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Praxistipps: So stärken Sie Ihr Immunsystem im Wald
ОглавлениеQing Li, der Medizinprofessor in Tokyo, hat eine Liste mit Grundregeln erstellt, um die Interaktion zwischen den Waldbäumen und dem menschlichen Immunsystem ideal zu gestalten16. Professor Li zählt zu den führenden Wissenschaftlern im Bereich der Waldmedizin. Er rät:
Bleiben Sie mindestens zwei Stunden in dem Waldgebiet und gehen Sie in dieser Zeit etwa 2,5 Kilometer. Wenn Sie vier Stunden Zeit haben, gehen Sie ungefähr 4 Kilometer. Um Ihre natürlichen Killerzellen und die Anti-Krebs-Proteine auch langfristig zu stärken, sind drei Tage hintereinander in einem Waldgebiet empfohlen.
Machen Sie einen Spazier- oder Wanderplan, der Ihren körperlichen Voraussetzungen entspricht. Achten Sie darauf, während des Aufenthalts im Wald nicht müde zu werden.
Wenn Sie sich müde fühlen, machen Sie eine Rast, wann immer Sie möchten und so lange Sie möchten. Suchen Sie sich dazu einen Ort im Wald, an dem Sie sich wohl fühlen.
Wenn Sie Durst haben, trinken Sie am besten Wasser oder Tee.
Suchen Sie sich einen Platz im Wald, der Ihnen spontan gefällt und Sie zum Verweilen einlädt. Bleiben Sie dann dort eine Zeit lang sitzen, um zum Beispiel zu lesen, zu meditieren, jedenfalls aber, um das wunderschöne Ambiente zu genießen und zu entspannen.
Um die Anzahl und Aktivität der natürlichen Killerzellen und der Antikrebs-Proteine des Immunsystems dauerhaft hoch zu halten, empfiehlt Qing Li pro Monat einen zwei- bis dreitägigen Aufenthalt in einem Waldgebiet und rät, sich pro Tag etwa vier Stunden im Wald aufzuhalten.
Diesen Ratschlägen des Professors aus Tokyo füge ich noch folgende Tipps hinzu, die ich für sehr hilfreich halte:
Der Gehalt der Anti-Krebs-Terpene in der Waldluft ändert sich im Laufe der Jahreszeiten. Die Konzentration ist im Sommer am höchsten und im Winter am niedrigsten. Sie steigt im April und Mai rasch an und erreicht im Juni und August ihren Höhepunkt. In diesen Monaten gibt es für Ihr Immunsystem im Wald also am meisten aufzunehmen.
Die Terpene sind außerdem im Waldesinneren am höchsten konzentriert, da der Baumbestand dort dichter ist und die Blätter und Nadeln der Bäume eine besonders reiche Quelle darstellen. Noch dazu hindert das dichte Kronendach die gasförmigen Substanzen daran, den Wald zu verlassen. Es empfiehlt sich also, tiefer in den Wald hineinzugehen und nicht nur am Waldrand zu verweilen.
Wenn feuchtes Wetter herrscht, zum Beispiel nach Regen oder bei Nebel, schwirren besonders viele der gesunden Terpene in der Waldluft umher. Unsere Erfahrung täuscht uns also nicht, wenn uns ein Waldspaziergang nach einem Regenguss ganz besonders gut zu tun scheint.
Übrigens ist die Dichte der Anti-Krebs-Terpene am Boden und im bodennahen Bereich, in dem wir Menschen uns bewegen, am höchsten. Weiter oben werden manche der Substanzen durch die UV-Strahlung des Sonnenlichts, das da und dort durch das Blätterdach gelangt, zerstört. Die Verteilung der gesunden Stoffe scheint also regelrecht auf unsere Körpergröße zugeschnitten zu sein.
Wichtig: Denken Sie daran, dass Waldmedizin vor allem der Vorbeugung gegen Krankheiten dient. Wenn Sie bereits erkrankt sind oder sich krank fühlen, gehen Sie bitte unbedingt zu einem Arzt. Die Waldmedizin ersetzt auch keinesfalls Gesunden- und Vorsorgeuntersuchungen.
