Читать книгу Der Gartenkünstler Peter Joseph Lenné - Clemens Alexander Wimmer - Страница 11
|38|IV „Getreu, fleißig, gefällig, ehrerbietend“
Lennés Lehr- und Gehilfenzeit
ОглавлениеIm Herbst 1803 wurde Peter 14 Jahre alt und hatte damit das Alter erreicht, in dem künftige Gärtner üblicherweise ihre Lehre antraten. Nach Karoline Schulze und Karl Koch sprach Lenné selbst davon, er habe beim Vater die Gärtnerei erlernt. Überlegungen, in einem berühmten Garten im Ausland in die Lehre zu gehen wie einst der Vater selbst, scheiterten vermutlich an den Kosten und an den politischen Verhältnissen, ebenso ein Hochschulbesuch im Ausland. Ein Studium in Bonn kam in Ermangelung einer Hochschule nicht in Frage. Pfründen bei der Kirche gab es nicht mehr. So hatte Peter kaum eine andere Wahl, als zu Hause zu bleiben und zu sehen, was er beim Vater lernen konnte. Dass er außerdem noch die École secondaire besuchte, deren Stundenplan 1804 von 7 Uhr früh bis 7 Uhr abends reichte,1 ist schwer vorstellbar.
Seit der Übernahme des Konsulats durch Napoleon Bonaparte am 9. November 1799 kehrten in Bonn einige der früheren Zustände zurück. Ab 22. März 1802 waren in den Kirchen Sonntagsfeiern wieder zugelassen. Am 15. August 1802 durften die Einwohner Bonns Bonapartes Geburtstag feiern. Der Jahrestag der Gründung der Republik am 22. September wurde 1803 erstmals mit einem Tedeum begangen. Im Sommer 1803 inspizierte Senator Lucien Bonaparte, der Grand Officier der Ehrenlegion werden sollte, das Schloss Poppelsdorf als künftigen Amtssitz (Senatorerie). Es sprach sich herum, dass hierfür erhebliche Geldmittel bereitgestellt |39|werden sollten. Man durfte erwarten, dass nun eine neue Gärtnerstelle für den Lustgarten entstehen würde, der nach Aufgabe des Lazaretts 1801 an den Hausmeister verpachtet worden war.2
Der ehemalige Hofgärtner Joseph Lenné baute auf eigene Faust Wein und Gemüse an, von dessen Verkauf die Familie vermutlich in erster Linie lebte. Außerdem versuchte er, durch Privataufträge Geld zu verdienen. Auf der anderen, nicht besetzten Rheinseite besaß Gräfin Johanna zur Lippe-Biesterfeld, geb. von Meinertzhagen (1752–1811), das sogenannte Lippesche Landhaus in Oberkassel. Zu dem Garten existiert ein von Vater Lenné signierter Verschönerungsplan, ein weiterer für den Garten de Werth in Wuppertal-Brill (1802).3 Joseph Lenné war ein geübter Zeichner. Jedoch war seine Entwurfshandschrift anders als die des Sohnes, während sich sein Neffe Max Weyhe weit enger an sie anlehnte. Bei den Privataufträgen des Vaters gab es für Peter jedenfalls eine Menge zu lernen, vom Zeichnen dekorativer Pläne bis zum Ausstecken im Gelände und Pflanzen. So heißt es auch in der Illustrirten Zeitung, er habe beim Vater „vielfach Gelegenheit gehabt, … sich die Grundkenntnisse der neuern Gartenkunst“ 4 anzueignen.
Am 18. Mai 1804 wurde Napoleon zum Kaiser proklamiert. Darauf gab es in Bonn am 17. Juni ein Tedeum und ein Festessen, und der Treueeid musste nun dem Kaiser geleistet werden. Im September besuchte er mit seiner Frau Joséphine Bonn, wo die Mehrheit wohl eine gewisse Erleichterung spürte, weil auf revolutionäre Allüren wie die Anrede Citoyen verzichtet wurde und gewohnte Gebräuche wie Huldigungsfeiern für den Landesherrn wieder auflebten.
