Читать книгу Luna's Töchter - Claudia Trapka - Страница 9
Fitzroy Island
ОглавлениеAuch in Cairns fanden wir schnell eine einfache, kleine Unterkunft. Und wir genossen den Rest des Tages in vollen Zügen. Ganz nebenbei versuchten wir in Erfahrung zu bringen, wie wir nach Fitzroy Island kämen.
Ein Touristenführer bot uns schließlich an, uns am nächsten Tag auf die Insel überzusetzen.
„Sagen Sie, dürfen wir dort am Strand zelten? Oder gibt es dort eine günstige Schlafmöglichkeit?“
Er wirkte etwas überrascht. „Bisher wollte noch niemand nicht im Hotel schlafen.“
Jo setzte seinen Hundeblick auf, lächelte und deutete auf seine leeren Hosentaschen. Da verstand der Touristenführer.
„Ihr wollt sparen.“ Er grinste. „Nun ich denke, ein einzelnes Zelt wird am Strand nicht weiter auffallen. Ihr müsst ja nicht gerade die Badeküste wählen. Viele Touristen bleiben eh nicht auf der Insel und fahren jeweils am Abend wieder zurück auf das Festland.“
Mir fiel ein Stein vom Herzen. So konnten wir unbemerkt auf der Insel schauen, wie wir in den Berg gelangen konnten.
„Vielen Dank für die Information. Sagen Sie, sind Sie auch von der Insel aus erreichbar? Nur damit wir jemanden finden, der uns wieder zum Festland bringt?“
Ohne zu zögern drückte er mir ein kleines Funkgerät in die Hand.
„Ihr müsst damit direkt an der Küste zum Festland stehen, dann ist der Empfang gut genug, dass Ihr mich erreicht. Es ist ein gutes starkes Funkgerät. So etwas braucht man in ganz Australien.“
Er zwinkerte und meinte, er stünde am nächsten Morgen ab zehn Uhr zur Überfahrt bereit. Dann drehte er sich um und verschwand in seinem Laden.
„Also, wenn das weiter so wie am Schnürchen läuft, dann finden wir das Schwert auch ganz einfach,“ bemerkte ich.
Jo aber machte ein Gesicht, als zweifelte er daran, dass wir völlig ohne Komplikationen an das Schwert kämen.
Nach einer ziemlich holperigen Überfahrt saß ich am nächsten Tag auf einem Felsen am Strand und versuchte, meinen Magen wieder zu beruhigen. Jo lachte. Er war inzwischen dabei, einen geeigneten leicht versteckten Platz für unser Zelt zu finden.
„Vielen Dank für Dein Mitgefühl,“ bemerkte ich sarkastisch. „Ich bin solche Spielchen mit holprigen Flugzeugen und wackeligen Booten nun mal nicht gewöhnt. Mein Magen beschwert sich halt.“ Ich sah Jo etwas vorwurfsvoll an.
Mit einem verkniffenen Lachen streichelte Jo mir über den Kopf.
„Dagilein, das wird wieder und an solche Aktionen wird sich Dein Magen ganz sicher gewöhnen.“
Wir waren uns einig, dass wir unser Lager an dieser Seite der Insel haben wollten, damit wir unseren Fahrer zur Not schnell erreichten. Mir war ohnehin mulmig genug und ich hätte lieber die Variante Baumhaus gewählt, aber diese stand nicht zur Verfügung.
„Jo, ich habe Angst vor den gefährlichen Tieren, die hier am Strand und auf der Insel auf uns lauern.“
Jo kam zu mir, umarmte mich und meinte: „Ich passe auf Dich auf. Versprochen.“
Etwas zweifelnd gab ich zurück: „Wie bei der Braunschlange?“
Er schüttelte den Kopf: „Erstens war das bestimmt eine Ausnahme und zweitens war ja Laura in dem Moment zur Stelle.“
Wirklich beruhigt war ich nicht. Das hatte auch zur Folge, dass ich, bevor Jo am Abend den Reißverschluss des Zeltes schließen durfte, erst einmal alles absuchte, ob auch wirklich kein Tier im Zelt war.
Ich sah, wie seine Schultern bebten und fiel über ihn lachend her.
„Du Scheusal lachst mich aus.“
Verspielt warf er mich zurück und gab mir ebenfalls lachend zurück: „Nein, wie kommst Du darauf.“
Wir lachten und tobten wie die kleinen Kinder, bis schließlich das Zelt über uns zusammenbrach und wir quietschend darunter vor krabbelten.
„Sieht aus, als wäre das Deine Strafe dafür, dass Du mich ausgelacht hast,“ grinste ich.