Übung: Ganzkörper-Atmung im Wald
Die Aufnahme der heilsamen Substanzen aus der Waldluft kann durch Atemübungen verstärkt werden. Zum Beispiel können Sie das durch eine Atemtechnik aus dem chinesischen Qi-Gong erreichen. Die folgende Übung hat mich Xiaoqiu Li gelehrt, ein doppelter chinesischer Staatsmeister in Wushu, so heißen die traditionellen Kampfkünste in China. Suchen Sie sich einen Platz im Wald, der Ihnen zusagt und wo Sie auf möglichst ebenem Untergrund stehen können.
Setzen Sie ihre Füße schulterbreit auf den Waldboden und zwar möglichst parallel zueinander. Sie sollten festen Halt haben. Dann gehen Sie leicht in die Knie, mit herabhängenden Armen.
»Öffnen« Sie Ihren Brustbereich, indem Sie Ihre Arme nach außen führen und in einer kreisförmigen Bewegung nach oben bringen, etwas so, als wären Sie ein Baum, der seine mächtige Krone gen Himmel entfaltet. Dabei atmen Sie tief ein. Atmen Sie zuerst in den Bauch und dann in die Brust. Sie füllen Ihren Oberkörper praktisch von unten nach oben mit Luft. Nehmen Sie die Waldluft dabei ganz bewusst auf und fühlen Sie, wie ihre Lungenflügel damit gefüllt werden.
Wenn Ihre Arme dann über Ihrem Kopf zusammentreffen, führen Sie die Arme vor Ihrem Körper nach unten, während Sie die Unterarme parallel aneinander legen. Gleichzeitig beginnen Sie mit dem Ausatmen. Machen Sie dabei Fäuste, beugen Sie sich nach vorne und gehen Sie gleichzeitig in die Hocke. Drücken Sie Ihre Ellenbogen bei dieser Bewegung auf Höhe der Magengrube an Ihren Körper. Durch den Druck der Ellenbogen und die Krümmung Ihres Körpers helfen Sie Ihrer Lunge, sich restlos zu entleeren. Sie falten sich gewissermaßen zusammen und komprimieren das Volumen Ihrer Lunge. Versuchen Sie, dabei vollständig auszuatmen, sodass die verbrauchte Luft aus Ihnen entweicht.
Dann richten Sie sich wieder auf und beginnen abermals mit dem Öffnen und Einatmen. Die Bewegung soll möglichst rund ablaufen, ein fließendes Öffnen und Schließen, Ein- und Ausatmen, Aufnehmen und Ausstoßen. Und das mehrmals hintereinander. Es ist ein Atmen mit dem gesamten Körper, ein Verschmelzen mit der Waldluft, die Sie umgibt. Loten Sie aber auch Ihre Grenzen aus und überschreiten Sie diese nicht. Wenn Sie dabei zu viel Sauerstoff auf einmal aufnehmen, könnte Ihnen nämlich schwindelig werden.
Durch diese Übung nehmen Sie die gesunde Waldluft besonders intensiv auf und stoßen alte Luft und Schadstoffe ganz bewusst aus. Speziell dann, wenn Sie rauchen oder aus der mit Abgasen belasteten Stadt kommen, werden Sie den reinigenden Effekt dieser Übung körperlich ganz besonders deutlich spüren. Laut traditioneller chinesischer Lehre des Qi-Gong nehmen Sie nicht nur frische Waldluft auf und stoßen alte Luft aus, sondern nehmen auch das Qi der Natur, die Lebensenergie, in sich auf, während Sie das verbrauchte Qi abgeben. Und wo könnte die Lebensenergie reiner und lebendiger sein als in einem Wald, der vor dichtem Leben nur so wimmelt? Hildegard von Bingen hätte vermutlich von der »Grünkraft« gesprochen. Die fernöstliche Philosophie müssen Sie natürlich nicht teilen, um die gesundheitsfördernden Effekte dieser Übung zu genießen. Denn die Anti-Krebs-Terpene, die dabei tief in Sie einströmen, sind keine Frage der Weltanschauung, sondern lassen sich mit knallharten wissenschaftlichen Methoden messen. Lassen Sie es auf einen Versuch ankommen. Ich habe diese Übung und ihre spürbare Wirkung so sehr zu schätzen gelernt, dass ich sie bei fast jedem Aufenthalt in einem Wald durchführe.