Vater Lenné fertigte einen repräsentativen Plan der Poppelsdorfer Gärten an, setzte eine Legende in perfektem Französisch auf und schickte ihn nach Paris, wo er sich noch heute befindet. Bald, so dürfte er gehofft haben, würde es auch kaiserliche Hofgärtner geben. Doch Lucien Bonaparte überwarf sich mit seinem Bruder und zog nicht nach Bonn, sondern nach Italien.
Am 2. Dezember 1804 setzte Napoleon sich und Joséphine die Kaiserkronen auf, was auch in Bonn gefeiert wurde. Für die Lennés aber war es wieder völlig offen, wie man als Gärtner reüssieren sollte. Wenn Peter beim Gärtnerberuf bleiben sollte, brauchte er einen aussagekräftigen |40|Lehrbrief. Der Vater konnte einen solchen nicht ausstellen, weil seine Hofgärtnerstelle nicht mehr existierte und der Hofgarten nur noch eine Festwiese war, auf der gelegentlich Kühe weideten. Als Botanischer Gärtner der École centrale war Joseph Lenné nicht ausbildungsberechtigt. Selbst wenn er trotzdem einen Lehrbrief ausgestellt hätte, wäre dieser nutzlos gewesen, da an den Höfen im Reich nur Lehrbriefe von Hofgärtnern akzeptiert wurden.
In der Not musste die Verwandtschaft helfen. Man beratschlagte sich mit Onkel Weyhe in Brühl und beschloss, er solle den Lehrbrief für Peter ausstellen. Seine Stelle war noch nicht gestrichen. Schon aus Solidarität würden die Hofgärtner die Urkunde des ehemaligen, aber noch amtierenden Kollegen als Nachweis einer regelgerechten Lehre anerkennen.
Weyhe hatte zunächst die gleichen Probleme gehabt wie Vater Lenné. Schloss Augustusburg stand leer, das Inventar war vor dem Einmarsch der Franzosen über den Rhein verfrachtet, der Rest während des Krieges geplündert worden. Nachdem das Schloss den staatlichen Domänengütern zugeschlagen worden war, hatte Weyhe sporadisch Zahlungen von der französischen Verwaltung erhalten. Trotzdem musste er zur Erhaltung des Gartens bis 1797 3.000 Francs aus eigenen Mitteln beisteuern – das Gehalt von mehreren Jahren. Wertvolle Pflanzen, die nur Kosten verursachten, wurden veräußert. Die Orangerie kam nach Koblenz. 1802 waren Tuffsteine von der Kaskade im Parterre nach Köln in den Botanischen Garten der dortigen École centrale geschafft worden. Die übrigen exotischen Pflanzen sollten laut einem Schreiben vom 10. Messidor X (29. Juni 1802) an den Pariser Jardin des Plantes abgegeben oder verkauft werden. Thouin hatte jedoch keinen Bedarf, so dass der Plan fallengelassen wurde.5
Weyhes Sohn Max hatte in Wien eine feste Stelle gesucht, aber nicht gefunden. Im Herbst 1797 war er in die Heimat zurückgekehrt, und nach langem Warten hatte er im Juli 1801 die neu geschaffene Stelle eines Jardinier botaniste an der École centrale des Département de la Roer in Köln bekommen. In Erwartung der Auflösung der Schule musste auch er sich um einen neuen Posten bemühen und erhielt am 2. April 1804 eine Hofgärtnerstelle in Düsseldorf.
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Maximilian Friedrich Weyhe, Gemälde von Wilhelm Volkhart
Die kurpfälzische Stadt war 1795 von den Franzosen eingenommen, aber durch den Friedenschluss von Lunéville 1801 an den Kurfürsten Max Joseph von Bayern übertragen worden. Durch diese Wendung des Schicksals hatte es der junge Weyhe als Erster der Familie geschafft, wieder den begehrten Titel eines Hofgärtners zu erlangen. Durch den Vertrag von Schönbrunn vom 15. Dezember 1805 kam Düsseldorf zwar erneut an Frankreich, Max durfte aber seinen Hofgärtnerposten behalten und zusätzlich den Benrather Hofgarten übernehmen. Schloss Benrath war als Residenz des Großherzogs von Berg vorgesehen. Max heiratete, es ging ihm gut.
