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|16|I „Getreue Dienste“
Lennés familiärer Hintergrund

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„Lenné … ist den 29ten September 1789 in Bonn geboren, woselbst sein Vater Peter Joseph Lenné als Kurfürstl. Hofgärtner und Vorstand des botanischen Gartens, der zu der vom letzten Kurfürsten von Cöln Maximilian Franz 1784 gestifteten Universität gehört, angestellt war. Lenné, der Vater, genoß schon eines gewissen Rufes als Landschafts-Gärtner.“

Mit diesen Worten beginnt Peter Joseph Lennés Autobiographie von 1853.1 Seine Vorfahren hatten über Generationen als Hofgärtner der Kölner Kurfürsten gewirkt. Lenné selbst betonte: „Seit dem Jahre 1665, wo Augustin Lenné aus Lüttich nach Bonn als Kurfürstlicher Hofgärner berufen wurde, ist diese Stellung in den Händen von vier Vorfahren Lenné’s gewesen.“ Wie überall bildeten auch im Kurfürstentum Köln die Hofgärtner im 18. Jahrhundert die Elite unter den sonst wenig angesehen Gärtnern. Sie waren eifrig darauf bedacht, unter sich zu bleiben und ihren Einfluss mit keinen auswärtigen oder subalternen Personen zu teilen.

In Lennés Geburtsjahr 1789 bestanden im Kurfürstentum Köln sieben Hofgärtnerstellen.2 Die wichtigste war die des „Lust- und Orangengärtners“ am Bonner Hofgarten. An den Nebenschlössern Poppelsdorf, Brühl und Arnsberg gab es jeweils eine weitere Lustgärtner- sowie eine „Krautgärtner“-Stelle. Unter Kurfürst Joseph Clemens von Wittelsbach war um 1718 ein Hofgärtner für die Baumschule auf halbem Wege zwischen den Schlössern Bonn und Poppelsdorf hinzugekommen.

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Blick in den Bonner Hofgarten

Die Muttersprache von Ururgroßvater Augustin Lenné (oder Le Nain) mag noch Französisch gewesen sein. In Bonn sprach die Familie „bönnsch“, verheiratete sich mit einheimischen Frauen und wählte deutsche Vornamen. Lennés Urgroßvater Maximilian Heinrich (1675–1735) war Lustgärtner in Poppelsdorf und legte für Kurfürst Joseph Clemens ab 1717 den französischen Lustgarten am neuen Poppelsdorfer Schloss an. An Mitteln scheint es ihm nicht gefehlt zu haben. Er erbaute 1719 ein stattliches Haus und errichtete zusammen mit seiner Frau ein hohes steinernes Wegekreuz in Poppelsdorf, das noch heute steht.

1723 wurde Clemens August von Wittelsbach Kurfürst von Köln. Er war nicht weniger bauwütig als sein Vorgänger und betrieb neben Bonn und Poppelsdorf bedeutende Schlossbauprojekte in Brühl und Münster. Die begehrteste Stelle im Bonner Hofgarten hatte Johann Ferdinand Wezel inne. Zu seinem Revier gehörten die bis zu 200-jährigen Orangenbäume, die im Sommer auf der Terrasse |18|auf der Südseite des Schlosses standen und der größte Stolz des Gartens waren. Max Lenné schickte 1729 seinen zweiten Sohn, Lennés Großvater Johann Cunibert (1714–1787), zu Wezel in die Lehre. Vielleicht konnte der Enkel einmal dessen Nachfolger werden. Der Lehrbrief des Großvaters, den Lenné 1853 der Stadt Bonn stiftete, zeigte statt der üblichen Blumenornamente das Kurfürstliche Schloss.3 Anschließend arbeitete Cunibert noch ein Jahr bei Wezel, dann ging er auf die übliche Gesellenreise. Man brauchte Zeugnisse von angesehenen Hofgärtnern an möglichst hochrangigen Höfen. Eine Vermittlungschance bot sich im benachbarten Koblenz, wo Franz Georg von Schönborn als Kurfürst von Trier residierte. Es war wohl kein Zufall, dass Lennés Großvater 1733/34 eine Gehilfenstelle bei dessen Bruder, Graf Rudolf Franz Erwein von Schönborn, im Schlossgarten Wiesentheid annahm und anschließend nach Wien zum Prinzen Eugen ging. Bei Anton Zinner, dem Hofgärtner des Prinzen Eugen bzw. seiner Erbin Viktoria von Savoyen, stand er 1735–37 in Diensten. Zinner war hoch angesehen. Insbesondere wegen seiner Geschicklichkeit im Entwerfen wurde er von bedeutenden österreichischen Gartenbesitzern hinzugezogen. Der Wienaufenthalt war entscheidend für die Karriere des Großvaters. Eine bessere Empfehlung als die aus Wien war für einen deutschen Gärtner damals schwerlich zu bekommen. Seine prachtvollen Zeugnisse haben sich bis heute erhalten.

