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Das Wasserschwert

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Am neuen Morgen erwachte ich von dem Kaffeeduft vor dem Zelt. Und wie immer hatte Jo auch schon unser Frühstück fertig gemacht. Also krabbelte ich etwas steif aus dem Zelt und setzte mich zu ihm.

„Guten Morgen.“

Er hauchte mir dabei einen leichten Kuss auf die Stirn. Ich ließ es geschehen. Mein Bedürfnis, mich gegen Gefühle zu wehren, schwand von Tag zu Tag. Ich hatte nicht einmal das Bedürfnis, mich wegen der nächtlichen Störung zu verteidigen. Irgendwie gab Jo mir das Gefühl, dass er mich verstand. Das irritierte mich, aber ich fühlte mich deshalb nicht unbehaglich oder schlecht.


Nach dem Frühstück packten wir alle nötigen Sachen zusammen, die wir für unsere Expedition brauchten. Die Seile und Taschenlampen nahmen wir ebenfalls mit. Unsere Tauchausrüstungen waren recht schwer, und ich befürchtete schon müde zu sein, bevor wir an unserem Tauchpunkt ankommen würden. Zumal ich noch nicht einmal wusste, ob ich damit umgehen konnte. Aber Jo beruhigte mich.

„Keine Sorge, wir legen genügend Pausen ein und außerdem, glaub mir, wenn Du die Luftflasche erst einmal auf Deinem Rücken hast, ist es nicht mehr so schlimm.“

Ich bezweifelte das zwar, sagte aber nichts.


Mühsam kletterten wir quer über die Insel zu unserem Startpunkt. Dort befestigten wir wieder die Seile an starken Bäumen. Diesmal ließen wir die Luftflaschen mit dem Seil hinunter und zogen sie unten wieder an. Wenn wir das am Ende auch so machen würden, würde es uns tatsächlich gelingen, einigermaßen bequem hinunter und hinauf zu kommen. Jo zeigte mir, wie ich alles zu benutzen hatte. Der Mann hatte offensichtlich schon viel erlebt, irgendwie konnte er mir fast alles zeigen und erklären. Als wir im Wasser ankamen, verabredeten wir noch, wie wir uns unter Wasser verhalten wollten und machten uns auf den Weg zum Höhleneingang. Vor Aufregung atmete ich viel zu schnell und verbrauchte natürlich viel zu viel Luft. Aber das wusste ich natürlich nicht. Wir glitten vorsichtig an der Steilwand mit den Korallen hinunter, ohne sie zu berühren. Als würden uns die Korallen beobachten, bewegten sie sich in der Strömung hin und her. Schade, dass man unter Wasser nicht sprechen konnte. Ich hätte es spannend gefunden, mir von ihnen erzählen zu lassen, was sie so erlebten.

Die Farbenpracht ließ allmählich nach. Doch bis in die Dunkelheit mussten wir nicht.

Plötzlich öffnete sich der Höhleneingang vor uns. Wir schwammen sachte hinein und leuchteten sie zunächst mit unseren Lampen aus. Als wir keine überraschten Bewohner sahen, schwammen wir zügig weiter. Mein mulmiges Gefühl, was mir mein Traum verursacht hatte, ließ langsam nach.

Keine zwanzig Meter innerhalb der Höhle öffnete sich der Eingang zu einer Art Halle. Hier wagten wir einen Blick nach oben und stellten befriedigt fest, dass das Wasser gar nicht so weit über uns sein Ende fand. Ob es zu einer anderen Uhrzeit weiter steigen würde, wollten wir beide eigentlich nicht wissen.

Ermüdet kletterten wir aus dem Wasser und legten einen Augenblick unsere Ausrüstung ab. An der Stelle schien der Fels völlig trocken zu sein. Kein Wasser schien ihn je berührt zu haben. Die Luft wirkte klar und rein. Es musste eine Luftzufuhr geben, sonst wäre die Luft nicht so gut gewesen. Jo bemerkte, dass es auch warm in der Höhle war. Das sprach alles dafür, dass es auch einen Zugang über Wasser geben musste. Trotz Taschenlampen war nichts zu sehen. Und außer dem Lichtschein der Taschenlampen war kein deutlicher Lichtschein erkennbar. Aber ich musste mir eingestehen, für eine Höhle, in die kein Tageslicht drang, war sie einfach zu hell. Es wirkte dämmrig, aber nicht dunkel.

