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Kapitel 7

Frontschweine und Etappenhengste

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Tatsächlich aber war die Erstürmung des flandrischen Dorfes die einzige Kampfhandlung an der Front, an der Hitler teilnahm. Danach begann sein Einsatz als Meldegänger, als er am 9. November 1914 zum Stab des 16. Reserve-Infanterieregiments versetzt wurde. Sein Einsatzort, die Etappe, befand sich einige Kilometer hinter der Hauptkampflinie. Zwar wurden die sich dort befindenden Stabsquartiere auch ab und zu von einer Artilleriegranate getroffen. Aber dies war nichts im Vergleich zu der ständigen Todesgefahr, in der sich die sogenannten Frontschweine befanden. Sie standen unter Dauerbeschuss der feindlichen Maschinengewehre. Sein Einsatz als Melder kam seinem Naturell als verschrobenem Einzelgänger sehr entgegen: Geborgen zwischen den Kameraden und doch allein. Der Gefreite Adolf Hitler, zu dem er bald befördert worden war, wirkte auf die anderen Soldaten ein wenig wichtigtuerisch, aber harmlos und ein wenig verrückt. Seine Kameraden vermuteten augenzwinkernd, dass seine Kopfläuse ihm den Verstand vernebelt hätten und hielten ihn für einen Schwätzer und ein lächerliches Großmaul. Denn er hielt schon damals verworrene Ansprachen, dabei bezog er sein Wissen aus der Lektüre von Reclamheftchen.29 In seinen Reden war von Sieg und Veränderung der Gesellschaftsordnung die Rede und von der Errichtung eines freien Volksstaates. In seinen Aufzeichnungen betrieb er propagandistische Schönfärberei: „Ich bin jetzt beim Stab als Gefechtsmeldegänger. In Bezug auf Schmutz ist es da etwas besser, dafür aber auch gefährlicher. In Wytschaete allein wurden am Tag des ersten Sturmes 3, von uns 8 Mann, abgeschossen, einer schwer verwundet. Wir vier Überlebenden und der Verwundete wurden nun ausgezeichnet.“30 Hitler meinte das Eiserne Kreuz II. Klasse, das ihm bereits am 2. Dezember 1914 verliehen worden war. Das eiserne Kreuz I. Klasse sollte er für Tapferkeit vor dem Feind und persönliche Verdienste vier Jahre später, am 4. August 1918, auf Vorschlag des jüdischen Regimentsadjutanten Hugo Gutmann erhalten.

Aber der Gefreite Adolf Hitler, dem sein Rang auch während seines politischen Aufstiegs noch lange verächtlich anhing, war keiner von denen an vorderster Front, die jeden Tag, jede Stunde und jede Minute ihr Leben riskierten und direkt in die Mündungen der Gewehrläufe der Feinde blickten. Das Niemandsland zwischen dem eigenen und dem gegnerischen Graben betrug manchmal nur fünfundzwanzig Meter.


Während eines Gasangriffs bringt ein Meldehund den Truppen Nachricht. Westfront 1917.

Es waren vor allem die Kämpfe an der Westfront, in Frankreich und Flandern, die auf Grund ihrer Brutalität und der hohen Verluste an Mensch, Tier und Gerät den Namen Materialschlachten erhielten. In diesen Massenheeren, die aufeinander zugetrieben wurden, setzte man vor allem Soldaten ein, die gar keine oder kaum militärische Erfahrung hatten. In den Todeszonen zwischen den Gräben stiegen die Zahlen der Verletzten, Verstümmelten und Toten in die Hunderttausende. Das tief und dicht gegliederte Stellungssystem war ein undurchdringliches Labyrinth aus mehreren, durch Stacheldraht gesicherte, Schützengräben. Man hatte ganze Wälder abgeholzt, um die Gräben zu befestigen. Der Schützengraben war das bedeutendste Element dieses Stellungskrieges und wurde so zu einem Ort des Bangens und Wartens, des Betens und Hoffens. Dazwischen das leere und verwüstete Schlachtfeld. So trostlos wie die Umgebung waren auch die Tage der einfachen Soldaten, die von endlosem Warten und Langeweile, den immer gleichen Tätigkeiten, von Müdigkeit und Erschöpfung geprägt waren.

Am Schluss fielen an der Somme, der verlustreichsten Schlacht im Ersten Weltkrieg, eine Million Menschen.


Hitler (Kreuz) als Soldat des 2. bayrischen Reserve-Infanterieregiments Nr. 16 während des Ersten Weltkrieges.

Neben den beiden Eisernen Kreuzen hat Hitler im Laufe seiner militärischen Karriere noch weitere Auszeichnungen erhalten: Das Militärverdienstkreuz III. Klasse mit Schwertern, das Regimentsdiplom für hervorragende Tapferkeit, das Verwundetenabzeichen und die Dienstauszeichnung III. Klasse31. Angesichts dieser Tatsache muss man sich fragen, warum er es nur bis zum Gefreiten gebracht hat. Hier finden sich in der historischen Forschung zahlreiche Erklärungen, die sich teilweise widersprechen. So hielten seine Vorgesetzten den künftigen „Führer“ für Führungsaufgaben für nicht geeignet! Andere wiederum behaupten, er selbst habe seine Beförderung abgelehnt, da ihm seine Ordonnanztätigkeit und seine Aufgabe als Meldegänger genügt hätten. Bis heute ist ungeklärt, ob nun Unfähigkeit oder mangelnder Ehrgeiz für eine fehlende Beförderung verantwortlich waren. Sein späteres Verhalten als Oberster Befehlshaber der Wehrmacht entlarvt ihn jedenfalls als einen Pedanten, der entgegen seiner eigentlichen Aufgabe als Feldherr und Stratege, alles bis ins Detail wissen und hören wollte. Dabei aber schlecht delegieren und den Spezialisten nicht vertrauen konnte. Von daher glaubte er, alles allein entscheiden zu müssen. In der Zukunft würde dieses Verhalten zu Fehlentscheidungen mit katastrophalen Folgen führen.

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