Nach Max Lennés Tod bekam sein ältester Sohn Johann Hubert (1700–1749) den Posten in Poppelsdorf. Cunibert erhielt 1748 die ersehnte Stelle im Bonner Hofgarten mit einem Gehalt von 293 Gulden.

Die Anlage der Poppelsdorfer Allee war seine erste große Aufgabe. Der „Nivellements Plan“ dieser Allee ist ein weiteres Dokument, das Lenné der Stadt Bonn schenkte. Nach Huberts frühem Tod konnte sein Bruder Cunibert dessen Stelle mit übernehmen. Seitdem waren die Lustgärten zu Bonn und Poppelsdorf zu einem Revier vereinigt.

Cunibert verließ das Haus in Poppelsdorf und bezog am Alten Zoll (heute Konviktstraße 4) ein neues Familienheim, das eigens für ihn erbaut wurde. Es war mit dem Galerieflügel des Schlosses durch ein Warmhaus und die 1761 erbaute Orangerie verbunden.4 Der |19|schon von Kurfürst Joseph Clemens geplante Bonner Hofgarten war mit Ausnahme der Terrasse am Schloss nicht realisiert worden.

Erst nach Beseitigung der Bastionen und Ankauf diverser Privatgrundstücke scheint die Ausführung 1752 erfolgt zu sein. Es entstand ein Broderieparterre mit einer Rasenbahn in der Mitte. 1752 heiratete Cunibert Lenné in St. Remigius zu Bonn Maria Agnes Müller. Mit ihr hatte er zwölf Kinder, von denen neun das Erwachsenenalter erreichten.

Nach dem Tode des prunkliebenden Clemens August 1761 wurde Maximilian Friedrich von Königsegg-Rotenfels (1708–1784) Kurfürst von Köln. Seine Regierungszeit war weniger glänzend und von unglücklichen Ereignissen geprägt: einer Hungersnot (1771), dem Brand des Bonner Schlosses (1777) und einem verheerenden Hochwasser (1784). Die Staatsfinanzen waren durch die immensen Ausgaben seiner beiden Vorgänger zerrüttet. Das Poppelsdorfer Schloss wurde seit seinem Regierungsantritt nicht mehr genutzt. Dass die dazugehörigen Gärten erhalten blieben, war dem Engagement der Hofgärtner Cunibert Lenné und Andreas Weyhe (1717–1764), dem Hofgärtner im Poppelsdorfer Krautgarten, zu verdanken.

Gegen 1770 ließ Großvater Cunibert sich und seine Frau auf zwei Ölbildern in höfischen Posen verewigen, die sich nicht nur durch ihre Größe vom Üblichen abheben. Im Hintergrund von Cuniberts Bildnis ist eine Aurikel zu sehen, die auf dessen Fähigkeiten als Pflanzenkultivateur verweist. Mit den Gemälden brachte er zum Ausdruck, dass er sich nicht mehr zum Gesinde oder zum Handwerkerstand zählte, sondern den Rang eines Künstlers oder Architekten beanspruchte. Mit der Linken deutet er auf eine Vogelschauzeichnung des Bonner Hofgartens, seine Kompetenz als Gartenkünstler betonend. Das Blatt mit der Zeichnung wurde offenbar erst im Zuge einer Übermalung des Bildes eingefügt. Es ist denkbar, dass die Änderung erfolgte, nachdem das Parterre 1771 der Pariser Mode folgend durch ein Rasenparterre ersetzt worden war.