Ähnliches musste auch seinem Vetter Peter gelingen. Seit Brühl der vierten Kohorte der Légion d’Honneur zugeteilt wurde, bestand |42|Hoffnung. Die von Napoleon geschaffene Ehrenlegion war in 16 Kohorten gegliedert. Den Kohorten sollten Krankenhäuser zugeordnet werden, und sie sollten sich auch mit der Einführung von nützlichen Bäumen, Gemüse- und Heilpflanzen befassen. Als Sitz wurden ehemalige Schlösser und Klöster ausgewählt. Brühl wurde am 7. Brumaire XII (30. Oktober 18036) Sitz der vierten Kohorte. Deren Kanzler und Verwaltungsleiter war seit dem 2. Fructidor XII (20. August 1804) der große Garten- und Pflanzenliebhaber Altgraf Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck (1773–1861). Er war familiär eng mit dem Hof der Kölner Kurfürsten verbunden gewesen. In Paris ging er ein und aus und hatte erreicht, dass er nicht flüchten musste und seinen umfangreichen Besitz behalten konnte. Als Verwalter von Schloss Augustusburg versuchte er, zwischen der französischen Verwaltung und den einheimischen Interessen zu vermitteln. Es gelang ihm, die unzureichenden Unterhaltungsmittel zu erhöhen und Joseph Clemens Weyhe ein regelmäßiges Gehalt von 2.500 Francs zu verschaffen. Vater Lenné kannte den Arbeitgeber seines Schwagers selbstverständlich. Später ließ Salm-Dyck verlautbaren, dass die Gärten von Brühl und Bonn „nur durch die stetigen Anstrengungen der Herren Lenné und Weyhe“ erhalten wurden und die provisorische Regierung „keinerlei Mittel zur Unterhaltung“ gehabt habe. So ließ sich eine persönliche Vorteilsnahme rechtfertigen: „die Glashäuser gerieten schließlich in Verfall, es war ihnen [den Gärtnern] nicht mehr möglich, dort eine Riesenmenge von Pflanzen und besonders eine sehr reiche Sammlung von Aloen und Kakteen zu erhalten, die ich vorschlug, bei mir unterzubringen.“7 Auf diese Weise wurde Salm-Dyck ein passionierter Sukkulentensammler.
1805 gab Salm-Dyck bei Joseph Clemens Weyhe Pläne zur „vollständigen Restauration“ des Brühler Gartens in Auftrag, die auch teilweise umgesetzt wurden. Das war eine Chance für Peter. Hier gab es Arbeit für Gartenkünstler – in diesen Jahren ein seltener Fall. Wie überall nachzulesen ist, begann Peter Lenné am 15. September 1805, kurz vor seinem 16. Geburtstag, seine Lehre bei Weyhe – merkwürdig spät allerdings, da doch die Gärtner ihre Lehre gemeinhin bereits mit 14 Jahren antraten.
|43|In Schloss Dyck ist der von einem französischen Landmesser angefertigte „Plan général du Château de Brülh, Dep.t de la Roër, Cheflieu de la 4.eme Cohorte de la Légion d’Honneur“ erhalten. Mehrere Gartenpartien sind weiß gelassen. Hier sollten offenbar die Neugestaltungen eingetragen werden. Zwei weitere Pläne im dortigen Salmschen Archiv zeigen Projekte für Wasseranlagen im Brühler Tiergarten. Die Beschriftung erinnert stark an die Schönschrift Peter Lennés in seinen ersten Potsdamer Jahren, so dass nicht auszuschließen ist, dass es sich um Pläne von ihm handelt.8
Währenddessen feierte Napoleon weitere Erfolge. Am 27. Oktober 1806 marschierte er in Berlin ein. Vater Lenné entwarf in dieser Zeit das Gut Klettenberg bei Köln (1807) und den bisher nicht identifizierten „Baumgarten von Herrn Monclay zu Bodorf“ (1808). Peter scheint zeitweise weiter bei den Eltern gewesen zu sein. Aus einem Brief des Vaters an die Mutter vom 25. Januar 1807 geht hervor, dass er damals zu Hause in Bonn war, mit anderen Lehrlingen die Heizung der Gewächshäuser besorgte und für den Vater Pflanzen versandte.