Doch statt zu brummeln, zog Jo mich lachend an sich und hielt mich ganz fest. Unsere Blicke trafen sich und wir versanken beide darin.
Ich machte mich los und sagte etwas verwirrt aber sanft: „Wir müssen das Zelt wieder aufbauen.“
Nachdem wir das Zelt wieder aufgestellt hatten, verlief die Nacht ruhig, ohne gefährliche Tiere oder ungebetene Gäste. Ich hatte mich freiwillig mit meinem Schlafsack ganz nah zu Jo gelegt. Sein Arm ruhte auf meinen Hüften. Ich fühlte mich frei und glücklich.
Ich dankte in Gedanken Luna für diese Erfahrung, ohne an die Zukunft zu denken. Denn der Augenblick war alles, was für mich zählte, ich nahm allen Mut zusammen, um mich in diesem Augenblick fallen zu lassen.
Nach einem sehr mageren Frühstück versteckten wir unser Hab und Gut und machten uns mit Taschenlampen und Seil auf den Weg, den Berg zu erkunden. Wir wussten ja nicht einmal, ob er eine offizielle Höhle besaß, oder ob wir überhaupt richtig lagen mit unserer Vermutung, dass es nur dieser eine Berg sein konnte. Wir trugen beide gemietete Neoprenanzüge. Der Touristenführer hatte uns dazu geraten, falls wir tauchen gehen wollten. Da wir davon ausgingen, dass wir irgendwann ins Wasser müssten, waren wir seinem Rat gefolgt.
Wir kletterten den halben Tag am Rand der Insel am Meer entlang. Es war eine wunderschöne, bewaldete aber unwegsame Landschaft. Ich genoss die Luft und den Duft des Waldes in Verbindung mit dem Salzwasser. Wir mussten aufpassen, dass wir nicht abrutschten. Teilweise konnten wir direkt ins Riff schauen. Es war sogar von hier aus einfach wunderschön. Wie mochte es dann erst unter Wasser aussehen? Erst am späten Nachmittag gelangten wir an eine Stelle, die besonders steil wirkte. Als wir ins Wasser schauten, sah es aus, als gäbe es dort eine Art unterirdischen Wasserfall.
Begeistert rief ich aus: „Jo, das hier könnte es sein!“
Vor Enthusiasmus hatte ich allerdings nicht bemerkt, das ich mich soweit vorgelehnt hatte, dass der Rückweg ohne Jos Hilfe für mich unmöglich war. Dummerweise ging es Jo ähnlich, und wir mussten springen.
Ich hatte etwas Angst, wir würden in eine Strömung geraten, die wir oberhalb nicht sahen, aber diese hielt sich, Gott sei Dank, in Grenzen und man konnte relativ leicht daraus hervor schwimmen. Als wir an einem kleinen steinigen Strand ans Ufer krabbelten, konnten wir uns das Lachen beide nicht mehr verkneifen.
„Wie blöd von uns. Wir hatten doch die Möglichkeit uns zu sichern.“ Ich schüttelte mir das Wasser dabei aus den Haaren.
Fröhlich gab Jo zu: „Klar hatten wir, aber dann hätten wir nicht bemerkt, wie schön warm das Wasser ist. Und dass wir tatsächlich den Höhleneingang gefunden haben.“
Wie erstarrt hielt ich in meiner Bewegung inne, drehte mich langsam zu ihm und schaute ihn an.
„Du hast den Höhleneingang gesehen? Bist Du Dir sicher? Das klingt immer noch so einfach.“
Er schmunzelte, doch dann sagte er ernst: „Naja, einfach ist sicher etwas anderes. Wir haben nur die Anzüge, aber keine Tauchausrüstung. Und wir müssen tauchen, um in die Höhle zu gelangen. Wir wissen nicht, wie lange wir ohne Luft auskommen müssen. Also, ich finde das alles andere als einfach.“
Da musste ich ihm Recht geben. Der Tag neigte sich dem Ende entgegen, und wir würden jetzt ohnehin nichts mehr tun können.
„Lass uns zum Lager zurück gehen und schauen, ob wir morgen eine Idee für dieses Problem haben.“
Jo nickte. Der Höhleneingang lag also dauerhaft unter Wasser, nicht wie vermutet nur bei Flut.