Peter Lennés Vater war Cuniberts ältester Sohn Peter Joseph Johann Maria (1756–1821). Cunibert sorgte dafür, dass Joseph ihm bereits mit 10 Jahren adjungiert wurde. Die Adjunktion war bei Beamten eine Art Versorgungsgarantie, ein Adjunkt übernahm später |20|das Amt oder erhielt zumindest einen gleichwertigen Posten. Um vom Berufsstand anerkannt zu werden, musste der Junge Zeugnisse von anderen Hofgärtnern vorweisen. Cunibert hätte ihn selbst in die Lehre nehmen können, doch je höher der Rang des Lehrherrn, desto besser. Sein unmittelbarer Vorgesetzter, der Hofkammerpräsident und Premierminister Caspar Anton von Belderbusch, war ihm gewogen, besonders seit Cunibert für ihn auch privat in seinem Schlossgarten in Swisttal tätig war. Da er nebenbei Landkomtur des Deutschen Ordens in Alden Biesen (im heutigen Belgien) war, konnte er leicht einen Kontakt zum Hochmeister des Deutschen Ordens, Prinz Karl Alexander von Lothringen, in Brüssel herstellen. Es wurde ausgemacht, dass Joseph bei dessen Hofgärtner Franz Thiel in die Lehre gehen durfte. Er wurde in die Postkutsche gesetzt und kam nach etwa einer Woche in Brüssel an.5


Lennés Geburtshaus in Bonn

Der Prinz, ein Bruder Kaiser Franz I. und Statthalter der österreichischen Niederlande, unterhielt einen glänzenden Hof, die Wissenschaften |21|und Künste blühten – und die Staatskasse geriet ins Defizit. Er hatte den alten Nassauer Hof, „La Cour“ genannt, 1754 abreißen lassen und sich ein Stadtpalais im neusten französischen Stil erbauen lassen, an dem sich ein kleiner Barockgarten befand. Nicht weit von der Stadt lag sein Jagdschloss Mariemont mit einem weiteren zeitgemäßen Garten. Der junge Joseph erhielt die Chance, drei Jahre in einer Weltstadt zu leben und Französisch zu lernen, dabei aber im Haushalt des deutschsprachigen Hofgärtners Thiel zu wohnen. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung für sein Weiterkommen war der königliche Rang seines Dienstherrn. Thiel stellte ihm am 24. Mai 1773 „in Ihro Königl. Hoheit Residentz gartten in der Stadt Brüssell“ einen prächtigen, mit erlesenen Rocaille-Ornamenten versehenen Lehrbrief aus.6 Beziehungen waren eben alles.

1774 heiratete Cuniberts älteste Tochter Johanna Gertrud (1754–1837) Joseph Clemens Weyhe d. Ä. (1749–1813), den ältesten Sohn und Nachfolger des Hofgärtners Andreas Weyhe in Poppelsdorf. Das erste Kind des Paares war der spätere Düsseldorfer Gartendirektor Maximilian Friedrich Weyhe. Der Kurfürst übernahm höchstselbst die Patenschaft.

Nach Abschluss der Lehre ging Joseph Lenné auf Reisen. Ziel war kein geringerer Ort als Wien. Dort lernte er die späteren Hofgärtner Franz Boos (1753–1832) und Franz Bredemeyer (1758–1839) kennen. Boos, Sohn des Oberhofgärtners Johann Boos beim Markgrafen von Baden-Baden in Rastatt, war seit 1776 Gehilfe in Schönbrunn. Wenig später war Bredemeyer nach Schönbrunn gekommen. Gerade wurden die großen klassizistischen Gartenplanungen Ferdinand von Hetzendorfs umgesetzt, die im Bau der Gloriette gipfelten. Joseph besuchte auch den Park von Laxenburg. Nicht alle Stationen seiner Reise sind bekannt. Von Oktober 1779 bis Mai 1780 war er am Neuen Schloss in Meersburg bei Johann Schlemmer, dem Hofgärtner des Fürstbischofs von Konstanz. Er kam sogar nach Paris, wir wissen aber nicht, ob bereits als Gehilfe oder erst später.