„Jo, meinst Du, wir können nachher über Land wieder raus?“

Er bewunderte ebenfalls die Höhle und flüsterte ehrfürchtig: „Ich weiß es nicht, aber irgendwie muss hier Luft rein kommen und auch etwas Licht. Nur wenn der Eingang zu klein ist, dann kommen wir dadurch nicht raus.“

Es dauerte noch einen weiteren Moment, bis wir anfingen, vorsichtig diese Höhle zu erkunden. Im Augenblick konnte ich mir nicht vorstellen, dass wir hier wirklich das Wasserschwert finden sollten. Andererseits hatte uns das Rätsel und unsere Neugier hierher geführt. Und wenn ich eins inzwischen begriffen hatte, dann dass wir uns auf unseren Instinkt verlassen sollten.


Durch das Dämmerlicht verlor ich völlig das Zeitgefühl und Jo schien es ähnlich zu gehen. Gemeinsam kletterten wir die Felsen entlang und untersuchten jeden Winkel. Zunächst fanden wir nichts und wir wollten schon enttäuscht wieder unsere Tauchausrüstungen anlegen, als plötzlich ein grelles Licht vor uns auftauchte. Es wirkte nicht wie Tageslicht, aber eine Lampe war es auch nicht. Es wirkte mehr wie ein Irrlicht, dass uns ein Zeichen geben wollte. Ganz wie in den alten Sagen und Märchen, in denen plötzlich ein Lichtstrahl dem Helden zeigt, wo er lang gehen muss oder was zu tun ist.

Behutsam näherten wir uns der Stelle, von der das Licht zu kommen schien. Es wies uns hinter einen Felsen, den wir bisher als massiv betrachtet hatten. Wir wären nicht auf die Idee gekommen, das eine optische Täuschung den Platz des Schwertes vor unerwünschten Findern schützen könnte. Und dort lag es. Es lag ganz einfach auf dem Fels. Es war fast lächerlich, man mochte meinen, jemand hätte das Schwert dort einfach vergessen.

Ehrfurchtsvoll streckte ich meine Hand nach dem Schwert aus. In dem Moment, als ich das Schwert mit einem Finger berührte, stieg, wie bei dem ersten Schwert, plötzlich ein Nebel auf. Eine Lichtgestalt formte sich aus dem Nebel. Sie wirkte ein wenig kräftiger als die Erste, und auch etwas kleiner. Aber sie ähnelte dem Wesen aus dem Flammenschwert ganz deutlich. Ihr Nebelkleid waberte etwas, als würden Wellen mit ihrem Gewand spielen. Sie nahm das Schwert und hielt es gegen einen Stein mit einer Vertiefung in der Mitte. Sofort füllte sich die Vertiefung mit Wasser.

Jo kam zu dem Stein und tauchte einen Finger ins Wasser, danach leckte er den Finger ab und nickte anerkennend: „Süßwasser.“

Danach schwebte das Wesen zum Ufer des Sees, durch welchen wir gekommen waren und tippte mit der Schwertspitze den See an. Augenblicklich zog sich das Wasser ein Stück weit zurück. Meine Augen wurden immer größer. Danach zwinkerte die Nebelgestalt, verschwand im Schwert und das Schwert schrumpfte in sich zusammen. Als es in der Größe einer Nagelfeile war, blieb es liegen. Nun nahm ich es an mich und betrachtete es genau. Auch dieses Schwert war ein wunderschönes Stück. Der Schliff der Klinge war klar und rein. Während der Griff kunstvoll verziert und geschwungen war. Und am Ende des Griffes prangte ein wunderschöner, in Tropfenform geschliffener Aquamarin.

