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ОглавлениеKapitel 11
Der V-Mann
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Zur Ironie der Geschichte gehört wohl die Tatsache, dass Hitler seine politische Karriere ausgerechnet als V–Mann begann. Bis heute hat die Tatsache, dass die deutschen Verfassungsschutzbehörden V–Männer zur Bekämpfung der rechtsextremen NPD eingesetzt hatten, eine hohe Brisanz und mehrfach das Verfassungsgericht, den höchsten Gesetzeswächter der Bundesrepublik Deutschland, beschäftigt. Auch Hitler wurde damals von der Propagandaabteilung Ib/P, einer Unterabteilung des Reichswehrgruppenkommandos, eingesetzt, um die in München neu gegründeten Parteien auf die Gefahr einer bolschewistischen Bedrohung hin auszuspionieren und die Bevölkerung schärfer zu überwachen45. Im Juni 1919 wurde er für seine Aufgabe in einem „antibolschewistischen Aufklärungskurs“ ausgebildet. Der einflussreiche nationalkonservative Historiker, Karl Alexander von Müller, im Übrigen ein hoch angesehener Wissenschaftler, schwor seine Auszubildenden auf seine Gesinnung ein. Diese, ganz zeitgemäß, war antikapitalistisch und damit zugleich antisemitisch. Die Juden waren Inbegriff der „Zinsknechtschaft“, eine Diffamierung, die den Antisemitismus damals wie heute prägt.
Müller war der erste, der in einer Veranstaltungspause auf Hitlers rednerisches Naturtalent aufmerksam wurde und ihn weiterempfahl. In seiner Eigenschaft als V–Mann kam Hitler am 12. September 1919 zum ersten Mal in Kontakt mit der DAP, der erst im Januar desselben Jahres gegründeten Deutschen Arbeiterpartei. Diese gehörte der völkischen Bewegung an und vertrat neben deutschnationalen auch antimarxistische Ideen. Als Hitler die Partei bespitzeln sollte, referierte man über das Thema: „Wie und mit welchen Mitteln beseitigt man den Kapitalismus?“ Prompt ging der V-Mann aus der Deckung und gab im Foyer sein frisch angelerntes Wissen über die „Brechung der jüdischen Zinsknechtschaft“ zum Besten. Bereits eine Woche nach diesem Besuch wurde Hitler Mitglied der DAP und – wegen „seiner großen Gosch’n46“ – auch 1920 ihr „Werbeobmann“. Er war damit für die Organisation sämtlicher Veranstaltungen und für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Von Anbeginn an ließ Hitler keinen Zweifel daran, dass ihm an einem demokratischen Weg durch die Instanzen nicht gelegen war. Unverhohlen verlangte er ein Parteiführer mit diktatorischen Befugnissen zu sein.
Es sollte keine zwei Jahre dauern, bis Hitler die Partei vollkommen auf sich eingeschworen hatte. Hier, im Kleinen, ließ er sich bald auch als „Führer“ huldigen47.