Als er nach Bonn zurückkehrte, war keine Stelle für Joseph frei. Vater Cunibert, bald 70, dachte aber nicht an eine Pensionierung, die mit finanziellen Nachteilen verbunden gewesen wäre. Es musste eine Zwischenlösung her, bis sein Sohn die Stelle übernehmen |22|konnte. Als der Brühler Hofgärtner Franz Thomas Wezel starb, wurde Joseph am 7. April 1783 „auf unterthänigstes Bitten … Verwalter des Schloss- und Lustgartens in Brühl“. Am 12. November 1784 tauschte er die Stelle mit seinem Schwager Joseph Clemens Weyhe und wurde Krautgärtner in Poppelsdorf. Durch die räumliche Nähe konnte Joseph den Vater unterstützen und sich darauf vorbereiten, dessen Stelle zu übernehmen. Er bezog nun wie sein Vater ein Gehalt von 200 Talern im Jahr. Die übrigen Hofgärtner im Kurfürstentum Köln verdienten noch weniger. Ihre Gehälter waren so niedrig, da sie neben ihrem Dienst die Möglichkeit zur Selbstversorgung, zur Viehhaltung und zum Verkauf von Gartenprodukten hatten. In der Urkunde zum Stellentausch mit Weyhe ließ Joseph ausdrücklich festhalten, dass er die Anwartschaft auf die Stelle seines Vaters behielt.7

Zum 1. April 1785 schickte Cunibert seinen dritten Sohn Johann Heinrich Lenné (1769–1823) zu seinem Schwiegersohn Weyhe nach Brühl in die Lehre. Für den zweiten und vierten Sohn fanden sich Versorgungsmöglichkeiten bei der Kirche. Maximilian Hubert (1767–1820) wurde Canonicus zu St. Aposteln in Köln und Johann Joseph (1772–1858), Lennés Lieblingsonkel, Vicarius am Cassiusstift in Bonn. Als solche wurden sie von vermögenden Stiftern bezahlt, um sich an ihrer Stelle dem „Dienst des Herren zu weihen“ und für sie zu beten. Dabei lebten sie bequem in besonderen Vikars- bzw. Kanonikerhäusern.

Letzter Kurfürst von Köln war seit 1784 Maximilian Franz von Habsburg (1756–1801), der jüngste Sohn Maria Theresias. Bescheiden und sparsam wie sein Bruder Kaiser Joseph II., widmete er sich mehr der Regierung als der Repräsentation. Von aufklärerischen Ideen berührt, bemühte er sich um Reformen und war bei der Bevölkerung beliebt. Er teilte die Natursehnsucht seiner Zeit und war für den Landschaftsgarten aufgeschlossen.

Am 21. Juni 1786 heiratete Peter Joseph Lenné d. Ä. in St. Marien zu Bonn Anna Catharina Potgieter, die Tochter des Bürgermeisters in Rheinberg, Kreis Mörs. Aus der Ehe sollten sieben Kinder hervorgehen. Wenn der Familienvater abwesend war, führte die Frau die Aufsicht über den Gärtnereibetrieb und zahlte die Tagelöhner aus. |23|Johann Cunibert Lenné starb am 17. November 1787. Joseph übernahm, wie geplant, dessen Reviere und das Haus am Alten Zoll. Der Bonner Historiker Gisbert Knopp hat ausgerechnet, dass pro Etage ca. 130 m2 Wohnfläche vorhanden waren und im Mansarddach vermutlich nochmals ca. 98 m2.8 Das Haus wurde nach Kriegszerstörungen mit anderer Dachform wieder aufgebaut und steht heute unter Denkmalschutz. Neben freier Wohnung bekam der Hofgärtner den Lohn für vier Gesellen, zwölf Tagelöhner und einen Karrenknecht, außerdem Brennholz, Heu und Stroh, Mist, Stangen und Reiser sowie einen Etat für Werkzeuge. Joseph Lennés bisherige Stelle am Krautgarten übernahm sein jüngerer Bruder Johann Heinrich.

Es ist anzunehmen, dass Joseph Lenné in die Gartenprojekte des gleichaltrigen Kurfürsten Max Franz involviert war. 1788/89 wurden die Endenicher Allee und die Baumschulallee bepflanzt, so dass die Baumschule im Schatten zu erreichen war. Die Baumschule selbst diente als eine Art Volkspark, in dem der Gärtner Milch, Kaffe und Käse anbot. Der Kurfürst ging hier fernab der Etikette inmitten seines Volkes spazieren.9 Im Melbtal ließ Max Franz einen ausgedehnten „englischen“ Garten anlegen. Auch im Poppelsdorfer Schlossgarten kam es zu Umgestaltungen. Das östliche Boskett zeigt sich auf einem Gartenplan Joseph Lennés als „Bosquet anglais“ und wird 1790 auch in den Akten als „Englisches Bosquet“ erwähnt.