Jo flüsterte: „Wusstest Du, dass der Aquamarin in der Steinheilkunde für Ausdauer und Durchhaltevermögen steht?“

Ehrfürchtig schüttelte ich den Kopf. Nun hatten wir das zweite Schwert.

Leider mussten wir jetzt entweder den Weg über Land finden, oder unsere Ausrüstungen wieder anziehen und noch einmal tauchen. Ich hatte etwas Sorge, ob meine Luft in der Flasche dafür reichen würde.

„Wir schauen erst einmal, ob wir den Landweg rausfinden. Dann musst Du vielleicht nicht noch mal tauchen.“

„Jo, es ist ja nicht, dass es mir keinen Spaß macht zu tauchen. Aber ich habe etwas Angst in der Tiefe und dass meine Luft vielleicht nicht mehr reicht,“ gab ich zurück.

Sofort ging Jo zu den Tauchflaschen und überprüfte die Füllung.

„Hm. Du hast tatsächlich viel mehr verbraucht als ich. Aber die Flasche ist noch etwas mehr als halb voll, das reicht dicke, um ohne Sorgen wieder aufzutauchen.“

Etwas beruhigt setzte ich mich auf einen Felsvorsprung. „Gut, dann schauen wir mal. - Meinst Du wirklich, wir finden den oberirdischen Ausgang?“

„Ich gebe zu, ich glaube es nicht so richtig. Aber das war ja auch nicht unsere Aufgabe,“ zweifelte Jo.

Nach einer weiteren Stunde vergeblicher Suche entschieden wir uns, doch noch einmal zu tauchen. Es müsste inzwischen Nachmittag sein, und ich wollte meinen Tauchgang unbedingt noch bei Tageslicht beenden.

Also verpackten wir das Schwert wasserdicht und machten uns auf den Weg aus der Höhle heraus. Jetzt, wo wir das Schwert hatten, hatte ich das Gefühl, leichter atmen zu können. Vermutlich war das reine Einbildung. Aber meine innere Ruhe stellte sich dadurch wieder ein.

Ohne Zwischenfälle gelangten wir zurück zu den Seilen. Dort banden wir, wie geplant, die Luftflaschen an die Seile und kletterten zunächst selbst hoch. Der Kletterakt war nach dem Tauchgang für mich recht anstrengend, und ich setzte mich erst einmal auf einen Felsen, um zu verschnaufen. Beruhigt stellte ich fest, dass Jo auch kräftig prustete.

Nach reichlichen Minuten zogen wir mit vereinten Kräften die Pressluftflaschen nach oben und holten die Seile ein. Erst jetzt stellten wir fest, dass es bereits anfing zu dämmern.

„Ach menno,“ jammerte ich, „ich wollte doch im Lager das Schwert betrachten.“

„Ja, das ist schade, aber wir haben ein tolles Abenteuer erlebt und wir sollten wirklich langsam Tagebuch schreiben, um alles später noch erzählen zu können. Morgen früh können wir uns das Schwert dann ganz in Ruhe anschauen.“


Wir marschierten quer über den Berg zurück. Am Zelt angekommen entledigte ich mich sofort meiner Tauchausrüstung. Schnorcheln ist ja ok, aber tauchen? Nein, das musste ich nicht unbedingt haben. Ich hoffte inständig, dass ich nicht noch einmal mit Ausrüstung tauchen musste.

Als wir uns ein bisschen von der Schlepperei erholt hatten, entfachte Jo uns ein kleines Feuerchen und bastelte uns ein leckeres Abendessen. Wie dieser Mann immer wieder Elan aufbrachte und mich mit den leckersten Kleinigkeiten versorgte und mich satt machte, war mir immer noch ein Rätsel. Und ich fragte mich allen Ernstes, ob ich irgendwann etwas finden würde, was dieser Mann nicht konnte.

Nach dem Essen überlegten wir gemeinsam, ob wir noch ein paar Tage auf der Insel bleiben wollten um zu genießen, oder ob wir doch lieber weiter nach den Schwertern suchen sollten.

