und begrüßen dieses hübsche Fräulein hier.“ Er schaute auf Jette. Jette war begeistert von diesem netten Mann. „Hallo, ich bin Herbert der Vater dieses ungehobelten Kerls und du bist Jette“, grinste er. „Ja, das bin ich. Vielen Dank das ich hier sein darf.“ Sie nahm ein Glas und alle stießen miteinander an. Sie nippte an ihrem Getränk. Lecker, das war Gin mit Tonic. Jette schaute auf die Sonne. Die Sonne verschwand so schnell am Horizont und es wurde auch in kürzester Zeit sehr dunkel. Sie schaute sich um. Da sie an einem Berg waren, konnte sie über Windhoek schauen. Überall gingen nach und nach kleine Lichter an. Sie sah nach oben. Was für ein Sternenhimmel! Tausende kleine Sterne schimmerten dort oben und der Ansatz der Milchstraße war zu erkennen! Herbert ging noch einmal rein und holte neue Getränke. Alle waren endlich entspannt und zum ersten Mal, konnte auch Jette ihr neues Afrika genießen.

Core saß im Flugzeug und dachte an Zuhause. Es waren nur sechs Wochen und trotzdem vermisste sie die Ruhe. Endlich wieder auf die Farm! Endlich wieder reiten, schwimmen und einfach nur die Grillen zirpen hören. Sie dachte an Jette. Was macht sie wohl gerade? Ob sie sich mit Elsa versteht? Sie musste sie unbedingt anrufen und für ein Wochenende einladen. Beide hatten so eine nette kurze Zeit in Deutschland! Sie mochte Jette und sie wollte die Freundschaft unbedingt vertiefen.

Biltong zum Frühstück

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