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Auf der Flucht

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Die Sonne warf ihre ersten Strahlen auf die Wälder von Ydelwynd, stieg auf über dem Schilf im See und brachte einen neuen Tag.

Das Licht verdrängte die feuchte Kälte der Nacht und strömte über das Land Dandar am Ende der Welt.

Die warmen Strahlen liebkosten auch die Stirn und die Wangen des halbwüchsigen Burschen, der in einem Dornengebüsch halb sitzend an einem Baum schlief.

Er hatte nicht einmal geschafft, den Rucksack abzunehmen, bevor der Schlaf ihn übermannt hatte.

Es war Balder.

Während er wach wurde, machte er sich Gedanken, wo er war.

Er setzte sich mit einem Ruck auf, schlug den Nacken gegen den Baum hinter sich und starrte mit weit aufgerissenen Augen um sich.

Sie haben mich nicht gefunden, dachte er und entspannte sich langsam.

Es knurrte in seinem Magen, eine tiefe, jammernde Stimme der Därme, denen Nahrung fehlte. Dann rieb er sich die Augen, streckte seine schmerzenden Glieder und holte das Essenspaket aus dem Rucksack hervor.

Während er die dicken Brotscheiben des Schwarzen Saron aß, lauschte er dem Gesang der Vögel und genoß die Sonne, die ihn wärmte und die verdrängte, die nach ihm gesucht hatten.

In der Nacht kommen sie wieder, dachte er und wünschte, daß Saronrogn dagewesen wäre, damit er Gesellschaft hätte.

Nach der Mahlzeit begab er sich wieder auf den Weg, aus dem Wald hinaus und fort aus Dorntal. Er folgte der Bahn der Sonne und wanderte nach Westen in Richtung auf Braunhöhe.

Er war schon länger weg von zu Hause, als er es jemals vorher gewesen war. Aber diesmal wußte der Schwarze Saron es zumindest.

Die Riemen drückten ihn an den Schultern. Er rupfte ein paar Büschel saftiges, grünes Gras aus und stopfte es darunter wie ein Kissen.

Ein starker Duft von Wildblumen breitete sich über den Hügeln aus. Der Duft erfüllte die Luft und Balders Nase.

Bevor er den Wald verlassen hatte, hatte er sich einen guten, soliden Wanderstab geschnitzt. Den stieß er nun in die Erde, während er ging. Die Sonne, die Wärme und der Gesang der Vögel hatten ihm neuen Mut gegeben.

Später am Tag erreichte er einen Fluß.

Er war zu breit, als daß er ihn überqueren konnte. Stattdessen beschloß er, an ihm entlang zu gehen. Irgendwann mußte doch eine Brücke kommen.

Zum Abend hin, gerade als der Tau zu fallen begann, tauchte eine Windmühle weiter vorn auf. Sie sah baufällig aus. An vielen Stellen waren die Fenster von Fensterläden bedeckt. Die Mauern waren aus schweren, riesigen Steinen errichtet, und das Dach war an der einen Ecke zusammengefallen.

Aber das große Schaufelrad drehte sich knirschend herum, gezwungen von der starken Strömung.

Balder kroch in einem Graben ins Versteck und beobachtete sie. Hinter der Mühle führte eine ebenso alte Steinbrücke über das Wasser zu den Wiesen auf der anderen Seite.

Nebel erhob sich langsam vom Wasser, glitt lautlos über die Böschungen und weiter über das Gras.

Er begann zu frieren und beschloß, seine Haut zu riskieren und weiter zu gehen. Er mußte über die Brücke, um einen sicheren Platz zum Schlafen zu finden, bevor es Nacht wurde.

Er kroch am Boden des Grabens weiter, bis er hinten bei der Mühle endete - nicht weit vom Schaufelrad. Das Wasser floß mit einem plätscherndem Dröhnen an den Schaufeln herunter, das beides, die Sinne und die Gedanken übertönte.

Die Düfte des Tages verschwanden und mit ihnen Balders Mut. Er stützte sich gegen die Mauer, während er langsam um die Ecke am Wasser entlang schaute.

Hier war keine lebende Seele. Keine Stimmen oder Lärm von Werkzeugen.

Dann fasste er Mut und verließ sein Versteck.

Die Sonne ging unter und hinterließ einen goldenen Schein am Himmel.

Er lief im Spritzwasser des Schaufelrades und hörte ihn nicht, der sich an ihn heranschlich. Er war damit beschäftigt, die Brücke zu studieren, als er plötzlich eine Hand bemerkte, die ihn fest an seinem Ärmel griff.

Die Kinder der Wellen

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