„Grundsätzlich hat sicher niemand etwas dagegen, wenn wir ein paar Tage hier blieben,“ erklärte ich, und fügte dann jedoch nachdenklich hinzu: „Aber wir wollen ja auch weiter kommen und unser Ziel erreichen, oder?“

Jo setzte seinen Hundeblick auf und gab zurück: „Ja, ich würde gern auch noch etwas Urlaub hier machen, aber ich denke, dass können wir nachholen, wenn wir unsere Aufgabe erfüllt haben. Morgen früh schauen wir erst einmal, was auf dem Schwert steht, damit wir wissen, wo wir hin müssen.“

„Meinst Du wirklich, wir machen noch mal hier Urlaub?“

Das bezweifelte ich stark, es lag alles hier sehr abgeschieden.

„Ich denke, wenn wir unser Abenteuer überstanden haben, haben wir eine Zeitlang sicher anderes zu tun, als zu reisen.“

Dann wandte ich mich wieder dem Schwert zu.

„Meinst Du, das nächste Rätsel steht auch wieder in alten Runen drauf?“

Er zuckte mit den Schultern: „Das will ich hoffen, sonst müssen wir ja erst wieder nach einer Übersetzung forschen.“


In der folgenden Nacht konnte ich kaum schlafen, meine Gedanken kreisten um das Minischwert in meinem Rucksack. Ich freute mich so sehr darauf, das Schwert zu betrachten. Entsprechend müde krabbelte ich dann morgens auch aus dem Zelt. Diesmal war ich schneller als Jo. Also machte ich Feuer und kochte zunächst einmal Kaffee. Bei dem Duft kam Jo dann auch an.

„Guten Morgen, na hast Du es mal geschafft, mich zu überlisten?“, grinste er und nahm mich herzlich in seine Arme.

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich konnte vor Aufregung um das Schwert nicht richtig schlafen und bin dann irgendwann aus Verzweiflung wieder aufgestanden. Ich dachte, wach sein, kann ich auch außerhalb des Zeltes.“

„Mit anderen Worten, Du bist fix und foxi und eigentlich müsstest Du jetzt schlafen.“

Sein Lächeln weckte in mir alle Lebensgeister.

„Nein, nein, den heutigen Tag überstehe ich schon.“ Ich wandte mich zum Zelt.

„Packen wir das da gleich ein? Oder fragen wir erst nach, ob wir heute abgeholt werden?“

Gemeinsam bereiteten wir uns das Frühstück zu.

„Ich denke, wir frühstücken erst einmal und danach versuchst Du unseren Fährmann zu erreichen. Dann sehen wir weiter.“

Mit diesem Vorschlag konnte ich allemal leben. Zumal ich liebend gern noch einen Tag auf der Insel geblieben wäre.


Am späten Nachmittag wurden wir abgeholt. Zwischendurch hatten wir noch genügend Zeit, alles zusammen zu packen und ein wenig zu schnorcheln. Ich konnte mich an den Farben einfach nicht satt sehen.

Vorher betrachteten wir gemeinsam das zweite Schwert. Noch einmal ließ ich den Stein auf mich wirken. Diese geschwungene Form des Griffes gab mir ein Gefühl wie aus tausendundeiner Nacht. Das passte gar nicht so richtig zum Rest des Schwertes. Und anders als bei dem ersten Schwert war in die Klinge kein Text geprägt. Nichts deutete auf ein Rätsel hin. Auch Jo betrachtete das Schwert genau. Ihm fiel jedoch etwas auf.

„Schau Dagi, der Griff wirkt orientalisch und dieser Schwung des Knopfes, auf dem der Stein sitzt, erinnert mich ein wenig an eine Düne. Was meinst Du, könnte das Erdschwert in Afrika sein?“

Ich überlegte einen Augenblick, während ich seinen Erklärungen folgte.