Gemeinsam stiefelten wir los. Quer über die Insel marschierten wir mit unseren Neoprenanzügen durch den Wald. Überall hörten wir das Meer plätschern und rochen sowohl die Meeresluft als auch den Waldduft. Es war wirklich eine faszinierende Mischung. Ich stolperte das eine oder andere Mal und bewunderte den Wald um mich herum. Jo sprang, wie ein junges Reh über Wurzeln und Felsgesteine. Immer wieder wies er auf spezielle Stolperfallen hin. Irgendwie kam mir der Rückweg zu unserem Zeltplatz kürzer vor als der Hinweg. Aber diesmal liefen wir auch nicht um die Insel herum, sondern quer darüber.
Bereits nach einer Stunde waren wir wieder am Strand. Dort wanderten wir am Rand der Insel entlang zu unserem Zeltplatz. Es machte mir doch ein paar kleine Sorgen, wie wir an den Höhleneingang herankamen. Ich konnte wirklich nicht tauchen.
Doch wir waren so fürchterlich neugierig, dass wir gar nicht erst versuchten, unseren Touristenführer um Tauchausrüstungen zu bitten. Wir beschlossen, es am nächsten Tag erst einmal mit unserer Schnorchelausrüstung zu versuchen.
Das Abendessen bestand aus ein paar trockenen Crackern und einer Dose Sardinen. Wir waren beide sehr hungrig, so dass wir leider fast unseren gesamten Vorrat davon aufaßen. Das machte uns in diesem Moment aber weniger Sorgen als der Höhleneingang.
Gesättigt setzten wir uns an den Strand, ließen unsere Füße mit dem Wasser spielen und genossen die herrlichen Farben der untergehenden Sonne am Himmel. Alles brach sich im Meer. Es war viel zu schön, um als Abenteuer zu wirken. Als es bereits ganz dunkel war, schaute Jo im Zelt nach, dass keine ungebetenen Gäste darin waren, und wir krabbelten nacheinander zum Schlafen hinein.
Die Nacht verging mir viel zu schnell. Am liebsten wäre ich noch eine ganze Weile liegen geblieben. Aber als ich den Kaffee draußen roch und hörte, wie Jo unser Frühstück zubereitete, stand ich doch schnell auf. Zumal ich für diesen Tag viel Aufregung erwartete.
Wir gingen auf dem Hinweg wieder am Rand der Insel entlang. Wir hatten Sorge, dass wir sonst die Stelle nicht wieder fänden, an der wir am Vortag ins Wasser springen mussten. Sorgfältig sicherten wir uns an einem Baum mit kräftigen Seilen. Dann sprangen wir übermütig mit unseren Masken und Schnorcheln ins Wasser. Ich hatte noch daran gedacht eine Taschenlampe in eine wasserfeste Tasche zu stecken. Die wäre sonst doch hin gewesen. Zunächst ließ ich Jo allein abtauchen, denn ich war mir nicht sicher, ob ich so lange die Luft anhalten kann. Er kam auch recht schnell wieder hoch.
„Wir kommen bis zum Eingang mühelos hinunter. Aber ich konnte nicht einsehen, wie viel Luft wir danach noch brauchen,“ sagte er zweifelnd.
Ich wollte allen Mut zusammen nehmen und es selbst einmal versuchen.
„Ich komme mit, wenn Du jetzt noch mal runtergehst. Wir können uns dann gemeinsam wieder hoch helfen.“
Er nickte, setzte die Maske wieder auf und holte Luft. Diesmal schwammen wir gemeinsam hinunter. Es war berauschend. Die Tier- und Pflanzenwelt unter Wasser war einfach faszinierend schön. Beinahe hätte ich vergessen, warum wir unter Wasser waren. Doch Jo zeigte mit seiner rechten Hand auf den Höhleneingang. Wir schwammen direkt an die Wand heran, immer darauf bedacht, nicht mit einer Koralle in Berührung zu kommen. Dann merkte ich jedoch, dass ich meine Luft nicht mehr lange anhalten konnte. Ich zeigte nach oben und begann aufzutauchen. Jo folgte mir unmittelbar. Oben angekommen, schnaufte ich dann mächtig. Jo schien noch recht fit zu sein.
Ruhig meinte er: „Schade, dass wir doch Ausrüstungen besorgen müssen, dass kostet Zeit.“
Ich nickte japsend. Zu mehr war ich noch nicht wieder in der Lage. Mühelos schwamm Jo zum Ufer und kletterte an seinem Seil wieder hinauf. Oben angekommen, schnaufte er auch ein paar Mal.
Doch bereits nach wenigen Minuten rief er zu mir ins Wasser: „Möchtest Du, dass ich Dich am Seil hinauf ziehe? Das macht es Dir leichter.“
Inzwischen hatte ich zumindest wieder soviel Luft, dass ich es versuchen wollte.