In dem Lehrbrief bescheinigt Onkel Weyhe Peter eine dreijährige Lehrzeit vom 15. September 1805 bis 15. September 1808.9 Lenné bewahrte dieses altmodische Pergament bis zu seinem Tod auf und vererbte es seinen Geschwistern. In seinen bekannten Äußerungen erwähnt er Brühl und Weyhe jedoch nicht. Als Erster nannte Wichmann die Urkunde 1887. Bei ihrer genaueren Betrachtung zeigen sich Ungereimtheiten. Weyhe nennt sich „seiner Kurfürstlichen Durchlaucht von Köln Maximilian Franz … Lustgärtner … von der jetzigen Administration der …ten [Nummer fehlt] Cohorde der Kaiserlich-Königlichen Ehrenlegion in dieser Eigenschaft Bestätigter“. Max Franz war aber längst abgesetzt und 1801 im Exil seinen Leiden erlegen. Zum Nachfolger war sein Neffe Erzherzog Anton Victor (1779–1835) gewählt worden, der noch eine Weile die Rolle eines Marionettenkurfürsten im Exil spielte. Der Reichsdeputationshauptschluss von 1803 hatte dann aber das Ende des Kölner Kurstaates definitiv besiegelt. Weyhe verwendete eine Siegelkapsel mit dem Porträt des bereits 1784 verstorbenen Kurfürsten Max Friedrich. In Frankreich war die Meisterschaft im Handwerk abgeschafft, es |44|durfte also gar keine Lehrbriefe geben. Die Urkunde war kein offizielles Dokument, ja in Frankreich eigentlich gesetzeswidrig. Andernfalls hätte Weyhe die Nummer der Kohorte, für die er arbeitete, angeben und sich ein entsprechendes Siegel besorgen müssen.
Weitere Perspektiven in Brühl gab es nicht. Die Ehrenlegion zog sich aufgrund einer Umstrukturierung wieder aus dem Schloss zurück, im Mai 1809 wurde die Anlage verkauft, und der Garten verfiel erneut. Der alte Weyhe blieb, erhielt aber kein Geld und geriet stärker in Not denn je. Vier Jahre später war er tot.
Ein weiteres Problem war, dass Peter der Militärdienst drohte. In Kurköln hatte es keine allgemeine Wehrpflicht gegeben. Doch die französische Armee rekrutierte seit 1802 auch in den besetzten Gebieten. Alle 20- bis 60-Jährigen, die keine öffentlichen Funktionen bekleideten, waren nach einem Dekret Napoleons vom 12. November 1806 zum Dienst in der Nationalgarde verpflichtet. Man konnte dem entgehen, indem man gegen Bezahlung einen Ersatzmann stellte. Vater Lenné hatte nicht verhindern können, dass sein ältester Sohn Philipp Joseph (1787–1843) zur Garde Nationale eingezogen wurde.
Als Gärtnergehilfe war von Peter zu erwarten, dass er unmittelbar nach der Lehre die große Reise antrat. Er selbst schweigt über die Zeit zwischen dem Abschluss seiner Lehre bis April 1811, ebenso Koch. Zeugnisse und Briefe liegen nicht vor. Hermann Wichmann schreibt: „1809 machte er zu fernerer Belehrung eine Reise nach Baden, Württemberg, Frankreich, Belgien und England. Ueberall unterwarf er mit Eifer und Gewissenhaftigkeit die prächtig angelegten fürstlichen Besitzungen einer strengen analytischen Beobachtung.“10
Diese Angabe ist reichlich ungenau. Insbesondere die Englandfahrt erscheint zweifelhaft. Napoleon war mit England verfeindet und hatte 1806 die Kontinentalsperre verhängt, die bis 1814 in Kraft blieb. Jeder Handel und jede Korrespondenz mit England waren verboten. Post nach England wurde nicht befördert. Dennoch als französischer Staatsbürger nach England zu fahren, wäre ein gewagtes Abenteuer gewesen. Der englische Gartenschriftsteller John Claudius Loudon (1783–1843) deutet an, dass bis zum Friedensschluss, das heißt bis zum Wiener Kongress 1814, keine deutschen |45|Gärtner zu ihm kamen11. Wichmann vermengt hier offenbar Erzählungen Lennés von späteren Reisen und macht daraus eine einzige.