„Nun ja, wenn das so ist, Afrika ist groß, geht es noch etwas genauer? Und vor allem, wenn wir bereits jetzt alle Kontinente abfahren, was kommt danach. Müssen wir in manche Kontinente mehrmals? Hätten die Schwerter nicht in einer klaren Reihenfolge für uns laufen können? Eine Reise um die Welt ist spannend, aber immer wieder hin und her?“

Jo lachte und sagte sanft: „Ach Dagi, ich glaube nicht, dass Luna uns übermäßig strapazieren wollte. Eher glaube ich, dass die Art der Verteilung so geschehen ist, damit kein Unbefugter alle Schwerter zusammenfügt. Und Luna wusste ja auch selbst nicht, wo ihre Töchter alle sind. Sie wird vermutlich selbst überrascht sein, dass wir so viel hin und her reisen müssen.“

Das leuchtete natürlich ein. Trotzdem konnte ich allein mit dem Schwertgriff als Hinweis nicht viel anfangen.

„Wir sollten vom Festland aus mit Onkelchen telefonieren, vielleicht hat er eine Idee,“ fügte Jo hinzu.

Also schnorchelten wir bis zum Eintreffen unseres Touristenführers. Das Wasser war herrlich warm und der Blick ins Meer atemberaubend schön. Ich erholte mich prächtig, und die Stunden vergingen viel zu schnell.


Auf dem Festland angekommen, bezahlten wir unsere Rechnung und suchten uns eine Unterkunft mit Telefon. Von dort aus rief ich am Abend bei Onkel Klaus an. In Deutschland war es noch Vormittag und ich befürchtete, niemanden zu erreichen. Aber wir hatten Glück.

„Hallo Ihr Zwei,“ hörte ich es am anderen Ende.

„Hi, wir leben noch,“ antwortete ich. Und um keine Zeit zu verlieren, fügte ich hinzu: „Wenn wir Dir eine Email mit einem Bild schicken, kannst Du uns dann sagen, aus welchem Land genau der Griff stammt?“

Am anderen Ende dauerte es einen Moment: „Hm, Dagilein, ich muss es versuchen. Habt Ihr dieses Mal keinen Text zu entschlüsseln?“

„Leider ist es diesmal eindeutig eine Art Bilderrätsel. Und wir meinen zwar, ein Land in Afrika ist unser nächstes Ziel, aber wir wissen eben nicht mehr. Vielleicht haben wir Glück, und mit dem Land kommt dann auch eindeutig eine Region zu Tage.“

„Gut, dann macht ein Foto und schickt es mir per Email. Vielleicht bekomme ich ja einen eindeutigen Standort heraus. Was macht Ihr in der Zeit?“

Ich wusste es selbst noch nicht, deshalb sagte ich spontan: „Wir fliegen zunächst zurück nach Hause. Ich denke, von dort aus können wir leichter organisieren und handeln. Sollen wir dann zu Euch kommen?“

Einen Moment schwieg Klaus, um dann zu sagen: „Kommt direkt zu uns und spart Euch die Mail. Wenn man einen Gegenstand in der Hand hat, fallen einem oft noch deutlichere Hinweise auf. Ich lasse Euch ein Zimmer herrichten, dann könnte Ihr Euch auch von dem Flug erholen.“

Was sollte ich dazu sagen. So nah an meinem eigenen Bett wollte ich dann schon auch darin schlafen. Und Jo sah meine Gesichtszüge.

Er lächelte mich an und flüsterte: „Wir schlafen bei Dir.“

Entschlossen aber liebevoll lehnte ich also Klaus’ Angebot ab, versprach jedoch, dass wir umgehend mit dem Schwert vorbei kämen.

Nachdem ich aufgelegt hatte, äußerte ich meine Bedenken.

„Jo, wir haben bisher niemandem das erste Original gezeigt. Ich weiß nicht, ob wir das dürfen. Und ich habe keine Ahnung, ob wir von unserem Wasserwesen hier auch eine so perfekte Kopie bekommen können, wie bei dem ersten Schwert im Museum.“