„Ich versuche es selbst, aber Du darfst mir gern helfen.“
Ich freute mich darüber, jetzt Jo an meiner Seite zu haben. Ich genoss seine Hilfe, wollte mir jedoch keine Blöße geben und kletterte fieberhaft mit. Oben angekommen setzte ich mich auf den Boden. Ich war fix und fertig. So gern ich dieses Abenteuer hatte, so anstrengend empfand ich es in diesem Moment auch. Jo lockerte die Seile vom Baum, legte sie wieder zusammen und setzte sich dann zu mir.
„Na meine Liebe, geht’s wieder? Du bist nicht so ganz fit, oder?“
„Jo, das hatte ich auch nie behauptet. Aber ja, es geht wieder. Ich würde gern noch ein wenig die Sonne am Strand genießen. Meinst Du, wenn wir jetzt zurück gehen und den Touristenführer erreichen, bekommen wir die Ausrüstung noch heute?“
Er schüttelte den Kopf. „Dagi, dass wage ich ernsthaft zu bezweifeln. Er kann mit uns zwar Geld verdienen, aber dass er heute noch zu uns kommt, glaube ich nicht. Bis wir am Zelt sind, ist es Nachmittag.“
„Das schon, aber es ist mit seinem Boot doch nicht weit zu uns.“
Er lächelte: „Aber wir müssen ihn erst erreichen, und vorher müssen wir zum Zelt zurück. Also wird es heute knapp.“
Resigniert musste ich Jo Recht geben.
Er ließ mich noch etwas ausruhen, dann machten wir uns auf den Rückweg.
Diesmal bummelten wir etwas am Rand der Insel zurück. Es wurde bereits dunkel, als wir an unserem Zelt ankamen. Schnell schnappte ich mir das Funkgerät vom Touristenführer und versuchte, ihn zu erreichen. Doch zunächst kam keine Antwort.
Also machten wir erst einmal ein kleines Feuerchen und bereiteten uns ein kleines aber ausgesprochen gutes Abendessen zu. Danach saßen wir noch eine ganze Weile am Feuer. Zwischendurch versuchte ich immer wieder erfolglos Kontakt aufzunehmen.
Kurz bevor wir für diesen Tag aufgeben wollten, bekamen wir unsere heißersehnte Antwort. Via Funk baten wir um zwei Tauchausrüstungen und weiteren Proviant. Wir sollten unsere Lieferung am nächsten Nachmittag bekommen. Leider hatte unser Lieferant am Vormittag keine Möglichkeit uns zu erlösen. Also waren wir zunächst zum Nichtstun verdammt.
Am Morgen hatte Jo eine gute Idee. Er wollte mit mir zusammen die Insel erkunden. Bisher waren wir ja nur zu dem Höhleneingang und zurück gekommen. Doch die Insel hatte vieles mehr zu bieten.
Wie wir anhand der Karte feststellten, zelteten wir mitten in einem Nationalpark. Die Insel war nicht nur mitten im Great Barrier Reef gelegen, sondern sie war selbst ein Nationalpark. So bestand unser Vormittag darin, uns die herrliche Landschaft anzuschauen und uns von den Pflanzen und Tieren ihre Heimat zeigen zu lassen. Zwischen den Bäumen gab es immer wieder riesige Felsen, die für die Hauptbewohner dieser Insel ideal waren. Denn es waren Echsen in jeder Größe. Uns begegneten sie in den Größen zwei Zentimeter bis etwa einen Meter. Die Größte von ihnen marschierte kräftig vor uns her, sie zeigte uns, wo das Touristenboot jeden Tag anlegte und erklärte uns, dass die meisten Touristen nach einem Tauchtag wieder verschwanden. Ich hatte doch aber von einem Hotel gehört? Ich beschloss, mir darüber keine Gedanken zu machen. Vielleicht hatte ich da etwas falsch verstanden.
Trotzdem genoss ich die Stimmen des Waldes und dazu das Rauschen des Meeres. Am höchsten Punkt der Insel schauten wir einmal rundherum. Es war einfach bombastisch. Soweit das Auge reichte, auf der einen Seite nur Meer. Auf der anderen konnte man das Festland sehen. Ich breitete die Arme aus und drehte mich im Kreis. Ich fühlte mich einfach frei. Jo schaute mir zu und lachte. Während die Echse es sich mitten in der Sonne gemütlich machte.
„Dagi, dreh Dich nicht zu doll, sonst fällst Du um,“ lachte Jo immer noch.
