Читать книгу Adolf Hitler mit Hörbuch - Clemens von Lengsfeld - Страница 18
ОглавлениеKapitel 14
Heulclown
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Dass man Hitler als einen führenden Kopf einer Partei duldete, die sich das reine Ariertum auf die Fahnen geschrieben hatte, mag im Nachhinein erstaunen. Auch seine Zeitgenossen beschäftigte diese Tatsache, denn im inneren Zirkel tratschte man gerne über die zweifelhafte Abstammung Adolf Hitlers. Er, der Judenhasser, solle selbst jüdische Wurzeln haben oder gar das Kind einer inzestuösen Beziehung sein. Adolf Hitler focht dies nicht an. Auch seine Diffamierung als „Heulclown“49 konnte ihn nicht irritieren. Ein Satz seines Weggefährten Hermann Göring wurde immer wieder gerne kolportiert: „Der Hitler muß her und weinen.“50 Was dieser sicher durchaus wohlwollend gemeint hatte. Der schneidige Fliegeroffizier und Träger des bedeutenden Ordens Pour–le–mérite hatte Hitler auf einigen Parteiveranstaltungen der NSDAP gesehen, bevor er ihn im Oktober 1922 um eine Unterredung bat. Er muss ihn so von sich überzeugt haben, dass Hitler ihn schon einige Wochen später, im Dezember 1922, zum Führer der SA ernannte. Ein parteiinterner Rivale, Otto Strasser, äußerte sich dagegen in gar nicht anerkennender Absicht: „Hitler heulte vorsätzlich und mit Übermaß.“51 Und Carl Zuckmayer nannte ihn gar einen „heulenden Derwisch“52. Dass der so Beschriebene menschliche Gefühle scheinbar per Knopfdruck an– und abstellen konnte, stellte sich bei Kundgebungen der Partei als sehr gewinnbringend heraus.
„Der Hitler muß her und weinen“. Hitler mit Taschentuch in Rednerpose. Fotopostkarte (Heinrich Hoffmann), vor August 1927. Aus einer Serie: “Adolf Hitler spricht, 6 photographische Momente (…) ".
Da Hitler darüber hinaus noch als begnadeter Redner galt, konnten ihm seine Widersacher nichts anhaben. Während draußen die Welt im Chaos von Hyperinflation, Arbeitslosigkeit, Hunger und Verelendung versank, vernahm man unter der Zirkuskuppel nur zu gerne das prophetisierende Gebell des kleinbürgerlichen Heilsbringers aus dem österreichischen Waldviertel. Mittlerweile strömten so viele Menschen zu den Veranstaltungen, dass man aus den Bierkellern in den größten Veranstaltungsort, den Zirkus Krone, umziehen musste. In dem mit 6000 Menschen vollbesetzten Zirkus genoss Hitler am 30. Oktober 1923 den stürmischen Beifall, bis dieser endlich in „weihevoller Stille verebbte“, wie er später schrieb.