Nach Baden und Württemberg könnte Peter tatsächlich 1808 gekommen zu sein. Er selbst gibt an, dass er „die besten Gärtnereien“ Süddeutschlands und der Schweiz besuchte, datiert diese Reise aber auf 1812. Nach 40 Jahren konnte man sich irren.
Eine andere biographische Variante liefert ein Bericht Loudons, der Lenné 1822 während dessen Englandreise getroffen hatte. Aufgrund von Lennés Erzählungen schrieb er:
„Nachdem er zu Hause eine sehr kompetente Ausbildung erhalten hatte, wurde er nach Paris geschickt und unter dem verstorbenen Mr. Thouin im Jardin des Plantes platziert; als nächstes fuhr er nach Sizilien, um die Spargelkultur zu erlernen und verschiedene Verbesserungen im Garten eines deutschen Offiziers vorzunehmen, der eine reiche sizilianische Erbin geheiratet hatte. Nach zweijährigem Aufenthalt dort kam er nach Neapel und verbrachte einige Zeit mit seinen drei Landsleuten, Gärtnern am Botanischen Garten der Stadt, am Garten in Portici und am Englischen Garten in Caserta. Auf der Rückkehr nach Deutschland verbrachte er ein paar Monate bei Signor Vilaresi [Luigi Villoresi] in Monza nahe Mailand. Alle wichtigen Gärten in Deutschland hatte er besichtigt, bevor er dieses Land verließ.“12
Nirgends sonst ist dieser Italienaufenthalt Peters erwähnt. Loudons Aussage scheint aber wegen ihres Detailreichtums und der zeitlichen Nähe nicht unglaubhaft. Der mehr als zweijährige Italienaufenthalt kann allerdings, wie zu zeigen sein wird, nicht im Anschluss an die Parisreise stattgefunden haben, sondern nur vorher, in den Jahren 1808–11. Die Reihenfolge der Reisen scheint Loudon verwechselt zu haben.
Das Reisen nach Italien war beschwerlich, aber auch zu Napoleons Zeit nicht unmöglich. Seume war 1802 dort, Schinkel 1804. Peter könnte im Herbst 1808 über Mannheim, Heidelberg, Schwetzingen, Karlsruhe, Stuttgart und Ludwigsburg und die Schweiz nach Italien gereist sein. Er schrieb später seinen Schülern vor, diese Orte mit Ausnahme der Schweiz zu besuchen. In Neapel führte seit 1808 Napoleons Schwager Joachim Murat eine gemäßigte Regierung. |46|Auf Sizilien herrschte noch der Bourbonenkönig Ferdinand IV., der mit einer Schwester Marie Antoinettes verheiratet war. Der Botanische Garten von Neapel war im Jahr 1807 unter Murats Vorgänger Joseph Bonaparte gegründet worden.
Die Reisezeit von Bonn bis Palermo betrug ohne Zwischenaufenthalte etwa sechs Wochen. Ende 1808 kann Peter auf Sizilien angekommen sein. Hätte er sich weiter in Bonn aufgehalten, wäre Peter unweigerlich in Kriegshandlungen geraten. Denn als der Krieg Frankreichs gegen Österreich wieder ausbrach, wurde am 18. Mai 1809 die Nationalgarde einberufen. Im September erfolgte am Rhein erneut ein Einberufungsbefehl. Da Peter am 29. September 20 Jahre alt wurde, wäre er betroffen gewesen, sofern kein Ersatzmann bezahlt werden konnte.
Knapp zwei Jahre später könnte Peter im Herbst 1810 nach Neapel und Monza gereist sein, dort den Winter verbracht und, sobald es das Wetter erlaubte, die Alpen überquert haben, um spätestens im März 1811 wieder nach Bonn zu gelangen. Wie aber finanzierte er die Reise, und warum verschwieg er sie später? Oder war Loudon so zerstreut, dass er ihn mit Hermann Sello verwechselte, der ihn 1823 besuchte, nachdem er etwa anderthalb Jahre in Italien gewesen war?