Jauchzend gab ich zurück: „Dann musst Du mich halt auffangen.“
Und drehte mich weiter. Irgendwann wurde mir dann doch schwindlig und ich wankte etwas. Leicht benommen setzte ich mich mitten auf den sandig steinigen Boden. Ob es noch ein schöneres Fleckchen Erde gab? In diesem Augenblick bezweifelte ich das sehr.
Da die Echse uns begleitet hatte, hielten sich kleinere Tiere von uns fern. Sie hatten wohl zuviel Angst, von der Echse verspeist zu werden. Das war mir eigentlich ganz recht.
Als wir dann am frühen Nachmittag wieder bei unserem Zelt ankamen, konnten wir unseren Lieferanten schon sehen. Fröhlich winkten wir ihm zu. Wir tranken gemeinsam einen Tee, und er erkundigte sich nach unserem Befinden. Schließlich meinte er, er würde alles auf eine Rechnung schreiben und wir könnten bezahlen, wenn wir wieder auf dem Festland wären.
„Toller Service. Danke,“ strahlte ich ihn an.
Dann fuhr er zurück.
Wir prüften die Ausrüstung und überlegten, ob wir doch am selben Tag noch einen Versuch starten sollten, in die Höhle zu gelangen.
„Ich denke, wir sollten morgen früh loslegen,“ meinte Jo.
Ich sah ihn enttäuscht an, gab ihm jedoch dann Recht.
„Morgen früh sind wir ausgeruht und frisch. Und wir können dann nicht von der Dunkelheit überrascht werden.“
Es war also beschlossene Sache, dass wir an diesem Abend am Zelt bleiben würden. Also schnorchelten wir hier ein wenig und betrachteten uns das Riff in der nahen Umgebung.
Man möchte meinen, ich übertreibe mit meinen Begeisterungsbekundungen, aber das muss man einfach gesehen haben. Dann gibt man mir Recht.
Es war wunderschön. Die Korallen und ihre Bewohner zu betrachten verlieh einem das Gefühl des absoluten Friedens. Ich konnte einfach nicht aufhören zu schwärmen.
Das ging soweit, dass Jo später im Zelt leicht genervt kundtat: „Dagi, es ist gut.“ Nach einem Lächeln erwähnte er dann noch: „Mir geht es ja ähnlich.“ Dazu setzte er seinen Hundeblick auf, und ich konnte ihm nicht böse sein.
Ich beschloss, nicht weiter von dem Riff zu schwärmen, sonst ging es ihm vielleicht wirklich auf die Nerven.
Die Nacht verlief ruhig, ich träumte von meinem Ausflug in die Welt des Meeres und landete dann irgendwann im Traum auch am Höhleneingang. Irgendetwas hielt mich jedoch davon ab, in die Höhle zu schwimmen. Verzweifelt versuchte ich dann aufzutauchen, und auch das gelang mir nicht. Plötzlich packten mich zwei starke Hände und zogen mich nach oben. Das ließ mich hochschrecken. Obwohl ich das nur geträumt hatte, war ich völlig außer Atem und fühlte mich erschöpft. Erst nach einigen Minuten bemerkte ich, dass Jo neben mir saß und mich anschaute. Entsetzt fragte ich, ob ich ihn geweckt hätte.
„Nicht direkt. Du hast gegurgelt und um Dich geschlagen. Aber ich konnte ausweichen,“ grinste er. Dann fügte er besorgt hinzu: „Deine Träume scheinen immer ziemlich lebhaft zu sein. Wir sollten da mal was unternehmen. Erst fällst Du aus dem Bett, dann wirkst Du, als würdest Du ertrinken. Was kommt als nächstes?“
Ich errötete. „Tut mir Leid. Das war früher nicht der Fall. Ich muss zugeben, solche intensiven Träume habe ich erst, seit ich Dich bei mir aufgenommen habe.“
Wieder musste er schmunzeln: „Jetzt bin ich also schuld.“
„Naja, vielleicht ein bisschen.“
Er schüttelte den Kopf und nahm mich fest in seine Arme. Er machte auch keine Anstalten mich loszulassen, als wir uns wieder hinlegten.
Sanft flüsterte er: „Nun schlaf noch ein wenig, Kleines. Morgen ist ein aufregender Tag.“
Ich wollte schon protestieren, aber er legte mir seinen Zeigefinger sachte auf die Lippen und schüttelte noch einmal lächelnd den Kopf.
Jetzt raste mein Herz nicht mehr wegen des Traumes. Doch seine tiefen ruhigen Atemzüge beruhigten mich schnell und ließen mich wieder einschlafen.