Ebenso dürften die landschaftlichen Anlagen an Peter Lennés Geburtshaus, wie sie ein Stadtplan von 1819 zeigt, von seinem Vater gestaltet worden sein. Vor dem Galerieflügel erstreckte sich ein kleiner „englischer“ Blumengarten. Östlich des Hauses war das zur Bastion Alter Zoll ansteigende Gelände hainartig bepflanzt. Nach Angaben Lennés war es sein „Vater selig“, der den Plan zur Bepflanzung des Alten Zolls entwarf. Dieser Plan gehört ebenfalls zu den Dokumenten, die er 1853 der Stadt Bonn stiftete, die aber seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen sind. An der höchsten Stelle der Bastion stand ein Lusthäuschen, von dem man das Rheintal überblickte. Nach Lennés Worten war die Stelle „rücksichtlich der herrlichen Aussicht, welche man von dort genießt“, weltberühmt.10

|24|Die Familie Lenné war auf das Engste dem kurfürstlichen Hof und dem Katholizismus verbunden. Man kannte sich aus bei Hofe, hatte seine Beziehungen, man wusste sich zu behaupten und möglichst zu verbessern. Im Mittelpunkt stand das Wohl der Familie. So funktionierte es seit Generationen. Das war die traditionelle Welt, in die Lenné hineingeboren wurde. Eine Revolution konnte man nicht gebrauchen. Allerdings zeichnete sich in Lennés Elternhaus ein gewisses Streben über das höfische Gartenfach hinaus in die Wissenschaft und in die Wirtschaft ab.

Eine neue Perspektive bot der Botanische Garten, den Max Franz für die Kurkölnische Akademie in Bonn auf der Bastion Sterntor anlegen ließ. Die Ausführung übernahm wahrscheinlich Vater Lenné. Als das Anatomiegebäude 1789 eröffnet wurde, dürfte der kleine Medizinalgarten fertig gewesen sein, wie ihn eine Radierung aus diesem Jahr zeigt.11 Auf der Südseite vor dem Haus lagen, durch ein Wegekreuz geteilt, die Beete des nach Carl von Linné geordneten botanischen Systems. Seitlich und dahinter stiegen drei Terrassen mit Baumreihen und weiteren Beeten und Glashäusern auf. Bereits in seiner Bestallungsurkunde vom 6. Juni 1789 wurde Vater Lenné als „Hofgärtner des Lust- und Botanischen Gartens dahier“ bezeichnet. Am 24. November 1790 übertrug ihm der Kurfürst noch einmal ausdrücklich „die Aufsicht und Unterhaltung des Universitäts botanischen Gartens“. Er bekam dafür zusätzlich zu seinem Hofgärtnergehalt von 200 Talern 100 Gulden (50 Taler) aus dem Universitätsfonds. Den Botanikunterricht führte der kurfürstliche Leibarzt Peter Wilhelm de Gynetti durch. Joseph Lenné hatte keine Lehraufgaben, das Interesse für die Botanik ließ ihn aber seitdem nicht mehr los.

Angesichts der großen Kinderschar musste im Hause Lenné besonders viel selbst erwirtschaftet werden. Dabei kam dem Vater eine ausgeprägte kaufmännische Ader zugute. Aus seinen ab 1812 vorliegenden Briefen, in denen finanzielle Angelegenheiten eine zentrale Rolle spielen, wissen wir, dass er sein Vermögen nicht nur durch Gartenprodukte erwarb. Er besaß umfangreiche Weinberge, zeichnete Anleihen auf Bergwerke und Lotterien, kaufte Obligationen des Bankhauses Bethmann, verwaltete fremdes Vermögen und |25|verlieh Geld. Gärtner zu werden, war nicht mehr die einzige und die beste Idee für die Söhne.

Der älteste Sohn Joseph (1787–1843), der nach alter Sitte die Nachfolge im Hofgärtneramt hätte antreten müssen, wurde vom Vater frühzeitig mit Geldangelegenheiten betraut. Er machte sich in jungen Jahren als Kaufmann im großen Stil selbständig und gründete in Köln eine Bank. Der Vater berichtete in seinen Briefen regelmäßig über Josephs geschäftliche Erfolge. Peter, der Zweitgeborene, konnte vielleicht Naturwissenschaftler werden. Der dritte Sohn, Clemens, wurde Steuereinnehmer.

Der Gartenkünstler Peter Joseph Lenné

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