Verwirrt schaute er mich an: „Traust Du meiner Familie nicht?“

Ich seufzte: „Das hat nichts mit mangelndem Vertrauen zu tun. Aber Du hast auch da Recht. Es fällt mir schwer zu vertrauen. Dir traue ich auch nur von Anfang an, weil die Bäume Dir einen guten Leumund verschafft haben. Aber zurück zu den Schwertern. Meine Sorge ist mehr mit dem Bewusstsein verbunden, dass wir unbedingt die Originale brauchen und mit der Angst, uns könnte ein Original gestohlen werden, wenn wir damit herumspazieren. Schlimm genug, dass wir es jetzt mit in unser Gepäck packen müssen.“

Jo lächelte. „Dagi, Du bist süß. Meinst Du nicht, dass Luna nicht zulassen wird, dass uns ein gefundenes Schwert wieder abhanden kommt?“

Entsetzt sah ich ihn an. „Also, wenn Luna uns die ganze Zeit beobachtet, dann kann sie uns auch helfen. Außerdem fände ich es nicht so richtig lustig. Ich könnte mich nicht mehr so ungezwungen bewegen.“

„Nun, ich glaube zumindest, dass sie irgendwie über uns wacht.“

Entrüstet gab ich zurück: „Dann kann sie uns auch jetzt bei der Entschlüsselung helfen!“

Etwas wütend drehte ich mich um und verschwand im Bad unseres Zimmers.

Jo schien meine Wut zu verstehen, und erklärte sanft: „Dann lass sie uns rufen und fragen. Vielleicht hört sie uns.“

Faszinierend, ich konnte ihn anfauchen, und er blieb ruhig.


Als ich aus dem Bad kam, hatte ich mich etwas beruhigt.

„Dann versuchen wir das. Vielleicht können wir dann Zeit sparen.“

Jo schüttelte den Kopf. „Wenn das Schwert an einem Ort ist, wo wir ein Visum benötigen, müssen wir erst Heim. Aber dann können wir effektiver die Zeit nutzen.“

Kurzer Hand buchte ich also unsere Heimflüge.

Von Cairns aus flogen wir zunächst nach Sydney. Leider hatten wir wieder keine Zeit, uns die Stadt anzuschauen. Denn unser Flieger nach Singapur sollte bereits eine Stunde später starten. Aber ich nahm mir fest vor, irgendwann würde ich die Stadt sehen. Auch wenn ich noch nicht wusste, wann das sein könnte.

Auch in Singapur war unser Aufenthalt nur kurz. Ich hätte mir gern die Beine vertreten, zumal der Flug nach Deutschland lang war. Doch irgendwie fügte sich alles so gut, dass wir bereits zwei Tage später mit den bereits gefundenen Schwertern in den Wald gingen und in der versteckten Burg nach Luna riefen. Warum wir extra dorthin gingen, um sie zu rufen, weiß ich heute auch nicht mehr.


Es dauerte eine Weile, bis sie erschien. Und sie wirkte etwas zerknittert.

Entsetzt fragte ich: „Was ist passiert?“

Luna lächelte: „Nichts, die Zeit macht mir zu schaffen. Aber Eure Suche braucht einfach Zeit, Ihr könnt ja nicht selbst fliegen.“

Überrascht stieß ich ein „Oh“ hervor und beschloss, Urlaube in entsprechenden Gegenden definitiv zu verschieben. Wenn Luna mit der Zeit an Kraft verlor, mussten wir schneller werden. Eine kraftlose Luna würde am Ende nicht helfen können.


Ich fing mich wieder und berichtete, was wir bisher erreicht hatten. Zwischendurch übernahm Jo und schließlich zeigten wir ihr die beiden Schwerter und baten um Rat zu dem Hinweis.

„Zunächst einmal erscheint es mir für Euch mächtig mühsam, jedes Mal ein Visum beantragen zu müssen. Da werde ich gleich etwas tun.“

Sie holte einen Stab, der für mich wie ein Zauberstab aus Eiskristallen aussah, aus den Tiefen ihres Kleides und schnippte zweimal mit den Fingern. Es legten sich zwei leere Blätter Papier auf den steinernen Tisch. Sie berührte erst den einen Bogen, dann den anderen mit ihrem Eiskristallstab und schloss ihre Augen für einen Moment. Leise murmelte sie etwas für mich unverständliches.

