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ОглавлениеKapitel 5
Siegesglorie und Katastrophe
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An einem warmen sonnigen Junitag, man schrieb den 28. des Jahres 1914, ereignete sich in der Balkanstadt Sarajevo ein Mord. Die Opfer waren hochgestellte Persönlichkeiten, ihres Zeichens österreichischer Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie von Chotek, Herzogin von Hohenberg. Diese Bluttat zog weitere Bluttaten nach sich und galt als Auslöser des Ersten Weltkriegs. Es würde zu weit führen, alle politischen Ereignisse im Einzelnen zu erwähnen. Geschehnisse, die von Eigenmächtigkeiten und Fehleinschätzungen geprägt und von dem schicksalhaften Zusammentreffen verschiedenster Interessen beeinflusst waren; befeuert vom brennenden Ehrgeiz der militärischen Eliten und getragen von naiver Begeisterung der Bevölkerung.
Das bereits von dem eisernen Reichskanzler Otto von Bismarck geschmiedete Bündnis zwischen den Kaiserreichen von Österreich und Deutschland musste sich nun in der bevorstehenden kriegerischen Auseinandersetzung bewähren. Der deutsche Kaiser Wilhelm II versicherte seinem „treuen Freund und lieben Vetter“ in Österreich, Franz Joseph I, seine Loyalität in seiner berühmt gewordenen Ansprache auf dem Balkon des Berliner Stadtschlosses: „Kommt es zum Kampf, so hören alle Parteien auf! [...] Ich kenne keine Parteien und auch keine Konfessionen mehr; wir sind heute alle deutsche Brüder und nur noch deutsche Brüder. Will unser Nachbar es nicht anders, gönnt er uns den Frieden nicht, so hoffe Ich zu Gott, dass unser gutes deutsches Schwert siegreich aus diesem schweren Kampfe hervorgeht.“21
Doppelbildnis Kaiser Wilhelm II. und Kaiser Franz Joseph I. von Österreich.
Längst lief die Produktion in den deutschen Waffenschmieden auf Hochtouren. Die führenden Köpfe der deutschen Schwerindustrie, Krupp und Thyssen, sahen dadurch ihre Hoffnung erfüllt, mit ihren kostspieligen Investitionen in hochtechnisierte Massenvernichtungswaffen endlich auch Gewinne zu erzielen. Doch davon ahnten die jungen Männer im feldgrauen Rock nichts, als sie in einer endlosen Kolonne durch das Brandenburger Tor in Berlin marschierten. Auch nicht die Frauen und Kinder, die die Straßen säumten und den Vorbeiziehenden Sträußchen zusteckten und ihnen zujubelten. Solche Szenen ereigneten sich überall im deutschen Reich und in Österreich. Die Soldaten schauten dabei ernst und voller Zuversicht in die Masse der Umstehenden, erfüllt von ihrer Bedeutung und der diffusen Erwartung dessen, was sie nicht kannten, was man ihnen aber als etwas verheißen hatte, das sie gleich einem Stahlbad zu einem Manne schmieden würde. Sie bestiegen Güterwaggons mit der Inschrift „Zum Frühstück in Paris“ und fuhren hinaus in eine ungewisse Zukunft.
August 1914 in Berlin: Ein Truppentransport mit fröhlich winkenden Soldaten kurz vor der Abreise an die Front.
Sie waren dem Ruf ihres Kaisers gefolgt, der in den Extraausgaben aller großen Zeitungen am 7. August 1914 veröffentlicht worden war. In riesigen Lettern stand da: „An das deutsche Volk!“ Auch als Radioansprache wurden die Worte übertragen:
„So muss das Schwert nun entscheiden. Mitten im Frieden überfällt uns der Feind. Darum auf zu den Waffen! Jedes Schwanken, jedes Zögern wäre Verrat am Vaterlande! Um Sein oder Nichtsein unseres Reiches handelt es sich, das unsere Väter neu sich gründeten, um Sein oder Nichtsein deutscher Macht und deutschen Wesens. Wir werden uns wehren bis zum letzten Hauch von Mann und Roß.“22
Deutsche und Franzosen, die Erz- und Erbfeinde, standen sich nun gegenüber, angefüllt mit einem ungewissen Hass und einem glühenden Furor, der sich in einer lang zurückgehaltenen Explosion entlud. Sie stürmten und stachen mit ihren Bajonetten aufeinander ein und wussten eigentlich während der ganzen Zeit nicht warum und wie alles angefangen hatte...
Deutsche Soldaten und Maultier mit Gasmasken während des 1. Weltkriegs 1917 an der Westfront.
Aber auch an anderen Fronten wurde erbittert gekämpft. Die Bündnispartner Deutschland und Österreich waren am Ende von allen Seiten umstellt.