Dann reichte sie uns das Papier und sagte: „Dieses Papier verwandelt sich immer in das Visum, welches Ihr gerade benötigt, aber,“ sie hob den Zeigefinger: „nur für die Zeit Eurer Suche. Danach zerfällt es zu Staub und Ihr müsst wieder die normalen Wege gehen, um in die jeweiligen Länder einreisen zu können.“

Wir nickten nur. Was sollten wir auch sagen, dieses Stück Papier erleichterte uns unsere Reisen erheblich. Dann nahm Luna das Wasserschwert in die Hände, drehte es hin und her und sprach auch hier ein paar Worte. Wie von Zauberhand entstand vor unseren Augen ein Bild. Es sah aus wie in Öl gemalt und wirkte sehr alt. Darauf abgebildet waren ein Palast und Statuen, die an das alte Ägypten erinnerten.

Jo wusste sofort, wo dieses Bild war: „Das ist ja Luxor, die Touristenhochburg in Ägypten. Puh, da das Schwert zu finden, wird sicher nicht einfach.“

Ich stöhnte leicht auf. „Ihr wollt mir jetzt nicht sagen, dass wir im Tal der Könige herum irren müssen und das Schwert in einer Pyramide suchen müssen, oder?“

Luna schüttelte ihren Kopf und antwortete: „Warte,“ und zeigte auf das Bild. Es veränderte sich. Zunächst sahen wir Wüste und Dörfer, dann entstand eine Pyramide, und auch die Sphinx erschien.

Nachdem sich das Bild nicht mehr veränderte, erklärte Luna: „Dieses Bild zeigt Euch, wo Ihr suchen müsst. Dort wird Euch Euer Instinkt und Euer Schicksal leiten. Und wenn ich Euch helfen kann, werde ich es tun. Achtet auf die Zeichen.“

Sie lächelte, winkte und verschwand. Leider hatten wir nicht gefragt, was für Zeichen sie meinte.

Mir war jedoch aufgefallen, dass sie jetzt etwas weniger zerknittert wirkte.

Resigniert setzte ich mich auf den Boden und blickte an den Wänden empor. Jo setzte sich dazu und flüsterte ehrfürchtig.

„Da Luna nicht so genau weiß, wo ihre Töchter sind, war das wohl alles was sie tun konnte. Ich vertraue ihr. Wir werden es schaffen.“

Dann setzte er seinen Hundeblick auf, den ich inzwischen so an ihm liebte.

„Ich weiß, wir können es schaffen. Luna würde diese Aufgabe nicht stellen, wenn sie nicht zu schaffen wäre. Aber ich weiß einfach nicht, ob ich wirklich die Kraft dafür habe.“

Jo schmiegte sich sanft an meine Seite.

Sein Gesicht ruhte in meinem Haar, als er flüsterte: „Wenn nicht wir, wer dann?“

Ich spürte einen Kuss auf meinem Kopf. Und damit war meine Verzweiflung auch schon fast wieder verschwunden. Zum ersten Mal nahm ich seinen Arm und legte ihn über meine Schulter. Dann lehnte ich meinen Kopf dagegen und atmete tief ein und aus. Ohne Worte drückte er mich dabei an sich.

Müde marschierten wir zurück zu dem vom Onkel geliehenen Geländewagen und fuhren zu mir nach Hause. Es war ein nobler Wagen, die Marke hatte ich noch nie gehört. Aber der Luxus, den das Auto bot, ließ keine Wünsche offen. Für einen Geländewagen fand ich die Farbe schwarz-grün als Farbe genial gewählt, es war ein Traum von einem Auto. Ich wollte lieber nicht wissen, was dieser Wagen in der Anschaffung kosten würde. Die Innenausstattung war mit beigefarbenem Leder überzogen, dass so weich war, dass ich bei der ersten Berührung erschauderte vor Wohlgefühl. In so einem Wagen konnte ich mir sogar vorstellen lange zu fahren. Auf dem Heimweg lenkte Jo den Wagen und ich, schmiegte mich in die Ledersitze, als würde ich in einem kuscheligen Sofa versinken.

Luna's Töchter

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